Cupra Tavascan - Strom-Linie

Florian Neher

 · 19.06.2023

Cupra Tavascan - Strom-LinieFoto: Cupra
Cupra hat den Tavascan enthüllt – und zeigt damit, wie schnittig ein vollelektrisches SUV-Coupé aussehen kann. Wermutstropfen: Marktstart ist erst im nächsten Jahr ...

Großer Bahnhof, äh, Flugplatz bei Cupra: Auf dem ehemaligen Airport Berlin-Tempelhof zog die spanische „Challenger-Brand“ soeben ihrem zweiten rein batterieelektrischen Auto nach dem Born feierlich das Tuch vom Leib.

Zum Vorschein kam: Ein ausgewachsenes SUV-Coupé, 4,64 m lang, 1,86 m breit sowie 1,60 m hoch und damit bei identischem Radstand von 2,77 m einen Hauch länger, breiter und flacher als ein VW ID.5, der ebenfalls auf dem Modularen E-Antriebs-Baukasten (MEB) basiert. Entsprechend der Markenpositionierung im Konzern sieht der spanische MEB-Bruder allerdings wesentlich sportlicher, geballter, gedrungener aus als das Volkswagen-Pendant und kommt so dem bereits im Jahr 2019 auf der IAA in Frankfurt am Main gezeigten Tavascan Showcar erfreulich nahe.

Entwickelt wurde der Cupra Tavascan in Martorell bei Barcelona, gebaut wird er hingegen im neuen Volkswagen-Werk für MEB-Fahrzeuge im chinesischen Anhui. Zum Marktstart im nächsten Jahr – einen genaueren Termin nennt Cupra noch nicht – wird es zwei Versionen geben: Die heckgetriebene Einstiegsversion „Endurance“ bringt es auf 286 PS (210 kW) und 545 Nm, wobei der permanenterregte Synchronmotor bis über 13.000 Umdrehungen pro Minute schafft. Der 77-kWh-Akku soll hier eine Reichweite von bis zu 549 Kilometern nach WLTP ermöglichen.

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Bei der Allrad-Topversion „VZ“ gesellt sich dazu noch ein 109 PS (80 kW) und 134 Nm starker Asynchronmotor an der Vorderachse. Im Zusammenspiel mit dem Heckmotor kommt der VZ so auf eine Systemleistung von 340 PS (250 kW). Mit dem identischen 77-kWh-Akku sollen laut WLTP bis zu 517 Kilometer ohne Nachladen drin sein.

Mit zwei Motoren in 5,6 Sekunden auf 100 km/h

Den Sprint von null auf 100 km/h wird der VZ in nur 5,6 Sekunden abhaken und das Aufladen von zehn auf 80 Prozent am 135-kW-Schnelllader in weniger als 30 Minuten erledigen. Den Stromverbrauch des Tavascan VZ gibt Cupra mit 16,6 kWh/100 km an, die Endurance-Version soll sich mit 15,5 kWh auf 100 Kilometer begnügen. Die Abstimmumng des Fahrwerks mit McPherson-Federbeinen vorn und hinterer Mehrlenkerachse sowie serienmäßiger Adaptivdämpfung DCC soll Cupratypisch sportlich, aber nicht unkomfortabel sein. Je nach Version rollt das SUV-Coupé auf 19, 20 oder 21 Zoll großen Rädern.

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Der Tavascan bietet trotz seiner coupéhaft nach hinten abfallenden Dachlinie im Fond reichlich Kopf- sowie jede Menge Bein- und Ellenbogenfreiheit. Der Kofferraum fasst standardmäßig 540 Liter – zum Vergleich: Beim ID.5 sind es mit 549 Liter nur ein paar Wasserflaschen mehr.

Seine schnittige Linie verdankt der Tavascan Cupra-Designchef Jorge Diez, der auch für das neue Markengesicht mit den für ein E-Auto ungewöhnlichen Kühllufteinlässen verantwortlich zeichnet. Während die meisten Elektroautos über eine geschlossene Front verfügen, gibt es beim Tavascan Lufteinlässe für ein optimales Thermomanagement des Akkus. Dazu ist die 77-kWh-Batterie des Tavascan in einer tragenden Alu-Konstruktion mit integrierten Wasserkanälen untergebracht, die zudem die Verwindungssteifigkeit der Karosserie erhöht.

Über dem schwebenden Konsolenkörper thront der freistehende, leicht zum Fahrer gedrehte 15-Zoll-Infotainment-Monitor
Foto: Cupra

Weitere Eyecatcher sind die beleuchteten Cupra-Logos auf der Fronthaube und am Heck sowie die dreieckigen Lichtsignatur der LED-Matrix-Scheinwerfer. Zusätzlich projiziert ein Begrüßungslicht das Cupra-Logo auf den Boden, die Türgriffe werden ebenso von LEDs beleuchtet. Mit den Lackierungen Tavascan Blue, White Silver, Atacama Desert, Urano Grey, Hypernova Red und Century Bronze Matt steht eine abwechslungsreiche Farbpalette zur Wahl.

Innen gibt es serienmäßig Schalensitze, die auf Wunsch über integrierte Lautsprecher und Smartphone-Anschlüsse verfügen. Ihre Bezüge bestehen ganz nachhaltig aus bis zu 90 Prozent recyceltem Polyester oder bis zu 50 Prozent recycelten Mikrofasern. Aus der Fahrerperspektive genossen, wirkt das Cockpit ebenso futuristisch wie reduziert, weshalb es sich kinderleicht bedienen lassen soll. Das zum Fahrer geneigte, riesige 15-Zoll-Touchdisplay nennt Cupra treffend „Human Machine Interface“ (HMI), also Mensch-Maschine-Schnittstelle.

Riesiger Touchscreen als Mensch-Maschine-Schnittstelle

Das vernetzte Infotainment- und Bediensystem ist stets online und wird von einem 5,3 Zoll großen Fahrerdisplay sowie einem Augmented-Reality-Head-up-Display ergänzt. Mit „Cupra Connect“ samt hauseigener App können drei Jahre lang diverse Online-Services, wie etwa Verkehrsinformationen und Routenberechnungen, kostenlos genutzt werden. Mit der App kann außerdem die Klimatisierung aus der Ferne gesteuert und das Laden verwaltet werden. Auch beim Thema Hifi möchte der Tavascan neue Maßstäbe setzen, daher wurde das 12-Lautsprecher-Soundsystem in Zusammenarbeit mit der renommierten Marke Sennheiser entwickelt.

Die Sitzbezüge bestehen aus bis zu 90 Prozent recyceltem Polyester oder bis zu 50 Prozent recycelten Mikrofasern
Foto: Cupra

Und nicht zuletzt ist Cupra in Sachen Assistenzsystemen auf dem allerneuesten Stand: Unter anderem sind der Schwarmdaten nutzende Connected Travel Assist mit automatisierten Fahrfunktionen sowie ein Remote-Parkassistent (Einparken per Fernbedienung) erhältlich, hinzu kommen die von anderen Cupra-Modellen bereits bekannten Assistenten wie der Adaptivtempomat ACC, Verkehrszeichenerkennung, Abbiegeassistent, Seiten- und Spurhalteassistent, Ausstiegswarnung und Müdigkeitserkennung. Und natürlich wird eine Rückfahrkamera dabei helfen, dass das knackige Heck keine Kratzer und Dellen bekommt. Auch das Car2X-System, das den Tavascan mit anderen Fahrzeugen kommunizieren lässt, ist serienmäßig an Bord.

Ist das Kunst, oder ein Heck? Imposanter, üppig illuminierter Bürzel mit scharfer AbrisskanteFoto: CupraIst das Kunst, oder ein Heck? Imposanter, üppig illuminierter Bürzel mit scharfer Abrisskante

Genauer Marktstart und Preise noch geheim

Es scannt die Fahrzeugumgebung auf eine Entfernung von bis zu 800 Metern und erfasst so Straßeninformationen, Rettungsfahrzeuge, liegengebliebene Fahrzeuge, Unfälle und Baustellen. Mögliche kritische Situationen können so frühzeitig entschärft werden. Die Serienproduktion des Tavascan soll im Sommer anlaufen; wie viel er beim Marktstart 2024 kosten wird, verrät Cupra allerdings noch nicht.

Trotz spacigem Interieur-Design vernachlässigt der Tavascan nicht seine Pflichten: Mittelkonsole mit großzügigen Ablagemöglichkeiten
Foto: Cupra

In der chinesischen Provinz Anhui nutzt Cupra die bereits existierende Infrastruktur von Konzernmutter Volkswagen, die dort schon das mittlerweile dritte MEB-Zentrum gebaut hat. In Anhui sollen künftig bis zu 50.000 Tavascan pro Jahr vom Band purzeln, bis 2025 sollen das oberhalb des Tavascan positionierte SUV Terramar sowie ein Elektro-Kleinwagen folgen, auf den das Concept Car UrbanRebel schon jetzt einen kleinen Vorgeschmack gibt. Und: Ab 2030 wollen die Spanier dann nur noch rein elektrisch angetriebene Fahrzeuge produzieren.

Wenn die alle so aussehen werden wie der Tavascan, soll es uns recht sein ...