Arne Olerth
· 12.08.2023
Teuerung, steigende Inflationsrate und Kaufkraftverlust – die aktuellen Nachrichtenmeldungen bereiten vielen Bürgern Sorge. Gerade jungen Familien schwindet dabei das Vertrauen, können sie sich ausgabenseitig oft doch kaum reduzieren. Der Kauf eines neuen Familienautos wirkt in diesem Umfeld wenig erheiternd. Doch keine Sorge, es gibt sie – die Preis/Leistungsschmeichler. Gerade der Caddy bietet seit jeher enorm viel Volkswagen fürs Geld. Langlebige Praktikabilität stehen genauso auf der Habenseite des Hochdachkombis wie ein opulentes Raumangebot. Seit der Einführung von Generation fünf 2020 verwöhnt er zudem mit einer komfortablen Hinterachse und – dank MQB evo-Basis – den Zugriff auf modernste Assistenten aus dem Volkswagen-Baukasten. In der Style-Ausstattung verdreht er als Edel-Caddy schon mal die Köpfe, erregt als Caddy „PanAmericana“ mit hemdsärmeliger SUV-Optik nicht weniger Aufmerksamkeit. Fairerweise sei erwähnt, dass die beiden schmucken Vertreter mit ein wenig Sonderaustattung hier und einem DSG-Getriebe da schnell die 40.000-Euro Marke reißen.
Doch der Caddy kann auch anders: Als Caddy Kombi lockt er Interessenten mit einem besonders günstigen Preis, ist schon für unter 30.000 Euro zu haben. Uns interessiert: Kann man damit glücklich werden oder kasteit die Basis-Linie das Caddy-Vergnügen?
Bei 29.250 Euro startet der Caddy Kombi, mit 114 PS-starkem Turbobenzinmotor 1.5 TSI. Der stellt mit seinen 220 Newtonmetern Drehmoment eine ausgesprochen harmonische Motorisierung dar (Test: GF 11/22). Noch souveräner und deutlich sparsamer freilich ist der Diesel, den Volkswagen auch für die Einstiegslinie anbietet. 280 Newtonmeter sorgen für einen spürbar elastischeren Antritt als beim TSI, seine 102 PS machen immer noch eine Höchstgeschwindigkeit von 175 Stundenkilometern möglich. Der TSI rennt sieben km/h schneller – vernachlässigbar. Dafür belastet der Selbstzünder das Konto zusätzlich mit 1.845 Euro, der Basispreis steigt auf 31.095 Euro. Wirklich rechnen tut sich der TDI daher insbesondere für Langstreckenfahrer.
Die aktuelle Generation des VW Caddy glänzt mit komfortablem Fahrverhalten, serviert eine Menge Fahrspaß – da macht auch der Caddy Kombi keine Ausnahme
Der 122-PS-TDI ist für den Caddy Kombi genauso tabu wie der DSG-Automatikkomfort, dafür steht der lange Radstand auch zur Wahl. Die Aufbaulänge wächst hier von 4,50 Meter auf 4,85 Meter, was gerade bei der innerstädtischen Parkplatzsuche einengend wirken kann. Dafür punktet der Maxi mit einem mehr als drei Kubikmeter großen Gepäckraumvolumen (3.105 Liter), das die 2.556 Liter des normalen Caddy noch einmal übertrumpft. Unsere Erfahrung zeigt aber, dass der Gepäckraum des kurzen Caddy vollkommen ausreichend dimensioniert ist. Wer freilich das optionale Siebensitzer-Paket (964 Euro) mit dritter Sitzreihe häufig nutzt, sollte über die 2.850 Euro Aufpreis für den Maxi nachdenken – dann können auch alle Passagiere ihr Reisegepäck mitnehmen.
Zum Test trat der Caddy Kombi mit kurzem Radstand und Dieselmotor an. Stahlfelgen mit Radzierblenden, fehlende Dachreling und unlackierte Schürzen stechen dem aufmerksamen Betrachter ins Auge. Doch hey: Erstens verzeihen diese kleine Rempler viel eher als die schick lackierten Schürzen und zweitens präsentiert sich der Hochdachkombi in der Ausstattungslinie „Caddy“ genau so. Alus, lackierte Schürzen und Dachreling gibt es in Serie erst ab der Linie „Life“ aufwärts. Markanter freilich ist das Fehlen der linken Schiebetür, ein Alleinstellungsmerkmal des Caddy Kombi. Doch glauben Sie uns: Selbst im harten Familienalltag stört ihr Fehlen nicht über die Maßen.
Wer glaubt, der Einstiegs-Caddy langweile seine Passagiere mit trüber Tristesse, der irrt: Das Interieur präsentiert sich freundlich eingerichtet, nackte Blechflächen sind keine zu sehen, die helle Farbgebung der oberen Verkleidung wirkt ausgesprochen freundlich. Aufwendige Texturen sorgen für eine wohnliche Atmosphäre, entpuppen sich erst beim Grifftest als harter Kunststoff. Das stört den Auftritt des Caddy keineswegs, passt vielmehr zu seinem Charme der Unverwüstbarkeit.
Die Vordersitze sind groß dimensioniert und langstreckentauglich straff gepolstert, echte Volkswagen-Fauteuils eben. Die fehlende Lendenwirbelstütze kann optional dazu gebucht werden (102 bzw. 202 Euro). Die analogen Anzeigen sind top skaliert und sehr gut ablesbar, mehr braucht man eigentlich nicht. Wer will, kann sich aber ein Digital-Cockpit ordern.
Serie hingegen ist das Multifunktionslenkrad mit leicht bedienbaren haptischen Tasten, das wahlweise auch in Leder gehüllt wird. Wir aber wollen den Endpreis niedrig halten, freuen uns über elektrisch verstellbare Spiegel, ihre Beheizung kostet extra. Die Stoffverkleidung der Armauflagen fehlt genauso wie Schminkspiegel (13 Euro extra).
Langstreckenfahrer werden die Mittelarmlehne vermissen, die auch gegen Aufpreis leider nicht lieferbar ist. Damit fehlen auch die mittleren Luftausströmer für die Fondpassagiere und die Möglichkeit, USB-C-Anschlüsse für die mobilen Devices von Klein-Clara und Bruder Emil zu ordern – in unseren Augen der wohl bedeutsamste Unterschied im Vergleich zum Caddy „Caddy“.
Lichte Weiten spannen sich im Fond des Caddy Kombi auf, untergliedert von einer Doppelsitzbank und einem Einzelsitz. Beide Möbel sind klapp-, wickel- und leicht herausnehmbar. Hier lässt der Kombi nichts anbrennen, serviert die bekannte Caddy-Variabilität. Und den anerkannt tollen Sitzkomfort. Dass das Gepäckraumrollo 98 Euro Aufpreis kostet, ist legitim, immerhin geht es um ein preisaggressiv geschnürtes Ausstattungspaket.
Das bietet Front- und Lane Assist in Serie, sogar der Abbiegeassistent ist mit an Bord. H7-Scheinwerfer und einfache Rückleuchten sind Standard, genauso wie Servotronic, Wärmeschutzverglasung, Klimaanlage, ein Touch-Radio mit DAB+ und Freisprecheinrichtung, Funk-Zentralverriegelung und USB-C-Schnittstellen vorne. Kurzum: eine praktikabel komponierte Ausstattung ohne Zipp und Zapp, dafür mit fast allem Notwendigen.
Der Caddy kann Unmengen an Ladegut transportieren. Oder die ganze Familie. Am liebsten aber beides gleichzeitig. In der 4,50-Meter-Klasse sind seine Kapazitäten einmalig
Was braucht man noch? Wir würden das Cool & Sound-Paket mit Automatik-Innenspiegel und 2-Zonen „Air Care Climatronic“ (387 Euro), die Spiegelheizung und das Gepäckraumrollo, App-Connect zur Spiegelung des Smartphone-Navis (196 Euro) und das Winterpaket „Basis“ (559 Euro) mit etwa Sitzheizung empfehlen. Wer sich mit Uni-Weiß, -Orange oder -Grau anfreunden kann, ist unterm Strich mit 32.925 Euro dabei. Das kesse Uni-Rot kostet schmale 167 Euro extra, Metallic- und Perleffekt-Lacke sind ebenfalls verfügbar.
Doch ganz ehrlich, wer damit liebäugelt, der sollte besser zum Caddy „Caddy“ greifen, der von Hause aus etwas schmucker ausgerüstet ist, unter anderem auch die zweite Schiebetür mitbringt und keinerlei Beschränkungen in Sachen Ausstattung auferlegt bekommen hat. Der Aufpreis fällt mit 667 Euro vergleichsweise fair aus. Der Kunde kann hier aus dem kompletten Motorenportfolio wählen, auch DSG, Mittelarmlehne und Panorama-Glasdach sind darstellbar.
Im Fahrbetrieb unterscheidet sich der Caddy Kombi kaum von seinen bisher getesteten Brüdern, er federt nur eine Spur samtener als gewohnt. Verantwortlich dafür sind die 16-Zoll-Räder (92 Euro), die eine Nummer kleiner ausfallen und damit mehr Komfort spendieren als die größeren Räder aller bisher getesteten Caddys. Die Lenkansprache passt, so dass die 16-Zöller eine klare Empfehlung erhalten. Erneut weiß die tolle Fahrwerksabstimmung mit neuer Hinterachse zu gefallen, die viel mehr Fahrkomfort bei gestiegener Agilität serviert.
In 12,7 Sekunden sprintet der Caddy auf Tempo 100, Respekt! Der TDI stand gut im Futter, weist das Datenblatt doch 13,5 Sekunden für den Standardsprint aus. Beeindruckend ist auch der hohe Geräuschkomfort an Bord – auch jenseits der 140 Stundenkilometer. Und der ungemein günstige Verbrauch: Gerade einmal 5,6 Liter ronnen im Test durch die Einspritzdüsen. Vorausschauend bewegt lassen sich auch Vierer-Schnitte erzielen. Neben all seinen praktischen Talenten entlastet der Caddy damit auch spürbar die Haushaltskasse. Und macht die aktuelle Nachrichtenlage so leichter erträglich.
Test kompakt
Der Caddy ist ein perfekter Allrounder mit opulentem Raumangebot, hohem Fahrkomfort und sparsamem Verbrauch – das kann er auch in der preisaggressiven Einstiegslinie „Kombi“ unter Beweis stellen. Volkswagen hat hier ein praxisgerechtes Ausstattungspaket geschnürt, das nur wenig Extras erfordert. Kaum teurer aber ist der Caddy „Caddy“, der mehr bietet und keine Beschränkungen bei der Wahl von Extras vorsieht.