Joachim Fischer
· 08.12.2023
Südspanien, nur wenige Kilometer im Hinterland der Hafenmetropole Malaga. Hier rücken die teils imposanten Berge recht nah ans Meer, lassen meist aber noch einen Streifen Strand, damit sich die Touristen tummeln können. Das Thermometer zeigt mittags satte 34 Grad im Schatten. Ende Juli ist das hier nichts Ungewöhnliches.
Unter das an- und abschwellende Singen der Zikaden mischt sich ein sattes Brabbeln. Cupra, seit 2018 eigenständig aber zugleich einhundertprozentige Tochter von Seat, bat hierher zum Fahrtermin mit dem neuen Cupra Ateca, der in vielen Belangen vom gerade erfolgten Facelift des Seat Ateca profitiert. Mit über 15.000 ausgelieferten Fahrzeugen in zwei Jahren trägt das hoch motorisierte Sportmodell imposante 15 Prozent zum Gesamtverkauf des Ateca und zugleich entscheidend zum rasanten Wachstum der Marke Cupra bei. Besonders beliebt ist der spanische Sport-Offroader in Deutschland, Frankreich, der Schweiz – oder auch in Mexiko.
Daran wird sich voraussichtlich auch in Zukunft nichts ändern, denn der Cupra Ateca ist mit der Überarbeitung noch attraktiver, noch besser geworden. Im Wesentlichen unverändert übernommen wurde der direkt einspritzende Zweiliter-Turbo-Benziner, der nach wie vor stramme 300 PS bei 5.300 bis 6.500 Umdrehungen pro Minute leistet und 400 Nm maximales Drehmoment zwischen 2.000 und 5.200 Kurbelwellen- Rotationen freisetzt. Die Kräfte werden serienmäßig über ein 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe DSG an den 4-Drive- Allradantrieb nach Haldex-Prinzip weitergegeben.
Fahrleistungen wie das Vorgänger-Modell
So soll sich der neue Cupra Ateca bei annähernd gleichem Grundgewicht und nahezu identischen Außenabmessungen wie das Vorgänger-Modell in nur 4,9 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h beschleunigen lassen und 247 km/h Spitze rennen. Im Rahmen eines ausführlichen Tests wird GUTE FAHRT dies überprüfen und um weitere Werte ergänzen.
Hier und heute soll es dagegen um einen ersten Fahreindruck mit dem Neuen gehen, der noch im September seine Markteinführung in Deutschland erleben soll. Schick ist er geworden, deutlich sportlicher und rassiger. Das verdankt er hauptsächlich dem neuen Stoßfänger an der Front. Der zeigt frische Linien, einen ausgeprägten Splitter in dunklem Alu-Glanz, größere Lufteinlässe sowie flachere Serien-Voll-LED-Scheinwerfer mit dem charakteristischen Tagfahrlicht. Dazwischen sitzt der aktuelle Waben-Grill mit dem Cupra-Logo und einer Einfassung in dunklem Chrom. Insgesamt sehr dynamisch, sehr edel, sehr schick.
In der Seitenansicht dominieren die serienmäßigen, in sechs verschiedenen Designs verfügbaren 19-Zoll-Räder mit 245/40er Reifen, die dunkle Alu-Dachreling und die ebenso farblich abgesetzten Außenspiegel, die zudem als Begrüßungslicht das Cupra-Logo auf den Boden projezieren.
Am Heck strahlt der Cupra Ateca ab Werk bereits mit Voll-LED-Leuchten nebst dynamischen Blinkern. Unten ist in den farblich abgesetzten Diffusor wieder eine markante Vierrohr-Auspuffanlage integriert. Gegen Aufpreis gibt es hier auch die edle, klangstarke Akrapovic-Version – ebenfalls mit vier Endrohren.
Im optisch wie haptisch deutlich aufgewerteten Innenraum erwarten einen nun serienmäßig superbequeme, nicht einengende, aber dennoch besten Seitenhalt vermittelnde Dinamica-Schalensitze mit integrierten Kopfstützen. Lederbezogene Pendants – elektrisch und mit Memory – gibt es auf Wunsch. Ebenso das griffige, neue Cupra- Lenkrad mit größeren Schaltpaddles und zwei Bediensatelliten für Motorstart und Cupra-Mode. Mit letzterem kann man die Fahrprofile durchzappen oder per längerem Druck direkt in das extra-sportliche Setup wechseln.
Das probieren wir auch gleich aus, denn Cupra hat eine kleine, schmale, sehr kurvige Bergstraße auf ein paar Kilometern sperren lassen, damit wir das ganze Potenzial des neuen Sport-Ateca ausloten können. Die Streckenposten geben ihr OK – los geht‘s! Blitzschnell feuert das Siebengang-DSG die ersten Fahrstufen ab, der Cupra stürmt extrem drehfreudig und satt tönend bergan, zweiter, dritter Gang. Dann hart anbremsen, aus der optionalen Akrapovic-Anlage spratzelt es vernehmlich. Die Mundwinkel zucken nach oben. Einlenken – chirurgisch präzise zirkelt der Cupra Ateca dank seiner Serien-Progressivlenkung ums Eck, die Lenkwinkel sind angenehm gering. Am Kurven-Scheitel wieder voll aufs Gas. Der Cupra schiebt gnadenlos an, die Allrad-Traktion des 4Drive ist beeindruckend. Schlupf kennt er nicht. Unwillkürlich denkt man: „Der würde sogar noch 100 Pferde mehr vertragen.“ Aber auch so geht es unbändig voran: Beschleunigen, bremsen, beschleunigen, bremsen, hart einlenken und wieder drauf aufs Alu-Pedal für die nächste Geradeaus-Passage. Der Cupra Ateca wedelt bergan, dass es eine wahre Freude ist, bleibt neutral bis hinein in den Grenzbereich. Nick- oder Wankbewegungen sind ihm dank Cupra Mode und serienmäßigem Adaptiv-Fahrwerk DCC fremd. Das bringt Ruhe in den Gipfelsturm. Trotzdem zeigt sich das sensationell sauber abgestimmte Fahrwerk nicht einfach nur knüppelhart. Straff ja, aber nicht unnachgiebig. Cupra hat hier exzellente Feinarbeit geleistet. Kompliment!
Fahrwerk der Extraklasse
Zieldurchfahrt, Puls und Drehzahl senken. Am Cupra- Mode-Schalter zappen wir über „Sport“ und „Individual“ auf „Normal“ weiter. Die Profile „Snow“ und „Offroad“ gehen extra, sind heute eh nicht gefragt. Jetzt gibt sich der Cupra Ateca handzahm, das DSG schaltet früh und spritsparend hoch, bleibt aber im Hintergrund hellwach, wartet auf Sprintbefehle. Das Fahrwerk zeigt trotz 19-Zöllern nun seine komfortable Seite, steckt schlechte Straßen einfach weg. Natürlich gibt es im neuen Cupra Ateca nun auch das Infotainment der neuesten Generation, volle Konnektivität mit Internet und Smartphone sowie Sprachbedienung. Und natürlich sind auch viele neue Assistenten für noch mehr Sicherheit und Komfort zu haben. Doch ganz ehrlich: Den Cupra Ateca möchte man selber fahren, sich nicht fahren lassen.
Zum Verbrauch ist nach Abschluss der ersten Testrunde noch nicht viel zu sagen, er dürfte in Anbetracht der weitgehend unveränderten Eckdaten auf dem Niveau des Vorgängers liegen. Das gilt wohl auch für den Einstiegspreis. Angesichts der besseren Ausstattung wäre aber auch ein kleiner Aufschlag gerechtfertigt.