Gute Fahrt
· 24.09.2025
Der VW T7 Multivan feiert in diesem Jahr seinen 75. Geburtstag – gemeinsam mit Stevie Wonder und Thomas Gottschalk. Doch während die beiden Prominenten ihrem Alter entsprechend in Würde altern, präsentiert sich der Bulli in seiner siebten Generation frischer denn je. Besonders interessant ist dabei die Kombination aus Plug-in-Hybridantrieb und Allradtechnik, die den praktischen Familienbus in die moderne Zeit katapultiert. der Haube arbeitet ein 1,5-Liter-Vierzylinder-Turbobenziner zusammen mit einer Elektromaschine. Das Duo bringt es auf eine Systemleistung von 180 kW (245 PS) und ein maximales Drehmoment von 350 Nm. Die Kraftübertragung erfolgt über ein Sechsgang-DSG an alle vier Räder. Diese Kombination ermöglicht dem 2,5-Tonnen-Koloss eine durchaus respektable Fahrleistung: In 8,9 Sekunden beschleunigt der Multivan aus dem Stand auf 100 km/h, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 200 km/h.
Besonders beeindruckend ist die elektrische Reichweite. Mit vollem 19,7-kWh-Akku (Nettokapazität) kommt der Multivan bis zu 92 Kilometer weit, ohne dass der Verbrenner anspringen muss. Im rein elektrischen Modus sind Geschwindigkeiten bis 130 km/h möglich. Ist der Akku leer, steigt der Verbrauch auf 8,2 Liter pro 100 Kilometer. Im Testbetrieb mit regelmäßigem Laden wurden 4,9 Liter Benzin plus 9,7 kWh Strom pro 100 Kilometer ermittelt – ein durchaus akzeptabler Wert für ein Fahrzeug dieser Größe und dieses Gewichts.
Die Rekuperation lässt sich über Schaltwippen am Lenkrad in verschiedenen Stufen einstellen und arbeitet bis zum Stillstand – ein Feature, das besonders im Stop-and-Go-Verkehr für Komfort sorgt und gleichzeitig die Effizienz steigert. Mit vollem 45-Liter-Tank und geladener Batterie ergibt sich eine Gesamtreichweite von 640 Kilometern, was auch längere Urlaubsfahrten ohne häufige Tankstopps ermöglicht.
Der eigentliche Star des T7 Multivan ist sein durchdachtes Raumkonzept. Mit einer Länge von 5,17 Metern (in der getesteten Langversion) bietet er enorm viel Platz für Passagiere und Gepäck. Der Zugang zum Fond erfolgt über zwei große Schiebetüren, die in der Edition-Ausstattung serienmäßig mit Zuziehhilfen ausgestattet sind. Gegen Aufpreis sind auch elektrisch betätigte Türen erhältlich (1.345 Euro).
Die Sitze in der zweiten und dritten Reihe lassen sich auf Schienen im Boden flexibel verschieben oder komplett ausbauen. So entstehen bei Bedarf bis zu vier Kubikmeter Laderaum – genug für sperrige Transportaufgaben oder einen improvisierten Schlafplatz. Für Letzteres bietet Volkswagen auch ein optionales Klappbett ab 2.927 Euro an. Besonders praktisch ist die Vis-à-vis-Funktion, die im 6-Sitzer-Paket für 898 Euro erhältlich ist. Hierbei können die Sitze um 180 Grad gedreht werden, was den Multivan in einen mobilen Besprechungsraum oder eine gemütliche Picknick-Lounge verwandelt.
Die verschiebbare Mittelkonsole (762 Euro) lässt sich auf Arbeitshöhe bringen und bietet an den Seiten zwei kleine Klapptische. Allerdings zeigt sich hier auch eine der wenigen Schwächen im Konzept: Trotz verlängerter Bodenschienen (124 Euro) sind diese Tische in der ersten Sitzreihe kaum nutzbar – sie sind schlicht zu schmal dimensioniert.
Während der Fond mit durchdachter Variabilität punktet, müssen die Fahrer einige Kompromisse eingehen. Der Einstieg erfordert mit fast 90 Zentimetern Höhe einen deutlichen Aufstieg statt eines bequemen Einsteigens. Zudem bieten die Vordersitze nur durchschnittlichen Komfort – ihnen fehlt sowohl das Format als auch eine ausreichend haltgebende Polsterung für längere Fahrten.
In Sachen Infotainment und Konnektivität hat der T7 Multivan nichts mehr mit einem klassischen Nutzfahrzeug gemein. Das digitale Cockpit präsentiert sich flexibel und lässt sich von der großen Navigationskarte bis zu klassischen Rundinstrumenten individuell konfigurieren. Die Sprachbedienung reagiert zuverlässig auf Kommandos wie "Mir ist kalt" oder "Mir ist warm" und passt die Klimatisierung entsprechend an. Auch Radiosender, Routen und andere Funktionen lassen sich per Sprachbefehl steuern.
Smartphones werden kabellos eingebunden, was den Alltag erleichtert. Einziger Kritikpunkt am Bediensystem sind die nicht optimal reagierenden Slider am Touchscreen, die besonders während der Fahrt eine präzise Bedienung erschweren.
Trotz seiner imposanten Abmessungen fährt sich der Multivan erstaunlich handlich. Die hohe Sitzposition vermittelt zwar ein Lkw-Gefühl, doch der Bus wirkt in der Praxis deutlich weniger sperrig als erwartet. Das Fahrwerk ist straff abgestimmt, was dem hohen zulässigen Gesamtgewicht von drei Tonnen geschuldet ist. Bei geringer Beladung kann dies allerdings zu einer etwas herben Federung führen.
Insgesamt zeigt sich der T7 aber souverän und sattelfest. Selbst in Kurven hält sich das Wanken und Wiegen in Grenzen, was auch den Passagieren in der letzten Reihe einen guten Reisekomfort beschert. Die zahlreichen Assistenzsysteme unterstützen den Fahrer dabei zuverlässig. Der Spurhalteassistent findet ohne nerviges Pendeln die Fahrbahnmitte und peilt nur gelegentlich Kurven etwas zu weit außen an. Der Abstandstempomat arbeitet vorausschauend und natürlich.
Der Antrieb überzeugt mit seiner Souveränität. Das Duo aus Vierzylinder und Elektromotor schiebt den schweren Bus entschlossen bis zur Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h an. Bei Kickdown oder leerem Akku wird der Benziner allerdings deutlich hörbar und wirkt angestrengt. Bei längerem Vollgasbetrieb lässt die Beschleunigung in den oberen Geschwindigkeitsbereichen spürbar nach.
Mit einem Grundpreis von 78.576 Euro für die getestete Edition-Ausstattung in der langen Version ist der T7 Multivan eHybrid 4Motion allerdings kein Schnäppchen. Dafür erhält der Käufer jedoch ein äußerst vielseitiges Fahrzeug, das sowohl als Familienbus, mobiles Büro als auch als Freizeitfahrzeug überzeugen kann – und das mit der Sicherheit des Allradantriebs sowie der Effizienz des Plug-in-Hybridsystems.