Martin Wittler
· 21.10.2025
Text: Martin Wittler
Wäre Audis Showroom für Elektrofahrzeuge ein hipper Coffee-Store, dann könnte der Supersportwagen e-tron GT ein Salted Caramel Latte mit jeder Menge flotter Geschmacksvariationen sein. Das SUV Q6 e-tron wäre vielleicht ein angesagter Iced Matcha Latte – ein Luxusprodukt, das nicht jedem schmeckt, das aber trotzdem total angesagt ist. Und der Audi Q4 e-tron? Ein einfacher Kaffee, schwarz. Einer, den viele mögen, mit dem man nichts verkehrt macht. Der Q4 e-tron ist genau das: das preiswerteste Modell und zugleich der Bestseller in Audis E-Portfolio. Anfang des Jahres hat die Marke nun eine neue Einstiegsvariante des Kompakt-SUVs vorgestellt: den Q4 40 e-tron. Grundpreis: 46.150 Euro. GUTE FAHRT war mit dem Basismodell unterwegs – natürlich inklusive Kaffee-Stopp.
Die Daten des Q4 40 e-tron klingen vielversprechend. An Bord ist ein Lithium-Ionen-Akku mit einer Speicherkapazität von 63 kWh. Das sind acht Kilowattstunden mehr als beim bis dahin preiswertesten Q4 e-tron. Die Reichweite des SUVs steigt so auf bis zu 411 Kilometer laut WLTP-Messverfahren. Damit ist theoretisch eine Tour von Hamburg nach Köln ohne Zwischenstopp möglich. Langstreckentauglich wäre das Einstiegsmodell also allemal.
Allerdings muss an dieser Stelle ein Einschnitt gemacht werden: Denn der Testverbrauch während unserer Fahrten – durch Städte, über Landstraßen und über die Autobahn – lag bei etwa 18 kWh pro 100 Kilometer und damit über dem von Audi angegebenen Wert von kombiniert 16,7 kWh pro 100 Kilometer. Realistisch betrachtet, dürften daher wohl eher rund 350 Kilometer mit voll geladener Batterie drin sein. Was aber auch absolut alltagstauglich ist.
VERBRAUCH, REICHWEITE, LADEGESCHWINDIGKEIT: DER Q4 ÜBERZEUGT BEI DEN WICHTIGEN KENNZAHLEN
Seit der Einführung des elektrischen Kompakt-SUVs im Jahr 2021 hat Audi dem Q4 e-tron bereits meh rere technologische Upgrades verpasst. So wurde beim neuen Q4 40 e-tron unter anderem die Ladetechnologie modernisiert. Mit dem Modell ist nun Schnellladen mit bis zu 165 kW am DC-Charger drin. Klar, andere Modelle – auch bei Audi – punkten mit deutlich mehr Power an der Säule. Doch unter optimalen Bedingungen füllt sich der Akku am Schnelllader in unter einer halben Stunde von zehn auf 80 Prozent.
Diese Geschwindigkeit ist jedoch nur drin, wenn die Batterie entsprechend vorkonditioniert und auf Temperatur gebracht wurde. Das passiert beim Audi Q4 e-tron automatisch, wenn der intelligente Routenplaner aktiviert wurde. Der Akku kann bei unserem Modell aber auch manuell über den Touchscreen vorkonditioniert werden. Das dürfte gerade all jene freuen, die zum Beispiel lieber auf den Google-Dienst Android Auto zum Navigieren zurückgreifen. Auch sie können nun die Batterie ihres Autos in den Optimalzustand bringen und zügigere Ladepausen genießen.
Wir haben das manuelle Vorkonditionieren während unserer Testfahrt ausprobiert. Und siehe da: Nach wenigen Tippbewegungen auf dem Bildschirm lässt sich auf dem Touchscreen beobachten, wie die maximal verfügbare Ladegeschwindigkeit ansteigt. Den Spitzenwert von 165 kW erreicht unser Wagen zwar nicht, als wir am DC-Charger vorfahren. Zügig lädt der Q4 e-tron dennoch. Genügend Zeit, um auch selbst die Energien im Café neben dem Ladepark wieder aufzuladen, bleibt jedoch. Die Wahl ist klar: Kaffee – indes nicht schwarz, sondern mit einem Schuss Milch.
Anschließend geht die Tour weiter. Die Q4 Einstiegsvariante fährt mit Heckantrieb, abgeriegelt wird der Wagen bei 160 km/h. Maximal 150 kW (204 PS) leistet die permanenterregte Synchronmaschine an der Hinterachse. Das reicht für alltägliche Fahrten absolut aus. Der Wagen fährt sich wie bei E-Autos üblich spritzig, die Lenkung reagiert direkt. Der Sprint von null auf 100 km/h gelingt in 8,1 Sekunden. Selten müssen die Sprintqualitäten im Autoalltag natürlich wirklich ausgespielt werden.
PS-Enthusiasten dürften sich ohnehin für stärker motorisierte Ausführungen des Q4 e-tron entscheiden: Den Wagen gibt es auch mit Heck- oder Allradantrieb und 210 kW (286 PS) oder mit Allradantrieb und 250 kW (340 PS) – Spitzengeschwindigkeit ist dann jeweils 180 km/h. Die Varianten Q4 45 e-tron (52.950 Euro), Q4 45 e-tron quattro (54.950 Euro) und Q4 55 quattro (59.000 Euro) kosten jedoch auch entsprechend mehr.
Bei unserem Testwagen zeigt sich jedoch, dass sich auch in die Einstiegsvariante mächtig viel Geld stecken lässt. Aufpreispflichtige Extras in Höhe von mehr als 14.000 Euro sind verbaut: darunter zahlreiche Assistenzsysteme, eine Wärmepumpe und schicke Sportsitze. So belaufen sich die Kosten für den Testwagen auf 60.410 Euro. Nach einem günstigen Einstiegsmodell klingt das – selbst für Audi Verhältnisse – nicht mehr.
Es passt jedoch zum Versprechen. Denn Audi vermarktet auch den Q4 e-tron als „Premium-Modell“. Diesem Anspruch wird der Wagen im Innenraum indes nicht ganz gerecht. Die Materialien wirken nicht hochwertig. Weiche Stoffe gibt es nur wenige, dafür jedoch viel Hartplastik. Und auch der Klavierlack in der Mittelkonsole sieht lediglich so lange schick aus, bis man die ersten Fingerabdrücke darauf hinterlassen hat. Ein Mikrofasertuch ist in der Zusatzausstattung bei Audi leider nicht enthalten. Das sollte man sich für den Q4 e-tron also unbedingt zulegen. Ansonsten wird es etwas schwierig, bei der Bedienung des Infotainmentsystems den Überblick zu behalten.
DER Q4 40 FÄHRT SICH SPRITZIG, DIE LENKUNG REAGIERT DIREKT
Die Infotainmentfunktionen werden auf unterschiedliche Weise gesteuert: Das meiste läuft über einen 11,6-Zoll-Touchscreen, der zum Fahrer geneigt ist und sich gut und intuitiv bedienen lässt. Darunter liegt eine Tastenleiste, mit der die Klimatisierung des Autos über mehrere Kippschalter eingestellt werden kann: Haptische Tasten – das ist während der Fahrt wirklich praktisch.
Unterhalb dieser Leiste ragt die frei stehende Mittelkonsole heraus wie der Schanzentisch einer Skisprungschanze, darunter ist eine Ablage fürs Smartphone angebracht. Auf der Mittelkonsole befinden sich der Start-Stopp-Knopf, der Gangwahlhebel und ein etwas umständlich via Touch-Bedienung steuerbarer Drehregler für die Radiolautstärke. Weiter hinten auf der Konsole, fast schon unter der Schalterleiste versteckt, sind zudem weitere Tasten untergebracht: für den Warnblinker und auch für die Auswahl der Fahrmodi (Efficiency, Comfort, Auto, Dynamic, Individual). Das ist seltsam kompliziert — und hätte cleverer gelöst werden können.
Festzuhalten bleibt: Bei den für E-Autos wichtigen Kennzahlen – Verbrauch, Reichweite, Ladegeschwindigkeit – überzeugt der Q4 e-tron auch in der Einstiegsvariante. Bei den Attributen, die eine Premium-Marke auszeichnen, hingegen nicht ganz. Bei der Haptik und Qualität der Materialien im Innenraum zum Beispiel offenbart der Wagen Schwächen. Es bleibt ein leicht fader Beigeschmack. Insbesondere da man am Ende auch beim Elektro-Einstiegsmodell von Audi den Premium-Preis bezahlen muss – also gewissermaßen eine Tasse Kaffee zum Preis eines Pumpkin Spice Latte mit Double-Shot und Hafermilch. Aber schmecken tut ja beides.