Porsche Taycan-Experte erklärt optimales Laden von Elektroautos

Gute Fahrt

 · 03.11.2025

Fahrweise und Ladestrategie standen im Mittelpunkt einer Challenge, bei der 1.111 Kilometer an einem Tag im Porsche Taycan zurückgelegt werden sollten. Die vier Ladestopps an Porsche Charging Lounges waren vorgegeben.
Foto: Porsche
Kevin Giek von Porsche verrät, wie Elektroauto-Fahrer ihre Batterien am effizientesten laden und dabei Zeit sparen können.

Die Zehn-Prozent-Regel für maximale Ladegeschwindigkeit

Kevin Giek, Baureihenleiter des elektrischen Sportwagens bei der Stuttgarter Marke, kennt die Geheimnisse effizienten Batterieladens aus dem Effeff. Sein wichtigster Ratschlag: Der Akku sollte möglichst wenig Restenergie gespeichert haben, wenn man an die Schnellladesäule fährt. "Zehn Prozent sind relativ ideal", erklärt der Experte. Wer sich darauf einlasse, werde bald merken, dass es auch darunter noch gut funktioniere.

Diese Empfehlung hat einen technischen Hintergrund: An geeigneten DC-Schnellladesäulen mit 800-Volt-Technologie erreicht der aktuelle Stromer Ladeleistungen von bis zu 320 kW - das sind 50 kW mehr als beim Vorgänger. Die Ladezeit von zehn auf 80 Prozent State of Charge verkürzt sich dadurch auf beeindruckende 18 Minuten. Besonders bemerkenswert: Diese Werte gelten nicht nur Idealbedingungen im Labor.

Das Schnellladefenster der neuen Performance-Batterie Plus wurde deutlich erweitert. Dadurch sind Ladeleistungen über 300 kW bis zu fünf Minuten lang möglich. Selbst bei tiefen Temperaturen können schneller sehr hohe Ladeleistungen erzielt werden - ein entscheidender Vorteil im Winter. Je nach individuellem Fahrprofil halbiert sich die erforderliche Ladezeit gegenüber dem Vorgängermodell. Während die erste Generation bei 15 Grad Celsius Batterietemperatur noch 37 Minuten für den Sprung von zehn auf 80 Prozent benötigte, schaffen die modellgepflegten Varianten dies trotz höherer Batteriekapazität in nur 18 Minuten.

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Strategisches Laden unterwegs versus Heimladen

Bei der Frage, wie voll die Batterie geladen werden sollte, unterscheidet Giek klar zwischen verschiedenen Szenarien. Für lange Strecken empfiehlt er, den Akku zu Hause an der Wallbox vollständig zu laden. Unterwegs sieht die Strategie jedoch anders aus: "Manchmal lade ich nur noch bis auf 60 Prozent. Danach wird's mir schon fast zu langsam."

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Diese Herangehensweise basiert auf den Ladekurven-Charakteristika des Fahrzeugs. Das Ladeplateau liegt sehr hoch: Bis ungefähr 70 Prozent wird mit über 300 kW geladen, bis etwa 75 Prozent sind es immer noch über 200 kW. Jenseits der 80-Prozent-Marke sinkt die Ladeperformance beim Schnellladen jedoch signifikant ab. "Da lohnt es sich nicht, länger an der Säule zu stehen", betont der Entwicklungsleiter.

Die optimale Strategie hängt vom Tagesziel ab: Ist dieses mit 60 Prozent gut zu erreichen, lädt Giek nicht weiter, weil es danach langsamer wird. Abends kann dann wieder vollgeladen werden - möglichst mit Wechselstrom, um die Batterie zu schonen. Diese Vorgehensweise maximiert sowohl die Effizienz als auch die Batterielanglebigkeit.

Der hauseigene Ladeplaner unterstützt dabei, die optimale Gesamtreisezeit zu ermitteln. Das System zeigt nicht nur die schnellste Route, sondern auch, ob es effizienter ist, mehr als 60 oder 70 Prozent zu laden, bevor ein weiterer Stopp notwendig wird. Manchmal ist es besser, zweimal kurz statt einmal lang zu laden. In jedem Fall sorgt der Planer für die perfekte Vorkonditionierung der Batterie.

Säulen-Pairing als unterschätzte Herausforderung

Ein häufig übersehener Aspekt beim Schnellladen ist das sogenannte Säulen-Pairing. Giek beobachtet regelmäßig, dass Neuankömmlinge an Ladeparks an eine Säule fahren, an der bereits ein Fahrzeug angeschlossen ist. Dass dadurch die Leistung der Säule - außer bei Ionity und an den hauseigenen Charging Lounges - halbiert wird, ist vielen Nutzern nicht bekannt.

Besonders relevant ist dies bei Säulen mit einer Leistung von 300 kW oder mehr. Gerade mit Automobilen, die wie die Stuttgarter Modelle über einen längeren Zeitraum deutlich mehr als 200 kW aufnehmen können, ist das ärgerlich. Aber auch bei den 150-kW-Säulen gilt das Prinzip: Eine Vielzahl von E-Fahrzeugen kann diese Leistung problemlos aufnehmen. Doch wenn zwei Autos an einer Säule laden, kommen auf jeder Seite oft nur noch 75 kW an.

"Wenn ich beim Laden bin und das Thema bei anderen E-Autofahrern anspreche, wird mir sehr häufig gesagt, das habe man nicht gewusst", berichtet Giek aus der Praxis. Außerhalb der Stoßzeiten sei es überwiegend möglich, die volle Leistung der Ladesäulen abzurufen, da dann ausreichend Ladepunkte zur Verfügung stehen. Ein kurzer Blick auf benachbarte Säulen kann also bares Geld und wertvolle Zeit sparen.

Elektromobilität als Performance-Revolution

Volle Leistung bedeutet schnelles Laden und damit kurze Reisezeit - ein Thema, das bei der Marke traditionell große Bedeutung hat. Genau wie die Fahrperformance, die bei der E-Mobilität eine Dimension erreicht, die bei konventionellen Antrieben nicht möglich ist. Tiefer Schwerpunkt, optimale Achslastverteilung, direktes Ansprechverhalten, hohe Fahrstabilität und purer Fahrspaß - all diese Punkte seien nun auf einem komplett neuen Level zu erleben, betont Giek.

Die My Porsche App und die Dienste von Connect ermöglichen es, Informationen zur Ladegeschwindigkeit und Verfügbarkeit der Ladestationen abzurufen. Das Display zeigt die Ladestopps samt Dauer an und versucht immer, eine möglichst schnelle Reisezeit anzubieten. Diese digitale Unterstützung macht Langstreckenfahrten mit dem Stromer nicht nur möglich, sondern komfortabel.

Die Volkswagen Group lädt mit einer markenübergreifenden Kommunikationskampagne zum Kennenlernen der Elektromobilität ein. Aufklärung und vor allem Erfahrung sind notwendig, wenn es darum geht, in welchen Bereichen sich Hochvoltbatterien am besten laden lassen. Mit den Tipps des Experten wird das Laden genauso selbstverständlich wie das traditionelle Tanken - nur deutlich effizienter und zukunftsorientierter.


Im Überblick

  • Modell: Porsche Taycan (aktuell)
  • Ladeleistung DC: bis zu 320 kW
  • Ladezeit 10-80%: 18 Minuten
  • Batterietechnologie: 800-Volt-System
  • Performance-Batterie: Plus-Version
  • Schnellladefenster: deutlich erweitert
  • Ladeleistung über 300 kW: bis zu 5 Minuten
  • Ladeleistung bis 70%: über 300 kW
  • Ladeleistung bis 75%: über 200 kW
  • Vorgängermodell Ladezeit: 37 Minuten (10-80%)
  • Stromverbrauch WLTP: 18,7-21,4 kWh/100km
  • CO₂-Emissionen: 0 g/km

Stärken und Schwächen

  • Extrem kurze Ladezeiten von nur 18 Minuten (10-80 Prozent)
  • Hohe Ladeleistung bis 320 kW an geeigneten Säulen
  • Intelligenter Charging Planner für optimale Routenplanung

  • Ladeleistung sinkt nach 80 Prozent deutlich ab
  • Säulen-Pairing kann Leistung halbieren
  • Optimale Bedingungen nicht überall verfügbar