WERNER TIETZ IM INTERVIEW„Die Zukunft ist elektrisch“

WERNER TIETZ IM INTERVIEW: „Die Zukunft ist elektrisch“
Vor sechs Jahren hat Seat die Tochtermarke Cupra ins Leben gerufen. Seither schreibt das in Martorell bei Barcelona beheimatete Unternehmen eine Erfolgsgeschichte. Der unkonventionelle Auftritt, das emotionale Design und die sportliche Performance kommen bei vielen Kunden gut an. Wir sprachen mit Entwicklungsvorstand Werner Tietz

Interview: Wolfgang Schäffer

Herr Tietz, Cupra, so Ihr Ziel, soll ja eine Marke mit rein elektrisch angetriebenen Autos werden. Doch mit den überarbeiteten Modellen Formentor und Leon gehen außer elektrifizierten Versionen weiterhin Benziner und Diesel an den Start. Auch der Terramar, der Ende 2024 auf den Markt kommt, ist kein E-Auto. Wie passt das zusammen?
Wir stehen weiterhin dazu, dass wir von 2030 an ausschließlich E-Fahrzeuge und solche mit Plugin-Hybrid im Angebot haben werden. Die genannten drei Modelle kommen bereits als Plug-in-Versionen in jeweils zwei unterschiedlichen Leistungsstufen und elektrischen Reichweiten von bis zu 100 Kilometern.

Die Verkaufszahlen für E-Autos sind insgesamt rückläufig. Woran liegt das?
Sowohl in den unterschiedlichen Märkten als auch auf der politischen Seite muss da etwas getan werden. In Deutschland ist die Ladeinfrastruktur relativ gut ausgebaut, könnte sich aber natürlich noch verbessern. Es gibt immer noch Ladepunkte, die leider defekt sind oder an denen Wartezeiten entstehen. Weitaus schlechter sieht es in Südeuropa aus. Ganz klar ist aber auch, dass es eine politische Konstanz braucht, wenn es um die E-Mobilität geht.

Bewertung
„WIR LEGEN GROSSEN WERT AUF SPORTLICHKEIT UND DYNAMIK“

Wie wichtig ist es für Cupra und auch Seat, in Sachen Antriebstechnologie möglichst breit aufgestellt zu sein?
Es ist gut, dass wir derzeit noch ein so großes Motorenangebot haben. Der Absatz von Elektroautos ist aktuell unter Druck – eine Entwicklung, die nicht nur Cupra betrifft. Wobei wir für den Born in den vergangenen Wochen und Monaten auch aufgrund attraktiver Angebote hohe Auftragseingänge verzeichnet haben. Dennoch müssen wir auf den Markt reagieren, das anbieten, was die Kunden wollen. Deshalb sind die Verbrenner für uns weiterhin wichtig. Das aber ist unabhängig von der Produktplanung für die Zukunft. Die ist rein elektrisch.

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Gilt das auch für Seat? Die Verkaufszahlen für Deutschland sind seit Anfang des Jahres ziemlich gestiegen – aber alles Modelle mit Verbrennermotoren. CEO Wayne Griffiths hat jedoch vor wenigen Wochen Pläne für ein elektrisches Modell unterhalb der 20.000-Euro-Marke bestätigt und ein solches Auto als entscheidend für die Zukunft der Marke bezeichnet. Gibt es dazu konkrete Fakten?
Der Volkswagen-Konzern will in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts erschwingliche Einstiegsmodelle anbieten. Damit wird E-Mobilität auf eine breite Basis gestellt. Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen. Wir prüfen, was wir in der Welt der Elektromobilität unter der Marke Seat anbieten können.

Sind denn die gesetzlichen CO₂-Vorgaben mit dem derzeitigen Produktportfolio einzuhalten?
Ein klares Ja. Erstens haben wir den Cupra Born, zweitens kommt in Kürze der Cupra Tavascan als rein elektrisch angetriebenes Fahrzeug. In Kombination mit der breiten Palette der Plug-in-Hybride haben wir keine Probleme, die CO₂-Vorgaben zu erfüllen. Immerhin liegt der Verkaufsanteil der Plugin-Hybrid-Modelle derzeit bei 20 Prozent.

Thema Tavascan. Wie wichtig ist das neue E-Modell für Cupra?
Der Tavascan ist so etwas wie die zweite Design-Ikone. Wir haben es geschafft, die schon fast provokante Gestaltung des Showcars fast eins zu eins in die Serie zu bringen. Es war eine ziemliche Herausforderung, die Konturen der Türen und Seitenteile umzusetzen. Ich bin sehr zufrieden, dass unsere Designer diese Aufgabe so gut gelöst haben.

Von 2025 an bietet Cupra das E-Modell Raval an. Der Wagen steht wie die Konzernbrüder von VW und Škoda auf der neuen MEB-Small-PlattformFoto: CupraVon 2025 an bietet Cupra das E-Modell Raval an. Der Wagen steht wie die Konzernbrüder von VW und Škoda auf der neuen MEB-Small-Plattform

Wo wird sich der Tavascan besonders gut verkaufen?
Wir sehen ganz klar Deutschland als den Markt, der in Europa den größten Anteil haben wird.

Der Tavascan steht ja auf der Konzernplattform, auf der auch VW ID.5 und Škoda Enyaq stehen. Was macht den Tavascan anders?
Wir statten unsere Autos generell mit einem Sportfahrwerk und anderen Reifen aus. Wir haben auf der Vorderachse breitere Reifen. Selbst im Komfort-Modus ist die Abstimmung straffer als bei den anderen genannten Autos. Unser Ziel ist es, eine möglichst hohe Performance zu erreichen. Wir legen großen Wert auf Fahrdynamik und damit auf Sportlichkeit.

Das gilt dann vermutlich auch für das nächste E-Auto, den Raval. Der basiert ja auf der weiterentwickelten Entry-Plattform des Modularen E-Antriebsbaukastens (MEB), dem Small BEV mit Frontantrieb und Akkugrößen zwischen 45 und 55 kWh. Wie ist da der Stand der Dinge?
Der Raval wird wie geplant 2025 auf den Markt kommen. Dabei hat sich die Zusammenarbeit mit Volkswagen und Škoda in dem in Martorell eingerichteten Projekthaus bestens bewährt. Wir sehen das MEB-Small-Plattform-Projekt als eine gemeinschaftliche Aufgabe. Immerhin werden vier Modelle auf der Plattform entstehen. Außer dem Raval, der den Auftakt macht, sind das ein Škoda und mit dem ID.2 all sowie einem kleinen SUV noch zwei VW Ableger.