Text: Laura Koruga
Der Cupra Born VZ ist mehr als nur ein gewöhnlicher Elektroflitzer. Er firmiert zwar nicht als klassischer Sportwagen, doch im Vergleich mit einem solchen wirkt er ebenso souverän, kräftig und kompakt. Seine 326 PS sind schon mal ein Versprechen, und spätestens bei der Beschleunigung löst er das auch ein: Von null auf 100 km/h in 5,6 Sekunden ist leistungsstark. Den Sprint schafft er also locker.
Doch wie sieht es mit dem Fahrspaß auf der Langstrecke aus? Um das zu testen, habe ich ihn auf einer Tour von München downtown zum Chiemsee genauer unter die Lupe genommen. Eine Strecke, die alles bietet – enge Stadtpisten, schnelle kurvige Landstraßen und die zum Ausfahren einladende Autobahn A 8. Eins schon mal vorweg: An sportlichem Vergnügen hat es auf dieser Runde definitiv nicht gemangelt.
Doch zuerst zu den Fakten: Der VZ ist der sportliche Bruder des Cupra Born. Er bietet eine gute Mischung aus Leistung, Reichweite und kernigem Fahrgefühl. Dabei hebt er sich technisch und optisch deutlich vom Basismodell ab. Er kommt mit einer 79-kWh-Batterie daher, die eine Reichweite von bis zu 594 Kilometern ermöglicht. Dazu werden eine straffere Fahrwerksabstimmung und größere 20-Zoll-Leichtmetallräder mit markanten Kupferakzenten geboten. Zusammen mit der aerodynamischen Form und den seitlichen Linien strahlt der VZ eine Menge Athletik aus, die sich auch in der Leistung widerspiegelt. Diese wurde, wie oben schon erwähnt, auf 326 PS, also 240 kW, und ein Drehmoment von 545 Nm gesteigert, was für eine spürbare Verbesserung in Beschleunigung und Performance sorgt.
In der Stadt tritt diese Power freilich erst mal in den Hintergrund. Dafür zeigt sich der Born VZ hier als flexibel und dynamisch genug, um auch in engen Situationen beherrscht zu agieren. Plötzliche Ausweichmanöver sind stets weich und nie unnötig aggressiv oder ruckelig. Auf der Autobahn zeigt sich dann das Beschleunigungspotenzial: Beim kräftigen Tritt aufs Gaspedal setzt der Schub unmittelbar ein und drückt mich entschieden in den Sitz. Die sportlich abgestimmte Lenkung unterstützt das kontrollierte Fahrverhalten auch bei höherem Tempo, was für ein sicheres und direktes Lenkgefühl sorgt. Auf der Landstraße wiederum zeigt sich der Cupra agil und lädt einen förmlich dazu ein, die Kurven genussvoll auszufahren. Die Rückmeldung über das Lenkrad ist direkt, was die Fahrt zur Freude macht.
Dank des Elektromotors steuert sich der Born VZ sehr leise. Als Fahrerin hilft mir das, meine Konzentration nie zu verlieren und mich auf langen, gleichmäßigen Abschnitten einfach mal etwas zurücklehnen zu können. Als besonders angenehm erweist sich diese Eigenschaft im oftmals stressigen Stadtverkehr. Auf der Landstraße und der Autobahn, wo man die Geschwindigkeit nur durch die erhöhte G-Kraft spürt, muss man ein wenig aufpassen, dass man aufgrund der fehlenden Motorgeräusche nicht gelegentlich das Tempo unterschätzt. Doch hier hilft die technische Ausstattung: das Head-up-Display und die akustische Geschwindigkeitswarnung. Insgesamt erweist sich der Sound des Autos als angenehm unaufgeregt, aber modern. Beim Öffnen ertönt ein markanter Begrüßungston, beim Aussteigen meldet sich das System mit dezenten Hinweisen, die Türen schließen mit einem satten Klang.
ATHLETISCH, AGIL UND AUSDAUERND: DER BORN MACHT EINE MENGE SPASS
Kleines Manko: Der Blinker ist etwas dominant und könnte in der Lautstärke anpassbar sein – ein Punkt, den Cupra bereits kennt und mit einem zukünftigen Update beheben will. Dank des Aber jetzt noch mal zur Ausgangsfrage: Schafft der Cupra nach dem Sprint den Marathon oder geht ihm schon vor der Ziellinie die Luft aus? Nun, mit seiner Reichweite von bis zu 594 Kilometern ist er nicht nur für den Alltag, sondern auch für längere Ausflüge bestens geeignet. Dabei liegt der Stromverbrauch je nach Fahrweise zwischen 14,9 und 16,7 kWh – für ein Fahrzeug dieser Leistungsklasse kann sich das sehen lassen. Was auf dem Papier beeindruckend ist, lässt sich in der Praxis jedoch nicht immer halten.
Bei schnellerer Fahrt oder häufigem Wechsel zwischen den Fahrmodi kann die Reichweite variieren. Im Stadtverkehr lohnt sich deshalb der sparsame Range-Modus. Auf der Landstraße kommt einem der Comfort-Modus sehr gelegen und sorgt für eine fließende und komfortable Fahrt auf den kurvigen, ab und an ruckeligen Straßen.
Am meisten Spaß hat mir der Sport-Modus auf der Autobahn gemacht, wo der Born VZ seine ganze Power zeigen konnte. Wer diesen Modus liebt, wird den Mehrverbrauch in dieser Einstellung gern in Kauf nehmen. Und dank des Infotainmentsystems und der Cupra App sind die Reichweitenberechnungen jederzeit einsehbar. Das hilft, den Fahrstil frühzeitig anzupassen und eine Ladestation aufzusuchen. Braucht der Born dann Strom, lässt sich der Akku recht flott auffrischen. Nach knapp 30 Minuten an einer Schnellladestation war das Auto von zehn bis über 75 Prozent geladen - für gut 320 Kilometer Reichweite.
Der Innenraum des Cupra Born VZ ist eine gelungene Mischung aus sportlichem Design und hochwertiger Haptik. Neben den Sportschalensitzen ist das moderne Infotainmentsystem definitiv ein Highlight. Es überzeugt mit einem 12,9-Zoll-Touchscreen, der sich angenehmintuitiv bedienen lässt und via Apple CarPlay eine mühelose Smartphone-Verbindung ermöglicht. Die klare Benutzeroberfläche sorgt für eine einfache Navigation, sodass man sich ganz auf das Fahrvergnügen konzentrieren kann.
Ein paar kleine Herausforderungen gibt es allerdings schon. Cupra setzt durch das Einsparen von Knöpfen auf ein vereinfachtes, reduziertes Bedienkonzept. Ein Beispiel dafür sind die Fensterbedienungen: Statt der klassischen vier Fensterknöpfe – zwei für vorn und zwei für hinten – gibt es nur noch zwei Tasten. In Situationen wie beim Befahren eines Parkhauses kann dies für manche jedoch zum Stressfaktor werden, da der Wechsel zwischen vorderen und hinteren Fenstern über einen dritten Knopf extra Zeit in Anspruch nimmt. Und noch ein kleines Problem für mich: die beschränkte Sicht nach hinten, vor allem aufgrund der schmalen Heckscheibe. Die Einparkhilfe und die Rückfahrkamera lassen dieses Manko in der Gesamtbetrachtung allerdings nicht allzu schwer wiegen.
Preislich startet der Cupra Born VZ bei 52.770 Euro, was im Vergleich zum Basismodell mit 60 kWh und 170 kW (231 PS), das bei 41.450 Euro beginnt, einen stattlichen Aufpreis darstellt. Doch wer sich die Investition leistet, kann sich auf ein sehr sportliches Fahrerlebnis und eine ordentliche Reichweite freuen. Ich habe die Tour jedenfalls sehr genossen.