TestVW Golf 1.0 eTSI - Druck von unten

Test: VW Golf 1.0 eTSI - Druck von untenFoto: Jan Bürgermeister
Volkswagen spendiert dem Golf einen innovativen, kleinen Benzinmotor mit Mild-Hybridisierung. Das 110-PS-Aggregat serviert neben überzeugend niedrigem Verbrauch auch eine überraschende Elastizität.
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Foto: Jan Bürgermeister

ehr Auto als den VW Golf braucht man nicht – eine Binsenweisheit. Ganz gleich ob die Fahrt zur Oper oder Kita, zum Baumarkt oder in die Ferne führt: der Kompaktklassenstar aus Wolfsburg passt zu jeder Situation. Er zeigt sich gleichermaßen wertig wie klassenlos, kurz: ein Universaltalent, das zudem erschwinglich geblieben ist. Doch welchen Motor nehmen? Im Dreiklang aus einer für diese Klasse typisch gemäßigten Jahresfahrleistung, vernünftigem Grundpreis und stressfreiem Tanken landet man meist bei TSI-Benzinmotoren. Optional rüstet Volkswagen diese mit einem genialen Mild-Hybrid-System aus, das neben einem kräftigen Extra-Punch gerade an der Tankstel­le für Freude sorgen soll. Nach der absolut überzeugenden Vorstellung des 150 PS eTSI (GF 04/20) stellt sich heute der kleinere Mild-Hybrid mit 110 PS dem GF-Test.

Systembedingt gibt es den eTSI ausschließlich mit Siebengang-DSG, den kleinen 110 PS exklusiv in der gehobenen Ausstattungslinie Life. Damit stehen 26.972 Euro auf dem Zettel. Legt man den bisher gültigen DSG-Preisaufschlag von etwa 2.000 Euro zu Grunde, so ergibt sich ein Aufpreis von etwa 600 Euro für die Mild-Hybrid-Technologie – der klassische 110-PS-TSI Golf Style kostet 24.316 Euro. Und DSG gibt es bei den Golf-Benzinern ausschließlich für die eTSI. Fairerweise darf aber nicht verschwiegen werden, dass der 110-PS-TSI auch in der günstigen Basislinie „Golf“ verfügbar ist. Doch zeigt sich diese sehr puristisch, so dass der „Life“-Zuschlag schon empfehlenswert ist. Hier sind Alufegen in 16 Zoll genau­so mit an Bord, wie Parkpiepser, Komfortsitze, Mittelarmlehne und eine Telefonschnittstelle mit Qi-Ladefunktion. Ein kleines Lederpaket sorgt zusammen mit der 10-farbigen Ambiente-Beleuchtung für mehr Pepp im Innern, eine Umfeld-Beleuch­tung außen. LED-Scheinwerfer und -Rückleuchten, eine Zweizonen-Climatronic und digitale Anzeigen bieten alle Golf. Was fehlt? Zugunsten der Ausgewogenheit würden wir die Felgen eine Nummer größer wählen (638 Euro), den Radar-Tempomat ACC für schlanke 312 Euro dazubuchen, genauso wie den schlüssellosen Zugang Keyless Access (434 Euro) und die umklappbare Beifahrerlehne für 97 Euro. Selbst mit dem kleinen Navi-System „Discover Media“ bleibt man diesseits der 30.000 Euro. Ist noch finanzieller Spielraum vorhanden, so kann in das IQ.Light-System (2.057 Euro) investiert werden. Dessen Matrix-LED-Scheinwerfer bieten jederzeit das bestmögliche Licht, leuchten meist mit maskiertem Dauerfernlicht. Dazu gibt’s fesche Wischblinker vorne und hinten.

Bewertung

Neuer 1.0 TSI Evo mit RSG

Ein kurzer Blick unter die Haube sei vor dem ersten Drücken des Startknopfs gestattet. Hier wartet ein 1,0-Liter-Dreizylinder auf seinen Einsatz. Bekannt aus dem Golf 7, folglich ein alter Hut, denken Sie? Weit gefehlt: Der Grundmotor wurde komplett neu entwickelt, gehört zur Motorengeneration EA211 Evo (s. S. 68). Haube zu, los geht´s!

Hoppla, der laufruhige Einliter-TSI schiebt aus niedrigen Touren ungewohnt druckvoll an, gibt sich ruhiger als sein Vorgänger und ausgesprochen souverän. Der Antritt fällt so deftig aus, dass man vorne den größeren Vierender vermutet. Doch es ist die E-Maschine, die dem kleinen TSI zu mehr Dampf verhilft: der Riemen-Starter-Generator RSG, das Herz des Mild-Hybrid-Systems. Punktuell reichert es die TSI-Momentenkurve an – das merkt man noch deutlicher als beim 1.5 eTSI. Seine 600 Euro Aufpreis machen sich alleine durch das erhabene Fahrgefühl bezahlt.

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Doch der RSG kann noch mehr: Zum Beispiel blitzschnell den Otto anschnippen. Im Schiebebetrieb nimmt der Golf daher häufig automatisch den Gang raus – und schaltet den Motor aus. Gerade auf der Landstraße rollt er oft mit stehendem Aggregat dahin. Ungewöhnlich, doch gelingt der Wiederstart via RSG so flott und unaufgeregt, dass der stete Wechsel nicht für Unruhe an Bord sorgt. Ihre Energie zieht die kleine E-Maschine aus einer separaten 48-Volt-Batterie, die wiederum vom RSG geladen wird. Und zwar beim Bremsen. Hier wird Bewegungsenergie mit bis zu 12 kW in quasi kostenlosen Strom umgewandelt. Erst bei stärkerem Bremsen legt der Golf auch tatsächlich seine Bremsbeläge an die Scheiben an. Der Übergang von der RSG-Verzögerung zur hydraulischen ist im Bremspedal schlicht nicht fühlbar.

Mit 10,4 Sekunden im Standardsprint untermauert der 1.0 eTSI auch bei der Fahrdynamik-Messung seine Potenz, wenngleich der eTSI sich anhand der kurzfristigen E-Boosts nach noch mehr anfühlt. Bis Autobahnrichtgeschwindigkeit geht es wahrlich flott voran, darüber wird es ein wenig zäh, weshalb forsche Golf-Piloten eher zum 150 PS staken 1.5 eTSI greifen sollten. Topspeed? 202 km/h.

Mit 5,7 Liter verbraucht der 1.0 eTSI 0,5 Liter weniger als der 1.5 eTSI. Im Vergleich zum Vorgänger mit Handschaltung (GF 02/18) sind es gar 0,6 Liter. Da kommt Freude auf, zumal sich der Verbrauch auch leicht unter fünf Liter drücken lässt. Der 1.0 eTSI betont die sparsame Seite des Golf, ohne die praktische zu schmälern.


Test kompakt

Um es kurz zu machen: Der 1.0 eTSI ist eine Wucht. Trotz nominal nur 110 PS schiebt der Dreizylinder dank E-Boost enorm an, verhilft dem Golf innerstädtisch und über Land zu hoher Souveränität. Dazu bietet er ausgesprochen günstige Verbrauchswerte – oft sogar unter fünf Liter. Besonders eilige Golf-Piloten sollten aber zum 1.5 eTSI greifen, da der freud