VW ID. GTI Concept - Intelligenz statt Einspritzung

Florian Neher

 · 05.10.2023

VW ID. GTI Concept - Intelligenz statt EinspritzungFoto: Volkswagen
Die Pressemappe zum VW ID. GTI Concept lässt aufhorchen: „Das Kürzel I für Injection in der Bezeichnung GTI steht heute für Intelligence“. Lässt der kompakte E-Sportler also die Verbrenner-GTI dumm dastehen?
Design? Hat er! Langer Radstand, 20-Zöller, knackiger Dachspoiler – an der Optik gibt´s nichts auszusetzen
Foto: Volkswagen

Auf der IAA Mobility in München hat Volkswagen einigermaßen überraschend einen völlig neuen GTI aus dem Hut gezaubert: den ID. GTI Concept. Jawoll, Sie haben es ganz richtig erkannt, es handelt sich mitnichten um einen Verbrenner, sondern um einen sportlichen Stromer auf Basis des im vergangenen Frühjahr präsentierten ID. 2all, der Studie zum kommenden Elektro-Kleinwagen ID.2. Das „I“ im GTI-Kürzel steht laut VW nicht für „Injection“, sondern für „Intelligence“, davon abgesehen beschwört Volkswagen aber die DNA und die Aufbruchstimmung des ersten Golf GTI von 1976.

Es gibt auch tatsächlich etwas, das den klassischen Golf GTI mit dem ID. GTI Concept verbindet: der Frontantrieb. Denn anders als ID.3/ID.4/ID.5 basiert der künftige ID.2 auf der neuen „MEB Entry“-Klein-wagenplattform, die sich generell auf einen E-Motor an der Vorderachse beschränkt. Was den Vorteil bietet, dass im Heck Platz ist für einen sehr tiefen Kofferraum mit für diese Klasse enormen 490 bis 1.330 Litern Volumen.

Breiter und höher als ein Golf 8

Mit 4,10 m Länge, 1,84 m Breite und 1,50 m Höhe stellt der ID. GTI Concept den Golf I GTI in allen Dimensionen buchstäblich in den Schatten, während er zum aktuellen Golf GTI bei vergleichbarem Radstand (2,60 m) nur hinsichtlich der Länge einen Respektabstand von 18 Zentimetern einhält – um ihn in Höhe und Breite um vier respektive fünf Zentimeter zu übertrumpfen. Angesichts dieser erwachsenen Maße passt dann auch die satte Serienbereifung der Dimension 245/35 R20 gut ins Bild. Damit die Reifen trotz des hohen Drehmoments bestmöglichen Grip haben, kommt in der Studie eine Sperre zum Einsatz, die vom Fahrdynamikmanager elektronisch geregelt wird. Per „GTI-Erlebnisschalter“ lassen sich zudem Antrieb, Fahrwerk, Lenkung, Sound und selbst die simulierten Schaltpunkte im Stile eines alten Verbrenner-GTI abstimmen. So soll sich am Steuer das Feeling etwa des Golf GTI I von 1976 oder des Golf GTI II 16V des Jahres 1986 nachempfinden lassen. Lackiert sind die beiden aufgebauten Prototypen des ID. GTI Concept übrigens in „Diamantsilber Metallic“ und „Marsrot“, beides Farbtöne der ersten Golf GTI Generation.

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Kräftig ausgeformter Heckdiffusor
Foto: Volkswagen

An weiteren GTI-Insignien mangelt es der Studie nicht: Vorne etwa die rote Einfassung des in diesem Fall nahezu geschlossenen Kühlergrills. In der Frontpartie des ID. GTI Concept spannt sie sich unterhalb der IQ.Light-LED-Matrixscheinwerfer, rechts ist in roten Lettern der GTI-Schriftzug in die Linie integriert. Die Scheinwerfer selbst werden von einer LED-Querspange verbunden, auch das VW-Logo wird weiß illuminiert. An der Front fällt ferner der schwarze Frontsplitter auf, der nach oben in den Lufteinlass mit der GTI-typischen Wabenstruktur übergeht. Im äußeren Bereich des Gitters gibt es zwei rote Schleppösen, die an den Motorsport erinnern sollen. Seitlich daneben haben die Designer in die schwarz eingefassten Air Curtains des Frontstoßfängers jeweils ein vertikal angeordnetes LED-Tagfahrlicht eingearbeitet. Die Air Curtains leiten den Fahrtwind in die Radkästen und dann gezielt nach außen, um die Aerodynamik zu perfektionieren und die Bremsen zu kühlen.

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Breites Grinsen mit durchgehendem LED-Leuchtenband. Zusätzlich gibt es senkrechte LED-Tagfahrleuchten im Stoßfänger. Auch das VW-Signet wird weiß illuminiert
Foto: Volkswagen

Ein weiteres GTI-Merkmal sind die ausgestellten Radhausverbreiterungen in mattem Schwarz, dazu passend kommen am Heck ein schwarzer Diffusor sowie ein schwarzer Dachkantenspoiler zum Einsatz, der seitlich in ebenfalls schwarze Luftleitelemente übergeht. Unter dem Spoiler spannt sich quer über die gesamte Fahrzeugbreite als drittes Bremslicht ein schmaler LED-Streifen. Während die Studie ID. 2all mit einer in Rot gehaltenen LED-Rückleuchten-Querspange ausgestattet ist, wurde dieses Element beim GTI dunkel getönt. Nur die Rahmen der jeweils zwei links und rechts angeordneten 3D-Rückleuchten und das VW-Emblem leuchten hellrot.

Auch innen viele GTI-Anleihen

Das Dreispeichenlenkrad des ID. GTI Concept ist mit einem etwas tieferliegenden Airbag ausgestattet, der die optische Brücke zum Pralltopf des Golf I GTI herstellt. Die illuminierte 12-Uhr-Markierung ist Motorsport-Folklore, in den zwei horizontalen Speichen des Multifunktionslenkrades befinden sich jeweils eine griffige Drehwalze und zwei Tasten. Damit steuert der Fahrer unter anderem die individuell konfigurierbaren digitalen Instrumente, das Augmented-Reality-Head-up-Display sowie Funktionen wie die Lautstärke. Da die Fahrtrichtung im Stile des ID.7 über einen Lenksäulenhebel bestimmt wird, haben die Interieur-Designer das Golfball-Design des ersten GTI-Schaltknaufs auf den „GTI-Erlebnisschalter“ in der Mittelkonsole übertragen, der neben den verschiedenen Fahrmodi auch die individuellen Looks der Instrumente verwaltet. Im Vintage-Modus verwandelt sich das 10,9-Zoll-Digital-Cockpit vor dem Fahrer zum Beispiel in die Instrumente eines Golf GTI I der zweiten Serie, wie sie auch im legendären „Pirelli-GTI“ zum Einsatz kamen. Auch die Sportsitze machen auf Vintage, indem sie das klassische GTI-Karomuster neu interpretieren. Wie der ID.2 ist auch der ID. GTI als viertüriger Fünfsitzer mit einer im Verhältnis 60:40 teilbaren Rückbank ausgelegt, der unter dem doppelten Ladeboden noch reichlich Raum etwa für Getränkekisten bietet. Ein weiteres Staufach mit 50 Litern Volumen gibt es unter der mit einem Griff hochklappbaren Rücksitzbank – es wurde speziell für das Ladekabel und Utensilien wie Verbandtasche, Warnwesten und das Tire-Mobility-Set konzipiert. Darüber hinaus ist in diesem abschließbaren (Tresor-) Fach ausreichend Raum für größere Geräte wie Laptops und Tablets, die dort auch geladen werden können. Die Serienproduktion des Elektro-GTI ist beschlossen, Marktstart ist spätestens 2027. Er hat also noch etwas Zeit, bis er am durch und durch ausgereiften Verbrenner-GTI gemessen wird. Sei es auf der Straße oder der Rennstrecke ...

Der rote Streifen im angedeuteten Kühlergrill ist seit dem seligen Golf I GTI Pflicht
Foto: Volkswagen