VW Caddy eHybrid Flexible kombiniert Personen- und Lasttransport

Gute Fahrt

 · 25.11.2025

VW Caddy Flex
Foto: Volkswagen AG
Der VW Caddy eHybrid Flexible vereint Personen- und Gütertransport durch eine innovative Klappmechanik der Rücksitzbank. Mit 113 km elektrischer Reichweite kostet er ab 47.422 Euro.

Raumkonzept mit innovativer Klappmechanik

Der VW Caddy eHybrid Flexible setzt auf ein durchdachtes Raumkonzept, das Personen- und Gütertransport geschickt miteinander verbindet. Die ausgeklügelte Fondbank dient als zentrale Innovation des Fahrzeugs. Mit einem Handgriff klappt sie nach vorn und steht dann aufrecht zwischen Fahrern und Ladung. Diese beeindruckend einfache Mechanik ermöglicht es, den Fond wahlweise für Personen zu nutzen oder den Laderaum solide abzutrennen. Aufgrund dieser Flexibilität kann der Flexible auch als Lkw zugelassen werden, was gewerblichen Nutzern steuerliche Vorteile durch die 0,5-Prozent-Regelung verschafft.

Wie es sich für einen Kastenwagen gehört, geht es im Caddy angenehm luftig zu. Kopffreiheit ist überreichlich vorhanden, auch hinten sitzen Passagiere entspannt und können die Füße den Vordersitz schieben. Nur wenn der Fahrer seinen Sitz ganz nach hinten rückt, kann es um die Knie eng werden. Das maximale Ladevolumen liegt mit 2.556 Litern auf hohem Niveau, allerdings zeigen sich auch die Grenzen des Systems. Die hochgeklappte Bank dichtet nicht gegen Staub und Gerüche ab wie eine feste Trennwand. Bei Gebrauch als Sitzmöbel bietet sie zudem null Variabilität.

Durch die feste Bank-Barriere lassen sich lange Gegenstände nicht durchladen, was die praktische Nutzung einschränkt. Ziemlich ärgerlich erweist sich die miserable Rücksicht - die hinteren Kopfstützen stören massiv. Tröstlich: Statt verblechter Scheiben und asymmetrischer Hecktür mit sichtraubendem Mittelsteg gibt es ohne Aufpreis auch Glas und eine große Heckklappe. Reichlich hartes Einfach-Plastik und viel nacktes Blech outen den Flexible eindeutig als Nutzfahrzeug, die Ablagen ohne dämmende Einlagen sorgen für reichlich Radau.

Plug-in-Antrieb mit überzeugender Reichweite

Das Herzstück des Caddy eHybrid bildet die Kombination aus 1,5-Liter-Vierzylinder und Elektromotor. Die 110 kW (150 PS) Systemleistung machen den Kasten im Alltag ausreichend flott, auch beim Verbrauch gibt es wenig Grund zur Klage. Das Zusammenspiel zwischen TSI, E-Maschine und 6-Gang-DSG klappt unauffällig, auch wenn der Benziner obenraus schon mal dröhnig wird. Selbst ohne elektrische Unterstützung reichen 6,8 Liter auf 100 Kilometer.

Besonders überzeugt die elektrische Reichweite: Im Test war der 19,7-kWh-Akku erst nach 113 Kilometern leer - ein Wert, der gut fürs tägliche Pendeln oder um das Kleingewerbe in der Stadt laut- und emissionslos zu erledigen geeignet ist. An der heimischen Wallbox ist die Batterie mit elf kW in knapp 30 Minuten wieder gefüllt, am Schnelllader sind sogar bis zu 40 kW möglich. Diese Ladeleistung ermöglicht auch längere Strecken mit mehreren elektrischen Etappen.

Die Beschleunigungswerte fallen moderat aus: 10,3 Sekunden von null auf 100 km/h sind für einen Kastenwagen dieser Größe angemessen. Der Zwischenspurt von 60 auf 100 km/h gelingt in 5,8 Sekunden, von 80 auf 120 km/h vergehen 7,6 Sekunden. Mit 1.862 Kilogramm Leergewicht bringt der eHybrid ordentlich Masse auf die Waage, kann aber immerhin noch 563 Kilogramm zuladen. Der Testverbrauch von 4,1 Litern plus 7,8 kWh auf 100 Kilometer führt zu CO2-Emissionen von 97 Gramm pro Kilometer.

Fahrverhalten und Komfort

Beim Federungskomfort blitzt das Nutzfahrzeug-Gen durch. Weil immerhin 563 Kilogramm eingepackt werden dürfen, spricht der Caddy unbeladen recht barsch auf Kanten und Absätze an. Lange Wellen schluckt er dagegen souverän und ohne Nachschwingen. Die Abstimmung orientiert sich klar an der praktischen Nutzung mit Ladung, weniger am Komfort der Passagiere.

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Die Fahrdynamik bewegt sich passend zur Fahrzeugklasse im Handling eher brav als sportlich. Bremse und Lenkung erreichen Durchschnittsniveau, wobei die Bremsanlage mit 36,1 Metern aus 100 km/h im kalten Zustand ordentliche Werte liefert. Bei der Geräuschentwicklung zeigt sich der Nutzfahrzeug-Charakter: 59 dB(A) bei 50 km/h, 67 dB(A) bei 100 km/h und 71 dB(A) bei 130 km/h sind für diese Fahrzeugklasse akzeptabel, aber nicht luxuriös.

Die Bedienung folgt dem aktuellen VW-Schema mit haptisch fragwürdigen Slidern und Sensorflächen. Positiv fallen die gute Sprachassistenz "Hallo, Ida" für 274 Euro, die ordentlich funktionierende Sicherheits-Crew und das gute Multimedia-System auf. Das Navigationssystem arbeitet okay, zeigt aber keine freien Strecken an. Die Sitze erreichen Durchschnittsniveau, die Federung bleibt eher auf der straffen Seite. Bei der Ausstattung kostet einiges extra, was den ohnehin hohen Grundpreis weiter in die Höhe treibt.

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Wirtschaftlichkeit und Marktpositionierung

Als Plug-in kostet der Flexible mindestens 47.422 Euro - für einen Kastenwagen eine selbstbewusste Preisgestaltung. Gewerbetreibende können über die 0,5-Prozent-Regelung und Lkw-Zulassung sparen, bei der Steuer wäre allerdings der Diesel sinnvoller. Der hohe Fahrzeugpreis und mäßige Wiederverkaufswerte belasten die Kostenbilanz erheblich. So dürfte der Caddy eHybrid Flexible recht hohe Wertverluste einfahren.

Tröstlich: Die Wartung erfolgt nur alle zwei Jahre, und wie alle VW-Nutzfahrzeuge bietet auch der Caddy inzwischen fünf Jahre Garantie. Diese Serviceleistungen können die Gesamtkosten etwas abmildern. Ordentliches Multimedia kostet teils extra, das Navigationssystem zeigt zwar den Weg, aber keine freien Strecken an.

Die Positionierung zwischen Personentransporter und Nutzfahrzeug macht den Caddy zu einem Nischenfährzeug. Für Gewerbetreibende, die regelmäßig zwischen Personen- und Gütertransport wechseln müssen, bietet die Klappmechanik echten Mehrwert. Private Käufer dürften angesichts des hohen Preises und der Nutzfahrzeug-Atmosphäre eher zurückhaltend reagieren. Die elektrische Reichweite von 113 Kilometern macht den eHybrid für den städtischen Einsatz interessant, wo Emissionsvorschriften zunehmend strenger werden.


​Technische Daten im Überblick

  • Modell: VW Caddy Flexible eHybrid
  • Motor: 1,5-Liter-Vierzylinder TSI + E-Motor
  • Systemleistung: 110 kW (150 PS)
  • Getriebe: 6-Gang-DSG
  • Batteriekapazität: 19,7 kWh
  • Elektrische Reichweite: 113 km
  • Ladeleistung AC: 11 kW
  • Ladeleistung DC: 40 kW
  • Beschleunigung 0-100 km/h: 10,3 s
  • Leergewicht: 1.862 kg
  • Zuladung: 563 kg
  • Ladevolumen maximal: 2.556 Liter
  • Bremsweg aus 100 km/h: 36,1 m (kalt)
  • Testverbrauch: 4,1 l + 7,8 kWh/100 km
  • Grundpreis: 47.422 Euro

Stärken und Schwächen

  • Hohe elektrische Reichweite von 113 Kilometern im Test
  • Clevere Klappmechanik der Rücksitzbank als Trennwand
  • Großes Ladevolumen von 2.556 Litern
  • Schnellladefähigkeit mit bis zu 40 kW
  • Fünf Jahre Garantie wie alle VW-Nutzfahrzeuge

  • Hoher Grundpreis von 47.422 Euro für einen Kastenwagen
  • Reichlich hartes Plastik und nacktes Blech im Innenraum
  • Miserable Rücksicht durch störende hintere Kopfstützen
  • Fehlende Flexibilität beim Durchladen langer Gegenstände
  • Haptisch fragwürdige Slider und Sensorflächen bei der Bedienung

Gute Fahrt Video-Empfehlungen für den VW Caddy Flex