Skoda Enyaq 85x zeigt seine Stärken

Gute Fahrt

 · 15.12.2025

Skoda Enyaq
Foto: Skoda
Der überarbeitete Skoda Enyaq 85x bietet 286 PS, 407 km Testreichweite und umfangreiche Serienausstattung. Doch das 400-Volt-System hinkt der Konkurrenz hinterher.

Facelift bringt neue Front und mehr Ausstattung

Der überarbeitete Enyaq zeigt sich mit einer neuen Frontpartie, die dem kürzlich erschienenen Elroq ähnelt. Skoda hat die Frontansichten zugunsten der Familienähnlichkeit angeglichen, was die Unterscheidung zwischen den Modellen erschwert. Das 1,88 Meter breite Elektro-SUV gleitet nun noch widerstandsärmer durch die Luft – ein wichtiger Aspekt bei einer Antriebsart, die bei deutschen Autobahngeschwindigkeiten viel Energie verbraucht.

Seit seinem Start im April 2021 hat Skoda den Enyaq stetig aktualisiert. Dies ist bereits die zweite Auffrischung in kurzer Zeit. Neben der neuen Front gibt es deutlich mehr Serienausstattung: heizbare Vordersitze, Schlüssellos-Zugang, Dreizonen-Klimaautomatik, Abstandstempomat mit Tempolimit-Übernahme, Stau-, Spurwechsel- und Auspark-Assistent sowie Ausstiegswarner gehören nun zur Grundausstattung.

Bereits das kleine Facelift von 2024 brachte neu gestaffelte Akkugrößen mit sich. Der Enyaq 60 erhielt einen 63-kWh-Akku, während Enyaq 85 und 85x mit 82 kWh ausgestattet wurden. Bei den Kunden kommt der Enyaq weiterhin gut an: Mit gut 1700 Neuzulassungen im September ist er im Elektro-Segment noch immer ein Bestseller, auch wenn der Golf im selben Monat 7500 Einheiten erreichte.

Der Grundpreis des 85x blieb erfreulicherweise bei 51.500 Euro. Allerdings türmt sich der Preis mit Paketen schnell auf: Das Testexemplar mit Sportline-Paket und Maxx-Paket kostete stolze 60.170 Euro. Das Leasing über Skoda selbst ist kaum eine Alternative – 577 Euro pro Monat für das Grundmodell über 36 Monate bei 10.000 Kilometern jährlich und ohne Anzahlung sind happig.

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Raumkonzept und Fahrdynamik überzeugen

Das dank der großen Türausschnitte gute Gefühl großzügiger Weite beim Einstieg und das insgesamt luftige Raumgefühl bleiben unverändert. Der Enyaq soll die Elektro-Alternative zum Kodiaq darstellen, dem von den Maßen her ähnlichen Verbrenner-SUV. Ebenfalls unverändert zeigt sich der gut zugängliche wie geräumige Laderaum mit bis zu 1710 Liter Volumen bei angenehmen 685 Millimetern Ladekantenhöhe.

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Beim Fahren fällt auf, wie gut die adaptiven Dämpfer mit den großen 20-Zoll-Rädern harmonieren. Das DCC-Fahrwerk ist im Maxx-Paket für 3350 Euro enthalten, zusammen mit Progressivlenkung, Parkassistent und elektrisch einstellbaren Lordosenstützen samt Massagefunktion in beiden Vordersitzen. Im Individual-Programm lassen sich nicht weniger als 15 Dämpferhärte-Stufen einstellen. Sportfahrer dürften den Comfort-Modus als unterdämpft empfinden, aber bei einer solch großen Härte-Spreizung findet jeder eine passende Einstellung.

Generell handelt es sich um ein leises Auto, das jedoch auf der Autobahn ab etwa 130 km/h aus Richtung Panoramaschiebedach rauscht. Der Enyaq 85x ist bei 180 km/h abgeregelt. Die Verkehrszeichen-Übernahme erkennt Tempolimits zuverlässig und schont das Flensburg-Punktekonto ohne Zweifel. Der assistierte Spurwechsel für Geschwindigkeiten über 90 km/h wechselt nach Antippen des Blinkerhebels die Autobahnspur, wenn die Überholspur frei ist.

Beim Bremsen führt das seltsam weiche Pedalgefühl auf eine falsche Fährte. Die Bremswege um die 35 Meter aus 100 km/h bis zum Stillstand sind jedoch ordentlich. Die Reifen vom Typ Hankook Ventus S1 Eco zeigen sich als guter Kompromiss aus Rollwiderstand und Grip.

Allradantrieb mit cleverer Technik

Einer der Vorteile der getesteten Allradversion liegt in der höheren Anhängelast: Sie darf gebremst 1200 Kilogramm an den Haken nehmen, 200 Kilogramm mehr als der Hecktriebler. Angesichts des hohen Leistungsniveaus und mehr als 500 Nm Drehmoment sind die 2600 Euro Mehrpreis für den Allrad eine durchaus sinnvolle Investition.

Um den Energieverbrauch beim Allradler nicht signifikant zu erhöhen, basiert der 85x auf dem Hecktriebler mit seinem Synchronmotor hinten. Die vordere Asynchronmaschine läuft bei gleichmäßiger Fahrweise oft nur passiv mit, um bei Bedarf prompt zur Stelle zu sein. Dieser Allradantrieb erinnert mit seiner Wirkungsweise an den eines heckantriebsbasierten Verbrenner-SUV mit Lamellenkupplungs-Allrad.

Die Leistungsverteilung erfolgt intelligent: Der Synchronmotor hinten übernimmt die Hauptarbeit, während der vordere Asynchronmotor nur bei Bedarf zugeschaltet wird. Dies optimiert den Wirkungsgrad und hält den Verbrauch in Grenzen. Das System reagiert prompt auf veränderte Fahrbedingungen und stellt bei Bedarf sofort die volle Allradtraktion zur Verfügung.

Die Gewichtsverteilung von 50:50 zwischen Vorder- und Hinterachse sorgt für ausgewogene Fahreigenschaften. Das Leergewicht von 2253 Kilogramm ist für ein Elektro-SUV dieser Größenklasse typisch, macht sich aber bei dynamischer Fahrweise bemerkbar. Die Progressivlenkung arbeitet präzise und vermittelt ein gutes Feedback über den Fahrbahnzustand.

Ladetechnik mit Verbesserungspotenzial

Elektroauto-typisch schnurrt die Reichweite bereits bei 130 km/h auf 351 Kilometer zusammen, bei eiligen Fahrern noch mehr. Am Schnelllader braucht der Skoda eine knappe halbe Stunde von zehn auf 80 Prozent und lädt mit maximal 175 kW – die er nur kurz durchhält. Die Ladekurve sinkt dann aber schön gleichmäßig und nicht zu steil ab.

Zum Vergleich: Frühe Enyaq von 2021 schafften gerade mal 125 kW Ladeleistung, und das nur gegen Aufpreis. Allerdings setzen heute die 800-Volt-Stromer der Chinesen und Koreaner die Maßstäbe – bei ihnen dauert der Ladevorgang nur noch zwischen zwölf und 18 Minuten am Schnelllader. An der Wallbox bietet der Skoda nichts Besonderes: acht Stunden von leer auf 100 Prozent. Die stärkeren 22-kW-Ladesäulen kann er nicht ausschöpfen, Wechselstromladen bleibt auf elf kW limitiert.

Die gegenüber frühen Enyaq-Versionen gestiegene Testreichweite auf der standardisierten 155-Kilometer-Verbrauchsrunde, die anders als der Normverbrauch auch Autobahn-Vollgas enthält, dürften die meisten Nutzer als brauchbar empfinden: 407 Kilometer. Zum Vergleich: Mit dem 2021er Enyaq 80 mit 77-kWh-Akku wurden je nach Jahreszeit auf der gleichen Verbrauchsrunde nur 350 bis 375 Kilometer erreicht.

Das ist ein deutlicher Fortschritt. Für die Zukunft wäre jedoch ein Ausschöpfen der 22-kW-Ladesäulen wünschenswert, wie sie in Städten oft als öffentliche Lademöglichkeit stehen. Der Testverbrauch lag bei 19,5 kWh pro 100 Kilometer und damit 19 Prozent über der WLTP-Angabe von 16,4 kWh.


​Technische Daten im Überblick

  • Modell: Skoda Enyaq 85x
  • Motor vorn: Asynchronelektromotor
  • Motor hinten: Synchronelektromotor
  • Spitzenleistung: 210 kW (286 PS)
  • Dauerleistung: 77 kW (105 PS)
  • Max. Drehmoment: 545 Nm
  • Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h
  • Antrieb: Allradantrieb
  • Beschleunigung 0-100 km/h: 6,7 s
  • Batteriekapazität brutto/netto: 82/77 kWh
  • Reichweite WLTP: 531 km
  • Testreichweite: 407 km
  • Ladeleistung AC/DC: 11/175 kW
  • Ladezeit 10-80% DC: 28 Minuten
  • Verbrauch WLTP: 16,4 kWh/100 km
  • Testverbrauch: 19,5 kWh/100 km
  • Anhängelast gebremst: 1200 kg
  • Kofferraumvolumen: 585-1710 l
  • Leergewicht: 2253 kg
  • Grundpreis: 51.500 Euro

Stärken und Schwächen

  • Umfangreiche Serienausstattung mit heizbaren Vordersitzen und Dreizonen-Klimaautomatik
  • Großzügiges Raumgefühl und geräumiger Laderaum mit 1710 Liter Volumen
  • DCC-Fahrwerk mit 15 Dämpferhärte-Stufen harmoniert gut mit 20-Zoll-Rädern
  • Testreichweite von 407 Kilometern im Praxistest
  • Kurze Bremswege von rund 35 Metern aus 100 km/h

  • 400-Volt-System hinkt modernen 800-Volt-Stromern hinterher
  • Windgeräusche vom Panoramaschiebedach ab 130 km/h
  • AC-Laden auf 11 kW limitiert, kann 22-kW-Ladesäulen nicht ausschöpfen
  • Seltsam weiches Bremspedalgefühl führt auf falsche Fährte
  • Hoher Preis mit Paketen auf über 60.000 Euro

Gute Fahrt Video-Empfehlungen zum Skoda Enyaq