Skoda MotorsportGryazin übernimmt WRC2 Challenger-Führung

Gute Fahrt

 · 12.11.2025

Nikolay Gryazin und Konstantin Aleksandrov sichern sich bei der Rallye Japan Platz zwei und übernehmen die WRC2 Challenger-Führung vor dem Finale.
Foto: Škoda Auto
Nikolay Gryazin und Konstantin Aleksandrov sichern sich bei der Rallye Japan Platz zwei und übernehmen die WRC2 Challenger-Führung vor dem Finale.

Dramatischer Kampf um die Challenger-Krone

Die Rallye Japan entwickelte sich für Nikolay Gryazin und Konstantin Aleksandrov zu einem entscheidenden Schritt auf dem Weg zum möglichen WRC2 Challenger-Titel. Das bulgarisch-kirgisische Duo im Fabia RS Rally2 des Kundenteams Toksport WRT zeigte auf den anspruchsvollen Asphaltstrecken eine beeindruckend konstante Leistung. Nach 20 Sonderprüfungen in den bergigen Regionen Aichi und Gifu reichte der zweite Platz aus, um die Gesamtführung in beiden Wertungen zu übernehmen.

Der Rückstand von 54,6 Sekunden auf die siegreichen Spanier Alejandro Cachón und Borja Rozada spiegelte die realistische Einschätzung der eigenen Möglichkeiten wider. Bereits nach der vierten Prüfung erkannte Gryazin, dass das Tempo der späteren Sieger nicht zu erreichen war. Diese strategische Erkenntnis erwies sich als goldrichtig, denn statt risikoreiche Attacken zu fahren, konzentrierte sich die Besatzung auf eine fehlerfreie Punkteausbeute.

Besonders bemerkenswert war die Art, wie das Team den Druck der Verfolger abwehrte. Jan Solans und Rodrigo Sanjuan im Toyota GR Yaris Rally2 konnten den Abstand nie gefährlich verkürzen. Im Gegenteil: Von anfangs wenigen Sekunden wuchs der Vorsprung kontinuierlich auf letztendlich 49,8 Sekunden an. Diese Leistung unterstrich die Reife und das taktische Verständnis des Duos in einer entscheidenden Phase der Saison.

Mit nun 94 Punkten führt Gryazin die Fahrerwertung mit vier Zählern Vorsprung auf den Finnen Roope Korhonen an. Aleksandrov hat denselben Abstand in der Beifahrerwertung auf Anssi Viinikka. Die Rechnung ist einfach: Bei maximal 30 Punkten pro Veranstaltung bleibt der Titelkampf bis zur letzten Prüfung spannend.

Herausforderungen auf japanischen Straßen

Die Rallye Japan stellte alle Teilnehmer vor außergewöhnliche Herausforderungen. Als letzte reine Asphaltveranstaltung der Saison führten die Strecken durch schmale, kurvenreiche Waldwege, die von Entwässerungsgräben, Felswänden und Betonmauern gesäumt waren. Diese Gegebenheiten ließen keinen Raum für Fahrfehler - ein falscher Lenkeinschlag oder eine zu späte Bremsung hätten sofort das Saisonende bedeuten können.

Erschwerend kam am Sonntag starker Regen hinzu, der die ohnehin schwierigen Bedingungen nochmals verschärfte. Die Kombination aus rutschigem Asphalt und den unversöhnlichen Streckenbegrenzungen verlangte höchste Konzentration und perfekte Kommunikation zwischen Fahrer und Beifahrer. Gryazin und Aleksandrov meisterten diese Prüfung mit der Routine eines eingespielten Teams.

Der Verlauf der drei Rallyetage zeigte deutlich die unterschiedlichen Herangehensweisen der Konkurrenten. Während Cachón/Rozada von Beginn an auf Angriff setzten und nach der fünften Prüfung die Führung übernahmen, wählte das Škoda-Duo den Weg der Schadensbegrenzung. Nach Freitag betrug der Rückstand noch überschaubare 12,1 Sekunden, doch bis Samstagabend war die Lücke auf 26,9 Sekunden angewachsen.

"Ich gebe mein Bestes, aber ich glaube, mehr als der zweite Platz ist nicht möglich", kommentierte Gryazin realistisch die Situation. Diese Ehrlichkeit zahlte sich aus, denn statt in aussichtslose Duelle zu geraten, behielt das Team stets Jan Solans im Rückspiegel im Blick und baute den Vorsprung auf den Spanier systematisch aus. Die Taktik ging auf: 17 wertvolle Meisterschaftspunkte wanderten auf das Konto der Titelaspiranten.

Wechselhafte Fortunes der Konkurrenz

Während Gryazin und Aleksandrov ihre Mission erfolgreich absolvierten, erlebten andere Škoda-Crews in Japan ein Wechselbad der Gefühle. Besonders bitter verlief das Wochenende für Gus Greensmith und Jonas Andersson im Fabia RS Rally2 des Teams RaceSeven. Der Engländer kämpfte bereits am Freitagvormittag mit Untersteuern seines Fahrzeugs, was das Vertrauen in die Streckenhaftung erheblich beeinträchtigte.

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Technische Anpassungen während der Mittagspause schienen zunächst Wirkung zu zeigen. "Ich bin mit dem Fortschritt zufrieden, wir haben am Nachmittag Druck gemacht", zeigte sich Greensmith nach dem vierten Platz am Freitagabend optimistisch. Doch die Hoffnungen zerschlugen sich am Samstagmorgen: Ein technisches Problem zwang die Crew vor der zweiten Prüfung zur Aufgabe. Die weite Anreise nach Japan hatte sich für das anglo-schwedische Duo nicht gelohnt.

Deutlich erfolgreicher agierten die lokalen Škoda-Teams, die mit Streckenkenntnis und Heimvorteil punkten konnten. Hiroki Arai und Hiroki Tachikui vom R2R×YAHAGI Racing Team fuhren ihren Fabia sowohl in der WRC2 als auch in der WRC2 Challenger-Kategorie auf den fünften Platz. Ihr Höhepunkt war die schnellste WRC2-Zeit auf der abschließenden Power Stage - ein Ausrufezeichen der japanischen Rallye-Szene.

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Noch erfolgreicher war das Duo Takuma Kamada und Yuichi Matsumoto, das nicht nur den siebten WRC2-Platz erreichte, sondern auch die WRC Masters Cup-Wertung gewann. Diese Kategorie ist Fahrern ab 50 Jahren vorbehalten und unterstreicht die Vielfalt des modernen Rallyesports. Für die heimische Škoda-Gemeinde waren diese Erfolge ein versöhnlicher Abschluss einer technisch anspruchsvollen Veranstaltung.

Finale Entscheidung in der Wüste

Das Saisonfinale der FIA Rallye-Weltmeisterschaft verspricht maximale Spannung. Vom 25. bis 29. November findet erstmals die Rallye Saudi-Arabien als WRC-Lauf statt - eine Premiere, die den Kalender um eine weitere exotische Destination bereichert. Für Gryazin und Aleksandrov bedeutet dies die Chance auf den ersten WRC2 Challenger-Titel ihrer Laufbahn.

Die Ausgangslage könnte kaum enger sein: Nur vier Punkte trennen die Führenden von ihren härtesten Verfolgern Roope Korhonen und Anssi Viinikka im Toyota GR Yaris Rally2. Zusätzlich lauert mit Jan Solans und Rodrigo Sanjuan ein weiteres spanisches Duo nur drei Zähler dahinter. Bei maximal 30 Punkten für einen Rallye-Sieg bleiben alle Optionen offen.

Die neue Rallye in Saudi-Arabien wird völlig andere Herausforderungen bieten als die schmalen Asphaltstraßen Japans. Wüstenpisten, Sand und extreme Temperaturen erfordern eine komplett andere Herangehensweise. Hier wird sich zeigen, welches Team die größere Anpassungsfähigkeit besitzt und Druck die besseren Nerven behält.

Für die Marke aus Mladá Boleslav steht viel auf dem Spiel. Nach dem bereits vergebenen WRC2-Titel wäre der Challenger-Erfolg ein wichtiger Baustein für die Motorsport-Bilanz 2025. Mit vier Fahrern in den Top 5 der Gesamtwertung hat der Hersteller beste Voraussetzungen geschaffen. Roberto Daprà auf Rang vier und Robert Virves auf Position fünf komplettieren das starke Aufgebot der tschechischen Marke. Das Finale in der arabischen Wüste wird zeigen, ob Gryazin und Aleksandrov ihre Führung ins Ziel bringen können.


Im Überblick

  • Fahrzeug: Škoda Fabia RS Rally2
  • Fahrer: Nikolay Gryazin (Bulgarien)
  • Beifahrer: Konstantin Aleksandrov (Kirgisistan)
  • Team: Toksport WRT
  • Rallye-Platz: 2. Platz WRC2 Challenger
  • Rückstand auf Sieger: +54,6 Sekunden
  • Vorsprung auf Dritten: +49,8 Sekunden
  • Meisterschaftspunkte: 94 Punkte
  • Vorsprung in WM: 4 Punkte
  • Sonderprüfungen: 20 Wertungsprüfungen
  • Streckenlänge: Regionen Aichi und Gifu
  • Rallyedauer: 6. bis 9. November

​Gute Fahrt Video-Empfehlungen für den Škoda Fabia RS Rally2