Heiko P. Wacker
· 03.06.2023
Klar und hell, puristisch eben: Das Design des coolen Modells aus dem Hause Custom-Bus besticht mit hellem Holz und schlankem Möbelbau. Denn das, was sich an der Fahrerseite so ab der B-Säule abspielt, das ragt nur 15 Zentimeter in den Wohnraum hinein. Nicht einmal Griffe stören hier, der Korpus gibt sich schnörkellos und klar. Auch der Kleiderschrank im Heck mag es zurückhaltend und dezent. Und doch verbirgt sich hinter der smarten Flanke das volle Campingornat, verwandeln sich die Schrankabdeckungen doch mit einem Handgriff in eine Arbeitsfläche, die auch dem Gaskartuschenkocher einen sicheren Stand erlaubt.
Selbst an eine Spüle wurde gedacht, zwei jeweils 13 Liter fassende Kanister bevorraten das Frischwasser. Wem das nicht reicht, dem sei hiermit mitgeteilt: Ein Frischwassertank mit 45 Litern lässt sich zubuchen, die Unterflurkonstruktion wird per Einfüllstutzen beschickt. Erweiterbar ist dieses Reservoir auf 90 Liter, für einen Bulli durchaus bemerkenswert. Das Grauwasser indes, das will per Eimer unterm Auto gesammelt werden. Und wo wir schon in sanitären Welten schwelgen: Eine Außendusche im Heck ist ebenso möglich wie ein Warmwasserdepot mit 15 Litern, beheizbar über die Motorwärme. Selbst eine Trockenoder Wassertoilette sind in der Optionsliste geführt. Doch zurück zum Möbelbau, der mit pfiffigen Features punktet. So gefällt der Kleiderschrank im Heck links nicht nur mit seiner dezenten Optik, sondern auch wegen der für optische Tiefe sorgenden Lichtinstallation, die auch als angenehme Helligkeitsquelle zu später Stunde dienlich sein mag. Gefertigt sind die schicken Möbel aus beschichtetem Pappelsperrholz, Custom-Bus hat verschiedene Versionen und alternativ auch Echtholzfurniere am Start. Zudem hat der Kunde die Wahl zwischen drei verschiedenen Bodenbelägen. Sicherlich die robusteste Variante ist der Gummiboden, die PVC-Auslegeware kann man in unserem Foto- modell beäugen. Als dritte Version sind Schiffsdielen erhältlich, damit schaut der Innenausbau noch einmal fescher aus.
Schön sind dann hoffentlich auch die Nächte, was uns zu(m) Bett bringt, und zum großen Vorteil des smarten Möbelbaus, der eine Dreiersitzbank erlaubt. Das Bett ist eine Eigenkonstruktion, die in der Nacht ohne einen zusätzlichen Topper auskommt: 85 Millimeter Kaltschaum werden mit einer 15 Millimeter dicken Gel-Auflage versehen. Will man die Schlafstatt bereiten, dann nimmt man zunächst die Kopfstützen heraus, die wandern am besten in die Staukästen unter der Sitzfläche. Nun wird die Konstruktion entriegelt, auf dass die Sitzfläche nach vorne weggezogen werden kann, das Bett schwebt nun frei im Raum. Man kommt also auch nachts an die hölzernen Boxen.
Will man das Bett zurückflippen, dann hebt man die Sitzfläche hoch, drückt diese vorne runter und somit die Lehne wieder in die Fahrposition. Und bei Bedarf kann man die Bank auch komplett ausbauen. Hierfür braucht es aber einen Helfer, die Konstruktion ist recht massiv geraten. Dafür passt nun der halbe Umzug in den Bus, und schlafen kann man ja oben im Aufstelldach. Custom- Bus bezieht dieses von SCA, auf dem kurzen Radstand wird Modell 194 verbaut. Das obere Bett hat eine 40 Millimeter messende Kaltschaummatratze, die auf Froli- Elementen gebettet ist. Das luftige Dormitorium bietet eine Liegefläche von 1,9 mal 1,1 Metern.
Gefertigt wird der Purist auf Basis eines voll verglasten Kombis. Und wo wir schon vom Glase reden: Als besonderes Highlight bietet Custom-Bus seit Kurzem ein selbst konstruiertes Echtglas-Ausstellfenster, verbaut wird es ausschließlich in den Modellen aus Langenhagen. Dabei fügt sich das Fenster plan in die Flanke des Bulli ein. Nichts stört die schwarze Glasfläche, die sich von der B-Säule nach hinten zieht, hier trägt keine Acrylkonstruktion auf. Die Lösung ist sowohl optisch wie auch technisch äußerst gelungen: So bietet das feine Feature eine Regenstellung, bei der die Fensterfläche an der oberen Dichtung anliegt, man kann also auch bei Niederschlag lüften. Öffnet man das Fenster ganz, dann schwingt es derart weit nach oben, dass man ohne Gefahr darunter durchgehen kann. Auf dem Campingplatz, wenn die Fahrzeuge etwas enger stehen, ist das ein Segen, hier ragt keine gefährliche Kante auf Augenhöhe in die Landschaft. Der Purist hat das Fenster serienmäßig auf der linken Seite: Wer auch eins in der Schiebetür haben möchte, der findet den entsprechenden Posten in der Optionsliste. Doch nicht nur das Fenster ist eine Eigenkreation, auch die schicken Bezüge der Möbel werden im eigenen Hause genäht, wobei in Langenhagen rund 80 bis 100 Reisemobile im Jahr entstehen. Jedes einzelne bekommt eine Plakette mit der Seriennummer: Im Purist wird die Plakette gelasert, die Modelle „Holzklasse“ und „Streifenwagen“ bekommen Plaketten, die rustikal mit Schlagzahlen markiert werden. Dem Purist ist das einerlei, er setzt lieber seine ganz eigenen Akzente. Denn mit seinem smarten Möbelbau und dem enormen Platzangebot kann er sowohl den Fernwehsüchtigen mimen wie auch den Alltagshelden spielen. So gestaltet man Camper fürs pure Leben!
Test kompakt:
Viel Platz auf kleinem Raum, und doch alles an Bord: Der Purist zeigt, wie schmal Möbel bauen können. Die feine Dreiersitzbank rundet den Camper bestens ab, in Kombination mit der optionalen Mittelbank wird der Custom-Bus gar zum Achtsitzer. Alternativ bleiben beide Bänke zu Hause – nun passt gerne auch mal ein Motorrad in die Hütte. Schlafen kann man ja immer noch im oberen Gemach. Das pure Leben kann so vielfältig sein!