Audi A1 Allstreet 35 TFSI S-Tronic - City-Schmeichler

Arne Olerth

 · 22.06.2023

Audi A1 Allstreet 35 TFSI S-Tronic - City-SchmeichlerFoto: Jan Bürgermeister
Audi A1 Allstreet 35 TFSI S-Tronic
Kompakte Größe und hinreißendes Design – der Audi A1 Allstreet erobert die Herzen der Stadtbewohner im Nu. Mit reichlich Platz und großem Motor ist er aber auch auf der Langstrecke zu Hause. Im Test: der 35 TFSI mit S-Tronic

Früher war alles besser? In der Welt des Automobilbaus hat die gern zitierte Aussage keinen Bestand. Im Vergleich zu ihren Urahnen aus den Siebzigern fallen heutige Pkws ungleich sicherer, umweltfreundlicher und komfortabler aus. Das zeigt sich gerade bei den Kleinwagen. Phlegmatisch motorisiert, durch ihre Sparausstattung komfortbefreit und mit knappem Raumangebot klar dem Pragmatismus verpflichtet, war den Ur-Minis die Rolle als Zweitwagen bereits in die Wiege gelegt. Doch die Zeit meinte es gut mit ihnen: Nicht nur Maße und Leistung wuchsen, gerade die Marken des Volkswagen-Konzerns demokratisierten zudem beliebte Features aus höheren Fahrzeugklassen, werteten ihre Attraktivität damit auf. Der Modulare Querbaukasten als technisches Rüstzeug brachte den aktuellen Vertretern zudem überlegene Packaging-Vorteile. Sie übersprangen die Vier-Meter-Marke, die bis dato als magische Grenze für Kleinwagen galt. Seither verwöhnen sie mit einem sehr anständigen Raumangebot, das durchaus auch für die Fahrt zu Tante Käthe ins Sauerland oder die ganz große Tour mit Kind und Kegel taugt.

Das Prädikat „erstwagentauglich“ ist ohne Zweifel angemessen. Eine besonders feine Ausführung serviert Audi mit dem A1. Der mutiert als kultiger Allstreet-Crossover gar zum Hipster. Dem GF-Test stellt sich der knackige Kleine als A1 Allstreet 35 TFSI mit 150 PS-Turbobenzinmotor und S-Tronic-Getriebe.

Effektvoller Crossover-Auftritt

4,05 Meter – vor noch gar nicht allzu langer Zeit, etwa bis zur Jahrtausendwende, wäre die Aufbaulänge des kleinen Audis klar der Kompaktklasse zugeordnet worden. 1,76 Meter Breite galt sogar bis vor kurzem noch als Standard in der Golf-Klasse. Besonders eindrucksvoll aber fällt der Vergleich mit dem Urahn, dem Audi 50 der Siebziger-Jahre, aus. Der war mit 3,51 Meter über einen halben Meter kürzer und satte 20 Zentimeter schmaler geschnitten. Auch in der Höhe überragt der A1 seinen Opa mit 1,48 Meter um 14 Zentimeter. Davon entfallen fünf Zentimeter auf das Allstreet-Fahrwerk und zusätzlich ein Fingerbreit (24 Millimeter) auf die Dachantenne. Mit 2,56 Metern Radstand übertrifft der A1 nicht nur den Audi 50 um 22 Zentimeter, er ordnet sich auch in etwa auf dem Niveau der Kompaktwagen von vor etwa 10 Jahren ein.

Der 150-PS-TFSI trägt maßgeblich zum erwachsenen Auftritt von Audis Kleinstem bei, bietet souveräne Fahrleistungen bei günstigem Verbrauch
Foto: Jan Bürgermeister

Und die boten beileibe nicht den fetzigen Auftritt des A1 Allstreet: Sein kantiges Design und der riesige oktagonale Grill bringen den Q-Faktor in die Klasse des Kleinen, zitiert der Allstreet doch Elemente aus Audis erfolgreicher SUV-Familie. Über dem Grill reckt er stolz zwei Luftschlitze in den Wind – eine Reminiszenz an die Sportikone Ur-Quattro. Ein Design-Unterfahrschutz vorne, robuste Beplankungen an den Radhäusern und auf den Schwellern sowie ein markanter Heckdiffusor würzen das A1-Layout mit SUV-Zutaten. Die breite, stark geneigte C-Säule beschleunigt den Audi schon im Stand. Dazu gibt es eine Bodenfreiheit von 144 Millimetern – 41 Millimeter mehr als beim A1 Sportback. Erreicht wird dies über längere Federn und größere Räder. Neben dem hemdsärmeligen Look bringt dies auch praktische Vorteile mit sich: Der Einstieg fällt bequemer aus, auch die Übersicht profitiert. Sollte die Fahrt tatsächlich einmal über einen Feldweg führen, so schrappen die Gräser nicht gar so heftig am Bodenblech. Eine prima Ausgangsbasis also, doch so richtig schmuck wird der Audi erst mit den entsprechenden Optionen. Und die führt die Aufpreisliste reichlich. Mit dem charismatischen Tagfahrlicht der LED-Schweinwerfer (980 Euro) etwa bekommt die A1 Allstreet-Front ihren frechen Blick. Da auch die Ausleuchtung bei Nacht enorm davon profitiert – Serie ist H7-Licht – sind die Einheiten fast schon ein Muss. Zudem halten damit auch ausdrucksstarke LED-Heckleuchten mit Wischblinker Einzug.

Auch die schwarze Dachkuppel (400 Euro) schärft den Auftritt nachhaltig. Selbst die Lackierung der 17-Zöller in Graphitgrau (300 Euro) würden wir ankreuzen. Wer noch mehr Sportsgeist zeigen will, kann auch zu 18-Zöllern greifen, die noch mehr Fahrpräzision bieten, den Komfort aber etwas einschränken.

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Foto: Jan Bürgermeister

Bei allem Stilbewusstsein kommen die praktischen Talente nicht zu kurz: So ist der A1 Allstreet ausschließlich mit vier Türen und großer Heckklappe lieferbar. Die Fondportale sind ein Segen, sollten Klein-Lisa und -Laurin mitreisen.

Echtes Audi-Feeling

Das Cockpit empfängt den Piloten mit einem „Wow“-Effekt. Styling, Verarbeitung und Materialwahl lassen manch Vertreter höherer Klassen blass aussehen, der A1 zeigt sich auch hier als echter Audi. Die Bedienelemente sind ergonomisch perfekt arrangiert. Der zentrale Touchscreen – etwas zum Fahrer geneigt – bietet mit der MMI Navigation Plus (1.965 Euro) dasselbe Erlebnis wie die größeren Audi-Brüder: 3D-Modell, Google Earth-Darstellung, Sprachbedienung, Online-Dienste – der Kleine muss sich nicht verstecken. Die Anzeigen sind stets digital, dafür zelebriert der Audi mit einer Tastenleiste auf der Mittelkonsole und der haptischen Climatronic-Bedieneinheit darüber die überlegene Bedienung analoger Elemente. Letztere kostet Aufpreis, bietet dafür aber zwei Zonen und die selben sanft rastenden, Aluminiumbeaufschlagten Drehregler wie sie etwa auch in der A5-Klasse zum Einsatz kommen. Auch das Multi-Lenkrad (Serie) kommt mit haptischen Reglern, die nicht vom Straßenverkehr ablenken. Hier stehen nicht weniger als vier Designs zur Wahl.

Das Handy wird via Bluetooth angekoppelt (Serie), optional lädt der Audi drahtlos und bindet es an die Außenantenne anFoto: Jan BürgermeisterDas Handy wird via Bluetooth angekoppelt (Serie), optional lädt der Audi drahtlos und bindet es an die Außenantenne an

Überhaupt kann der fesche Kleine nach Herzenslust individualisiert werden. So stehen 11 Bezüge in der Liste: Stoff, Mikrofaser, Kunstleder oder Leder? Sie haben die Wahl. Farbnähte, orangefarbene Kontrastflächen oder verschiedene Dekore machen den individuellen Lieblings-A1 möglich. Beim Test-wagen etwa war das S-Line-Interieur (1.150 Euro) an Bord, das mit leder-/kunstlederbezogenen Sportsitzen nebst liebevollen „S“-Prägungen und Kontrastnähten, Edelstahl, Aluminium, einem schwarzen Dachhimmel und einem handschmeichelnden Sport-Lederlenkrad das Interieur auf Dynamik trimmt. Trotzdem die A1-Familie die Minis im Audi-Programm darstellt, dürfen hinten durchaus auch Erwachsene Platz nehmen. Das Raumangebot ist selbst für die Langstrecke ohne Fehl und Tadel – so lange man den fünften Platz frei lässt. Der 35 TFSI wird von einem 1,5 Liter Vierzylinder-Turbomotor mit 150 PS befeuert, dem Topantrieb des A1 Allstreet. Wer mehr will, muss zum A1 Sportback greifen, der bis zu 207 PS bietet. Doch der Einsfünfer geht in allen Lebenslagen so druckvoll zur Sache, dass nur ausgewiesene Sportfahrer den Wunsch nach mehr Leistung verspüren dürften. In nur 8,2 Sekunden erreicht der Audi Landstraßentempo, erst bei 215 km/h geht ihm das Temperament aus. Dabei wahrt er stets die Contenance, zeigt sich in Sachen Laufkultur und Akustikkomfort von einer erwachsenen Seite. Das gilt in noch stärkerem Maße für das Fahrverhalten: Das A1-Fahrwerk beweist eine große Reife, bügelt Fahrbahnverwerfungen fein aus. Tendenziell zwar straff abgestimmt, wirkt es niemals unangenehm.

Das prima Raumangebot im Fond hat so gar nichts mit kleinwagentypischer Enge gemein. Prädikat: erstwagentauglich
Foto: Jan Bürgermeister

Das Dynamikpaket (950 Euro) bringt neben einem eher überflüssigen, knurrigen Soundaktuator an der Spritzwand auch rote Bremssättel und Dämpfer an Bord, die auf Knopfdruck mehr Sportsgeist zeigen. So gerüstet serviert der A1 viel Fahrspaß, geht quirlig ums Eck. Die direkte Lenkung verzahnt den Fahrer mit dem Asphaltband, die S-Tronic flippert verzögerungsfrei die Gänge durch.

Auf Wunsch unterstützt der A1 mit modernsten elektronischen Helfern, rollt mit dem adaptiven Fahr-Assistenten sogar teilautonom
Foto: Jan Bürgermeister
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Wer sagt denn, dass Kleinwagen pragmatisch und verzichtbehaftet sein müssen? Der Audi A1 Allstreet liefert einen lustvollen Gegenentwurf

Günstiger Verbrauch

Entspanntes Cruisen klappt mindestens ebenso gut: 250 Newtonmeter schieben den 1,3-Tonnen-Audi jederzeit souverän an, gestatten der S-Tronic eine frühzeitig ausgerichtete Schaltstrategie – niedrige Drehzahlen schonen Nerven und Verbrauch. Der fällt im Testschnitt mit 6,6 Liter pro 100 Kilometer freundlich für den Geldbeutel aus.

Womit wir bei den Preisen wären: Mit 95 PS und Schaltgetriebe ist der A1 Allstreet ab 23.500 Euro zu haben. 28.950 Euro kostet der City-Hipster als 35 TFSI S-Tronic. Dieser Antrieb baut die Erstwagen-Kompetenzen deutlich aus. Will man den Weg weitergehen, so sollte man auch das Assistenzpaket (3.485 Euro) ins Auge fassen, das neben der MMI Navigation Plus & Touch, dem Virtual Cockpit und Parkpiepsern auch eine ACC, den adaptiven Fahrassistenten und eine Verkehrszeichenerkennung beinhaltet. Sie merken: Der Kunde muss bei Audi auch in dieser Klasse auf nichts verzichten – da soll noch einer sagen, dass früher alles besser war.

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Technische Daten

Audi A1 Allstreet 35 TFSI S-Tronic

Motor

  • Vierzylinder-Ottomotor, vorn quer eingebaut,
  • Abgasturbolader mit Ladeluftkühlung,
  • 16V,
  • 2 obenliegende Nockenwellen (DOHC),
  • Direkteinspritzung,
  • vollelektronisches Motormanagement mit E-Gas,
  • Kat,
  • OPF,
  • Start-Stopp-System,
  • Rekuperation,
  • Abgasnorm Euro 6d-ISC-FCM

Fahrwerk

  • McPherson-Federbeine vorn,
  • Verbundlenkerachse hinten,
  • Stabi,
  • elektromech. Lenkung mit geschwindigkeitsabhängiger Unterstützung,
  • Scheibenbremsen rundum (vorn innenbelüftet),
  • ESC
  • Reifen (Serie): 205/55 R 17 auf 7 Jx17 Alufelgen im 5-Y-Speichen-Design
  • Testwagen: 205/55 R 17 M&S auf 7 Jx17 Alufelgen im 5-Y-Speichen-Design graphitgrau

Jahreskosten

  • Effizienz-Klasse / Kfz-Steuer = B/ 111 Typklasse
  • Haftpflicht/TK/VK = 15/22/19

Karosserie

  • Fünftüriger Hatchback,
  • Stahl, teilverzinkt,
  • fünf Sitze,
  • L xBxH4.046 x 1.756 x 1.483 mm,
  • Radstand 2.566 mm,
  • Spur v/h 1.523/1.505 mm,
  • cW-Wert 0,35,
  • Leergewicht (inkl. Fahrer, 75 kg) 1.280 kg,
  • zulässiges Gesamtgewicht 1.740 kg,
  • Ladekante 724 mm,
  • Kofferraum 335–1.090 l,
  • Anhängerbetrieb nicht vorgesehen,
  • Dachlast/Stützlast 75/- kg,
  • Tank 40 l

Assistenten

  • Serie: City-Notbremse & Fußgängererkennung,
  • Spurverlassenswarnung,
  • Berganfahrassistent,
  • Geschwindigkeitsbegrenzer
  • Optional (Auswahl): Verkehrszeichenerkennung,
  • ACC,
  • Rückfahrkamera,
  • Parklenkassistent,
  • Parkpiepser,
  • adaptiver Fahrassistent

Test kompakt

Der stylische A1 Allstreet beweist wahre Größe: Er ist top verarbeitet, transportiert vier Erwachsene komfortabel auf der Langstrecke und verwöhnt mit Extras aus der Oberklasse. Der 150-PS-TFSI baut seine Erstwagenkompetenzen deutlich aus, kongenial ergänzt durch den Automatikkomfort der S-Tronic. Damit entfernt sich der Audi deutlich vom alten Kleinwagen-Image – leider auch preislich.