Eberhard Straehle
· 20.09.2022
Ein SUV als Safety Car in der DTM? Cupra macht das kaum Denkbare möglich – mit Fünfzylinder-Power und tatkräftiger Unterstützung der Allgäuer Tuning- Schmiede Abt
Die DTM-Rennserie erhielt in dieser Saison ungewohnten Zuwachs. Nicht etwa unter den teilnehmenden GT3-Boliden, sondern in Sachen „Safety Car“ – mit dem Cupra Formentor VZ5. Mit diesem, von seiner Form nicht unbedingt für die Rundstrecke konzipierten Sport Utility Vehicle, feiert die spanische Marke Cupra nun Einzug in die spektakuläre Rennserie.
Insgesamt stehen der DTM-Organisation sechs Cupra Formentor VZ5 zur Verfügung – die Produktionszahl ist auf 7.000 Einheiten limitiert. Neben den beiden von Abt Sportsline leistungsgesteigerten Safety Cars kommen zwei weitere Cupras für die Race-Control und je ein Exemplar als Medical Car sowie als Leading Car zum Einsatz. Alle Fahrzeuge sind in ihrer rennfreien Zeit bei Abt in Kempten stationiert, werden von dort an die Rennstrecken der DTM überführt.
Die beiden Cupra Safety Cars erfuhren bei Abt ein Power-Upgrade. Die Motorleistung wurde von 390 PS auf satte 450 PS erhöht – das verleiht den beiden spanischen SUVs eine Höchstgeschwindigkeit von 270 km/h (Serie: 250 km/h). Das um 50 Nm auf rund 530 Nm erhöhte Drehmoment erlaubt dem Safety Car einen Sprint von 3,9 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h, die Serie braucht dazu 4,2 Sekunden. Für mehr Halt und Sicherheit in den Kurven wurden Fahrwerke von KW verbaut. „Alle sechs für die DTM bereitgestellten Cupras rollen auf Semi-Slick-Reifen, die Bremsanlagen sowie deren Belüftungen wurden optimiert und die Radhausschalen verstärkt“, erläutert Thomas Biermaier, CEO von Abt Sportsline.
Sechs Cupra Formentor VZ5 im Dienste der DTM
Der Dachbalken mit der rundum arbeitenden Lichtanlage kann vom Beifahrer bedient werden. Die im Heck und an der Fahrzeugfront angebrachten Blitzer durchdringen unübersehbar selbst schlechteste Wetterverhältnisse. Über eine spezielle Funkanlage sind der Stammfahrer Jürgen Kastenholz und seine stets wechselnden Copiloten mit der Rennleitung verbunden. Über einen in der Fahrzeugfront angebrachten Transmitter, wie er sich auch an jedem Rennboliden befindet, kann die Rennleitung feststellen, wo sich das Safety Car beim Einsatz im Feld befindet und sogar Rundenzeiten aufzeichnen. Die Serien-Rückfahrkamera des Cupra Formentor VZ5 kann vom Piloten auf Dauer-
betrieb gestellt werden, um das Starterfeld bei einer von der Rennleitung angeordneten Vorausfahrt stets im Auge behalten zu können.
Der ehemalige Typenzusatz und heutige Markenname „Cupra“ stand früher für „Cup Racer“ – den damals von Seat gebauten Renn- und Rallye-Autos. 2018 wurde Cupra als eigenständige Marke gegründet. Für den Geschäftsführer von Seat Deutschland Bernhard Bauer ist das Engagement in der DTM bedeutsam: „Wir freuen uns und sind enorm stolz darauf, dass wir mit unserer gerade erst vier Jahre jungen Marke eine derart wichtige Rolle als Official-Car-Partner der DTM einnehmen dürfen. Rennsport ist Teil-DNA von Cupra. Dass wir nun in der DTM für die Sicherheit auf der Strecke sorgen und im Leading Car beziehungsweise Safety Car zumindest hin und wieder vorneweg fahren dürfen, ist eine tolle Sache.“
Das Safety Car, das in den USA auch „Pacecar“ genannt wird, dient der Sicherheit der teilnehmenden Rennfahrer. Der verantwortliche Rennleiter kann seinen Einsatz anordnen, wenn diese etwa durch einen vorausgegangenen Unfall oder schlechte Sichtverhältnisse beeinträchtigt werden könnten. Das Safety Car fährt dann vor dem Teilnehmerfeld, seine orange blinkende Lichtanlage signalisiert ein absolutes Überholverbot, es nimmt mit dem Manöver Tempo aus dem Rennen. Mit dem Einbiegen des Safety Cars in die Boxengasse und dem Erlöschen der Warnlichter ist das Rennen wieder freigegeben.
Seit vielen Jahren steuert Jürgen Kastenholz das DTM Safety Car. Er hat diesen verantwortungsvollen Fahrerjob 2010 vom leider allzu früh verstorbenen Safety Car-Urgestein Peter Lux übernommen, neben dem er zuvor in seiner Lernphase als Copilot auf dem Beifahrersitz saß. Beim DTM-Lauf am Norisring saß dort der junge Rennfahrer Ferenc Nagy, erfahren aus dem Lupo- und Seat-Cup.
Die letzten Einsätze der spektakulären Cupra Formentor VZ5 bei der DTM 2022 finden am 23.–25. September auf dem Red-Bull-Ring (Spielberg, Österreich) und am 7.–9. Oktober am Hockenheimring statt.