Florian Neher
· 08.08.2023
Seats Sportmarke Cupra ist ja eher weniger für barocke Rundungen, verspielte Details und knallbunte Farben bekannt. In Martorell liebt man klare Kanten und gedeckte, am besten matte, Lackierungen. Man könnte auch sagen, sie mögen es „dark“. Mit der für die VZ-Versionen von Ateca und Formentor erhältlichen Tribe Edition treiben es die Spanier nun auf die Spitze und tauchen auch noch die letzten verbliebenen helleren oder glänzenden Elemente wie Aerodynamikteile, Außenspiegelkappen, Räder und Heckklappen-Schriftzug in (mattes) Schwarz.
Selbst im Innenraum wird´s zappenduster: Die serienmäßigen Sportsitze kommen in schwarzer Mikrofaser-Nappaleder-Kombination und die Pedalerie in „Dark Aluminium“. Die Cupra-typischen kupferfarbenen Akzente schimmern beim Testwagen nur noch auf den Sätteln der optionalen Brembo-Vorderbremse (2.640 Euro), den Cupra-Wappen an Front und Heck sowie den angedeuteten Endrohren im hinteren Stoßfänger. Und wissen Sie was? Das weiter heruntergedimmte Lackschema steht dem Formentor unverschämt gut. Wenngleich der Testwagen nicht gänzlich als dunkler Ritter im aufpreisfreien Schwarz Metallic, sondern in fast schon fröhlichem „Cliff Grau Metallic“ für 345 Euro extra vorfährt. Okay, die Optik überzeugt – doch wie ist es um die inneren Werte bestellt?
Die beiden Hybrid-Versionen des Formentor kombinieren einen 150 PS und 250 Nm starken 1,4-Liter-Turbobenziner mit einem in das Sechsgang-Doppelkuppungsgetriebe integrierten E-Motor, was zu einem System-Output von 204 PS / 350 Nm oder gar 245 PS / 400 Nm bei der getesteten VZ-Version führt. Das reicht für einen Null-Hundert-Sprint in gemessenen 6,6 Sekunden, womit unser Testwagen die Werksangabe von glatten sieben Sekunden recht deutlich unterbietet. Solche Werte erzielt der Hybrid freilich nur, solange der Akku voll im Saft steht. Wenngleich wir überrascht waren, wie flott es auch mit leerem Akku und dann nur noch 150 Verbrenner-PS voran geht, denn die abgeregelte Höchstgeschwindigkeit von 210 km/h wird fast ebenso problemlos erreicht.
Der netto immerhin 10,4 kWh speichernde Akku, der bei entsprechendem Mehrverbrauch auch während der Fahrt vom Verbrenner aufgeladen werden kann, ermöglicht rein elektrisches Fahren, ohne dass gleich an der ersten Steigung oder bei stärkerem Gasgeben der Verbrenner anspringen würde. So lässt sich etwa im Stadtverkehr lokal emissionsfrei und auf leisen Sohlen schnüren, im Test immerhin 44 Kilometer weit. Wem das fürs tägliche Pendeln reicht, fährt faktisch ein E-Auto zu entsprechend niedrigen Betriebskosten, sieht nur höchst selten eine Tankstelle, hat keine Reichweitenangst und kann jederzeit spontan auf große Reise gehen. Auch der geschmeidige Federungskomfort empfiehlt den Formentor für lange Etappen. Die serienmäßige Adaptivdämpfung DCC lässt sich nicht einmal von der flachen 19-Zoll-Serienbereifung aus der Ruhe bringen. Die Spreizung der Dämpferkennung fällt von „Comfort“ über „Sport“ bis „Cupra“ vergleichsweise gering aus, sodass selbst im schärfsten Modus ein akzeptabler Fahrkomfort übrig bleibt.
Die 245er Bridgestone Turanza glänzen indes mit einem sehr hohen Gripniveau und tragen, wie die hochpräzise Lenkung, zum sportlichen Handling des Doppelherz-Formentor bei. Die Serien-Sport-sitze mit haftstarken Mittelbahnen in Mikrofaser „Dinamic“ und kräftigen Wangen in Nappaleder unterstützen die Vornsitzenden dabei ganz hervorragend, bequem sind sie überdies. Und: Die integrierten Kopfstützen mögen etwas schmal ausfallen, werden ihrer Aufgabe durch eine leichte Löffelform aber dennoch gerecht. Fazit: So lassen wir uns Hybrid gefallen!