Gute Fahrt
· 09.10.2025
strahlender Sonne verwandelte sich der historische American Tobacco Campus in Durham, North Carolina, in ein Mekka für Porsche-Enthusiasten. Zum elften Mal in den USA begrüßte die Veranstaltungsreihe "Luftgekühlt" rund 400 Fahrzeuge und etwa 9.200 Besucher, die sich inmitten sorgfältig inszenierter Porsche-Legenden wiederfanden. Die historische Industriekulisse bot dabei eine atmosphärisch dichte Bühne für die automobilen Protagonisten.
"Es ist ein ganz besonderer Ort, über den wir seit sieben Jahren sprechen", erklärte Luftgekühlt-Mitbegründer und ehemaliger Porsche-Werksfahrer Patrick Long. Die besondere Qualität der Veranstaltung lag diesmal in ihrer urbanen Integration: "Neu ist für uns, mitten im Herzen einer Kleinstadt zu sein. Es fühlt sich an als würden wir das Wochenende 'übernehmen' – wohin man blickt, nur Porsche." Diese Aussage verdeutlicht den immersiven Charakter des Events, das weit über eine klassische Automobilausstellung hinausgeht.
Was vor Jahren als kleine Idee in Südkalifornien begann, hat sich zu einem internationalen Phänomen entwickelt. Besucher aus 48 US-Bundesstaaten und 22 Ländern reisten an, um Teil dieser besonderen Gemeinschaft zu sein. Die Veranstaltungsreihe hat sich inzwischen über die USA hinaus nach Europa ausgedehnt und mit dem Schwester-Event Air|Water auch auf wassergekühlte Porsche-Modelle erweitert.
Die Grundidee hinter Luftgekühlt beschreibt Long als eine Art Mission, die Geschichte der luftgekühlten Porsche-Modelle einem breiteren Publikum näherzubringen – nicht nur eingefleischten Enthusiasten, sondern auch Neugierigen, die vielleicht zum ersten Mal mit der Marke in Berührung kommen. Diese Philosophie der Inklusivität und des gemeinsamen Erlebens spiegelte sich in der gesamten Veranstaltung wider.
Besonders beeindruckend war die Vielfalt der ausgestellten Fahrzeuge: Von frühen Pre-A-356-Modellen bis hin zum letzten offiziell produzierten luftgekühlten Porsche, dem 993, spannte sich der historische Bogen. Dabei wurden die Fahrzeuge nicht einfach nur aufgereiht, sondern in einer durchdachten Inszenierung präsentiert, die ihre jeweilige Geschichte und Bedeutung unterstrich.
Die Veranstaltung wurde durch die Anwesenheit echter Rennsportgrößen zusätzlich aufgewertet. Bobby Rahal und Tommy Kendall, zwei Legenden des amerikanischen Motorsports, gaben nicht nur Autogramme, sondern teilten auch persönliche Anekdoten aus ihrer Rennkarriere mit den begeisterten Besuchern. Diese direkte Verbindung zwischen Fans und Protagonisten der Porsche-Rennhistorie schuf eine besondere Atmosphäre der Authentizität.
Kendall übernahm zudem als Gastgeber und Moderator die Führung durch zentrale Programmpunkte, stellte besondere Fahrzeuge vor und präsentierte seine persönlichen Favoriten. Sein 911 GT2 der Generation 993, mit dem er im Jahr 2000 bei seinem Debüt bei den 24 Stunden von Le Mans für Konrad Motorsport antrat, wurde prominent ausgestellt und bildete einen der Höhepunkte der Veranstaltung.
Ebenso beeindruckend war Rahals eigener Porsche 904 Carrera GTS von 1964, der von Gunnar Racing restauriert wurde. Kevin Jeannette, Inhaber von Gunnar Racing, bereicherte die Ausstellung mit weiteren bemerkenswerten Fahrzeugen, darunter ein 914 Rallyeauto und den "Gunnar Porsche 966", der 1990 auf Basis eines Porsche 962 gebaut wurde. Diese Sammlung repräsentierte eindrucksvoll die Vielfalt und Entwicklung des Porsche-Rennsports über mehrere Jahrzehnte.
Ein zentrales Thema der Veranstaltung war das 30-jährige Jubiläum des Porsche 911 Typ 993 in Nordamerika. Als letztes offiziell produziertes luftgekühltes Modell des Stuttgarter Sportwagenherstellers nimmt der 993 eine besondere Stellung in der Porsche-Historie ein. Die Feierlichkeiten umfassten eine beeindruckende Auswahl an Straßen- und Rennfahrzeugen dieser Baureihe, darunter Rennwagen von AJR Restorations (ehemals Alex Job Racing) und das 911 Supercup-Fahrzeug, mit dem der französische Rennfahrer Emmanuel Collard 1995 drei Siege errang – heute im Besitz von McGrath und Leh Keen.
Diese Rennsportikonen wurden durch eine vielfältige Auswahl straßenzugelassener 993-Modelle ergänzt – vom Carrera bis zum Turbo und nahezu allen Varianten dazwischen. Die Ausstellung bot somit einen umfassenden Überblick über die letzte luftgekühlte 911-Generation und ihre Bedeutung für die Marke Porsche.
Die erste Austragung von Luftgekühlt an der US-Ostküste wurde mit einer speziell zusammengestellten Auswahl an Porsche-Rennwagen mit regionalem Bezug gefeiert. Zwei legendäre Fahrzeuge von Brumos Racing standen dabei im Mittelpunkt: der 911 Carrera RSR von 1975, mit dem Peter Gregg und Hurley Haywood 1977 die 24 Stunden von Daytona gewannen, sowie der Porsche 962 von 1985, den Haywood gemeinsam mit AJ Foyt pilotierte.
Dieser spezielle 962 wurde ursprünglich von Holbert Racing vorbereitet – einem weiteren renommierten Ostküsten-Team, das bei Luftgekühlt 11 mit einem beeindruckenden Porsche 934 von 1976 vertreten war. Von diesem Fahrzeug wurden nur 34 Exemplare von Porsche gebaut, und es wurde anderem von Al Holbert und Doc Bundy gefahren. Diese Sammlung repräsentierte eindrucksvoll die reiche Rennsporttradition der amerikanischen Ostküste und ihre enge Verbindung zur Marke Porsche.
Parallel zum Luftgekühlt-Event fand das nationale Finale der Porsche Classic Restoration Challenge statt – mit einem Rekordteilnehmerfeld von 73 Fahrzeugen, die die Kunstfertigkeit der Porsche-Techniker eindrucksvoll Beweis stellten. Diese Kombination aus historischem Rennsport und handwerklicher Restaurationskunst unterstrich den ganzheitlichen Ansatz der Veranstaltung, die verschiedene Aspekte der Porsche-Kultur zusammenführte.
Was Luftgekühlt von klassischen Automobilshows unterscheidet, ist die durchdachte Inszenierung. Kreativdirektor Jeff Zwart erklärt diesen Ansatz: "Es gibt zwei Elemente: die visuelle Seite und die redaktionelle. Für mich ist der visuelle Aspekt am wichtigsten, und Pat ist ein großartiger Geschichtenerzähler, der die Marke sehr gut versteht. Wir verschmelzen diese beiden Schwerpunkte." Diese Philosophie spiegelt sich in der gesamten Veranstaltung wider: "Es ist, als wäre der Veranstaltungsort unsere Leinwand und die Autos unsere Pinsel – und hoffentlich entsteht daraus Kunst."
Neben den berühmten Straßen- und Rennsportikonen stehen bei Luftgekühlt auch die Fahrzeuge von Enthusiasten im Mittelpunkt. Long betont: "Es gibt die Geschichten unserer Heldenfahrzeuge, aber ein großer Teil unseres Konzepts ist es, die Geschichten von Enthusiasten zu erzählen – wie der Junge, der einen 912 mit durchgerostetem Boden fand und ihn wieder auf die Straße brachte." Diese demokratische Herangehensweise macht den besonderen Charme der Veranstaltung aus: "Es geht darum, alle Geschichten zu feiern – von oben bis unten. Wenn du eine echte Leidenschaft für luftgekühlte Porsche hast, spielt es keine Rolle, wie viel dein Auto kostet oder wie selten es ist."