Lichtblitze zucken über das Aluminium-Kunstwerk. Epische Musik setzt ein und Medienvertreter aus aller Welt warten gespannt auf den Moment, für den sie hergekommen sind. Zwei SUVs rollen aus ihrer futuristischen Garage heraus, die der Architekt Marc Fornes eigens für dieses Event entworfen hat. Der Macan 4 und der Macan Turbo präsentieren sich der Weltöffentlichkeit – für Porsche ist es eines der wichtigsten Fahrzeugdebüts der vergangenen Jahre.
Die Kulisse ist nicht weniger futuristisch als die schimmernde Skulptur, die dem Event eine einzigartige Bühne bietet. Wir befinden uns mitten in den Gardens by the Bay in Singapur: eine exotische, künstlich angelegte Gartenanlage und eine der beliebtesten Touristenattraktionen des südostasiatischen Stadtstaats. Die Metropole mit rund sechs Millionen Einwohnern wirkt wie ein Zukunftslabor.
BIS 2030 SOLLEN 80 PROZENT DER PORSCHE FAHRZEUGE ELEKTRISCH FAHREN – DER MACAN IST EIN WICHTIGER SCHRITT AUF DEM WEG
Schon in den Tagen vor der Weltpremiere bestaunen wir ein Stadtdesign, das eine nachhaltige Strategie sichtbar macht. Moderne Wolkenkratzer recken sich in die Höhe, exotische Pflanzen klettern hinterher. Singapur ist eine der grünsten Städte der Welt. Im Green Plan 2030 hat die Stadt festgelegt, dass bis Ende des Jahrzehnts 200 Hektar der Hochhausflächen bepflanzt werden sollen. Singapur macht es vor: auf der einen Seite ökonomisches Wachstum, auf der anderen nachhaltige Architektur. Dass Porsche vor dieser imposanten Kulisse den neuen Macan präsentiert, ist kein Zufall.
Bis 2030 sollen 80 Prozent aller von Porsche ausgelieferten Fahrzeuge elektrisch fahren – so das erklärte Ziel. Mit dem Macan macht das Unternehmen nun einen weiteren Schritt nach vorn. Bislang in vier Verbrenner-Varianten erhältlich, zeigt sich er sich in Singapur in völlig neuem Gewand. Der Macan wurde elektrifiziert und wird künftig nur noch als E-SUV erhältlich sein. Nachdem Porsche mit dem Taycan einen völlig neuen Elektro-Sportwagen am Markt etabliert hat, folgt nun ein rigoroser Strategiewechsel. „Heute heben wir den Macan auf ein völlig neues Niveau“, verkündet der Vorstandsvorsitzende Oliver Blume auf der Bühne in der Megacity. „Mit dem Launch unseres zweiten, vollelektrischen Modells zeigen wir, dass Transformation möglich ist. Der neue Macan ist der perfekte Begleiter für ein neues Zeitalter der Mobilität.“ In den vergangenen zehn Jahren hat das Kompakt-SUV eine rasante Erfolgsgeschichte geschrieben und entwickelte sich zu einem der meistverkauften Modelle. Weltweit wurden rund 800.000 Exemplare abgesetzt. Der neue Macan soll die Geschichte weiterschreiben. „Mit herausragender E-Performance, der neuen Porsche Driver Experience und expressivem Design“, erklärt Blume. Der Grundpreis für den Macan 4 beginnt bei 84.100 Euro (Stand März 2024).
Zeit für einen Rundgang. Nachdem die beiden Macan enthüllt wurden, tummeln sich Journalisten, Fotografen und Influencer um die Neuheiten. Von außen ist der Macan klar als solcher zu erkennen. Typische Porsche Proportionen definieren das Bild eines sportlichen SUVs. Doch im Innern ist kein Bauteil gleich geblieben. Und in Sachen E-Performance hat er tatsächlich einige Innovationen im Gepäck. Der Macan ist der erste Sportwagen von Porsche, der auf der gemeinsam mit Audi entwickelten Premium Platform Electric (PPE) basiert. Bei der Entwicklung neuer E-Modelle bietet die Architektur große Flexibilität. Verschiedene Modelle können auf der PPE realisiert werden. Für das E-SUV entwickelte Porsche zusätzlich den Performance-Hinterwagen. Dazu wurde der E-Motor im Heck um 180 Grad um die Querachse gedreht, sodass viele Bauteile weiter nach hinten verlagert werden konnten. Das Ergebnis: eine heckbetonte Gewichtsverteilung, die eine Porsche-typische Fahrweise ermöglichen soll. Angetrieben wird der Macan von jeweils einem permanenterregten Synchronmotor an Vorder- und Hinterachse. Beim Macan Turbo ermöglichen sie eine Leistung von bis zu 470 kW (639 PS) – beim Macan 4 sind es 300 kW (408 PS). Ihre Energie beziehen sie aus der im Unterboden verbauten Lithium-Ionen-Batterie. Von der Bruttokapazität von 100 kWh können bis zu 95 kWh genutzt werden. Das Drehmoment erreicht im Spitzenmodell bis zu 1.130 Nm – damit kann der Macan in Sachen Beschleunigung selbst einem 911 Turbo Konkurrenz machen.
Auch beim Lademanagement bietet das SUV einige Neuheiten. Wie beim Taycan setzt Porsche auf eine 800-Volt-Technologie. Daraus sollen sowohl eine hohe Dauerleistung als auch eine reduzierte Ladedauer resultieren. Der Macan erreicht eine Ladeleistung von 270 kW. An Schnellladesäulen kann er in rund 21 Minuten von zehn auf 80 Prozent geladen werden. Doch Schnellladesäulen sind nicht überall verfügbar. Auch für den Fall hat Porsche sich etwas überlegt – Alltagstauglichkeit stand bei der Entwicklung hoch im Kurs. Wird an einer Säule geladen, die mit 400 Volt arbeitet, kommt das sogenannte Bank-Laden zum Einsatz. Und das ist tatsächlich eine nützliche Innovation. Dank eingebauter Hochvolt-Trennelemente kann die 800-Volt-Batterie dann in zwei Batterien mit gleicher Spannung geteilt werden. Geladen werden sie an der 400-Volt-Ladesäule dann parallel mit bis zu 135 kW. So soll der Macan mit allen Ladesäulen weltweit kompatibel sein.
MEHR ALS 590 KILOMETER REICHWEITE NACH WLTP-NORM BIETET DER MACAN TURBO
Die Batterie selbst wird von einem Thermomanagement unterstützt, um Leistungsfähigkeit und Lebensdauer zu optimieren. Herrscht draußen Hitze, wird die Batterie gekühlt – klirrt die Kälte, wird sie durch den Einsatz von Hochvoltheizern erwärmt. So kann die Batterie auch vor dem Laden auf die ideale Temperatur gebracht werden. Der Ladekomfort reicht sogar bis ins letzte Detail, denn der Macan verfügt über zwei Gleichstrom-Ladebuchsen, eine auf jeder Seite. Links befindet sich zudem eine Wechselstrom-Ladedose. Ist der Wagen vollgeladen, seien nach WLTP wohl Reichweiten von mehr als 600 Kilometern möglich – durch eine verbesserte Aerodynamik und einige Besonderheiten, die bei Verbrennern so gar nicht denkbar sind: Der Macan hat einen komplett geschlossenen Fahrzeugboden. Mit einer Abgasanlage wäre das unmöglich. Die Porsche-typische, abfallende Dachlinie am Heck sorgt für die aerodynamisch günstigste Form, sodass der Macan einen cW-Wert von 0,25 erreicht – und sich gegenüber seinem Vorgänger um ein Zehntel verbessert. Ein beachtlicher Wert, der vor allem auf der Langstrecke einige Extrakilometer an Reichweite bringen dürfte.
VON NULL AUF 100 IN 3,3 SEKUNDEN – TOPWERT FÜR DEN MACAN TURBO
Wie der Macan schließlich auf der Straße performt, wird der GUTE FAHRT-Fahrtest zeigen. Testautos waren so kurz nach der Premiere noch nicht verfügbar. Doch die Daten imponieren. So beschleunigt das Topmodell, der Macan Turbo, in 3,3 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h, beim Macan 4 sind es 5,2 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit wird mit 260 beziehungsweise 220 km/h angegeben. Und der Innenraum lockt mit Komfort, denn durch die Elektrifizierung hat das SUV an Platz gewonnen. Bis zu 540 Liter beträgt das Kofferraumvolumen, das durch eine umgeklappte Rücksitzbank auf bis zu 1.348 Liter wächst. Hinzu kommt der von Porsche sogenannte Frunk, ein weiterer Laderaum unter der Fronthaube, der 84 Liter Volumen bietet. Im Cockpit prangt das neue Anzeige- und Bedienkonzept, das Porsche „Driver Experience“ nennt – mit einem 12,6 Zoll großen Screen im Curved Design und einem 10,9 Zoll großen Zentraldisplay. Optional ist auch für den Beifahrer ein 10,9 Zoll großer Screen verfügbar, der sogar während der Fahrt das Abspielen von Videos erlaubt. Die Oberfläche ist so designt, dass der Fahrer sie nicht einsehen kann. Erstmals kommt zudem ein Head-up-Display mit Augmented Reality zum Einsatz. Hier werden beispielsweise virtuelle Navigationspfeile in die reale Welt integriert und auf die Fahrbahn projiziert.
Auf dem Papier ist der Macan also eine technologische Innovation. In Singapur sehen wir ihn auf der Bühne nur rollen. Doch dass er für Porsche einen wichtigen Meilenstein darstellt, wird vor dieser imposanten Kulisse klar. Auch Oliver Blume macht das deutlich. „Dieser Ort ist der Beweis dafür, dass ein Wandel möglich ist“, bekräftigt der Vorstandsvorsitzende zum Abschluss seiner Rede. „Grüne Wolkenkratzer. Ein Dschungel mitten in der Stadt. Erneuerbare Energie. Man muss sich nur darauf einlassen und loslegen. Genau das haben wir bei Porsche getan. Und deshalb ist Singapur die perfekte Bühne für den Macan.“ Von Singapur hinaus in die Welt – ein neues Kapitel in der Porsche Historie beginnt.