VW verschiebt Elektro-Golf und ID.Roc auf 2030

Gute Fahrt

 · 15.09.2025

VW verschiebt Elektro-Golf und ID.Roc auf 2030
Volkswagen muss den Start seiner wichtigen Elektromodelle ID.Golf und ID.Roc erneut verschieben. Statt wie zuletzt geplant 2029 sollen beide Fahrzeuge erst 2030 im Stammwerk Wolfsburg vom Band laufen. Die Verzögerung hat weitreichende Folgen für die Produktionsplanung.

Verzögerungen bei wichtigen Elektromodellen

Bei Volkswagen kommt es zu weiteren Verzögerungen bei zwei wichtigen Elektromodellen. Wie das „Handelsblatt" unter Berufung auf fünf Insider berichtet, werden der vollelektrische ID.Golf und der kompakte Elektro-SUV ID.Roc erst 2030 im Stammwerk Wolfsburg vom Band laufen. Ursprünglich sollte der ID.Golf bereits 2028 auf den Markt kommen, später wurde der Start auf 2029 verschoben. Auch der ID.Roc, der bislang für 2029 angekündigt war, verzögert sich nun bis 2030.

Laut den Quellen soll der ID.Roc als erstes Modell der neuen SSP-Plattform ab Sommer 2030 in Wolfsburg produziert werden, erst danach folgt der ID.Golf. Die SSP-Plattform (Scalable Systems Platform) stellt die nächste Generation der Elektrofahrzeug-Architektur von Volkswagen dar und soll künftig als Basis für zahlreiche Elektromodelle des Konzerns dienen. Die erneute Verzögerung bei diesen Schlüsselmodellen ist ein Rückschlag für die Elektrostrategie des Wolfsburger Konzerns.

Bewertung

Die Gründe für die Produktionsverzögerungen sind laut „Handelsblatt" vielfältig. Ein wesentlicher Faktor sei der hohe Kostendruck bei VW. Konzernchef Oliver Blume hatte im vergangenen Jahr ein Sparziel von 15 Milliarden Euro ausgerufen, und in diesem Jahr sollen die Einsparungen noch höher ausfallen. Zwar plane VW weiterhin Investitionen in neue Plattformen und die Umrüstung der Werke, allerdings seien die finanziellen Mittel für die Transformation knapp. „Wir können das Geld nur einmal ausgeben", zitiert das „Handelsblatt" einen Insider aus Managementkreisen.

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Weitere Gründe für die Verzögerungen sind den Berichten zufolge die geringer als erwartet ausgefallenen Verkaufszahlen bei Elektrofahrzeugen sowie offene Produktionsfragen. Die Umstellung der Produktionspläne für ID.Golf und ID.Roc ist offenbar Teil einer größeren Neuplanung der Fertigungskapazitäten im Volkswagen-Konzern.

Kettenreaktion in der Produktionsplanung

Die Verschiebung der Elektromodelle löst eine regelrechte Kettenreaktion in der Produktionsplanung von Volkswagen aus. Ursprünglich sollte der Bau des Verbrenner-Golfs bereits 2027 vom Stammwerk Wolfsburg nach Mexiko verlagert werden. Doch für diese Verlagerung muss laut einem Insider nun überhaupt erst noch der „optimale Zeitpunkt" gefunden werden. Die Verzögerung hat einen praktischen Grund: In Wolfsburg kann mit der Vorbereitung der Montagelinie für die neuen Elektromodelle auf Basis der SSP-Plattform erst begonnen werden, wenn die Golf-Produktion nach Mexiko umgezogen ist.

Die Umplanungen betreffen nicht nur den Golf, sondern auch andere Modelle. So sollten eigentlich der ID.3 und der Cupra Born im Jahr 2027 vom sächsischen Werk Zwickau nach Wolfsburg verlegt werden, um Produktionslücken bis zum Start von ID.Golf und ID.Roc zu füllen. Nun dürfte dieser Umzug ebenfalls später erfolgen. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass der ID.3 nach der neuen Namensstrategie von Volkswagen vermutlich später im ID.Golf aufgehen wird.

Endgültige Klarheit über die Verschiebungen in der Produktion wird voraussichtlich erst die jährliche Planungsrunde von Volkswagen im November bringen. Bei diesem wichtigen internen Termin wird die Belegung der weltweiten VW-Werke für die nächsten fünf Jahre festgelegt. Allerdings könnte sich auch die Planungsrunde selbst verzögern, unter anderem weil vorher noch die Idee eines möglichen US-Werks von Audi geklärt werden muss.

Auch in Bezug auf die neue Elektroplattform SSP, auf der der ID.Golf und ID.Roc basieren werden, müssen noch offene Fragen geklärt werden. So erwägen die Wolfsburger derzeit, ob der Baukasten auch eine Möglichkeit für einen Range-Extender im europäischen Markt erhalten soll. Ein Range-Extender ist ein kleiner Verbrennungsmotor, der als Generator dient und die Batterie während der Fahrt nachlädt, um die Reichweite zu erhöhen.

Strategische Neuausrichtung bei Volkswagen

Die Verzögerungen bei den Elektromodellen sind Teil einer umfassenderen strategischen Neuausrichtung des Volkswagen-Konzerns. Neben den Produktionsverschiebungen gibt es auch Neuigkeiten zu den Erwägungen des Konzerns, einzelne Sparten zu verkaufen oder externe Partner an Bord zu holen. Besonders bemerkenswert ist, dass VW erstmals offiziell bestätigt, für seine Batteriesparte PowerCo „die Eigentümerstruktur für externe Partner" zu öffnen. Vor allem die Eigentümerfamilie Porsche-Piech soll auf diesen Schritt gedrängt haben.

PowerCo ist für die Batteriezellfertigung des Konzerns verantwortlich und baut derzeit drei Batteriezellfabriken in Salzgitter, Spanien und Kanada. Das Unternehmen soll in naher Zukunft die sogenannte „Einheitszelle" des Konzerns produzieren, die in verschiedenen Elektromodellen zum Einsatz kommen wird. Die Öffnung für externe Partner könnte zusätzliches Kapital und Know-how in diesen strategisch wichtigen Bereich bringen.

Auch für die Robotaxi-Einheit ADMT/Moia will VW die Eigentümerstruktur öffnen, wie das Unternehmen ebenfalls gegenüber dem „Handelsblatt" bestätigt hat. Entsprechende Gerüchte kursierten bereits im Juli dieses Jahres. Komplett verkauft werden könnte möglicherweise der Augsburger Schiffsmotoren- und Kraftwerksturbinen-Anbieter Everllence (früher: MAN Energy Solutions). VW soll bereits die Investmentbanken Goldman Sachs und JP Morgan beauftragt haben, einen Käufer zu finden. Die Veräußerung von Everllence könnte dem Konzern etwa fünf Milliarden Euro einbringen.

Diese strategischen Maßnahmen zeigen, dass Volkswagen derzeit intensiv daran arbeitet, seine Ressourcen zu bündeln und sich auf die Kernbereiche zu konzentrieren. Die Verzögerungen bei den Elektromodellen ID.Golf und ID.Roc sind vor diesem Hintergrund zu sehen: Der Konzern muss abwägen zwischen notwendigen Investitionen in die Elektromobilität einerseits und finanziellen Zwängen andererseits. Die kommenden Monate werden zeigen, ob die nun angepasste Zeitplanung eingehalten werden kann oder ob weitere Anpassungen notwendig sein werden.


Im Überblick

  • Modelle: ID.Golf, ID.Roc
  • Geplanter Produktionsstart: 2030
  • Produktionsort: Wolfsburg
  • Plattform: SSP
  • Ursprünglich geplanter Start ID.Golf: 2028, später 2029
  • Ursprünglich geplanter Start ID.Roc: 2029