Dino Medic
· 12.10.2024
Im Schatten 26 Grad, vor der prallen Sonne ein dünner Wolkenschleier, dazu ein feines laues Lüftchen: Bei bestem Sommerwetter stehen die aktuellen Modelle der Challenger-Marke Cupra am Flughafen von Barcelona bereit. Gleich wird es von El-Prat mit dem Leon und dem Leon Sportstourer aus der Kompaktklasse sowie mit dem SUV-Coupé Formentor auf Testfahrt gehen – ins Hinterland der katalanischen Metropole. In der grellen Mittagssonne fallen die Fahrzeuge in ihren matten Farben besonders auf. Das Design der drei neuen Modelle sieht noch einmal markanter und sportlicher aus, als es die Cupras ohnehin sind. Dafür sorgen vor allem neue Matrix-LED-Scheinwerfer und die sogenannte Shark-Nose, eine überstehende Nase auf der Front.
Die erste Fahrt führt uns im Leon VZ e-Hybrid, einem Plug-in-Hybrid mit 200 kW (272 PS) Leistung, nach Martorell zur Cupra Zentrale. Kaum eingestiegen, entfalten die edle Optik und die fühlbar hochwertigen Materialien ihre Wirkung – ein Gefühl wie in einer gehobeneren Fahrzeugklasse. Das liegt unter anderem auch daran, dass das Interieur etwas feiner geschliffen und zurückhaltender ist als beispielsweise beim SUV Cupra Tavascan. Auch die verbauten Materialien wirken edel und wertiger als früher. Im Leon dominiert der 12,9-Zoll-Bildschirm in der Mitte der Konsole. Das Platzangebot im Fond ist für eine Kompaktlimousine vergleichsweise groß. Das Kofferraumvolumen beträgt beim Plug-in-Hybrid 270 Liter und bei den reinen Verbrennermodellen 380 Liter. Das sind durchschnittliche Werte und vergleichbar mit anderen Kompaktlimousinen wie dem Audi A3.
Nahezu identisch zum Kompaktwagen kommt der Leon Sportstourer daher, sowohl im Fahrverhalten als auch im Interieur. Die Maße der beiden Modelle sind auch bis auf die Länge quasi gleich: Die Breite beträgt 1.8 Meter bei einer Höhe von 1.44 bis 1.47 Metern – je nach Motorisierung und Modell. Der Leon ist als Benziner dabei 4.4 Meter lang, der Sportstourer kommt auf etwas über 4.6 Meter. Die zusätzliche Länge lässt das Kofferraumvolumen auf 620 Liter beim Sportstourer als Verbrenner wachsen. 470 Liter sind es beim Plug-in-Hybrid – mit 150 Litern weniger schon ein Unterschied.
Auf der Autobahn und der Landstraße entfaltet die großzügig ausgestattete Motorisierung ihre Leistung auf unaufdringliche Weise. Flink wieseln wir durch den Berufsverkehr ins Hinterland. Cupra bietet den Leon und den Leon Sportstourer momentan mit drei Motorvarianten an: ein Benziner mit 1.5-eTSI-Motor und 110 kW (150 PS), ein Diesel mit 1.5 TDI und 110 kW (150 PS) und eine VZ-Version als Plug-in-Hybrid mit 200 kW (272 PS). Wirklich ausreizen können wir die Leistung nicht, dazu ist der Verkehr zu dicht. Und so schonen wir den Verbrauch, der nach Herstellerangaben auf 100 Kilometer nach WLTP beim Leon 1.5-Liter-Benziner mit 150 PS bei 5,5 bis 5,8 Litern liegt beziehungsweise bei 5,5 bis 5,9 Litern beim Sportstourer.
Der Preis für den Leon startet bei 38.340 Euro, der für den Sportstourer bei 40.515 Euro. Dann ist der Cupra Formentor VZ 2.0 TSI 4Drive dran. Und um ihm die Sporen zu geben, hat sich Cupra für die anwesenden Medienvertreter mächtig ins Zeug gelegt. Mithilfe der Polizei wird zeitweise ein Stück einer kurvigen, meist vollen Landstraße gesperrt. Bevor wir die freie Fahrt genießen, werfen wir einen Blick von außen auf die überarbeitete Version. Es hat sich viel getan, die augenfällige Formensprache wird mit der Shark-Nose, den Matrix-LED-Schweinwerfern und dem illuminierten Cupra Logo auch hier weiter auf die Spitze getrieben. Die Maße sind bis auf einen knappen Zentimeter mehr Höhe bei den Benzinern annähernd gleich geblieben zum Vor-Facelift-Modell – bei 4.451 x 1.839 x 1.520 Millimetern beziehungsweise bei 4.451 x 1.839 x 1.537 für das Hybridmodell.
Im Fond wird wie bei allen Varianten das bekannte Cupra Design sinnvoll weitergespielt. So sind Sportsitze, wie im getesteten Modell, wertig und serienmäßig verbaut, die CUP-Schalensitze, die bereits im letzten Report des VZ5 Modells überzeugten, optional erhältlich. Schicke Details wie das parametrische 3-D-Muster runden den stimmigen Gesamteindruck ab. Der Kofferraum wächst von 420 Litern beim Vorgänger VZ5 auf 450 Liter Volumen.
Der zentrale Bildschirm mit 12,9 Zoll Durchmesser wirkt in der neuen Version noch wuchtiger – und macht sich bei unserer rasanten Testfahrt über kaum einschätzbare Serpentinen, Kuppen und Kurven auch sehr nützlich. Wir kosten die gesperrten Straßen aus und lassen uns nicht zweimal bitten, in den Grenzbereich vorzudringen. Hier spielt die Topversion mit 333 PS, Allradantrieb und Torque Splitting ihre sportlichen Gene vollends aus. Wobei sie ihr SUV-typisches hohes Gewicht und die Bauhöhe nicht verleugnen kann.
Cupra hat es geschafft, das neue Modell noch wendiger, agiler und schneller werden zu lassen. Wir konnten mit dem Formentor jede Kurve beherrschen. Denn die aktuelle Abstimmung des Fahrwerks auf die Leistung und die Maße des Wagens scheinen im Cupra Modus in allen Kurvenlagen viel besser als vorher. Von null auf 100 geht es in 4,8 Sekunden. So macht der Formentor richtig Spaß. Und wer weniger oft an die Grenzen geht, findet auch bei den schwächer motorisierten Modellen einen guten Kompromiss. Die Motorisierungen reichen hier von Benzinern mit Leistungen zwischen 150 und 265 PS über Diesel mit 150 PS bis zu Plug-in-Hybriden mit Leistungen zwischen 204 und 272 PS. Die Preise beginnen bei 42.145 Euro für den 150-PS-Benziner, der Hybrid-VZ startet bei 52.590 Euro. Die Variante mit Fünfzylindermotor wird nicht mehr angeboten. Was aber nichts macht. Denn der neue Top-VZ ist in allen Belangen besser.