Arne Olerth
· 19.02.2021
Endlich: Nach Q3 und E-tron stellt Audi auch dem Q5 den extra-schicken Coupé- Ableger Sportback zur Seite. Doch: Erfordert das Designer- Heck Kompromisse? Ein Fahrbericht mit drei Motorisierungen inklusive SQ5 Sportback
Fans der praktischen Hochsitzer dürfen sich freuen – nach dem Vorstoß der SUV in alle Fahrzeugklassen bereichern sie jetzt die Autowelt mit einem neuen Schönheitsideal: das der Fließheck-SUV. Bedenkenlos könnte man Audis Werbeslogan der Neunziger Jahre („Schöne Kombis heißen Avant“) mit „Schöne SUV heißen Sportback“ in die Neuzeit transferieren – führt man sich die atemberaubend gezeichneten Sportback-Derivate von Audi Q3 und Audi E-Tron vor Augen. Logisch, dass der bajuwarische Premium-Hersteller diese Karosserieform auch auf seine zweitwichtigste SUV-Baureihe ausrollt – als Audi Q5 Sportback. 2.200 Euro Aufpreis kostet das SUV mit Designer-Heck, das Prognosen zu Folge in etwa ein Drittel der Q5-Verkäufe auf sich vereinen wird. GUTE FAHRT konnte hier bereits ins Lenkrad greifen. Und das gleich dreifach: beim 40 TDI mit dem brandneuen 204-PS-Diesel, beim sportiven 45 TFSI mit 265-PS-Otto und als Krönung sogar bei der Wuchtbrumme SQ5 TDI mit 341-PS-Selbstzünder.
Beginnen wir mit dem 204 PS-Modell, dem weißen Fotoauto dieser Seiten. Diese Motorisierung steht auf dem Podestplatz in Sachen Kundenzuspruch. Doch vor Drücken des Startknopfes sei ein Rundgang um den Beau erlaubt. Und der muss bei diesem Auto schräg hinten beginnen. Fantastisch, dieses Heck – Design können sie einfach in Ingolstadt. Der neue Sportback wirkt ungemein elegant und dynamisch. Schon ab der B-Säule spannt sich die Dachlinie bogenförmig zu den Rückleuchten, die Heckscheibe ist stark geneigt. Das flache Glashaus läuft hinten spitz aus, statt stämmiger C-Säule kommt hier ein filigranes Element zum Zuge. Dafür wächst der Dachkantenspoiler auf etwa die doppelte Größe, die eigenständige Heckschürze wird von einem weit hochgezogenen Diffusor geprägt. Jede Linie unterstützt das Ganze, nichts scheint überzogen. Vielmehr wirkt das Auto wie aus einem Guss, trotz der Baugleichheit der vorderen Wagenhälfte mit dem Steilheck bis zur B-Säule. Optischer Kniff am Rande: Die Dachreling wurde gestrichen – das reduziert die Aufbauhöhe und schmeichelt der Optik. Auf Kundenwunsch aber installiert Audi das Element aufpreisfrei.
Praktikabilität bleibt gewahrt
Auch die Front erhält einen eigenständigen Look, der je nach Ausstattungslinie weiter differiert. Dem gehobenen Anspruch entsprechend bleibt dem Q5 Sportback die Basis-Linie verwehrt. In der Advanced-Linie ziert ein Grill mit Rechteck-Gitter das SUV-Coupé, bei S-Line kommen kleine Waben zum Zuge. Und deutlich mehr Alu-Dekor an der Front.
LED-Scheinwerfer sind Serie, Matrix-Technologie gibt es auf Wunsch. Genauso wie todschicke OLED-Leuchten am Heck. Diese integrieren je drei hauchdünne Leuchtplättchen, die in Segmente unterteilt sind. Der Kunde kann unter drei Grafiken wählen. Zusätzlich ändert sich diese bei Anwahl des Dynamik-Modus. Audi wird damit ganz sicher einen weiteren Trend beim Thema Fahrzeugbeleuchtung setzen.
Innen gilt der erste Blick dem geräumigen Fond. Und: Wir können Entwarnung geben. Trotz der abfallenden Dachlinie passt der Kopfraum selbst ausgewiesenen Sitzgrößen. Klasse. An der großzügigen Bein- und Schulterfreiheit hat sich im Vergleich zum bekannten Bruder nichts geändert. Kurzer Heck-Check: Das Frachtabteil mit 510 Liter Volumen ist mehr als standesgemäß, büßt im Vergleich zum Bruder nur 10 Liter ein. Mit umgelegter Lehne steigt das Volumen auf beachtliche 1.480 Liter an. Damit zeigt der Beau durchaus praktische Talente – besonders im Verbund mit der verschiebbaren Rücksitzbank, die Audi wahlweise installiert. Zudem darf der 40 TDI gar 2,4 Tonnen an den Haken nehmen.
Kopffreiheit? Passt!
Reihe eins wartet vollumfänglich mit dem bekannten Q5-Verwöhnaroma auf. Das bedeutet: luxuriöses Raumangebot, klasse Sitzposition und eine tollen Übersicht. In Sachen Design, Haptik und Verarbeitung spielt der Audi vollends seine Premium-Karte aus. Kurz: Hier werden lange Reisen zum Vergnügen.
Vorbildlich zeigt sich die Ergonomie, wenige haptische Taster und eine klassische Bedienkonsole für die Clima- tronic erlauben flotten und sicheren Zugriff auf die wichtigsten Funktionen. En top gibt es einen großen Touch-Screen für tiefergehende Einstellungen, Multimedia und Navigation, die auch mit Sprachbedienung gesteuert werden kann. Dank MIB3 ist der Q5 always online, bietet optional ein 12,3-Zoll-Virtual-Cockpit. Und modernste Assistenten wie den adaptiven Fahrassistenten, der bremst, lenkt und beschleunigt.
Und genau das wollen wir jetzt machen – klassisch, ohne Automaten-Hilfe. Vier Antriebe sind aktuell bestellbar. Der 35 TDI mit 163 PS ist der Einzige ohne Quattro-Allradantrieb und stand beim Fahrtermin noch nicht bereit. Macht nichts, der 40 TDI wird sowieso mehr Zuspruch finden. Mit 204 PS und 400 Newtonmeter empfiehlt er sich als universeller Allrounder. Ungemein laufruhig verrichtet der Zweiliter-Diesel sein Werk, zeigt sich in allen Lebenslagen erstklassig gedämmt – auch unter Volllast. Ohne Anfahrschwäche setzt er das 1,9-Tonnen-SUV in Bewegung, agiert hellwach auf Befehle am Pedal, die er druckvoll-lässig in Vortrieb umsetzt. Die Siebengang-S-Tronic kann dementsprechend frühzeitig die nächste Gangstufe einlegen. Ungemein entspannend schnürt der Q5 Sportback über Land, unterstützt vom flauschigen Federungskomfort der Adaptive Air Suspension, die jeden Cent ihres Aufpreises wert ist. Dazu empfiehlt es sich, die Serien-Akustikverglasung der Frontscheibe auf die vorderen Türen auszuweiten. Mild-hybridisiert mittels Riemen-Starter-Generator segelt der Audi bei Gaswegnahme häufig mit ausgeschaltetem Motor, um ihn bei Pedalberührung blitzschnell wieder anzureißen.
7,4 Liter Diesel verbrauchten wir auf unserer flott gefahrenen 60-Kilomter-Testroute, Audi gibt die Verbrauchswerte mit 5,5-5,3l (NEFZ) & 6,9-6,2 l (WLTP) an. Und mehr als ausreichende 7,6 Sekunden für den Sprint auf 100 km/h – durchaus glaubhaft, sprintet der Q5 auf Abruf doch mit Verve voran. Gedreht wird bis 4.800 Touren, der Topspeed liegt bei 222 km/h. Los geht´s ab 52.200 Euro.
Souveräner Diesel oder sportlicher Otto?
Sollte die sportliche Gangart ihr Metier sein, könnten 3.350 Euro Aufpreis für den 45 TFSI gut angelegt sein. Der aktuell einzige Otto (265 PS, 370 Nm) betont gekonnt die dynamische Seite des SUV-Coupés. Der Zweiliter-TSI dreht ungleich leichtfüßiger, schaltet erst bei sechs-acht. Ist er ansonsten gentle-like enorm zurückhaltend, so entwickelt er unter Vollast einen rauchig-fauchigen Ton, der klasse zu seinem sportlichen Charakter passt. 6,1 Sekunden und 240 km/h notiert das Datenblatt. Dabei ist der Turbo-Benziner kein nervöser Ex-trem-Sportler, macht lässiges Cruisen zum Vergnügen. Auch er kann mit ausgeschaltetem Motor segeln und damit den Verbrauch senken (7,6-7,4/9,1-8,3l). Auch der quasi- permanente Allrad-Antrieb Ultra steigert die Effizienz, da in manch Situation die Momenten-Zufuhr in Richtung Hinterhand ausgeknipst wird.
Das ist bei unserem letzten Probanden, dem SQ5 TDI Sportback nicht so. Er markiert die Vollfett-Stufe im Portfolio: permanenter Allradantrieb, exklusive Akzente außen, ein liebevoll veredeltes Interieur und eine Wuchtbrumme unter der Haube: Der Dreiliter-TDI leistet 341 PS und wuchtet bärige 700 Newtonmeter auf die Kurbelwelle, die den Einsatz einer Achtgang-Tiptronic erfordern. Auf geht´s! Ein elektrisch angetriebener Verdichter setzt den Selbstzünder unter Druck, bevor der mechanische Turbolader die Tuba bläst. Zudem kommt hier ein extrastarker 48-Volt-RSG zum Einsatz, der beim Anfahren und niedrigen Drehzahlen den TDI unterstützt. Damit geht´s ansatzlos und wahrlich brachial vorwärts, Tempo 100 soll nach 5,1 Sekunden erreicht sein. Untermalt werden Beschleunigungs-Exzesse mit künstlichen V8-Beats aus einem Unterflur montierten Lautsprecher hinten links, die auch gedämmt oder abgeschaltet werden können.
Ganz echt aber ist der furiose Vortrieb, der bei 250 km/h elektronisch begrenzt wird. Der Testwagen bietet Features, die das Fahrerlebnis noch intensiver gestalten: Die Dynamiklenkung mit variabler Übersetzung und Unterstützung verzahnt den Fahrer intensiv mit der Straße, die Adaptive Air Suspension zeigt sich hier straffer abgestimmt, ohne im Comfort-Modus gänzlich die Contenance zu verlieren. Ein unbedingtes Muss aber ist das Sportdifferential, das die Momente bei der Hatz bevorzugt auf das kurvenäußere Hinterrad leitet. Der SQ5 wird damit beim Kurveneingang in die Biegung hinein gedrückt und surft bei vollem Lastabruf auf dem äußeren Hinterrad enorm druckvoll aus der Kehre hinaus. Beeindruckend!
Wie alle TDI ist auch der SQ5 dank doppeltem SCR-System (Twin-Dosing) extra-sauber, wird mit 7,1-7,0/ 8,6-8,1l und 72.050 Euro von Audi angegeben.
Ganz gleich ob Q5 SB oder SQ5 SB – wo sich solch variable Praktikabilität mit betörender Eleganz vereint, da wird der Erfolg ganz sicher nicht ausbleiben. Wir freuen uns schon auf den ersten Test.