Das Duell zwischen Elektroauto und Verbrenner gehört mittlerweile zum automobilen Alltag. Besonders interessant wird der Vergleich, wenn er innerhalb einer Marke stattfindet. Skoda bietet mit dem brandneuen Elroq und dem etablierten Karoq zwei kompakte SUVs an, die auf unterschiedliche Antriebskonzepte setzen. Der seit 2017 erhältliche Karoq erhielt 2020 ein dezentes Facelift, das vor allem die Digitalisierung des Fahrerarbeitsplatzes vorantrieb. Die gut ablesbaren analogen Rundinstrumente wichen dabei einer digitalen Anzeige, die entweder nur Zahlen oder ein stilisiertes Rundinstrument darstellt.
Der neue Elroq geht bei der Digitalisierung noch einen Schritt weiter. Sein Fahrerdisplay ist kompakter gestaltet und bündelt die Informationen stärker, was allerdings zu Lasten der Ablesbarkeit geht. Das zentrale 13-Zoll-Display fungiert als Schaltzentrale für sämtliche Funktionen. Während der Karoq noch klassische Drehregler für die Klimaanlage bietet, verfügt der Elroq lediglich über eine Leiste unterhalb der Lüftungsdüsen, um einzelne Funktionen direkt anzuwählen. Der Karoq präsentiert sich hier mit einer ausgewogeneren Mischung aus digitaler und analoger Bedienung.
Beide Fahrzeuge unterstützen die kabellose Spiegelung von Android Auto und Apple CarPlay, was die Nutzung des herstellereigenen Navigationssystems optional macht. Im Elroq erweist sich das bordeigene Navigationssystem jedoch als besonders nützlich, da es auf Langstrecken den Batteriestand überwacht und bei Bedarf Ladestationen empfehlen kann. Diese Funktion ist angesichts der realen Reichweite durchaus sinnvoll, denn die vom Hersteller nach WLTP angegebenen 580 Kilometer erwiesen sich im Test als zu optimistisch.
Der Elroq 85 verfügt über eine 77 kWh große Batterie, die laut Herstellerangaben für 580 Kilometer Reichweite sorgen soll. Im realen Testbetrieb mit Stadt-, Landstraßen- und Autobahnanteil wurden jedoch maximal 359 Kilometer erreicht. Auch die Ladegeschwindigkeit blieb hinter den Erwartungen zurück: Statt der angegebenen 170 kW an der Schnellladesäule wurden selbst bei vorkonditionierter Batterie nur maximal 95 kW erreicht. Für Vielfahrer und Langstreckenpendler könnte dieser Punkt ein entscheidendes Kriterium sein.
Der Karoq hingegen wird vom bewährten 1,5-Liter-Vierzylinder-Turbomotor (EA211 evo 2) angetrieben, der ohne Mildhybrid-Unterstützung auskommt. Mit seinem 50-Liter-Tank erreicht er nach AUTO BILD-Messungen eine Reichweite von 714 Kilometern – fast doppelt so viel wie der elektrische Elroq. Selbst bei zügiger Autobahnfahrt mit 160 km/h sind noch 468 Kilometer möglich, bevor eine Tankpause eingelegt werden muss.
In puncto Fahrleistungen hat der Elroq klar die Nase vorn. Mit seiner Systemleistung von 286 PS beschleunigt er die 2,1 Tonnen schwere Karosserie in 6,6 Sekunden auf 100 km/h. Der Karoq benötigt mit seinen 150 PS für den gleichen Sprint 9,0 Sekunden. Bei der Höchstgeschwindigkeit liegt wiederum der Verbrenner mit 210 km/h vor dem auf 180 km/h begrenzten Elektroauto. Allerdings sind beide Maximalgeschwindigkeiten eher theoretischer Natur: Der Elroq verliert bei hohem Tempo schnell Energie und drosselt zum Schutz der Batterie nach kurzer Zeit die Geschwindigkeit, während der Karoq bei Vollgas recht laut wird.
Fahrdynamisch präsentiert sich der Elroq als das modernere Fahrzeug. Mit seinem adaptiven DCC-Fahrwerk – das für den Karoq ebenfalls optional erhältlich ist – überzeugt er im Test mit besseren Federungseigenschaften. Bodenunebenheiten, Querfugen und Schlaglöcher werden souverän abgefedert. Die Lenkung ist in beiden Modellen präzise und vermittelt ausreichend Rückmeldung, um die Fahrzeuge zielgenau durch Kurven zu führen.
Trotz der unterschiedlichen Außenmaße – der Karoq ist mit 4,39 Metern etwas kürzer als der 4,49 Meter lange Elroq – bieten beide SUVs ein großzügiges Raumgefühl. In der ersten Sitzreihe geht es in beiden Fahrzeugen luftig zu. Im Fond haben auch hochgewachsene Personen genügend Platz, wobei der Elroq etwas mehr Kniefreiheit bietet. Beim Kofferraumvolumen hat jedoch der Karoq die Nase vorn: Mit 521 bis 1630 Litern übertrifft er die 470 bis 1580 Liter des Elroq. Auch bei der Anhängelast liegt der Verbrenner mit 1,5 Tonnen deutlich vor dem Elektromodell, das maximal eine Tonne ziehen darf.
Das höhere Gewicht des Elroq (2142 kg gegenüber 1481 kg beim Karoq) wirkt sich nicht nur auf die Zuladung aus, sondern auch auf das Fahrverhalten. Dennoch gelingt es dem elektrischen SUV, dank des tief im Fahrzeugboden verbauten Akkus und der daraus resultierenden günstigen Gewichtsverteilung, ein agiles Fahrgefühl zu vermitteln. Der Karoq wiederum punktet mit seiner Leichtigkeit und dem direkteren Ansprechverhalten des Verbrennungsmotors.
Die Verarbeitungsqualität ist bei beiden Modellen auf hohem Niveau. Moderne Materialien und eine sorgfältige Montage prägen den Innenraum. Die Sportsitze bieten in beiden Fahrzeugen guten Halt und Komfort auch auf längeren Strecken. Während der Elroq durch seinen Elektroantrieb mit exzellenter Laufruhe glänzt, muss sich der Karoq mit einem etwas höheren Geräuschniveau begnügen, das vor allem bei höheren Geschwindigkeiten deutlich wird.
Bei der Betrachtung der Gesamtkosten über einen Zeitraum von vier Jahren und einer Laufleistung von 60.000 Kilometern zeigen sich interessante Unterschiede. Der Elroq startet mit einem höheren Anschaffungspreis von 43.900 Euro gegenüber 38.180 Euro für den Karoq. Dafür fallen beim Elektroauto keine Kfz-Steuern an, und auch die Wartungskosten sind mit 1000 Euro über vier Jahre deutlich niedriger als beim Verbrenner mit 1600 Euro.
Die Kraftstoff- beziehungsweise Stromkosten betragen beim Elroq etwa 5993 Euro, während der Karoq mit 7896 Euro höhere Energiekosten verursacht. Bei den Versicherungskosten hat wiederum der Verbrenner die Nase vorn: 3832 Euro für Haftpflicht und Vollkasko über vier Jahre stehen 5568 Euro beim Elektromodell gegenüber. Der größte Unterschied zeigt sich beim Wertverlust: Während der Elroq in vier Jahren etwa 19.298 Euro an Wert verliert, sind es beim Karoq nur 16.830 Euro.
In der Gesamtbilanz ergeben sich Kosten von 31.859 Euro für den Elroq und 30.634 Euro für den Karoq. Pro Kilometer bedeutet das 53 Cent für das Elektroauto und 51 Cent für den Verbrenner – ein marginaler Unterschied, der die Entscheidung nicht wesentlich beeinflussen dürfte. Letztendlich hängt die Wahl zwischen Elektroauto und Verbrenner vor allem vom persönlichen Nutzungsprofil ab.
Wer überwiegend in der Stadt unterwegs ist, kürzere Strecken fährt und zu Hause oder am Arbeitsplatz laden kann, für den könnte der Elroq die bessere Wahl sein. Vielfahrer, Langstreckenpendler und alle, die regelmäßig einen Anhänger ziehen müssen, werden hingegen mit dem Karoq glücklicher. Die Entscheidung für oder gegen ein Elektroauto bleibt somit eine höchst individuelle Angelegenheit, die von den persönlichen Mobilitätsanforderungen abhängt.
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