VW Alpincamper ID.BuzzFernweh-Buzz

Heiko P. Wacker

 · 02.07.2023

VW Alpincamper ID.Buzz: Fernweh-BuzzFoto: Dirk Vincken
Auf der CMT standen schon ein paar VW ID. Buzz. Doch keiner war so sehr Reisemobil wie die Kreation von Alpincamper. Wir durften uns den Prototypen ausleihen ...

Ein Bulli ist immer ein Fotomotiv, basta! Das weiß man auch in der Branche, und so tauchten auf der Stuttgarter CMT erste ID. Buzz auf, als Zugfahrzeug für einen Caravan, wahlweise auch schick foliert und mit Dachzelt. Und dann schlendert der geneigte Autor mal eben zu den netten Leuten aus Lenggries – und steht vor dem ersten „richtigen“ Buzz-Camper. Klar, dass wir den unbedingt für eine kleine Runde zu entführen gedachten, sobald das Wetter einigermaßen passt.

Der erste Buzz mit Deckel

„Gepasst hat natürlich auch das Timing“, meint Benni Reich mit leichtem Lächeln. Denn nicht nur er gab seinen Winterurlaub drein, um den kurz vor Jahresende angelieferten ID. Buzz Cargo zum Camper zu machen. Dabei musste zunächst die Dachstruktur verändert werden, um das von Reimo bezogene Universal-Pilzdach montieren zu können. „Wir mussten einen der Querträger des Dachs herausnehmen, und um 23 Zentimeter nach hinten versetzen“, erklärt Michael Zaiser, Chef von Alpincamper, zwei zusätzlich verbau- te Flacheisen verleihen dem Dach Stabilität. „Die Metallteile wurden verschraubt und verklebt, aber nicht verschweißt, und alles ist offiziell abgenommen und zugelassen“, führt er aus, „wir haben jetzt eine Innenstehhöhe von 179,5 Zentimetern.“

Das Aufstelldach wird während der Fahrt, ein gelber Aufkleber am Armaturenbrett verweist auf diese Notwendigkeit, mit vier Schlaufen gesichert. Aufgeklappt ist es in Sekunden, das Zusammenfalten braucht ein bisserl mehr Zeit. Eingefügt in den Faltbalg sind drei Licht- und Luftöffnungen nach vorne und zur Seite. Das tut dem Inneren richtig gut, denn der auf Basis eines Cargo realisierte Camper geizt ein wenig mit Helligkeit. Natürlich wurde die Trennwand als erstes rausgeworfen, und bei der Bestellung wurde eine verglaste Heckklappe geordert. Da es sich jedoch um einen geschlossenen Kastenwagen handelte, fügte man in die Schiebetür ein ebenfalls von Reimo bezogenes Ausstellfenster in den Maßen 50 mal 35 Zentimeter ein. Das Fenster ist getönt und offeriert außerdem eine Jalousie und ein Moskitonetz, ansonsten fehlt es dem Prototypen jedoch an Verdunkelungsmöglichkeiten. „Das kommt noch“, versichert Michael, aktuell laufen die Vorbereitungen für die Kleinserienfertigung, 20 Stück möchte das Team im laufenden Jahr realisieren.

Bewertung
Das Ausziehbett ist ein Markenzeichen von Alpincamper. Hier misst es 200 x 120 Zentimeter, die Matratze ist dreiteilig
Foto: Dirk Vincken

Isoliert ist der Ausbau mit Armaflex. Dieses misst zwischen sechs und 19 Millimetern, je nach verfügbarem Raum wurde dicker oder dünner isoliert. Der Boden musste nicht zusätzlich gedämmt werden, hier finden sich diverse isolierende Hohlräume, und auch das Ladekabel ist ja unter dem Boden verstaut. Von der Schiebetür her findet sich eine Klappe, „das ist freilich keine Erfindung von uns, sondern Serie.“ Sei‘s drum, das ist endlich mal eine feine Aufbewahrungsmöglichkeit für das Ladekabelgewirr, und auch das Landstromkabel würde man notfalls noch unterbekommen. Der Bodenbelag darüber besteht aus Sperrholz und PVC, das schicke Dielenmuster passt gut zur Vermöbelung des elektrischen Campers: Der Möbelbau besteht aus 15 Millimeter messendem Leichtbausperrholz mit HPL-Beschichtung, die Oberflächen sind in Eiche und pastellgrünem Dekor gehalten, als Kunde kann ich aber auch jede andere Farbe ordern, so wird der Buzz zum Designobjekt.

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Charakter hat er auf jeden Fall, der Buzz, wobei der leere Kasten bei seiner winterlichen Ankunft durchaus auch kritische Blicke auf sich zog, als er da in der neonbeleuchteten Halle anlandete. Doch schnell hatte das ungewöhnliche Fahrzeug auch die bei Alpincamper tätigen Menschen überzeugt, die dem Wagen ob seines Äußeren den Spitznamen „Knuffi“ verpassten, und so steht es auch auf allen Schablonen oder Kisten, die während der Prototypenfertigung entstanden, und so wird der Name wohl auch auf Dauer gelten.

Auch wenn der VW ID. Buzz nun ab und an auf der Straße zu sehen ist, so bleibt er doch ein echter Blickfang. Vor allem als Camper!Foto: Dirk VinckenAuch wenn der VW ID. Buzz nun ab und an auf der Straße zu sehen ist, so bleibt er doch ein echter Blickfang. Vor allem als Camper!

Doch Knuffi soll ja auch auf Reisen gehen, und deshalb wurde das bewährte Konzept aus Längsbett und beifahrerseitig verbautem Küchenblock auch in dieser Kreation beibehalten. Blickt man nun durch die elektrisch öffnende Heckklappe ins Innere, sieht man rechter Hand den Möbelblock mit 900-Watt-Induktionskochfeld und Edelstahlwaschbecken. Das Kochfeld funktioniert freilich nur mit Landstrom, dieser fließt fahrerseitig via CEE-Stecker ins Auto. Denkbar wäre natürlich auch die Verwendung eines Gaskartuschenkochers, eine reguläre Gasanlage einbauen sollte man indes nicht. Das würde unnötig Platz kosten, und ohnehin mangelt es Knuffi ein wenig an Stauraum, beispielsweise für die Campingmöbel.

Das von Schott bezogene Kochfeld fügt sich stylisch in die Arbeitsplatte ein, im Möbelkorpus warten zwei Kanister auf ihre Verwendung, je zwölf Liter Frisch- und Grauwasservolumen parken im frostsicheren Bereich, zwei geräumige Klappenfächer bieten Raum für Töpfe, Pfannen und Nahrungsmittel. Über dem Küchenblock findet sich ein kleines Regal, das optische Pendant zum „Piraten“. Der befindet sich genau gegenüber der Schiebetür. Durch sein schwarzes Bedienfeld und dank des breit lachenden Mundes schaut es ein wenig aus wie ein Zwinker-Smiley, oder eben wie ein einäugiger Pirat. Fehlt nur noch der Papagei!

Lichtdom: Das Reimo-Dach verschafft dem Buzz einen enormen Zugewinn an Raum und Helligkeit
Foto: Dirk Vincken

Knuffi, der Erste!

Sowohl das Gewürzregal als auch der Pirat haben eine schicke LED-Hinterleuchtung, steuern und später auch dimmen lässt sich diese sowie das schicke LED-Band rund um den Ausschnitt des Aufstelldachs vom Zentralpaneel aus. Diese Lichteffekte geben Knuffi einen ganz eigenen Charme, wobei auffällt, wie sehr viel heller die Hinterleuchtung des Piraten wirkt. Klar, hinterm Gewürzregal strahlt das Licht auf die Befilzung des Innenraums, hier werden ein paar Lux verschluckt. Der Pirat hat dagegen einen hölzernen Background. Solche Kleinigkeiten fallen natürlich auf, man blickt einfach mit Freude und entsprechend aufmerksam in diesen Innenraum.

Ist man hiervon ermattet, wartet das 200 mal 120 Zentimeter messende Bett, das in bekannter Manier und nach Art des Hauses seitlich ausgezogen wird. Die Matratze misst sechs Zentimeter in der Dicke. Natürlich wären auch derer acht denkbar, doch dann wird der Platz nach oben beim Sitzen schon reichlich knapp, „Sechzig Millimeter haben sich als veritables Maß entpuppt“, meint Benni nur. Will ich das Bett bauen, dann ziehe ich den Sicherungsbolzen, und anschließend die gesamte Bettkonstruktion wie eine große Schublade in Richtung Schiebetür. Anschließend noch die drei Matratzenteile auflegen, fertig ist die Schlafstatt für zwei Personen, die sich mögen.

Unterm Dormitorium befinden sich zwei geräumige Schubladen in der Dimension 39,5 x 55,5 x 18 Zentimeter, in Fahrtrichtung vorne wohnt die 20 Liter messende Dometic-Kühlschublade. Als Leseleuchten sind am Rahmen der Heckklappe zwei Schwanenhalslampen montiert. Die werden beim Freistehen vom 100 Amperestunden großen Lithium-Ionen-Akku unter dem Beifahrergestühl mit Energie versorgt, Nachschub kommt per Landstrom oder vom Solarmodul auf dem Dach. Das Flexmodul liefert 110 Watt. Im Moment ist noch kein Anschluss an die Fahrbatterie des ID. Buzz drin, die Leute bei Alpincamper haben aber spürbar Lust, hier eine Lösung zu realisieren. Entsprechend „geiert“ man auch (der Ausdruck sei verziehen, aber er trifft einfach) auf die erste Variante mit langem Radstand oder die bereits angekündigte Allradversion. Dann passen auch die groben AT-Pneus noch besser, wobei die erstmals überhaupt auf dem Buzz montierten Delta-Felgen mit der kernigen 18-Zoll-Bereifung auch dem 2WD fesch stehen. Kommoden Abrollkomfort bieten die Falken-Rundlinge obendrein.

gutefahrt/gfsl_20230623_202307_new-img_86-1-imgFoto: Dirk Vincken
Die Folierung des Buzz ist eher dezent, aber serienmäßig. Spezielle Kundenwünsche sind natürlich machbar
Foto: Dirk Vincken

Was ebenfalls auf der Agenda steht, ist eine Standheizung. Diese fehlt noch, und wird schmerzlich vermisst. Klar, man kann auf dem Campingplatz einen kleinen Heizlüfter in die Steckdose des Stromdoms neben dem Bett klemmen, aber richtig sexy ist das nicht. „Wir arbeiten aber an einer Lösung“, versichert Michael. Und so, wie man die Leute aus Lenggries einschätzen kann, werden die natürlich auch das gewuppt bekommen, keine Frage.

Vom Cargo zum Camper

Schon jetzt jedoch ist man mit dem „VW Alpincamper ID. Buzz“, so die offizielle Bezeichnung, auf jedem Stell- oder Campingplatz ein gern gesehener, zumal leise anrollender Gast, und auch die Schiebetür ist erstaunlich dezent im Geräusch. Die „Ratsch-Bumm-Zeiten“ des T2 oder T3 sind Geschichte. Trotzdem fällt man mit dem Cargo-Camper natürlich auf wie eine Tarantel auf dem Sahnebaiser. Der Buzz ist eben immer noch ein ungewohnter Anblick. Und auch Knuffi, wir bleiben jetzt einfach mal bei dieser sehr passenden Benennung, hat unglaublich Charakter. Speziell der gelungene Innenausbau kramt ebenso gekonnt wie tief in der Retrokiste: Es hat einfach Stil, wie hier klassische Formen mit moderner Technik vereint werden. Mit einem Wort: In so einem Camper wird man gern gesehen!


gutefahrt/image_87e0ee3320a7a6e62eeb77600abd4aa5Foto: Dirk Vincken

Test kompakt

Ein Team gibt den Weihnachtsurlaub drein, um einen Kastenwagen in zwei Wochen zum Camper umzubauen? Jupp, das spricht eine deutliche Sprache: Bei Alpincamper hat man Freude an der Arbeit. Klar, der bekannte Grundriss mit Längsbett und beifahrerseitig verbauter Küche ließ sich gut adaptieren. Der Griff in die Retrokiste jedoch macht den Buzz zum nicht ganz günstigen, dafür aber sehr stylischen Hingucker auf jedem Campingplatz. So geht Lifestyle-Camping!


Technische Daten

Basisfahrzeug

  • VW ID. Buzz Cargo,
  • Elektromotor,
  • Heckantrieb,
  • Leistung 150 kW/204 PS,
  • max. Drehm. 310 Nm,
  • 1-Gang-Automatik,
  • Vmax 145 km/h,
  • Radst. 2.989 mm,
  • L 4.712 mm,
  • B 1.985 mm,
  • H 2.000 mm,
  • Gew. 2.490 kg,
  • zul. Gesamtgew. 3.000 kg,
  • zul. Gesamtzuggew. 4.000 kg,
  • zul. Achsl. v/h 1.390/1.690 kg,
  • zul. Anhängel. 1.000 kg,
  • zul. Stützl. 75 kg

Serienausstattung

  • 3 Sitz-/2 Schlafplätze (Ausziehbett, links): 200x120 cm,
  • 60-mm-Kaltschaummatratze,
  • drei Fenster im Hubdach,
  • ein Ausstellfenster rechts (500x350 mm),
  • Möbel aus Leichtbau-Sperrholzplatten,
  • 15 mm, HPL-Beschichtung,
  • Induktions-Kochfeld (Schott, 900 Watt, Versorgung über Landstrom),
  • Edelstahlspüle (Durchmesser 26 cm),
  • 20-l-Kompressor-Kühlschublade (Dometic CD 20),
  • je 12 l Frisch- und Abwasser (Kanister im Möbelkorpus),
  • el. Druckwasserpumpe,
  • Bord-Elektrik mit Trennrelais und Automatik-Ladegerät,
  • Versorgung derzeit nur über 110-Watt-Flex-Solarmodul und 220-V-Außenanschluss seitlich links im Heck

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