Cupra Leon ST und Formentor im Duell der Zwillinge

Gute Fahrt

 · 23.09.2025

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Foto: Cupra
Der Vergleichstest zwischen Cupra Leon ST und Formentor mit identischem 333 PS starkem Antrieb zeigt unterschiedliche Charaktere trotz gleicher Technik. Während der Leon ST mit Agilität und Ladekapazität punktet, überzeugt der Formentor mit Styling und emotionalem Sound. Beide bieten hochwertige Verarbeitung und beeindruckende Fahrleistungen zu ähnlichen Preisen.

Gleiche Technik, unterschiedlicher Charakter

Auf den ersten Blick scheinen Cupra Leon ST und Formentor technische Zwillinge zu sein. Beide spanischen Hochleistungsmodelle teilen sich den gleichen Antriebsstrang mit dem aktuellsten EA888 evo4 Vierzylinder-Turbomotor. Dieser 2,0-Liter-Aggregat wurde mit neuen Kraftstoffinjektoren, 350 Bar Einspritzdruck sowie Verbesserungen bei innerer Reibung und Akustik optimiert. Das Ergebnis sind in beiden Fahrzeugen identische 333 PS und 420 Newtonmeter maximales Drehmoment – die gleichen Werte wie im aktuellen VW Golf R.

Auch bei der Kraftübertragung gibt es keine Unterschiede: Beide Modelle nutzen die neueste Version des bewährten Siebengang-Doppelkupplungsgetriebes und den fortschrittlichen Allradantrieb mit Torque Splitter, der vom Golf R bekannt ist. Anders als beim herkömmlichen Haldex-System wird die Antriebskraft nicht nur zwischen Vorder- und Hinterachse variabel verteilt, sondern auch aktiv zwischen dem rechten und linken Hinterrad. Das ermöglicht in beiden Fahrzeugen eine deutlich präzisere Kraftverteilung in Kurven und sogar einen speziellen Drift-Modus.

Bewertung

Die Fahrwerksabstimmung folgt ebenfalls einem gemeinsamen Konzept: Beide Cupra-Modelle verfügen über das adaptive DCC-Fahrwerk, das nun 15-fach verstellbar ist. Die Systemhydraulik und Parametrierung wurden modifiziert und an die neue Dynamik angepasst. Besonders praktisch: Wie beim Golf R kann man im Individual-Modus das Fahrwerk noch weicher als in der Komfort-Einstellung oder härter als im Cupra-Modus justieren. Beide Modelle stehen auf 19-Zoll-Rädern, wobei der Formentor mit 245er Reifen etwas breiter bereift ist als der Leon ST mit 235er Pneus.

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Bei den Bremsen gehen die Spanier eigene Wege im Vergleich zu den Wolfsburger Verwandten. Während der Golf R mit 357 mm großen gelochten Scheiben an der Vorderachse ausgestattet ist, können beide Cupra-Modelle mit optionalen Akebono-Bremsen geordert werden, die vorne gelochte 375-mm-Scheiben mit Sechskolbensätteln bieten – ein deutliches Plus an Bremsleistung.

Fahrdynamik im Detail: Rennstrecke trifft Alltagstauglichkeit

Beim Einsteigen fällt sofort auf, dass beide Modelle trotz technischer Verwandtschaft unterschiedliche Charaktere haben. Die Sitzposition in den im Extreme-Paket enthaltenen Schalensitzen ist in beiden Fahrzeugen angenehm tief, das Gestühl überzeugt mit gutem Seitenhalt und langstreckentauglichem Komfort. Die Cockpits sind intuitiver zu bedienen als in den Wolfsburger Pendants, die Touch-Bedienung reagiert direkter und in der Mittelkonsole finden sich noch echte ESP-Tasten. Praktisch sind auch der Starterknopf und der Fahrmodi-Schalter am Lenkrad.

Akustisch zeigen sich bereits beim Anlassen die ersten Unterschiede: Der Leon ST meldet sich eher zurückhaltend zu Wort, während der Formentor dank der optionalen Akrapovic-Auspuffanlage mit einem deutlich bassigeren Sound aufwartet. In den Sport-Modi werden beide von Soundgeneratoren unterstützt, wobei der künstliche Klang im Cupra-Modus etwas zu aufdringlich und unnatürlich wirkt.

Auf Landstraßen zeigen beide Modelle ihre Stärken. Mit ihren aktiven Fahrwerken vermitteln sie ein präzises, zielstrebiges Fahrgefühl und wirken bei schnellen Richtungswechseln ausreichend straff und agil. Dabei fällt auf, dass sich der Leon ST in Kurven weniger zur Seite neigt als der höher bauende Formentor. Die Lenkungen beider Fahrzeuge bieten viel und ehrliches Feedback, was das Vertrauen in die Fahrzeuge stärkt. Auch die Bremsen überzeugen mit gutem Pedalgefühl und dosierbarkeit – man weiß stets, was an der Vorderachse passiert.

Die Getriebe arbeiten in beiden Modellen angenehm und schnell, wobei sich beide beim Kickdown gelegentlich ein kurzes Überlegen gönnen. Die Schaltpaddles könnten etwas größer ausfallen, was aber Kritik auf hohem Niveau ist. In puncto Längsdynamik liegen beide Fahrzeuge nahezu gleichauf: Mit nur 17 Kilogramm Gewichtsunterschied beschleunigen Leon ST und Formentor in 4,8 beziehungsweise 4,9 Sekunden auf Tempo 100 – Dank effektiv arbeitender Launch Control.

Praxis und Alltag: Kombi gegen Crossover

In der Praxis zeigen sich die charakterlichen Unterschiede am deutlichsten. Der Leon ST ist der klassische Kombi mit geradliniger, höherer Karosserie und entsprechend großzügigem Laderaum. Mit maximal 1600 Litern Kofferraumvolumen bietet er deutlich mehr Stauraum als der Formentor, der es auf maximal 1475 Liter bringt. Schon im Grundzustand fasst der Kombi mit 620 Litern fast 40 Prozent mehr als der Crossover mit seinen 450 Litern. Dazu kommt die niedrigere Ladekante, die das Be- und Entladen erleichtert.

Der Formentor positioniert sich dagegen als stylischer Crossover mit coupéhafter Dachlinie. Sein Design ist emotionaler und moderner, was sich auch in der etwas höheren Sitzposition und der nach hinten abfallenden Dachlinie widerspiegelt. Trotz der Einbußen beim Laderaum bietet er immer noch ein für diese Fahrzeugklasse ordentliches Gepäckvolumen.

Auf der Autobahn können beide Modelle problemlos Tempo 250 erreichen, wobei der aerodynamisch günstigere Leon ST bis 200 km/h etwa 1,2 Sekunden schneller ist als der Formentor. Interessant: Der technisch verwandte Golf R Variant darf mit Performance-Paket sogar 270 km/h erreichen, während die Cupra-Modelle bei 250 km/h abgeregelt werden.

Auf der Rennstrecke – in diesem Fall dem Lausitzring – zeigt der Leon ST seine Stärken. In schnellen Kurven drückt der Torque Splitter das Heck gezielt um die Ecke, Fahrwerk und Bremsen arbeiten stabil, und die Lenkung ist nicht zu spitz abgestimmt. Der Formentor kann zwar grundsätzlich ähnlich agieren, neigt aber in manchen Situationen zum Untersteuern an der Vorderachse. Dies liegt nicht an den Reifen, denn das Gripniveau der Goodyear Eagle F1 Supersport steht den Bridgestone Potenza Race des Leon kaum nach. Fahrspaß bieten beide Modelle in gleichem Maße, wobei der Formentor die Hatz mit dem besseren Akrapovic-Sound untermalt.

Preislich liegen beide Modelle nicht weit auseinander. Mit den Performance-Extras beträgt der Unterschied rund 5000 Euro zugunsten des Leon ST. Rechnet man die Akrapovic-Auspuffanlage des Formentor heraus, kosten beide etwas über 60.000 Euro – ein stattlicher Betrag für Kompaktklasse-Derivate, der aber angesichts der gebotenen Technik und Performance durchaus gerechtfertigt erscheint.


​Technische Daten im Überblick

  • Motorbauart: R4, Turbo
  • Hubraum: 1984 cm³
  • Leistung: 245 kW (333 PS) bei 5600/min
  • Drehmoment: 420 Nm bei 2100-5500/min
  • Getriebe: Siebengang-Doppelkupplung
  • Antrieb: Allrad mit Torque Splitter
  • Bremsen vorn: 375 mm innenbelüftet/gelocht
  • Bremsen hinten: 300 mm innenbelüftet
  • Bereifung: 245/40 R 19
  • Reifentyp: Goodyear Eagle F1 Supersport
  • Maße (L/B/H): 4451/1992/1520 mm
  • Kofferraumvolumen: 450-1475 l
  • Normverbrauch (WLTP): 8,8 l/100 km
  • CO2-Emission: 199 g/km
  • Testwagenpreis: 66.870 €

Stärken und Schwächen

Cupra Leon ST:

  • Größeres Kofferraumvolumen (bis zu 1600 Liter)
  • Bessere Aerodynamik und höhere Endgeschwindigkeit
  • Agileres Fahrverhalten auf der Rennstrecke
  • Geringerer Verbrauch (8,3 l/100 km)
  • Günstigerer Preis (ca. 5.000 € weniger als Formentor)

Cupra Formentor:

  • Emotionalerer Sound durch optionale Akrapovic-Auspuffanlage
  • Stilvolles, coupéhaftes Design
  • Breitere Bereifung (245 mm) für mehr Grip
  • Höhere Sitzposition
  • Modernere Crossover-Optik

Cupra Leon ST:

  • Zurückhaltenderer Sound ohne Akrapovic-Option
  • Konventionelleres Kombi-Design
  • Schmalere Bereifung (235 mm)
  • Weniger Bodenfreiheit

Cupra Formentor:

  • Höherer Preis (mit Akrapovic-Anlage)
  • Tendenz zum Untersteuern auf der Rennstrecke
  • Geringeres Kofferraumvolumen (max. 1475 Liter)
  • Höherer Verbrauch (8,8 l/100 km)
  • Schlechtere Aerodynamik

​Cupra Formentor VZ 2.0 TSI 4Drive & Cupra Leon ST VZ 2.0 TSI 4Drive:


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