Sieben Modelle in sieben Jahren: Die erst 2018 ins Leben gerufene Marke Cupra hat bereits eine relativ breite Produktfamilie im Angebot. Nach dem Ateca waren es der Leon und der Leon Sportstourer, die so etwas wie die Gründungsmitglieder der Seat Tochter sind. Formentor, Born, Tavascan und Terramar sorgen inzwischen dafür, dass Cupras Bekanntheitsgrad und damit auch die Verkaufszahlen stetig wachsen.
Außer auf die sportliche Ausprägung der Modelle ist der Blick der Verantwortlichen im spanischen Martorell in der Nähe von Barcelona klar auf die Elektrifizierung gerichtet. Demzufolge ist nun auch der Cupra Leon mit der neuesten Technik ausgestattet, um sowohl sportlich als auch möglichst effizient unterwegs zu sein. Mit dem 200 kW (272 PS) starken Cupra Leon VZ 1.5 e-Hybrid gelingt beides ziemlich perfekt. Das hat der Viertürer mit dem recht steil abfallenden Heck auf unseren Fahrten über etwas mehr als 200 Kilometer rund um Salzburg und die Gegend um Berchtesgaden eindrucksvoll unter Beweis gestellt.
Doch zunächst ein paar Worte zur Optik. Denn mit der Modellpflege haben die Designer dem Erscheinungsbild noch einmal eine Spur mehr Bissigkeit verpasst. Das gilt vor allem für das Gesicht des 4,40 Meter langen, ohne Spiegel 1,80 Meter breiten und 1,47 Meter hohen Autos. Die stark konturierte und nach außen ansteigende Fronthaube zieht sich weiter nach unten. Zwischen Haube und dem markanten Kühlergrill mit offenem Gitter erstreckt sich fast über die gesamte Fahrzeugbreite ein Lufteinlassschlitz. An dessen Ende liegen auf beiden Seiten die dreieckig gezeichneten LED-Scheinwerfer.
Das Cupra Logo prangt dominant mittig auf der Spitze der Motorhaube. Am Heck ist das Logo beleuchtet, eingebettet in ein feines Lichtband, das die LED-Rückleuchten verbindet. Bei Dunkelheit hinterlässt diese Szenerie einen ebenso edlen wie coolen Eindruck. Im Innenraum haben die Designer im Vergleich zum Vorgänger erkennbar mehr Qualität verbaut.
Weniger Hartplastik und generell etwas feinere Materialien betonen ebenso den guten Gesamteindruck wie die serienmäßigen Schalensitze, die besten Seitenhalt geben. Auf der Rückbank können es sich selbst groß gewachsene Mitfahrer sehr bequem machen. Im Armaturenträger fällt das auf 12,9 Zoll gewachsene Infotainment-Display neben dem digitalen Cockpit auf. Zum Einsatz kommt der MIB 4, also der Modulare Infotainment-Baukasten von VW in der vierten Generation. Die Bedienung erfolgt dabei über logischere Menüs als zuvor, frei wählbare Shortcuts und größere Icons. Die unpraktischen Slider für Temperatur und Lautstärke sind geblieben, nun aber zumindest beleuchtet. Die gesamte Steuerung der Klimaanlage wurde – hier ist durchaus der Begriff leider anzufügen – nahtlos in den Bildschirm des Hauptgeräts integriert.
AUCH WENN’S ZÜGIG WIRD: DER LEON BLEIBT IN DER SPUR
Zu viele Touch-Bedienungen lenken eben vom Verkehrsgeschehen ab. Deshalb hat der VW Konzern auch beschlossen, bei zukünftigen Modellen wieder mehr manuelle Bedienfunktionen über Tasten oder Schalter zu integrieren. Mit denen ist auch das Multifunktionslenkrad bestückt. Zudem ist die Sprachsteuerung im Cupra Leon auf dem neuesten Stand. Eine Vielzahl von Wünschen wie beispielsweise Lautstärke des Infotainmentsystems oder die Veränderung der Temperatur im Wagen lässt sich so in die Tat umsetzen, ohne die Hand vom Lenkrad zu nehmen.
Apropos Lenkrad: Es liegt nicht nur bestens in der Hand, jede noch so kleine Anweisung von Frau oder Mann am Steuer wird präzise ausgeführt. Der Cupra Leon bleibt jederzeit exakt in der vorgegebenen Spur – und das auch bei zügigem Tempo in den engen Kurven hinauf zur auf etwa 900 Metern Höhe liegenden Wallfahrtskirche Ettenberg bei Marktschellenberg. Die in einigen Bereichen nicht mehr wirklich glatt asphaltierte Straße bereitet dem adaptiven DCC-Fahrwerk keinerlei Probleme. Der Spagat zwischen Komfort und Sportlichkeit ist den Technikern bei der Abstimmung von Federung und Dämpfung gut gelungen.
Beim Thema Sportlichkeit rückt natürlich die Kraft der zwei Herzen in den Mittelpunkt. Die Zusammenarbeit des 1,5 Liter großen Vierzylinders mit 130 kW (177 PS) mit dem 85 kW (116 PS) starken Elektromotor sorgt bei einem Systemdrehmoment von 400 Newtonmetern auf Wunsch für mächtig Schub. In 7,1 Sekunden sprintet der Cupra Leon VZ aus dem Stand auf Tempo 100. In der Spitze sind 229 Kilometer in der Stunde möglich. Selbstverständlich konnten wir weder auf den Landstraßen in Österreich noch in Deutschland auf ein solches Tempo kommen. Auf dem kurzen Abschnitt auf der deutschen Autobahn zeigte der Tacho kurzfristig mal 180 Kilometer pro Stunde an.
Die Kraft des Systems wird über ein Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe auf die Vorderräder übertragen. Der Wechsel der Fahrstufen erfolgt dabei unmerklich. Geht es gelassen und ruhig voran, arbeiten Verbrenner und E-Antrieb im Hybridmodus harmonisch zusammen. Bei jeder sich bietenden Möglichkeit wird automatisch der Benziner abgeschaltet, um Kraftstoff zu sparen. Erkennt das System, dass die Kraft der E-Maschine nicht ausreicht oder aber es nicht mehr effizient ist, rein elektrisch zu fahren, springt der Verbrenner relativ unbemerkt dem E-Motor zur Seite.
Das alles führt bei einer alles andere als zurückhaltenden Fahrweise zu einem Durchschnittsverbrauch von 5,6 Litern Benzin und 19,4 kWh elektrischer Energie für die Distanz von 100 Kilometern. Das kann sich absolut sehen lassen. Vor allem auch, da wir viel elektrisch unterwegs waren und die Temperaturen bei maximal acht Grad lagen. Der offizielle WLTP-Verbrauchswert wird von Cupra mit 5,4 Litern auf 100 Kilometer bei entladenem Akku angegeben, die elektrische Reichweite nach der WLTP-Norm mit 122 Kilometern. Die Energie dafür wird in einer Batterie mit einer Kapazität von 19,7 kWh (netto) gespeichert.
Geladen werden kann der Akku mit bis zu 50 kW (Gleichstromladung). Um den Speicher von zehn auf 80 Prozent mit neuer Energie zu versorgen, dauert es den Angaben zufolge 26 Minuten. Ist der Cupra Leon e-Hybrid an einer 11-kW-Wallbox angeschlossen, benötigt das Laden des komplett leeren Akkus bis auf 100 Prozent zweieinhalb Stunden. Bisher war das Laden mit dem On-Board-Lader lediglich mit 3,6 kW möglich.
Ein deutliches Plus für die Alltagstauglichkeit, die angesichts eines Kofferraumvolumens von 270 Litern wiederum Abstriche hinnehmen muss. Doch bei Bedarf und umgeklappten hinteren Lehnen vergrößert sich die Kapazität auf 1.191 Liter. Eine Zuladung von 469 Kilogramm ist erlaubt. Wem das nicht reicht, der kann den Cupra Leon VZ mit einer Anhängerkupplung bestücken und 1,7 Tonnen (gebremst) an den Haken nehmen. Die Stützlast liegt bei 80, die Dachlast bei 75 Kilogramm.
In Sachen Serienausstattung hält sich Cupra beim Leon VZ zum Grundpreis von 48.255 Euro alles andere als zurück. So sind außer allen wichtigen Sicherheitsfeatures und einer Reihe von Assistenzsystemen unter anderem noch Matrix-LED-Scheinwerfer, ein beheizbares Multifunktionslenkrad, ein digitales Soundpaket, 19-Zoll-Aluräder und Navigationssystem an Bord. Unser Testwagen hatte zudem weitere schöne Dinge vorzuweisen: glanzgedrehte Aluräder, Brembo-Bremsanlage vorn, Matrix-LED-Scheinwerfer mit Signature Ceremony, Seitenschweller in Dark Aluminium, einen Dachspoiler in Schwarz, ein Sennheiser-High-End-Surround-Soundsystem und eine Lederausstattung.
So kostet der e-Hybrid 56.901 Euro, was aber bei dieser Ausstattung und einem solchen Leistungsangebot mit Effizienzausrichtung ein fairer Preis ist. Und wer den Cupra Leon VZ e-Hybrid als Dienstwagen privat nutzt, kommt zudem in den Genuss der 0,5-Prozent-Regelung. Die übliche Bemessungsgrundlage zur monatlichen Versteuerung des geldwerten Vorteils wird halbiert.