Gute Fahrt
· 21.10.2025
Die Rallye Zentraleuropa entwickelte sich zu einem wahren Drama um die Spitzenplätze. Während der ersten beiden Etappen dominierten die Spanier Alejandro Cachón/Borja Rozada sowie das französische Duo Léo Rossel/Guillaume Mercoiret das Geschehen in der WRC2-Kategorie. Beide Teams schienen auf dem Weg zu einem sicheren Erfolg, doch das Schicksal wendete sich kurz vor dem Ziel am Samstag dramatisch. In einer unerwarteten Wendung schieden beide Führungsteams aus dem Rennen aus, wodurch Jan Černý und sein Beifahrer Ondřej Krajča plötzlich an die Spitze rückten.
Der 35-jährige Tscheche nutzte diese unverhoffte Chance mit der Kaltblütigkeit eines erfahrenen Piloten. Im Gegensatz zu vielen Konkurrenten hielt er seinen Fabia RS Rally2 des Brynda Racing Teams sicher auf der Straße und verteidigte die übernommene Führung bis zum Ziel. "Manchmal ist die Straße sehr schmutzig, aber die Bodenhaftung ist nicht so schlecht. In der nächsten Kurve gibt es null Haftung", beschrieb Černý eine der besonderen Herausforderungen dieser anspruchsvollen Veranstaltung. Seine konzentrierte Fahrweise zahlte sich aus und bescherte ihm zusammen mit Beifahrer Krajča den ersten WRC2-Sieg ihrer Laufbahn.
Als Asphalt-Rallye im Herbst zählt die Rallye Zentraleuropa zu den anspruchsvollsten Veranstaltungen der WRC. Der einzige Weltmeisterschaftslauf, der durch drei Länder führt, bot erneut eine anspruchsvolle Mischung unterschiedlichster Straßenverhältnisse. Die Piloten mussten sich auf schmale, holprige Feldwege ebenso einstellen wie auf schnelle, glatte und breite Landstraßen. Das ständig wechselnde Wetter mit rasch aufeinanderfolgenden Sonnen-, Regen- und Nebelphasen machte die Wahl der richtigen Bereifung oft zu einem reinen Glücksspiel.
Diese schwierigen Bedingungen forderten ihren Tribut: Eine beträchtliche Anzahl von Teams schaffte es nicht ohne Fehler oder technische Probleme über die rund 306 Wertungsprüfungs-Kilometer. Roberto Daprà und Luca Guglielmetti gehörten zu den Opfern der tückischen Streckenverhältnisse. Die Italiener verloren mehr als zweieinhalb Minuten, als sie mitten in der fünften Prüfung einen Reifen an ihrem Fahrzeug wechseln mussten. "Ich bin in einer engen Passage zu stark eingeschert und unser Auto hat einen heftigen Schlag abbekommen. Zum Glück ist die Aufhängung in Ordnung", berichtete Daprà nach dem Zwischenfall. Trotz dieses Rückschlags verlief der Rest ihrer Rallye ohne weitere Probleme und sie sicherten sich sowohl in der WRC2- als auch in der WRC2-Challenger-Wertung den dritten Platz.
Bis zur Mittagspause am Samstag führten Nikolay Gryazin und sein Beifahrer Konstantin Aleksandrov das Feld der Fabia RS Rally2-Teams an und zeigten das Tempo des schnellsten Duos. Doch bereits in der fünften Wertungsprüfung kostete eine Reifenpanne das bulgarisch-kirgisische Gespann etwa eineinhalb Minuten. Mit bemerkenswerter Entschlossenheit kämpften sie sich zurück ins Rennen und kletterten dank drei WRC2-Prüfungsbestzeiten in Folge am Samstagvormittag wieder auf den vierten Platz in der Gesamtwertung.
Der Kampfgeist der beiden sollte jedoch am Nachmittag einen herben Dämpfer erhalten. Ein Dreher bei hohem Tempo führte zu einem Aufprall auf einen der vielen Heuballen in Wertungsprüfung zwölf. Der Aufprall beschädigte ihr Fahrzeug so schwer, dass eine Weiterfahrt unmöglich wurde. Die Mechaniker von Toksport WRT arbeiteten jedoch die ganze Nacht durch und reparierten den beschädigten Fabia RS Rally2 rechtzeitig für den Sonntag. Gryazin und Aleksandrov konnten wieder an den Start gehen und erreichten als Fünfte in der WRC2 Challenger-Wertung das Ziel. Diese Platzierung brachte ihnen wertvolle Meisterschaftspunkte ein: Gryazin kletterte auf den dritten Platz in der Gesamtwertung der Fahrer, während Aleksandrov nun den zweiten Platz in der Beifahrerwertung belegt.
Mit diesem Erfolg bestätigte Černý auch seine kürzliche Entscheidung, zur Marke aus Mladá Boleslav zurückzukehren. "Nach der Finnland-Rallye war ich am Boden zerstört. Und jetzt bin ich der Sieger! Ein großes Dankeschön an meinen Vater, der mich mein ganzes Leben lang unterstützt hat, an meinen Beifahrer Ondřej, an alle meine Partner und an Brynda Racing für das großartige Auto", jubelte der frischgebackene Sieger. Seine Begeisterung für das Fahrzeug war deutlich spürbar: "Ich muss sagen, der Fabia RS Rally2 ist der Beste. Ich hoffe, dass ich noch viele Rallyes am Steuer dieses großartigen Autos fahren kann."
Der Sieg in Zentraleuropa war bereits der vierte WRC2-Erfolg für verschiedene Fabia RS Rally2-Teams in dieser Saison. Die bisherigen Siege gingen an Roberto Daprà/Luca Guglielmetti aus Italien für das Delta Rally Team, Robert Virves/Jakko Viilo von Toksport WRT aus Estland und das britisch-schwedische Duo Gus Greensmith/Jonas Andersson von RaceSeven. In der Meisterschaftswertung führt weiterhin Roope Korhonen aus Finnland mit 90 Punkten, dicht gefolgt von Daprà mit 86 Zählern. Gryazin liegt mit 77 Punkten auf dem dritten Rang, hat aber noch zwei punkteberechtigte Läufe vor sich. Die nächste Gelegenheit bietet sich bei der Rallye Japan vom 6. bis 9. November, der vorletzten Veranstaltung der Saison 2025.