Gute Fahrt
· 30.07.2025
Die spanische Automobilmarke Cupra hat ihre Pläne für den Markteintritt in den Vereinigten Staaten vorerst auf Eis gelegt. Wie das Unternehmen im Rahmen seines Geschäftsberichts zum zweiten Quartal mitteilte, sei die Entscheidung "angesichts der anhaltenden Herausforderungen in der Automobilindustrie und der sich wandelnden Marktdynamik" getroffen worden. Ursprünglich hatte Cupra unter der Führung des inzwischen ausgeschiedenen CEO Wayne Griffiths einen US-Markteintritt für das Jahr 2030 angestrebt. Die Gespräche mit dem potenziellen Partner Penske Automotive zum Aufbau eines US-Händlernetzes waren bereits im November des vergangenen Jahres bekannt geworden.
Laut Seat-Vertriebsvorstand Sven Schuwirth handelt es sich jedoch nicht um einen vollständigen Rückzug von den US-Plänen: "Wir halten nicht inne, sondern verschieben lediglich unseren Markteintritt in den USA. Wir werden die Marktentwicklungen in den kommenden Jahren weiterhin beobachten, um den besten Zeitpunkt und Ansatz im Einklang mit der langfristigen Vision der Marke zu ermitteln." Stattdessen wolle Cupra zunächst auf der starken Dynamik in bestehenden Schlüsselmärkten aufbauen und bald in neue Märkte mit großem Potenzial expandieren, um die globale Präsenz auszubauen.
Die Entscheidung steht offenbar nicht im Zusammenhang mit dem Abgang von Wayne Griffiths, sondern basiert auf einer Neubewertung der zu erwartenden Nachfrage-Entwicklung in den USA. Besonders im Bereich der Elektromobilität, die für Cupra eine zentrale Rolle spielt, zeichnen sich Unsicherheiten ab. Die US-Steuergutschrift für Elektrofahrzeuge läuft Ende September aus, was im dritten Quartal zwar noch für einen einmaligen Nachfrageschub sorgen dürfte, die langfristige Entwicklung jedoch ungewiss macht. Zudem wurden Förderprogramme für die Ladeinfrastruktur teilweise bereits gestoppt oder stehen auf der Kippe.
Trotz der zurückgestellten US-Pläne kann Cupra auf ein erfolgreiches erstes Halbjahr zurückblicken. Mit 167.600 ausgelieferten Fahrzeugen verzeichnete die Marke ein beachtliches Plus von 33,4 Prozent und setzt damit ihren dynamischen Wachstumskurs fort. Die Muttermarke Seat hingegen musste einen Rückgang von 21,4 Prozent auf 135.000 Auslieferungen hinnehmen. In der Gesamtbilanz steht für beide Marken zusammen ein leichtes Plus mit insgesamt 302.600 ausgelieferten Fahrzeugen.
Besonders erfreulich entwickelte sich das Elektrofahrzeug-Segment, in dem sich die Auslieferungen mit einem Zuwachs von 105,3 Prozent mehr als verdoppelt haben. Allerdings werden die Elektro-Auslieferungen in den Unternehmenszahlen nicht gesondert ausgewiesen, sodass keine absoluten Zahlen vorliegen. Der starke Anstieg deutet jedoch auf eine zunehmende Akzeptanz der elektrifizierten Modelle im Portfolio von Cupra hin.
Wirtschaftlich gestaltete sich das erste Halbjahr für Seat und Cupra dennoch "herausfordernd", wie das Unternehmen einräumt. Als Gründe werden Veränderungen im Absatzmix, gestiegene Produktkosten und ein verschärfter Wettbewerb genannt. Hinzu kommen die EU-Zölle auf das in China produzierte Elektro-SUV Cupra Tavascan, von dem sich die Spanier offenbar höhere Erträge erhofft hatten, die nun durch die Zollabgaben geschmälert werden.
Ein weiterer Faktor, der das Geschäftsergebnis im ersten Halbjahr belastet hat, ist die vorübergehende Drosselung der Produktion im Hauptwerk Martorell. Diese Maßnahme steht im Zusammenhang mit der Umrüstung des Werks für die Produktion der kommenden Elektro-Kleinwagen Cupra Raval und VW ID.2. Die Investitionen in die Produktionsumstellung sind Teil der langfristigen Elektrifizierungsstrategie des Konzerns, belasten jedoch kurzfristig das operative Ergebnis.
Die Produktionsumstellung in Martorell unterstreicht die Bedeutung, die Cupra der Elektromobilität beimisst. Mit dem Cupra Raval und der Schwesterproduktion des VW ID.2 positioniert sich die Marke im wachsenden Segment der kompakten Elektrofahrzeuge. Diese Modelle sollen dazu beitragen, Elektromobilität für eine breitere Kundenschicht zugänglich zu machen und gleichzeitig die sportliche DNA der Marke Cupra zu bewahren.
Angesichts der wirtschaftlichen Herausforderungen und der Unsicherheiten im US-Markt erscheint die Entscheidung, den Markteintritt in den Vereinigten Staaten zu verschieben, als konsequenter Schritt. Statt Ressourcen in einen unsicheren neuen Markt zu investieren, konzentriert sich Cupra zunächst auf die Stärkung seiner Position in bestehenden Märkten und die erfolgreiche Einführung neuer Elektromodelle. Die Marke bleibt jedoch flexibel und behält die Entwicklungen in den USA im Blick, um bei günstigeren Marktbedingungen den Expansionskurs wieder aufzunehmen.