Cupra TavascanDer temperamentvolle Dritte

Cupra Tavascan: Der temperamentvolle Dritte
Der neue Cupra Tavascan teilt sich die Plattform mit zwei Modellen des VW Konzerns. Aber er macht einiges erfrischend anders

Es ist wie so häufig unter Geschwistern. Sie teilen sich viel, sind sich aber doch alles andere als ähnlich. Der neue Cupra Tavascan unterstreicht das nachdrücklich und fällt – positiv gemeint – ziemlich aus der Rolle. Technisch basiert der zweite Stromer der Marke zwar wie seine Konzernbrüder VW ID.5 GTX und Škoda Enyaq Coupé iV auf dem modularen Elektrobaukasten MEB. Damit haben sich die Gemeinsamkeiten des Trios aber weitestgehend erledigt.

DER NEUE CUPRA TAVASCAN WEIß, WIE ES GEHT

Wie schon mit dem erfolgreichen Formentor und dem vollelektrischen Born lässt Cupra mit dem Tavascan herkömmliche Design-Konventionen hinter sich. Stattdessen gehen es die Spanier gewohnt extravagant an. Es ist schon erstaunlich, wie nahe die Serienversion des Tavascan an der spektakulären Studie geblieben ist. In der tief nach unten gezogenen Frontschürze mit einem angedeuteten Grill sind auf beiden Seiten große Lufteinlässe eingebettet. Darüber liegen die markanten Scheinwerfer in Dreiecksform. Die Spitzen gehen in einen schmalen Spalt unterhalb der Fronthaube über. Eingelassen in die Vertiefung ist der Cupra Schriftzug. Mittig darüber und ganz weit vorn auf der Haube leuchtet das Markenlogo zwischen zwei stark herausgearbeiteten Sicken. Das Leuchten ist im wahrsten Sinne des Wortes zu verstehen. Denn wie auch am Heck ist das Logo illuminiert, wenn die Scheinwerfer eingeschaltet sind. In der Seitenansicht des 4,64 Meter langen, ohne Außenspiegel 1,86 Meter breiten und 1,60 Meter hohen Tavascan fallen bei einem Radstand von 2,77 Metern auf Anhieb die extrem kurzen Überhänge auf. Eine nach hinten ansteigende und messerscharf gezeichnete Kante in den Flanken unterstreicht mit dem abfallenden Coupédach den dynamischen Auftritt. Dazu kommen große Radhäuser.

DAS AUFFÄLLIGE CUPRA DESIGN GEHT BEIM TAVASCAN IN DIE NÄCHSTE RUNDE
In bester Kurvenlage: Autor Wolfgang Schäffer fährt den Cupra Tavascan vor dem Montserrat in Spanien ausFoto: CupraIn bester Kurvenlage: Autor Wolfgang Schäffer fährt den Cupra Tavascan vor dem Montserrat in Spanien aus
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MEHR ALS SPORTLICH: DIE AUSSTATTUNG DES CUPRA TAVASCAN

So extravagant wie die Karosserie zeigt sich auch der geräumige Innenraum. Das gilt in erster Linie für die Mittelkonsole, die sich, wie ein Rückgrat aus dem Boden kommend, schwebend nach vorn streckt. Was die Haptik anbelangt: Das in Carbon-Optik gestaltete Material, das sich in den Türen ebenfalls wiederfindet, fühlt sich wenig wertig an. Hinter dem Lenkrad liegt das digitale Cockpit, rechts daneben der 15 Zoll große Infotainment-Bildschirm, der leicht zum Fahrer gedreht ist. Drei individuell einstellbare Fenster (Widgets) ermöglichen es, den Screen auf die jeweiligen Wünsche der Frau oder des Mannes am Steuer anzupassen. Zudem ist ein „Wireless Full Link“-System integriert: Apple CarPlay oder Android Auto halten so Einzug. Lautstärke und Klimaeinstellung lassen sich über sogenannte Slider bedienen. Alternativ kann man auch die Sprachsteuerung oder für die Lautstärke Regler am Multifunktionslenkrad nutzen.

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Standardmäßig sind Sportschalensitze verbaut. Ab der zweiten Jahreshälfte sollen auch CUP- Bucket-Sitze verfügbar seinFoto: CupraStandardmäßig sind Sportschalensitze verbaut. Ab der zweiten Jahreshälfte sollen auch CUP- Bucket-Sitze verfügbar sein

Die Bedieneinheit für das einstufige Getriebe – ein Drehschalter am Ende eines kurzen Lenkstockhebels – haben die Designer jetzt auf die rechte Seite hinter dem Lenkrad verlegt. Ungewohnt und gewöhnungsbedürftig sind Position und Bedienung des Scheibenwischers. Das Ein- und Ausschalten erfolgt über einen Kippschalter, der auf dem Hebel für den Blinker links neben dem Lenkrad liegt. Wie bei Slidern und dem Drehschalter fürs Getriebe haben die Cupra Designer die Teile genutzt, die in vielen Modellen des Konzerns verbaut werden. Hier wird die Familienzugehörigkeit wieder sichtbar und hilft natürlich, Kosten zu sparen.

Anders ist das bei den Sitzen. Standardmäßig wird der Cupra Tavascan nämlich mit bequemen und guten Halt gebenden Sportschalensitzen ausgerüstet. Später gibt es auch CUP-Schalensitze – wenn das Ausstattungspaket Extrem in der Bestellung angekreuzt wird. Der Kofferraum bietet ein Volumen von 540 Litern. Die hinteren Lehnen lassen sich asymmetrisch geteilt vorklappen. Dann stehen etwa 1.560 Liter Stauraum auf einer allerdings nicht ganz ebenen Ladefläche zur Verfügung.

DER TAVASCAN BESCHLEUNIGT VON NULL AUF 100 IN 6,8 SEKUNDEN BEI 286 PS
Der Kofferraum fasst 540 Liter Volumen, die Rücksitze lassen sich asymmetrisch, aber nicht vollends flach umlegenFoto: CupraDer Kofferraum fasst 540 Liter Volumen, die Rücksitze lassen sich asymmetrisch, aber nicht vollends flach umlegen

EINE EINDRUCKSVOLLE PERFORMANCE

Optik ist nicht alles. Auch von den Fahreigenschaften konnten wir uns bei Martorell nahe Barcelona, der Heimat von Cupra und auch Seat, überzeugen. Der Spaßfaktor ist vom ersten Moment an spürbar. Und das liegt keinesfalls nur an den sommerlichen Temperaturen und den kurvenreichen Straßen im Hinterland vor der Gebirgskette des Montserrat. Der Tavascan trumpft hier mit einer eindrucksvollen Performance auf. Der Stromer reagiert spontan auf den kleinsten Druck aufs Beschleunigungspedal, zieht geschmeidig durch und zeigt eine Kurvendynamik wie ein Sportwagen. Dazu tragen vor allem auch die überaus direkt reagierende Lenkung, ein entsprechend abgestimmtes Fahrwerk und eine leicht hecklastige Gewichtsverteilung von 49 zu 51 Prozent bei. Auch hier hebt sich der Tavascan in Sachen Fahrdynamik positiv von den Konzerngeschwistern ab. Eine Progressivlenkung, die manuell deaktivierbare elektronische Stabilitätskontrolle sowie auf Wunsch im Ausstattungspaket Extrem enthaltene Hochleistungsreifen auf 21-Zoll-Leichtmetallrädern mit dann 255 Millimeter breiten Reifen vorn und hinten unterstreichen die sportliche Ausrichtung des Cupra. Die Kunden haben die Wahl zwischen 19, 20 und 21 Zoll großen Rädern.

Sportliche Ästhetik: Im Innenraum wird viel Carbon-Optik eingesetzt. Dazu kommen Felgen mit 19 bis 21 Zoll beim VZFoto: CupraSportliche Ästhetik: Im Innenraum wird viel Carbon-Optik eingesetzt. Dazu kommen Felgen mit 19 bis 21 Zoll beim VZ

Für den Antrieb bietet Cupra zwei Leistungsstufen an. Bei der Einstiegsvariante mit Heckantrieb liefert ein auf der Hinterachse platzierter Elektromotor eine Leistung von 210 kW (286 PS). Deutlich mehr Agilität bietet der Tavascan VZ mit Allradantrieb. Hier kommt der Heckmotor auf 210 kW (286 PS), der Frontmotor auf 80 kW (109 PS). Die Gesamtleistung des Fahrzeugs beträgt so 250 kW (340 PS) bei einem Drehmoment von 545 Newtonmetern (Nm/hinten) beziehungsweise 134 Nm (vorn).

BIS ZU 568 KILOMETER REICHWEITE NACH WLTP-TESTZYKLUS
Die gewohnt auffällige Front mit den dreieckigen Matrix-LED-Scheinwerfern. Cupra setzt beim Tavascan auf ein beleuchtetes Logo, auch am HeckFoto: CupraDie gewohnt auffällige Front mit den dreieckigen Matrix-LED-Scheinwerfern. Cupra setzt beim Tavascan auf ein beleuchtetes Logo, auch am Heck

REICHWEITE, BATTERIELEISTUNG & ASSISTENZSYSTEME

Die Basisversion des Fahrzeugs namens Endurance hat eine Batteriekapazität von 77 kWh und eine Reichweite von bis zu 568 Kilometern gemäß dem offiziellen WLTP-Testzyklus. Der Tavascan VZ schafft mit dem gleichen Akku eine Reichweite von bis zu 522 Kilometern. An Schnellladestationen mit einer Leistung von 185 kW soll es weniger als 30 Minuten dauern, um den Akku von zehn auf 80 Prozent nachzuladen. Sieben Minuten gibt Cupra an, um Energie für 100 Kilometer in den Speicher zu bekommen. An der heimischen Wallbox kann lediglich mit 11 kW geladen werden. Ein bordeigenes Thermomanagement sorgt dafür, dass die Temperatur der Batterie gleich bleibt und die Batterieleistung stets optimiert wird. Der Akku enthält eine Bodenplatte mit integrierten Wasserkanälen, die an den Kühlmittelkreislauf angeschlossen sind. Positiv wirkt sich auf die Reichweite aus, dass der Motor als Generator fungiert, wenn der Fuß vom Fahrpedal geht. Dann fließt Energie in die Batterie zurück. Der Grad der Energierückgewinnung kann dabei über die vierstufigen Wippschalter am Lenkrad gesteuert werden. Der Tavascan bietet eine Vielzahl von Assistenzsystemen, die aus dem umfangreichen Konzernregal stammen. Beispielsweise gibt es automatische Distanzregelung, Verkehrszeichenerkennung, Spurhaltung, Ausstiegswarnung oder Erkennung von Passanten und Radfahrern.

Die Batterie kann mit bis zu 185 kW an Gleichstromnetzen und mit bis zu 11 kW an Wechselstromnetzen ladenFoto: CupraDie Batterie kann mit bis zu 185 kW an Gleichstromnetzen und mit bis zu 11 kW an Wechselstromnetzen laden

VIER AUSSTATTUNGSPAKETE FÜR DEN TAVASCAN

Angeboten wird der Tavascan in fünf unterschiedlichen Farben – Tavascan Blue, White Silver, Atacama Desert, Basalt Grey und Century Bronze Matt – sowie mit vier Ausstattungspaketen. Die enthalten je nach Wahl und Geldbeutel unter anderem ein Sennheiser-425-Watt-Audiosystem mit zwölf Lautsprechern, elektrisch bedien- und beheizbare Vordersitze, Matrix-LED-Scheinwerfer, Head-up-Display, Sportfahrwerk mit DCC-Technologie, Panorama-Glasschiebedach und Wärmepumpe. Den Einstiegspreis gibt Cupra mit 56.210 Euro an. Der VZ liegt bei schlappen 60.780 Euro.