Gute Fahrt
· 03.09.2025
Mit dem A5 Avant TDI quattro präsentiert Audi den Nachfolger des bisherigen Bestsellers A4. Der Namenswechsel markiert einen Generationswechsel, wobei der Ingolstädter Hersteller bei diesem Modell konsequent auf Verbrennungsmotoren setzt. Für Langstreckenfahrer dürfte besonders die getestete Dieselvariante interessant sein, die trotz der seit 2015 anhaltenden Kritik am Selbstzünder nach wie vor die effizienteste Option für große Distanzen darstellt. der markentypisch langen Motorhaube arbeitet der weit über die Vorderachse positionierte EA288 evo. Dabei handelt es sich nicht um einen komplett neuen Motor, sondern um eine grundlegend überarbeitete Version des bekannten Zweiliter-Diesels. Die wesentliche Neuerung ist die Integration des MHEV-plus-Systems auf Basis eines 48-Volt-Bordnetzes. Dieses System ermöglicht es dem Triebstranggenerator (TSG), kurzzeitig zusätzliche 24 PS beizusteuern, was besonders beim Anfahren und Beschleunigen spürbar wird. Der Hauptzweck dieser Technik liegt jedoch in der Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs und der CO₂-Emissionen.
Mit einer Systemleistung von 204 PS und einem maximalen Drehmoment von 400 Newtonmetern zeigt der A5 Avant trotz seines beachtlichen Leergewichts von 1970 Kilogramm ordentliche Fahrleistungen. Im Test sprintete der Kombi in 7,0 Sekunden von null auf 100 km/h – ein Wert, der für diese Fahrzeugklasse durchaus respektabel ist. Auch bei Zwischenspurts präsentiert sich der Diesel souverän: Von 60 auf 100 km/h vergehen lediglich 4,2 Sekunden, für den Bereich von 80 auf 120 km/h benötigt der A5 Avant 5,5 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 236 km/h, wobei das Doppelkupplungsgetriebe unauffällig im Hintergrund arbeitet.
Bemerkenswert ist das von Audi entwickelte blendingfähige Bremsregelsystem (iBRS), das Bremspedal und Bremshydraulik vollständig entkoppelt. In der Praxis bedeutet dies, dass beim Bremsen zunächst ausschließlich die Rekuperation zur Verzögerung genutzt wird, bevor bei stärkerem Pedaldruck die mechanische Bremse hinzugeschaltet wird. Der Clou: Für den Fahrer bleibt das Bremsgefühl unverändert – ein nahtloser Übergang, der im Alltag überzeugt. Die gemessenen Bremswege von 35,9 Metern (kalt) und 32,9 Metern (warm) aus 100 km/h sind zudem sehr gut.
Trotz der fortschrittlichen Hybridtechnologie kann der A5 Avant TDI die vom Hersteller nach WLTP ermittelten Verbrauchswerte im Alltag nicht erreichen. Statt der angegebenen 5,5 Liter im Drittelmix wurden im Test durchschnittlich 6,8 Liter Diesel pro 100 Kilometer verbraucht – eine Abweichung von 24 Prozent. Bei zügiger Autobahnfahrt steigt der Verbrauch sogar auf 8,7 Liter. Im Sparmodus lässt sich der Verbrauch auf 5,9 Liter drücken. Mit dem 60-Liter-Tank ergibt sich so eine Reichweite von 882 Kilometern, was die Langstreckentauglichkeit des Fahrzeugs unterstreicht.
Auffällig ist, dass das Zusammenspiel zwischen Verbrennungsmotor und Triebstranggenerator besonders im Stadtverkehr nicht immer harmonisch verläuft. Hier kommt es gelegentlich zu ruckeligen Übergängen, die von deutlich wahrnehmbaren mechanischen Geräuschen begleitet werden – ein Manko, das bei einem Fahrzeug dieser Preisklasse nicht auftreten sollte.
Das adaptive S-Sportfahrwerk des Testwagens versteht es gut, Fahrbahnunebenheiten zu absorbieren, ohne dabei den Kontakt zur Straße zu verlieren. Es bietet eine sportliche Verbindlichkeit, die dem Charakter des Fahrzeugs entspricht. Die Progressivlenkung hingegen kann nicht vollständig überzeugen. Audi hatte sich zum Ziel gesetzt, eine präzise und mühelose Lenkung zu entwickeln, die ein neutrales Fahrverhalten ermöglicht. Im Alltag wirkt sie jedoch etwas synthetisch und bietet zu wenig Rückmeldung. Erst im Sport-Modus vermittelt sie annähernd das, was der Hersteller angestrebt hat.
Kritik muss sich Audi für das oben und unten abgeflachte Doppelspeichen-Sportlenkrad gefallen lassen. Die berührungsempfindlichen Multifunktionstaster reagieren bei Lenkradumdrehungen oft ungewollt auf Berührungen mit dem Handballen, was zu unbeabsichtigten Aktionen wie Lautstärkeänderungen oder dem Aktivieren des Telefons führt. Auch die Form des Lenkrads erweist sich für eine präzise Lenkradführung als nicht optimal.
Die Geräuschdämmung des A5 Avant ist insgesamt gut. Bei 50 km/h wurden 58 dB(A) gemessen, bei 100 km/h sind es 64 dB(A), bei 130 km/h 68 dB(A) und bei 160 km/h 71 dB(A) – Werte, die für ein Fahrzeug dieser Klasse angemessen sind.
Das Interieur des A5 Avant wird von einem imposanten Curved Display dominiert, das aus einem 11,9 Zoll großen Fahrerdisplay und einem 14,5 Zoll großen Zentraldisplay besteht. Optional kann ein zusätzliches 10,9-Zoll-OLED-Display für den Beifahrer geordert werden. Holzintarsien und aufwendige Lichtinszenierungen im Innenraum sollen für ein hochwertiges Ambiente sorgen, was grundsätzlich auch gelingt. Der Gesamteindruck ist optisch stimmig und modern.
Allerdings offenbaren sich bei genauerer Betrachtung einige Schwächen. Unterhalb der Gürtellinie finden sich dünnwandige und nicht hinterfütterte Plastikverkleidungen, die zwar durch ihre Prägung haptisch ansprechend wirken, beim Überfahren von Kopfsteinpflaster jedoch unschöne Geräusche verursachen. Solche Qualitätsmängel sind bei einem Fahrzeug, das in der Testversion 75.545 Euro kostet, nicht akzeptabel. Auch die Farbabweichungen zwischen Armaturentafel und Türinnenverkleidungen sowie der deutliche Versatz zwischen Armatur und Türtafel irritieren – Detailmängel, die man von Audi früher nicht kannte.
Die Bedienung erfolgt hauptsächlich über den großen, leicht zum Fahrer geneigten Touchscreen, hinter dessen Icons sich nahezu alle Fahrzeugfunktionen verbergen. Das reicht von der Klimaautomatik über die kabellose Smartphone-Anbindung bis zur Navigation. Überraschend ist, dass Audi sowohl im Infotainmentsystem als auch im Head-up-Display auf jede Form von Augmented Reality verzichtet. Positiv fällt hingegen die KI-basierte Sprachsteuerung auf, die auf den Ruf "Hey, Audi" reagiert und dank ChatGPT-Integration auch Wissensfragen beantworten kann.
Das Fahrerdisplay enttäuscht mit seinen eingeschränkten Einstellmöglichkeiten im Vergleich zum Vorgängermodell. Der Verzicht auf virtuelle Rundinstrumente und damit auf eine übersichtliche Darstellung des Drehzahlmessers ist bedauerlich. Auch lässt sich die Kartenansicht des Navigationssystems nicht mehr bildschirmfüllend darstellen – stattdessen muss eine Dreiteilung des Displays genügen, um alle relevanten Informationen anzuzeigen.
Das Raumgefühl im A5 Avant ist für Fahrer und Beifahrer großzügig, mit ausreichender Schulter- und Ellbogenfreiheit. Die im Testwagen verbauten Normalsitze können jedoch nicht vollständig überzeugen. Für größere Personen ist die nicht verstellbare Sitzauflage zu kurz, zudem bieten die Polster in Kurven zu wenig Seitenhalt. In der zweiten Reihe fällt das Platzangebot überraschend knapp aus, besonders die flach auslaufende Dachlinie schränkt die Kopffreiheit ein und beeinträchtigt die Sicht nach hinten.
Der Kofferraum fasst bei aufrechter Rückbanklehne 448 Liter und bei umgeklappter Lehne 1396 Liter – für einen Kombi dieser Größe keine beeindruckenden Werte. Die zehn Zentimeter hohe Innenladekante erschwert zudem das Herausziehen schwerer Gegenstände. Ein doppelter Ladeboden, der dieses Problem mildern könnte, fehlt. Das Reifenpannenset muss im Seitennetz des Kofferraums untergebracht werden, was ebenfalls nicht optimal ist.