Gute Fahrt
· 24.09.2025
Die Bezeichnung "SUV Sport" mag irreführend sein, doch wenn ein 2,5-Tonnen-Fahrzeug die Nürburgring-Nordschleife in 7:38 Minuten umrundet, verdient diese Fahrzeuggattung durchaus Beachtung. Diese Zeit fuhr Porsches Testpilot Lars Kern im 640 PS starken Cayenne Coupé Turbo GT mit Pirelli Corsas – eine Leistung auf dem Niveau des aktuellen Audi RS 3 mit Pirelli Trofeos. Doch im vorliegenden Vergleich geht es nicht um Rekordzeiten, sondern um das beste Gesamtpaket aus Kurvenverhalten, Sprintfähigkeiten und Alltagstauglichkeit.
Die drei Kandidaten – BMW X5 M Competition, Mercedes-AMG GLE 63 S Coupé und Porsche Cayenne Turbo E-Hybrid – liegen bei Leistung und Preis nah beieinander. Der Cayenne ist technisch der jüngste im Trio, was vor allem seinem Hybridantrieb zu verdanken ist. Die Systemleistung von 739 PS setzt sich aus einem 599 PS starken V8-Biturbo mit 800 Nm und einem Elektromotor zusammen. Der Mercedes-AMG GLE 63 S und der BMW X5 M Competition bieten mit 612 bzw. 625 PS ähnliche Leistungsdaten, allerdings ohne vollwertigen Hybridantrieb.
Der Porsche muss durch seinen Elektroantrieb etwa 180 bis 200 Kilogramm mehr Gewicht bewegen als seine Konkurrenten. Bei Gesamtgewichten zwischen 2,4 und 2,6 Tonnen erscheint dieser Unterschied zunächst marginal – ob er tatsächlich ins Gewicht fällt, zeigt sich im Fahrverhalten. Alle drei Kandidaten treten mit ähnlicher Bereifung an, wobei der Porsche ohne die optionalen Pirelli P Zero Corsas auskommt. Bis auf den BMW sind alle Testwagen mit Keramikbremsen ausgestattet. Sämtliche Fahrzeuge verfügen über verstellbare, aktive Fahrwerke mit Wankausgleich und intelligenten Differenzialsperren. Die Bereifung umfasst bei allen 22-Zoll-Räder, wobei der BMW als einziger auf eine Kombination aus 21 Zoll vorne und 22 Zoll hinten setzt.
In der Ausstattung bieten alle drei Modelle vier Auspuffrohre, hochwertige Lederausstattung, Massage-Funktionen, Sitzlüftung und großzügige Curved Displays. Der Cayenne sticht mit seinem adaptiv ausfahrbaren Dachspoiler hervor – ein sinnvolles Feature bei einer möglichen Höchstgeschwindigkeit von 295 km/h. Bei BMW kostet die Anhebung der Höchstgeschwindigkeit von 250 auf 290 km/h im Rahmen des M Driver's Package 2.450 Euro extra, während der AMG bei 280 km/h abgeriegelt wird.
Die Preisgestaltung der drei Power-SUVs beginnt bei 167.400 Euro für den X5 M Competition, gefolgt vom Mercedes-AMG GLE 63 S mit 177.595 Euro und dem Cayenne Turbo E-Hybrid mit 185.700 Euro. Mit zusätzlicher Performance-Ausstattung überschreiten sowohl Porsche als auch Mercedes die 200.000-Euro-Marke. Zum Vergleich: Vor zehn Jahren kostete ein 570 PS starker Cayenne Turbo S rund 166.000 Euro und ein 575 PS starker BMW X5 M nur 119.000 Euro – die Preisspirale hat sich deutlich nach oben gedreht.
Im Verbrauchstest zeigt sich der Porsche mit seinem Hybridantrieb erwartungsgemäß von seiner effizienten Seite. Im Hybrid-Auto-Modus und mit voller Batterie benötigt er auf den ersten 100 Kilometern lediglich 6,1 Liter Kraftstoff und 26,4 kWh Strom. Nach Entleerung der Batterie pendelt sich der Verbrauch auf dem Niveau der Konkurrenten ein, die zwischen 13,1 und 14,8 Liter nehmen. Für die Zielgruppe dieser Fahrzeugklasse dürfte der Verbrauch allerdings ein nachrangiges Kriterium sein.
Der Mercedes-AMG überzeugt mit seinem charakteristischen V8-Sound. Der Vierliter-Biturbo mit 612 PS wird durch einen Mildhybrid mit zusätzlichen 22 PS unterstützt. Das Coupé präsentiert sich genau so imposant und pompös, wie man es von einem AMG-SUV erwartet. Der markante Kühlergrill sorgt für Respekt im Rückspiegel, während der kehlig-rotzige Sound aus den vier Endrohren noch kilometerweit zu hören ist. In dieser Hinsicht können weder BMW noch Porsche trotz ähnlicher Motorenkonfigurationen und Auspuffanlagen mithalten.
Der Porsche kombiniert seinen Vierliter-V8-Biturbo mit einem zwischen Motor und Getriebe platzierten Elektromotor, der je nach Fahrprogramm bis zu 176 PS beisteuert. Der BMW muss ohne elektrische Unterstützung auskommen und verlässt sich allein auf seinen 4,4-Liter-V8-Biturbo mit 625 PS. Bei den Getrieben setzen BMW und Porsche auf sportlich abgestimmte Achtstufen-Automatikgetriebe, während Mercedes mit einer Neunstufen-Automatik für mehr Agilität in den unteren Gängen und etwas besseren Verbrauch sorgt.
Im Cayenne sitzt man am besten – tief, gut integriert und dennoch komfortabel, fast wie in einem 911. Das Lenkrad hat die perfekte Dicke, die Schaltwippen lassen sich gut bedienen, und die Bedienung ist intuitiv und schlüssig. Auch in BMW und Mercedes sitzt man nahezu perfekt mit gutem Seitenhalt und Komfort, allerdings könnten beide Fahrzeuge eine tiefere Sitzposition bieten. Die Lenkräder von BMW und Mercedes sind etwas zu dick gepolstert, beim AMG gibt es zudem zu viele Tasten und Touchflächen. Das Curved Display im BMW ist einen Tick zu groß und leicht schräg positioniert, und die Bedienung erfordert mehr Interaktionen als nötig.
Der AMG führt das Trio akustisch an. Bei Lastwechseln röchelt der V8 genüsslich nach, bei Gangwechseln knallt er aus allen Rohren, und Last entwickelt er einen beeindruckenden Grundsound. Der X5 M Competition interpretiert das V8-Thema deutlich zurückhaltender und röhrt entsprechend diskreter. Seit dem Facelift ist der BMW spürbar weicher, komfortabler, aber auch weniger aufregend geworden. Zwar beschleunigt er kraftvoll, und die acht Gänge werden in den Sport-Modi knallhart eingelegt, doch fehlt ihm in Kurven die Agilität früherer Modelle.
Der Cayenne hat trotz seines höheren Gewichts deutlich an Fahrperformance zugelegt. Mit 739 PS und dem sofort verfügbaren Drehmoment des Elektromotors bietet er beeindruckende Beschleunigungswerte. Das neue Zweikammer-Luftfahrwerk trägt wesentlich zur Querdynamik bei. Im Gegensatz zum X5 bleibt der Cayenne in Kurven stabil, lenkt präzise ein und zeigt sich erstaunlich agil. Fast so gut wie der AMG, der sich auf Straße und Autobahn einen Hauch verbindlicher, präziser und akkurater anfühlt. Die Automatik und der Motor des Mercedes reagieren punktgenau, die Michelin-Reifen bieten hervorragenden Grip, und das Handling überzeugt mit einer leichten Tendenz zum Übersteuern.
In der Längsdynamik dominiert der Mercedes mit seinem Launch-Control-Programm, das den GLE 63 S in beeindruckenden 3,8 Sekunden auf 100 km/h und in 14,2 Sekunden auf 200 km/h katapultiert. Der Porsche nutzt seinen Leistungsvorteil und erreicht die 100 km/h zwei Zehntel schneller, während er die 200-km/h-Marke sogar zwei Sekunden früher durchbricht. Der BMW liegt mit 3,8 und 13,4 Sekunden zwischen seinen Konkurrenten.
Bei der Verzögerung zeigen sich deutliche Unterschiede. Der BMW, der als einziger ohne Keramikbremsen auskommen muss, bietet nur mittelmäßige Bremswege, ein oft zu weiches Pedalgefühl und eine nicht optimale ABS-Abstimmung. Porsche und Mercedes schneiden hier deutlich besser ab, wobei das System im AMG am harmonischsten arbeitet, auch wenn der Bremsweg aus 200 km/h etwas enttäuscht. Der Cayenne zeigt noch immer leichte Schwächen beim Übergang von elektrischer zu Keramikbremse, was zu einem weniger präzisen Pedalgefühl führt, als man es von Porsche gewohnt ist.
In der Gesamtwertung setzt sich der Porsche Cayenne Turbo E-Hybrid knapp mit 239 Punkten durch, dicht gefolgt vom Mercedes-AMG GLE 63 S Coupé mit 238 Punkten. Der BMW X5 M Competition landet auf dem dritten Platz. Der Cayenne überzeugt durch seinen ausgewogenen Mix aus Fahrdynamik, Komfort und Effizienz, während der AMG vor allem durch sein hervorragendes Handling und seinen emotionalen Auftritt punktet. Der X5 bietet zwar ein gutes Gesamtpaket, kann aber bei der Fahrdynamik nicht ganz mit seinen Konkurrenten mithalten.
BMW X5 M Competition:
BMW X5 M Competition:
Mercedes-AMG GLE 63 S Coupé:
Mercedes-AMG GLE 63 S Coupé:
Porsche Cayenne Turbo E-Hybrid:
Porsche Cayenne Turbo E-Hybrid: