Legendäres TreffenDer junge Porsche-Werksfahrer Laurin Heinrich trifft Rennsport-Legende Henri Pescarolo

Gute Fahrt

 · 10.09.2025

Der junge Porsche-Werksfahrer Laurin Heinrich trifft Rennsport-Legende Henri Pescarolo
Foto: Porsche AG
Der junge Porsche-Werksfahrer Laurin Heinrich trifft Rennsport-Legende Henri Pescarolo in Frankreich. Bei diesem besonderen Zusammentreffen geht es um den bevorstehenden Start beim 1000-km-Rennen von Suzuka, wo Heinrich in einem historisch lackierten 911 GT3 R antreten wird.

Zwei Porsche-Generationen sich

Ein slate-graues Porsche 911 Carrera Cabriolet rollt über eine sonnenverwöhnte Schotterauffahrt zu einem rustikalen, umgebauten Bauernhof in Frankreich. Am Steuer sitzt der 23-jährige Porsche-Werksfahrer Laurin Heinrich, der diese besondere Reise unternommen hat, um einen Rennfahrerkollegen zu treffen, dessen Karriere für die meisten unerreichbar bleibt. Sein Gastgeber ist niemand Geringerer als Henri Pescarolo, eine wahre Ikone des Motorsports, dessen Name untrennbar mit Langstreckenrennen verbunden ist.

Der Anlass für dieses außergewöhnliche Treffen ist das bevorstehende 1000-km-Rennen von Suzuka, bei dem Heinrich in einem Porsche 911 GT3 R antreten wird, dessen Lackierung dem Siegerfahrzeug von Pescarolo aus dem Jahr 1981 nachempfunden ist. Damals triumphierte der Franzose zusammen mit Bob Wollek in einem Porsche 935 K3 bei dieser prestigeträchtigen Veranstaltung in Japan.

Bewertung

Nach seiner Ankunft überreicht Heinrich dem 83-jährigen Pescarolo ein gerahmtes Bild, das ihre jeweiligen Suzuka-Rennwagen zeigt – oben Pescarolos siegreicher 935 und darunter Heinrichs aktueller 911 GT3 R. Eine persönliche Dankesbotschaft auf der Rückseite des Rahmens unterstreicht die Wertschätzung des jungen Deutschen für diesen besonderen Moment.

Der Kontrast zwischen den beiden Rennfahrern könnte kaum größer sein: Auf der einen Seite Pescarolo mit seiner beeindruckenden Bilanz von 33 Teilnahmen bei den 24 Stunden von Le Mans und vier Gesamtsiegen, darunter einer im Jahr 1984 mit Porsche. Auf der anderen Seite der aufstrebende Heinrich, der trotz seiner jungen Jahre bereits den Titel in der GTD Pro-Klasse der IMSA WeatherTech SportsCar Championship gewonnen hat und Erfolge im Porsche Mobil 1 Supercup, der GT World Challenge Asia und dem Porsche Carrera Cup Deutschland vorweisen kann.

Meistgelesene Artikel

1

2

3

Während ihres Gesprächs wird schnell deutlich, wie unterschiedlich ihre Wege in den Motorsport waren. Pescarolo begann seine Karriere erst mit 22 Jahren – im gleichen Alter, in dem Heinrich bereits etablierter Werksfahrer ist. "Zu meiner Zeit war es unmöglich, vor dem Erwerb des Führerscheins etwas zu fahren, und es gab kein Kartfahren, sodass wir nicht wie heute in so jungen Jahren anfangen konnten", erklärt Pescarolo. "Als ich 16 war, nahm ich Flugunterricht und wollte Pilot werden. Ich durfte zwar legal kein Auto fahren, aber ich konnte Leute herumfliegen!"

Historische Lackierung ehrt Pescarolos Suzuka-Sieg

Das bevorstehende 1000-km-Rennen von Suzuka, das zum ersten Mal seit 2019 wieder ausgetragen wird, steht im Mittelpunkt des Treffens. Heinrich wird für das Team Origine Motorsport zusammen mit seinem ehemaligen Porsche Junior-Kollegen Bastian Buus und Alessio Picariello, einem früheren Porsche Motorsport Asia Pacific Selected Driver, antreten. Die besondere Verbindung zu Pescarolo wird durch die Lackierung des Rennwagens unterstrichen – Heinrichs Porsche 911 GT3 R wird in einem Design an den Start gehen, das nahezu identisch mit dem siegreichen 935 K3 von Pescarolo und Wollek aus dem Jahr 1981 ist.

"Es ist mir eine Ehre, die Lackierung von Henri und Bob Wollek aus dem Jahr 1981 auf unserem Auto zu sehen", betont Heinrich. "Es ist immer ein gutes Vorzeichen, eine Lackierung zu verwenden, die eine erfolgreiche Geschichte hat! Wir wollen alle stolz machen und eine Leistung zeigen, die diesem unglaublichen Design würdig ist." Der junge Deutsche hat klare Ambitionen: "Unser Ziel ist es, zu gewinnen, und ich glaube, dass wir dieses Ziel erreichen können."

Pescarolo zeigt sich beeindruckt von dieser Hommage: "Es ist eine brillante Idee, die Siegerfarben von 1981 auf dem Porsche 911 GT3 R zu haben. Für mich war Porsche schon immer ein fantastischer Konkurrent im globalen Sportwagenrennsport. Es ist toll zu sehen, dass Geschichte für einen so großen Hersteller immer noch wichtig ist. Das zeigt, wie stolz sie auf das Erbe ihres Rennsports sind."

Die Wahl dieser historischen Lackierung ist kein Zufall – Porsche möchte seinen beeindruckenden Rekord von elf Siegen bei dieser Veranstaltung weiter ausbauen. Heinrichs Fahrzeug wird eines von drei Porsche-Rennwagen in der höchsten GT-Kategorie sein, die mit klassischen Neuauflagen berühmter Porsche-Designs an den Start gehen werden. Diese Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart unterstreicht die reiche Motorsporthistorie der Marke und schafft eine emotionale Brücke zwischen den Generationen.

Heinrich, der bereits im Vorjahr in Suzuka bei der GT World Challenge Asia triumphieren konnte, fühlt sich gut vorbereitet für die anstehende Herausforderung: "Dieses Rennen war in der Vergangenheit ein großer Endurance-Klassiker, der jetzt wiederbelebt wurde! Wie Henri weiß, ist Suzuka eine Strecke, auf der der Fahrer einen echten Unterschied machen kann, wie ich letztes Jahr bei der GT World Challenge Asia beweisen konnte."

Vom Formel-1-Cockpit zum Langstrecken-Triumph

Während des Gesprächs im typisch französischen Esszimmer von Pescarolos Landhaus, das mit zahlreichen Motorsport-Erinnerungsstücken dekoriert ist, tauschen die beiden Rennfahrer Erfahrungen über ihre unterschiedlichen Karrierewege aus. Pescarolo blickt auf seine Zeit in der Formel 1 zurück, bevor er zum Langstreckensport wechselte und dort zur Legende wurde. "Ich hatte das Glück, in guten Teams im Sportwagenbereich zu fahren, aber in der Formel 1 war es schwieriger, da ich immer in einem Auto saß, das nicht gewinnen konnte", erinnert sich der Franzose.

Seine Verbindung zu Porsche begann Ende der 1970er-Jahre und führte zu einigen der größten Erfolge seiner Karriere, aber auch zu bitteren Enttäuschungen: "Ich hätte mit Porsche dreimal die 24 Stunden von Le Mans gewinnen sollen, statt nur einmal, aber leider hatte unser Porsche 936 zweimal eine Panne. Ich erinnere mich an mein erstes Jahr bei Martini Racing 1977, als ich mir das Auto mit Jacky Ickx teilte. Wir waren unschlagbar und mussten nur noch das Rennen beenden, aber dann streikte der Motor und das war das Ende unseres Rennens."

Heinrich hört fasziniert zu und kann kaum glauben, welchen Bedingungen die Rennfahrer damals antraten: "Ich könnte Henri den ganzen Tag zuhören. Diese Geschichten stammen aus einer Zeit, die ich nicht erlebt habe, aber ich bin immer daran interessiert, mehr über die Historie unseres Sports zu erfahren. Ich kann kaum glauben, dass sie diese Autos in Rennen wie Le Mans und Daytona bis an ihre Grenzen gebracht haben, mit nur zwei Fahrern pro Auto und bei jedem Wetter – Bedingungen, denen wir heute nicht mehr fahren würden."

Der Unterschied zwischen den Rennwagen von damals und heute ist ebenfalls ein Thema, das beide intensiv diskutieren. Während Heinrich in seinem modernen 911 GT3 R von zahlreichen elektronischen Hilfssystemen profitiert, musste Pescarolo seine Boliden ohne jegliche technische Unterstützung am Limit bewegen. "Wir hatten auch einen fantastischen Computer, um die Autos zu verstehen – unseren Hintern auf dem Sitz! Das war damals alles, was wir hatten", lacht Pescarolo. "Ich erinnere mich an den Porsche 935, er hatte mehr als 800 PS, war eher ein Prototyp, ein reinrassiger Rennwagen, er sah nicht einmal wie ein Porsche aus, während die GT-Autos heutzutage eher auf den Straßenversionen basieren."

Heinrich zeigt großen Respekt vor diesen Leistungen: "Ich habe so viel Respekt vor Ihnen und Ihren Konkurrenten, die diese Autos fahren! Ich würde gerne eines Tages die Kraft und die Schwierigkeit dieser Autos erleben, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich sehr schnell wäre!"

Zwei Wege zum Erfolg mit Porsche

Die unterschiedlichen Karrierewege der beiden Rennfahrer spiegeln auch die Veränderungen im Motorsport wider. Während Pescarolo nach Erfolgen in der französischen Formel 3 und Formel 2 in die Formel 1 aufstieg und seinen Namen später im Langstreckensport etablierte, profitierte Heinrich von den strukturierten Nachwuchsprogrammen, die Porsche heute anbietet.

"Der Einstieg bei Porsche als Junior-Fahrer hat meine Karriere gerettet. Ich hatte die Chance, weiter Rennen zu fahren, was sonst unmöglich gewesen wäre", erklärt Heinrich. "Porsche hat eine klare Karriereleiter, die bei der Sprint Challenge oder dem Carrera Cup beginnt und dann zum Supercup führt, wo der Hersteller nach Talenten sucht. Schaffst du es in das jährliche Junior-Shootout mit den besten Fahrern aus dem Carrera Cup und sie wählen dich für die folgende Saison als Porsche-Junior aus, hast du alle Chancen, erfolgreich zu werden."

Diese strukturierte Förderung junger Talente ist ein wesentlicher Unterschied zur Ära Pescarolos, der seinen Weg ohne vergleichbare Unterstützungsprogramme gehen musste. Dennoch verbindet beide die Leidenschaft für den Motorsport und die Verbundenheit mit der Marke Porsche, die in ihrer jeweiligen Karriere eine zentrale Rolle spielt.

Als das Gespräch auf das bevorstehende Rennen in Suzuka zurückkommt, gibt Pescarolo dem jungen Deutschen einige wertvolle Ratschläge mit auf den Weg: "Laurin ist mit seinen 23 Jahren bereits sehr erfahren, er ist weltweit Rennen gefahren, was ihm bei seiner Entwicklung helfen wird, insbesondere auf einer Strecke wie Suzuka. Das Ziel eines Fahrers dort ist es, das Auto und sein Verhalten vollständig zu verstehen. Der Fahrer muss sich an die Grenzen des Autos anpassen und darf es nicht überfordern, was auch bei Langstreckenrennen sehr wichtig ist."

Zum Abschluss ihres Treffens zeigt Pescarolo seinem Gast noch die Farm, wobei Heinrich besonderes Interesse an dem Hubschrauber zeigt, den der 83-Jährige immer noch regelmäßig fliegt. Bevor Heinrich die Rückreise antritt, schließen die beiden eine Wette ab: Wenn der junge Deutsche das 1000-km-Rennen von Suzuka gewinnt, wird er zu Pescarolos Farm zurückkehren, und die beiden werden gemeinsam mit dem Hubschrauber in die Lüfte steigen – eine zusätzliche Motivation für Heinrich, in die Fußstapfen seines legendären Gastgebers zu treten.