VW ID.3 bietet Leistung auf Abruf

Gute Fahrt

 · 20.08.2025

Vordere Reihe v.l.n.r.: ID.3, ID.4, ID.7, ID.5 GTX, ID.5Hintere Reihe v.l.n.r.: ID.4 GTX, ID.7 Tourer, ID. BUZZ
Foto: Volkswagen AG
Volkswagen führt beim ID.3 ein neuartiges Geschäftsmodell ein: Käufer können die volle Motorleistung von 170 kW statt der serienmäßigen 150 kW gegen monatliche Zahlung oder Einmalzahlung freischalten. Das "Power-on-Demand"-Modell ist Teil einer größeren Strategie für digitale Zusatzdienste.

Digitale Revolution im Automobilbereich

Volkswagen beschreitet mit seinem neuen "Power-on-Demand"-Angebot für den ID.3 einen Weg, der die Automobilbranche grundlegend verändern könnte. Seit Mai 2024 bietet der Wolfsburger Konzern in Europa die Möglichkeit, die Leistung des elektrischen Kompaktwagens ID.3 Pro nachträglich zu steigern (Quelle1). Was zunächst in Großbritannien getestet wurde, ist nun flächendeckend verfügbar und sorgte zuletzt im August 2025 wieder für mediale Aufmerksamkeit.

Das Prinzip ist einfach: Der ID.3 Pro wird serienmäßig mit 150 kW (204 PS) ausgeliefert, obwohl die Hardware technisch bereits 170 kW (231 PS) leisten könnte. Diese zusätzlichen 20 kW oder 27 PS bleiben jedoch per Software-Sperre deaktiviert, bis der Kunde sich für eine der drei Zahlungsoptionen entscheidet. Für monatlich 18,90 Euro, jährlich 189 Euro oder einmalig 629 Euro lässt sich die volle Leistung freischalten (Quelle1). Interessanterweise ist im Fahrzeugschein bereits die maximale Leistung von 170 kW vermerkt, auch wenn das Upgrade noch nicht aktiviert wurde.

Mit der Leistungssteigerung verbessert sich laut Volkswagen die Beschleunigung auf 100 km/h auf 6,6 Sekunden. Auch das maximale Drehmoment steigt von 265 auf 310 Newtonmeter (Quelle4). Die Höchstgeschwindigkeit bleibt jedoch in allen Varianten bei 160 km/h begrenzt. Besonders bemerkenswert: Reichweite und Verbrauch sollen durch die Leistungssteigerung nicht beeinträchtigt werden. Der ID.3 Pro behält seine WLTP-Reichweite von 434 Kilometern, während der Pro S mit größerer 79-kWh-Batterie weiterhin auf 568 Kilometer kommt.

Bewertung

Technische Voraussetzung für die Nutzung des Power-Upgrades sind ein Volkswagen-ID-Benutzerkonto, ein aktiver VW-Connect-Vertrag sowie die Softwareversion 3.2.1, die ab Modelljahr 2025 serienmäßig installiert ist. Besitzer älterer Fahrzeuge können das erforderliche Update kostenlos in der Werkstatt erhalten, um ebenfalls von dem Angebot Gebrauch machen zu können.

Vom Kaufmodell zum digitalen Geschäftsmodell

Was Netflix und andere Streaming-Dienste im Unterhaltungsbereich etabliert haben, findet nun seinen Weg in die Automobilindustrie: das Abo-Modell. Volkswagen sieht in der "Power-on-Demand"-Option einen wichtigen Baustein für seine digitalen Geschäftsmodelle der Zukunft (Quelle1). Der Konzern steht dabei nicht allein – andere Hersteller wie BMW und Tesla bieten bereits seit längerem Abonnements für bestimmte Software-Features an, beispielsweise für Sitzheizung oder Navigationssysteme. Die Freischaltung von Motorleistung gegen regelmäßige Zahlungen stellt jedoch eine neue Dimension dar (Quelle4).

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Volkswagen verteidigt das Vorgehen mit dem Argument, dass unterschiedliche Leistungsstufen bei Verbrennungsmotoren seit jeher üblich seien. „Mehr Leistung anzubieten ist nichts Neues", heißt es in einer Stellungnahme des Unternehmens. „Kunden haben nun die Möglichkeit, auch während der Fahrzeugnutzung ein sportlicheres Fahrerlebnis zu wählen, anstatt sich von Anfang an für einen höheren Kaufpreis festlegen zu müssen" (Quelle4). Das Feedback der Kunden sei bislang positiv, wie ein VW-Sprecher gegenüber Fachmedien betonte. Viele Käufer schätzten die Möglichkeit, nachträglich Funktionen zu aktivieren, die sie beim Erwerb nicht bedacht oder benötigt haben.

Auch beim Wiederverkauf könne dies Vorteile bringen, da Gebrauchtwagenkäufer eventuell andere Wünsche hätten als der Erstbesitzer. Die Flexibilität, Fahrzeugfunktionen nach Bedarf zu- oder abzuschalten, könnte somit zum Verkaufsargument werden. Für Volkswagen und andere Hersteller eröffnet sich damit eine neue Einnahmequelle über den gesamten Lebenszyklus eines Fahrzeugs hinweg – ein wichtiger Aspekt angesichts des zunehmenden Preisdrucks im Elektroautomarkt, besonders durch chinesische Hersteller wie BYD (Quelle5).

Mehr als nur Motorleistung: Die digitale Zukunft des Automobils

Neben der Leistungssteigerung bietet Volkswagen beim ID.3 ab Modelljahr 2025 weitere sogenannte "Functions on Demand" an. Die Palette reicht von Navigation und Sprachassistent über Sitzheizung und Abstandstempomat bis hin zur Zwei-Zonen-Climatronic oder einer mehrfarbigen Ambientebeleuchtung (Quelle1). All diese Funktionen können flexibel monatlich, jährlich oder dauerhaft gebucht werden. Bestimmte Pakete wie das "Assistenzpaket IQ.Drive" oder der Light Assist bleiben jedoch anderen Modellen der ID-Reihe vorbehalten.

Diese Entwicklung wirft interessante Fragen zur Zukunft des Automobils auf. Werden Fahrzeuge künftig standardmäßig mit voller Hardware-Ausstattung produziert, während die tatsächliche Nutzung der Funktionen von digitalen Abonnements abhängt? Technisch versierte Nutzer könnten versucht sein, die Software-Sperren eigenmächtig zu umgehen – ein sogenannter "Jailbreak" des Fahrzeugs. Volkswagen hat sich bislang nicht zu möglichen Konsequenzen wie Garantieverlust oder rechtlichen Schritten geäußert (Quelle4).

Der Volkswagen-Konzern verkaufte im Jahr 2024 weltweit rund 744.800 Elektrofahrzeuge, was einem Rückgang von 3,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht (Quelle5). In diesem herausfordernden Marktumfeld, geprägt durch intensiven Wettbewerb und Preisdruck, könnten digitale Geschäftsmodelle wie "Power-on-Demand" zu einer wichtigen Erlösquelle werden. Sie ermöglichen es Herstellern, auch nach dem Verkauf des Fahrzeugs kontinuierliche Einnahmen zu generieren und gleichzeitig den Kunden mehr Flexibilität zu bieten.

Die Automobilindustrie befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel – nicht nur durch den Übergang zur Elektromobilität, sondern auch durch die zunehmende Digitalisierung und neue Geschäftsmodelle. Der ID.3 mit seinem "Power-on-Demand"-Angebot ist ein deutliches Zeichen für diese Transformation und könnte wegweisend für die gesamte Branche sein.


Im Überblick

  • Modell: Volkswagen ID.3 Pro
  • Standardleistung: 150 kW (204 PS)
  • Leistung mit Upgrade: 170 kW (231 PS)
  • Drehmoment Standard: 265 Nm
  • Drehmoment mit Upgrade: 310 Nm
  • Beschleunigung 0-100 km/h mit Upgrade: 6,6 Sekunden
  • Höchstgeschwindigkeit: 160 km/h
  • Reichweite ID.3 Pro (WLTP): 434 km
  • Reichweite ID.3 Pro S (WLTP): 568 km
  • Softwarevoraussetzung: Version 3.2.1
  • Monatliche Abo-Kosten: 18,90 Euro
  • Jährliche Abo-Kosten: 189 Euro
  • Einmalzahlung für dauerhafte Nutzung: 629 Euro

​​​​Gute Fahrt Video-Empfehlungen für den VW ID.3