Arne Olerth
· 01.11.2021
Schrägheck-Audi heißen Sportback, demonstrieren dynamische Eleganz. Das gilt auch für den Q5 Sportback. Als Sportmodell SQ5 kommt eine satte Portion Speed dazu
Champagner oder Winzer-Sekt? Beide sind per Definition Schaumweine mit Flaschengärung – gleichwohl greifen die meisten, die etwas auf sich halten, zum prominenten Produkt aus dem Norden Frankreichs. Passend dazu steht in der Garage oft ein Coupé – exklusiv und edel. Pragmatiker könnten einwerfen, dass beide keine wirklichen Vorteile aufweisen, gibt es a) doch hervorragend schmeckenden Winzer-Sekt zum günstigen Kurs und bieten b) Coupés in der Regel nur ein eingeschränktes Raumangebot.
Im Falle des feinen Audi Q5 Sportback aber muss man zwangsläufig auf die vollendete Linienführung hinweisen, die dem SUV-Coupé zu einer fast schon betörenden Eleganz verhilft. Zudem ist der Raumverlust im Vergleich zum SUV-Bruder Q5 marginal. Ausgebaut mit dem Dreilter-Powerdiesel und 341 PS zum famosen Sportmodell SQ5 avanciert der Sportback endgültig zum Leckerbissen für den automobilen Feinschmecker – entsprechende Solvenz vorausgesetzt.
74.750 Euro kostet der potente Beau – etwa 3.000 Euro mehr als sein SUV-Bruder. Doch Schönheit liegt bekanntlich im Auge des Betrachters, zudem verlangte manch Karossier in der illustren Geschichte des Automobilbaus ganz andere Aufpreise für den eleganten Schnitt eines Coupès. Augenscheinlicher aber ist die Differenz von mehr als 10.000 Euro zum Q5 Sportback 50 TDI (286 PS) in sportiver S-Line-Optik. Auch dieser kommt mit Dreiliter-V6, Quattro-Allradantrieb und Achtgang-Tiptronic. Doch bietet das S-Sportmodell Sportsitze in Leder/Microfaserbezug, 20-Zoll-Räder und ein Fahrwerk mit Dämpferregelung. Die 55 zusätzlichen Pferdchen erzielt Audi zudem nicht etwa durch ein schnödes Re-Maping der ECU. Vielmehr hat der Hersteller alle Register gezogen, das Triebwerk umfangreich überarbeitet.
E-Turbo und Riemen-Starter-Generator
So übernehmen Kolben aus geschmiedetem Stahl anstelle von Aluminium die Hubarbeit – sie punkten mit geringeren Wärmeverlusten, patzen aufgrund der hohen Festigkeit nicht beim Gewicht. Eine stufenförmige Mulde im Kolbenboden optimiert Effizienz und Schnelligkeit der Verbrennung gleichermaßen. Magnetventil-Injektoren setzen bis zu acht Einspritzungen je Arbeitstakt ab – bei maximal 2.500 bar Arbeitsdruck. Dabei überwacht ein Piezo-Sensor das Schließen der Nadel – mehr Präzision geht kaum. In Sachen Ladeluftkühlung setzen die Audi-Ingenieure auf einen indirekten Wasser-Luft-Kühler im Innen-V des Motors. Das sorgt für extra-kurze Luftwege und damit für ein spontanes Ansprechverhalten. Beim Kaltstart wird gegebenenfalls gar die Ansaugluft erwärmt – zugunsten optimaler Abgaswerte.
Auch die Aufladung selber ist ein technisches Juwel. Der Abgasturbolader ist mit einem kleinen, ergo leichten Verdichterrad ausgerüstet, das flott auf Touren kommt. Doch noch bevor der Abgas- Turbo voll die Tuba bläst, setzt ein elektrisch angetriebener Verdichter (EAV), ein E-Turbo, den Diesel ansaugseitig unter Druck. Blitzartig, genauer gesagt: in etwa 300 Millisekunden, beschleunigt der 48-Volt-Motor des EAV das Verdichterrad auf 65.000 Touren, bläst ein Hohelied gegen das Turboloch. Die dafür nötige Energie kommt mit jedem Tritt aufs Bremspedal – ein potenter Riemen-Starter-Generator rekuperiert bis zu 8 kW in die 48-Volt-Zweitbatterie.
Zeit, die Flasche zu entkorken – der SQ5 steht an der Startlinie der Messstrecke. Los! In 5,3 Sekunden wird Tempo 100 pulverisiert, die 160 fällt nach 12,3 Sekunden. Alle Achtung. Auf Wunsch untermalt der Audi die Hatz mit hämmernden V8-Beats aus einem Lautsprecher unterflur – Geschmackssache. Absolut empfehlenswert aber sind folgende Extras: Dynamiklenkung, Adaptive-Air-Suspension und Sportdifferential. Derart ausstaffiert erweist sich der Testwagen auf dem Handlingparcours als lustvoller Fahrspaßgarant: Befehle am Volant setzt die variable Lenkung auffallend direkt um, gibt ausreichend Rückmeldung über die Fahrbahnbeschaffenheit. Das Sport-Diff leitet die Momente bevorzugt auf das kurvenäußere Hinterrad. Dadurch wird der SQ5 beim Eingang in die Kurve hineingedrückt, um bei vollem Lastabruf auf dem erwähnten Rad aus der Kehre hinaus zu surfen. Grandios! Für das nötige Maß an Sicherheit und Präzision sorgt dabei stets das straffe Fahrwerk-Setup.
Der Genuss ist übrigens nicht mit Katerstimmung am nächsten Morgen verbunden: 8,7 Liter Testverbrauch sind in Anbetracht der gebotenen Leistungen und 2,1 Tonnen Leergewicht wahrlich verträglich und demonstrieren die Sinnhaftigkeit des Diesels in diesem Segment. Vorausschauend bewegt sind gar Werte unter sieben Liter möglich. Der Audi knipst bei Gaswegnahme den Motor häufig einfach aus – gerade im Efficiency- Modus. Unter „Comfort“ schließlich wandelt sich der SQ5 zum perfekten Langstrecken-Begleiter: Das Fahrwerk verschmeichelt Fahrbelagsunbillen gekonnt, Wind- und Antriebsgeräusche sind kaum vernehmbar. Dazu passt die bärige Souveränität des 700-Nm-TDI genauso wie das ausgesprochen großzügige Raumangebot – auch im Fond. Zusammen mit der betörenden Linienführung des Hecks summiert sich das wahrlich zu einem automobilen Leckerbissen, den etwa ein Drittel der Q5-Käufer goutieren. Na denn: Prost!