Joachim Fischer
· 19.03.2021
Er fällt angenehm auf – noch immer! Fährt ein A5 Sportback vor, dreht er die Köpfe. Kommt dann noch der neue, ultramoderne High-Tech-Benziner 40 TFSI hinzu, müsste das Fahrvergnügen eigentlich vollkommen sein. GUTE FAHRT prüfte das nach
Warum eigentlich werden viele Autos in Deutschland nach dem Prinzip „größtmögliches anzunehmendes Transport-Problem“ ausgesucht? Das kann nur bei Kombi-Versionen enden – auch wenn die zumindest bei Audi bekanntlich schön sind. Die Kühl- Gefrier-Kombination mit 1,80 Meter Höhe passt eben liegend allenfalls in einen Avant. Aber: Wie oft benötigt man diesen Raum während eines Autolebens? Wie lange halten Kühlschrank, Waschmaschine oder Schweden-Schrankwand? Spätestens seit der Erfindung des Versandhandels lassen wir uns doch sowieso immer mehr liefern. Das ist doch viel bequemer. Warum also Kombi?
Lassen wir die „Worst-Case-Szenarien“ einmal außen vor und wenden uns den schönen Dingen des Lebens zu – etwa dem Audi A5 Sportback. Ende 2019 wurde die Ingolstädter Fünfer-Baureihe hauptsächlich digital und technisch aufgefrischt. An der betörenden Form des Sportback änderten sich nur Details. Und das ist gut so. Der breite Singelframe, die flach geschnittenen Scheinwerfer, die wunderschön konturierte Haube, die schwungvoll über die Flanken wandernde Tornadolinie und dann noch dieses fantastisch ab der B-Säule ins stämmige Heck abfließende Dach – wunderbar. Schöner kann man ein Viertür-Coupé kaum zeichnen und proportionieren. Hinzu kommt noch, dass die betörende Form die Funktionalität nicht wirklich einschränkt. Einstieg und Platzverhältnisse im Fond sind erstklassig, Kopf- und Kniefreiheit auch für Großgewachsene keine Zumutung. Dazu kommt der Trick mit der extra-großen, über der Heckscheibe angeschlagenen Kofferraumklappe, die dennoch bis zum Stoßfänger hinunterreicht. Ihre schiere Größe macht den Laderaum perfekt zugänglich, hilft beim Einladen sperriger Güter. 465 oder bei umgelegten Rücksitzlehnen 1.280 Liter fasst das Gepäckabteil des A5 SB, der A4 Avant bringt es hier auf 495 und 1.495 – wie oft braucht man noch gleich die gut 200 Zusatz-Liter? Eben.
Auf dem neuesten Stand
Drinnen empfängt die Passagiere Audis Wohlfühl-Wunderland aus perfekter Verarbeitung, feinsten Materialien und bester Ergonomie, die erfreulicherweise nicht ganz auf Schalter und Taster verzichtet. Während der Fahrt weniger oft einzustellende Funktionen erreicht man über den neuen 10,1-Zoll-Touchscreen mit dem MIB3 im Backoffice. Die Menüstrukturen wurden gestrafft und vereinfacht, die Sprachbedienung gestärkt und die Online-Funktionalität erweitert – bis hin zu Parkplatzsuche oder Car-to-X-Kommunikation. Dazu gibt es auf Wunsch natürlich alle derzeit verfügbaren Assistenten sowie feinste Sound- und Infotainment-Features.
Gänzlich neu ist der Zweiliter-Turbobenziner 40 TFSI mit nun 204 statt zuvor 190 PS. Das Evo-Triebwerk hat aber nicht nur ein paar PS mehr, sondern ist per Riemenstarter-Generator mild-hybridisiert und arbeitet nach dem Miller-Brennzyklus. Das spart Kraftstoff, ohne dass das Temperament des Triebwerks leiden würde.
Saubere Sprintwerte
Das beweisen auch unsere Fahrleistungsmessungen: 7,1 Sekunden für den Standardsprint aus dem Stand auf 100 km/h sind wie 16,8 Sekunden für den Spurt auf 160 km/h drei Zehntel respektive 1,1 Sekunden schneller als GUTE FAHRT für das 190-PS-Vorgänger-Modell ermittelt hatte. Auch der Überholsprint von 80 auf 120 km/h gelingt mit 4,5 Sekunden zwei Zehntel schneller. Die Vmax liegt bei stattlichen 244 km/h. Das sollte reichen.
Zudem gibt sich der neue Motor spritziger und drehfreudiger. Schon knapp über Standgasniveau hält er sein maximales Drehmoment von 320 Nm vor. Zudem ist er angenehm leise und vibrationsfrei. Erst bei hohen Drehzahlen bis hinauf zur Drehzahlgrenze bei gut 6.000/min tönt er etwas kerniger.
Portioniert werden die Kräfte vom serienmäßigen 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe S-Tronic. Mit Handschaltung gibt es den 40 TFSI nicht.
Der Antrieb erfolgt über die Vorderräder. Gegen 2.350 Euro Aufpreis ist der 40 TFSI auch als Quattro zu haben. Zwingend notwendig ist das aber in dieser Leistungsstufe nicht. Der A5 Sportback bietet auch bei vollem Leistungseinsatz beste Traktion, im Grenzfall gebieten die elektronischen Helfer wie ESP oder EDS sanft Einhalt.
Die elektromechanische Servolenkung versieht ihren Dienst wunderbar sanft rückmeldend. Wir würden dennoch die etwas direktere, optionale Dynamiklenkung (1.000 Euro) bevorzugen. In jedem Fall mitbestellen sollte man das Dynamikfahrwerk mit Dämpferverstellung (1.030 Euro).Gerade wenn große Räder montiert sind offeriert es auf Knopfdruck mehr Komfort oder alternativ sportliche Straffheit. So ausgerüstet rennt der A5 Sportback auf Autobahnen stoisch geradeaus und wetzt auf kurvigen Landstraßen wie ein Wiesel um die Ecken, untersteuert am Grenzbereich gutmütig.
Und der Verbrauch? Der lag mit 7,6 Litern Super pro 100 km im Testschnitt für einen 200-PS-Benziner günstig, zumal man bei zahmer Fahrweise auch mit gut 6 Litern auf 100 Kilometer auskommen kann.
Der Einstandspreis liegt mit 44.400 Euro für den A5 Sportback 40 TFSI in Advanced-Ausstattung auf Premium-Niveau. Unser Testwagen kostete am Ende gar gut 65.000 Euro. Wenn sie das nicht wirklich schrecken kann, dann sollten Sie sich ihre nächste Waschmaschine einfach liefern lassen...
Test kompakt:
Schöner zu fahren als mit diesem wunderbaren Viertür-Coupé ist kaum denkbar. Die große Heckklappe bringt zusätzlich Alltagstauglichkeit, die Sitzposition im Fond ist auch für Großgewachsene sehr angenehm. Was braucht man mehr? Vielleicht den seidigen Evo-Vierzylinder-Benziner 40 TFSI mit sparsamem Miller-Brennverfahren und Mild-Hybridisierung. Er setzt dem optisch erhabenen A5 Sportback endgültig die Krone auf.