Neuer Porsche 911 Cup steigert Leistung und Aerodynamik

Gute Fahrt

 · 08.08.2025

Porsche präsentiert den neuen 911 Cup. Der Markenpokal-Rennwagen für den Porsche Mobil 1 Supercup, die zahlreichen Carrera Cup-Wettbewerbe und andere von Porsche sanktionierte Serien geht ab dem Saisonbeginn 2026 an den Start. Die Neuauflage des aktuellen Erfolgsmodells vereint umfangreiche Detailmodifikationen mit dem Design der Elfer-Generation 992.2.
Foto: Porsche AG
Der neue Porsche 911 Cup präsentiert sich mit gesteigerter Leistung von 520 PS, verbesserter Aerodynamik und optimierter Handhabung. Ab 2026 kommt er im Porsche Mobil 1 Supercup und ausgewählten Carrera Cup-Serien zum Einsatz.

Neues Konzept für den Markenpokal-Rennwagen

Der neue Porsche 911 Cup markiert einen bedeutenden Schritt in der Evolution der Markenpokal-Rennwagen aus Zuffenhausen. Mit der Umbenennung von "911 GT3 Cup" zu "911 Cup" vereinfacht und vereinheitlicht Porsche die Modellbezeichnungen seiner Kundensport-Fahrzeuge. Künftig tragen nur noch Fahrzeuge für markenoffene Rennserien oder spezifische Segmente den Zusatz "GT" in Kombination mit einer Zahl in der Bezeichnung. Der 911 Cup basiert weitgehend auf den straßenzugelassenen 911 GT-Fahrzeugen und wird gemeinsam mit den Serienmodellen im Stammwerk Zuffenhausen gefertigt.

Die Erfolgsgeschichte des Cup-Rennwagens ist beeindruckend: Vom aktuellen 911 GT3 Cup hat Porsche Motorsport seit Produktionsbeginn Ende 2020 insgesamt 1.130 Exemplare produziert. In der Gesamtbilanz sind bis heute 5.381 Porsche 911 als Markenpokal-Rennwagen entstanden. Diese beachtlichen Zahlen unterstreichen die Bedeutung des Modells im Motorsport-Portfolio der Marke.

Bewertung

Thomas Laudenbach, Leiter Porsche Motorsport, betont die besondere Positionierung des Fahrzeugs: „Der neue 911 Cup ist wie seine erfolgreichen Vorgänger ein Grenzgänger. Hier verschmelzen Serienbauteile unserer GT-Sportwagen mit reinrassiger Rennsport-Technologie zu einem schlüssigen und sehr performanten Gesamtkonzept." Der Cup-Elfer stelle bewusst eine Herausforderung für die Fahrer dar und diene als wichtige Ausbildungsplattform für die Porsche-Junioren. Der Erfolg dieses Konzepts zeige sich in zahlreichen Renn- und Meisterschaftssiegen.

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Michael Dreiser, Leiter Vertrieb Porsche Motorsport, hebt die Vielseitigkeit des Fahrzeugs hervor: „Der Cup-Rennwagen auf Basis des 911 zählt zu den meistverkauften Rennwagen weltweit. Er bildet zusammen mit dem 718 GT4 RS Clubsport die anspruchsvolle Basis unserer Motorsport-Pyramide und wird weltweit in unseren Markenpokalen eingesetzt." Darüber hinaus finde man die Cup-Autos regelmäßig auf guten Platzierungen im Gesamtklassement im Langstreckensport, im offenen GT-Sport oder bei anderen Rennaktivitäten.

Der Schwerpunkt der Weiterentwicklung lag auf drei zentralen Aspekten: verbesserte Performance, Sicherstellung adäquater Einsatzkosten sowie vereinfachtes Handling für Fahrer und Teams. Diese Zielsetzung spiegelt sich in zahlreichen technischen Verbesserungen wider, die den neuen 911 Cup zu einem noch leistungsfähigeren und gleichzeitig benutzerfreundlicheren Rennwagen machen.

Aerodynamik und Karosserie im Detail

Bereits auf den ersten Blick unterscheidet sich der neue 911 Cup deutlich von seinem Vorgänger. Die Frontpartie greift das Design des aktuellen 911 GT3 der Generation 992.2 auf und wurde für den Renneinsatz optimiert. Die Frontspoiler-Lippe besteht nun aus drei separaten Teilen, was bei Beschädigungen durch Fremdkontakte erhebliche Vorteile bietet: Es müssen nur noch die tatsächlich beschädigten Elemente ersetzt werden, was die Reparaturkosten senkt und auch beim Ersatzteilversand die Verpackungs- und Transportkosten reduziert.

Eine weitere praktische Änderung betrifft das Tagfahrlicht, das beim neuen Modell entfällt. Diese Maßnahme verhindert, dass bei einer Kollision die dahinter liegenden Kühler beschädigt werden könnten, und eliminiert gleichzeitig die Notwendigkeit, das Licht nach einem Unfall ersetzen zu müssen. Diese scheinbar kleinen Änderungen können im harten Rennbetrieb erhebliche Kosten- und Zeitvorteile bedeuten.

Die Kotflügel wurden mit integrierten Louvres-Öffnungen versehen, die für eine effiziente Entlüftung der Radhäuser sorgen und dadurch den aerodynamischen Abtrieb an der Vorderachse verbessern. In Kombination mit dem aerodynamisch optimierten Unterboden, der sich an der Serienversion orientiert, werden die Fahreigenschaften positiv beeinflusst. Zusätzlich wirken sich die sogenannten Turning Vanes hinter den vorderen Radhäusern vorteilhaft auf die Luftführung entlang der Frontpartie aus.

Das Zusammenspiel dieser aerodynamischen Komponenten ermöglicht besonders bei hohen Geschwindigkeiten ein präziseres Ansprechen der Vorderachse. Für die Fahrer bedeutet dies eine verbesserte Kontrolle und die Möglichkeit, den Rennwagen vor Kurven noch zielgenauer zu positionieren. Diese Verbesserung der Fahrdynamik kann im Renneinsatz entscheidende Zehntel bringen.

Das Heckteil des neuen 911 Cup wurde komplett neu entwickelt und präsentiert sich mit einem aggressiveren Design. Der Schwanenhals-Heckflügel erhielt eine modifizierte Anbindung zu den Flügelstützen, was die Positionseinstellung und das Handling vereinfacht. Auch die Motorraumabdeckung wurde grundlegend überarbeitet.

Ein besonderer Fokus lag auf der Materialauswahl: Nahezu alle Karosserie-Anbauteile einschließlich der Türen bestehen aus einem recycelten Karbonfaser-Vlies in Kombination mit einem biobasierten Epoxydharz. Dabei wird beispielsweise Verschnitt aus anderen Fertigungsprozessen zur Herstellung des Vlieses verwendet – eine nachhaltige Maßnahme, die zudem die Ersatzteil-Preisstabilität positiv beeinflusst.

Antrieb und Bremsen mit Leistungsplus

Der wassergekühlte Hochdrehzahl-Sechszylinder des 911 Cup bleibt seinem Saugerprinzip treu. Der emotional klingende 4,0-Liter-Boxer basiert wie bisher auf dem Aggregat des Porsche 911 GT3, wurde jedoch für den Renneinsatz umfassend modifiziert. In seiner neuesten Version leistet er nun 382 kW (520 PS) – eine Steigerung um zehn PS gegenüber dem Vorgängermodell.

Der Motor übernimmt zusätzliche Komponenten des Serienmotors, darunter strömungsoptimierte Einzeldrosselklappen und Nockenwellen mit längeren Ventilöffnungszeiten. Die zentral positionierte Drosselklappe entfällt, was nun auch den Einbau eines Luftmengen-Restriktors ermöglicht – eine wichtige Voraussetzung für die Zweitnutzung des Rennwagens in externen Meisterschaften mit entsprechenden Reglementsanforderungen.

Trotz der gesteigerten Motorleistung bleibt die Betriebsdauer des 911 Cup-Motors unverändert: Eine Revision wird erst nach 100 Rundstrecken-Stunden fällig. Je nach Rennserie, Reglement und Strecke stehen weiterhin drei verschiedene Abgasanlagen zur Verfügung, um die jeweiligen Geräuschemissionsgrenzwerte einhalten zu können.

Für die Kraftübertragung kommt eine nochmals robustere Vierscheiben-Sintermetall-Rennsportkupplung zum Einsatz. Mit ihr kann die bislang bei einem stehenden Start auf 6.500 U/min begrenzte Motordrehzahl ansteigen, was das akustische Spektakel zu Rennbeginn intensiviert. Eine praktische Neuerung ist die automatische Motor-Neustartfunktion, die eingreift, sobald der Fahrer nach einem unbeabsichtigten "Abwürgen" das Kupplungspedal durchtritt. Zur Erhöhung der Sicherheit wurde eine Stroboskop-Funktion der Bremslichter implementiert, die nachfolgende Teilnehmer beispielsweise während einer Startphase warnt. Diese Funktion wurde zuvor vom Warnblinker übernommen.

Das Bremssystem wurde umfassend überarbeitet, um den hohen Anforderungen des Rennsports noch besser gerecht zu werden. An der Vorderachse kommen nun 380-Millimeter-Scheiben mit einem von 32 auf 35 Millimeter erweiterten Querschnitt zum Einsatz. Die größeren Dimensionen ermöglichen größere Kühlkanäle zur Eigenventilation und verbessern dadurch die Wärmeabführung. Diese Optimierung wurde durch die Versetzung des mittleren Wasserkühlers nach hinten in den "Kofferraum" ermöglicht, wodurch ein Kühllufteinlass zu den Bremsen durch das mittlere Bugteil geschaffen wurde.

Zugunsten einer größeren Reibfläche zwischen Bremsscheibe und -belag wurde der Bremsscheibentopf im Außendurchmesser verkleinert. Das Ergebnis ist eine effizientere Verzögerungsleistung dank breiterer Bremsbeläge, verbesserte Standfestigkeit für Langstreckenrennen und eine deutlich verlängerte Lebensdauer der einzelnen Komponenten – Faktoren, die sowohl die Performance als auch die Wirtschaftlichkeit im Renneinsatz verbessern.

Cockpit und Elektronik für optimierte Handhabung

Das Cockpit des neuen 911 Cup wurde mit Blick auf verbesserte Ergonomie und Benutzerfreundlichkeit überarbeitet. Das umgestaltete Multifunktionslenkrad vereint ein hochwertiges Design mit praktischen Vorteilen, darunter zentrale Drehregler zur Einstellung der ABS-Eingriffe und der Traktionskontrolle. Die farbig beleuchteten Bedienknöpfe wurden neu gestaltet, um die Lesbarkeit der Kennzeichnungen zu verbessern – ein wichtiger Aspekt bei schnellen Entscheidungen während des Rennens.

Das zentrale Schaltpult neben dem Fahrersitz bleibt auch während des Rennens gut erreichbar und bedienbar. Es verfügt nun über acht statt zehn reale Schalter. Der Knopf unten rechts führt auf eine weitere Menüseite des Displays, die zahlreiche Detaileinstellungen direkt aus dem Fahrzeug heraus ermöglicht – von der Boxengassen-Geschwindigkeit über das Abgasanlagen-Mapping bis hin zum Reset des Lenkwinkels. Diese Funktion macht das Anschließen eines Laptops überflüssig und vereinfacht die Arbeit der Teams erheblich.

Zum Schutz des Fahrers wurde eine zusätzliche Schaumstoffverkleidung auf der Innenseite des Türkreuzes angebracht, die Arme, Beine und Füße bei Unfällen oder harten Fahrbahnkontakten besser schützt. Diese Maßnahme unterstreicht den ganzheitlichen Ansatz bei der Entwicklung, der neben Performance auch Sicherheitsaspekte umfassend berücksichtigt.

​„Der neue 911 Cup ist wie seine erfolgreichen Vorgänger ein Grenzgänger. Hier verschmelzen Serienbauteile unserer GT-Sportwagen mit reinrassiger Rennsport-Technologie zu einem schlüssigen und sehr performanten Gesamtkonzept“
Thomas Laudenbach, Leiter Porsche Motorsport

Matthias Scholz, Gesamtprojektleiter GT-Rennfahrzeuge, fasst die Entwicklungsarbeit zusammen: „Der neue 911 Cup besticht durch die umfangreiche Detailarbeit, die hier geleistet wurde. Er zeigt sich stärker, schneller, aber auch vernünftiger. So bleiben Bauteil-Laufzeiten trotz Performance-Steigerung gleich oder werden sogar verlängert. Materialien werden da, wo es Sinn macht, durch Komponenten mit einem hohen Anteil an recycelten Inhaltsstoffen ersetzt. Die Handhabung im Cockpit ist optimiert und viele zusätzliche Elektronikbausteine ermöglichen breite Einsatzfelder."

Die aufgewertete Elektronik des neuen 911 Cup bietet zahlreiche praktische Zusatzfunktionen. Das Reifendruck-Überwachungssystem TPMS zeigt nun auch die Reifenlufttemperaturen auf dem zentralen Display der Armaturentafel an – eine wichtige Information für die optimale Reifenperformance im Renneinsatz. Eine besonders leistungsfähige GPS-Antenne ersetzt das bisherige Infrarotsystem und übernimmt die Rundenzeiten- und Positionserfassung.

Bewährte Funktionen aus dem großen Bruder 911 GT3 R wurden übernommen, darunter die Zeitmessung für die Boxengasse-Durchfahrt und die "Pre-Kill"-Funktion, die den Motor bei Boxenstopps nach Stillstand automatisch abschaltet. Die neue elektronische Überwachung der Feuerlöscher-Auslöseeinheit kontrolliert auch den Ladestand der autarken Neun-Volt-Batterie – ein weiteres Detail, das die Sicherheit erhöht.

Bei der Entwicklung des 911 Cup hat Porsche Motorsport eng mit seinem Partner Michelin zusammengearbeitet, um eine neue Reifen-Generation speziell für das Markenpokal-Fahrzeug zu entwickeln. Die Testfahrten fanden auf verschiedenen Strecken statt, darunter der italienische Grand-Prix-Kurs in Monza, der Lausitzring in Brandenburg und die hauseigene Strecke des Entwicklungszentrums Weissach. Am Steuer wechselten sich drei ehemalige Porsche-Junioren ab: Bastian Buus, Laurin Heinrich und Klaus Bachler, ergänzt durch den erfahrenen Routinier Marco Seefried.

Der neue 911 Cup wird ab Saisonbeginn 2026 im Porsche Mobil 1 Supercup sowie in ausgewählten Carrera Cup-Serien zum Einsatz kommen und dort seine Qualitäten Beweis stellen. Mit der Kombination aus gesteigerter Leistung, verbesserter Aerodynamik und optimierter Handhabung setzt Porsche die Erfolgsgeschichte seiner Markenpokal-Rennwagen fort und bietet Kundenteams ein leistungsfähiges und zugleich wirtschaftliches Rennfahrzeug für den professionellen Motorsport.


​Technische Daten im Überblick

  • Modellbezeichnung: Porsche 911 Cup (Generation 992.2)
  • Einsatzbeginn: Saison 2026
  • Motor: 4,0 Liter Sechszylinder-Boxermotor
  • Leistung: 382 kW (520 PS)
  • Motorrevision: Nach 100 Rundstrecken-Stunden
  • Getriebe: Sequenzielles Sechsgang-Klauengetriebe
  • Kupplung: Vierscheiben-Sintermetall-Rennsportkupplung
  • Bremsscheiben vorne: 380 mm Durchmesser, 35 mm Querschnitt
  • Karosserieteile: Recyceltes Karbonfaser-Vlies mit biobasiertem Epoxydharz
  • Produktion: Porsche-Stammwerk Zuffenhausen
  • Vorgängermodell: Porsche 911 GT3 Cup (992)

Stärken und Schwächen

  • Leistungssteigerung um 10 PS auf 520 PS
  • Verbesserte Aerodynamik für mehr Abtrieb
  • Vereinfachte Handhabung für Fahrer und Teams
  • Verlängerte Bauteil-Laufzeiten trotz Performance-Steigerung
  • Serienmäßiges Renn-ABS Bosch M5

  • Weiterhin anspruchsvolle Fahrcharakteristik als bewusste Herausforderung
  • Hohe Anschaffungskosten für Rennteams
  • Komplexe Technik erfordert spezialisierte Wartung