Martin Santoro
· 18.02.2022
Seit sieben Jahren verteidigt der Touran seinen Platz als Bestseller unter den Kompakt-Vans. Klar, der Familienfreund bietet viel Raum und reichlich Variabilität. Mit dem 150 PS-TSI gibt er damit einen prima Allrounder ab
Vans sind out seitdem SUVs in sind. Dabei bieten Vans mehr Platz und sind nützlicher. Bestseller im Segment der Kompaktvans ist immer noch der VW Touran. Trotz überschaubarer Länge bietet er Platz für bis zu sieben Reisende und reichlich Stauraum – und das zu adäquaten Preisen ab 32.915 Euro.
Nur wenige Autos bieten mehr Platz auf so wenig Länge wie der Touran. Knapp 4,53 Meter misst er, die Dachkante liegt luftige 1,67 Meter über dem Boden. Höhe schafft Platz: Maximal 1.980 Liter lädt er als Fünfsitzer ein, wenn die zweite Reihe flach liegt. Unserem Siebensitzer (640 Euro) fehlen davon etwas mehr als 100 Liter. Die beiden Notsitze unter dem Kofferraumboden benötigen Platz, sonst befände sich dort ein Zusatzfach. Dafür bildet sich eine komplett ebene Fläche beim Umlegen der Rückenlehnen. Die Sitzflächen in Reihe zwei sinken beim Umklappen ein Stück ab. Sind sie in Benutzung, passen immer noch 740 Liter in den Kofferraum (Fünfsitzer: 834 Liter). Bei ausgeklappter dritter Reihe bleiben etwa 130 Liter. Die drei Einzelsitze in der zweiten Reihe lassen sich einzeln verschieben, in der Neigung verstellen oder umklappen.
Flexibilität in allen Sitzreihen
Auch sehr praktisch: Beide Außenplätze bieten optionale, herausklappbare Kindersitz (460 Euro), zuzüglich einer jeweiligen Seitenkopfstütze, welche flexibel gegen die Serienkopfstütze getauscht wird. Bei umgeklapptem Mittelsitz in Reihe zwei entsteht zudem eine Ablage oder eine Durchreiche für längeres Ladegut. Falls mal extralange Gegenstände zu transportieren sind, lässt sich bei Bedarf auch noch die Rückenlehne des Beifahrers umklappen. Eine praktische Netztrennwand (180 Euro) für Gepäck lässt sich hinter die Vordersitze oder hinter die Rücksitze der zweiten Reihe spannen.
Ablagen und Becherhalter gibt es bis in Reihe drei, ein zusätzliches Handschuhfach oben in der Armaturentafel verstaut Kleinigkeiten ebenso wie das klappbare Fach in der Dachkonsole. Allerlei Ösen und Haken helfen Ladung zu fixieren. Die etwas wackeligen Klapptische an den Vordersitzen gibt es in Serie.
Die Sitze im Testwagen mit R-Line-Paket (2.255 Euro) sind auf der Innenbahn mit „Race“ und seitlich mit Mikrofaser „San Remo“ bezogen. Die strapazierfähigen Stoffe schauen gut aus und fühlen sich schön an.
Der Innenraum wirkt solide und aufgeräumt. Ein digitales Kombiinstrument mit vielen Ansichtsoptionen gibt es für 390 Euro. Der 9-Zoll-Bildschirm mit Discover- Pro-Navigation (1.710 Euro) liegt hinter einer bündig eingepassten Hochglanzscheibe und wird per Touch bedient. Hier ist eine Sprachbedienung ebenso dabei wie die Handy-Spiegelung mit Apple CarPlay oder Android Auto. Die Bedienung von Klimaanlage und Direktwahl weist solide Tasten, Drehregler und Schalter auf. Das wirkt vielleicht etwas retro, ist aber genau das, was viele Fahrer wünschen.
Die serienmäßige Sicherheitsausstattung umfasst etwa die City-Notbremse und eine Müdigkeitserkennung. Der Highline bietet dazu LED-Scheinwerfer und Seitenairbags für die zweite Sitzreihe. Viele weitere Assistenten finden mit Paketen ins Auto. Top im Umfang ist das Fahrerassistenzpaket Plus (1.915 Euro). Damit hält der Touran bis 210 km/h den Abstand zum Vordermann (ACC), hilft beim Halten der Spur, stoppt in Verbindung mit dem DSG automatisch und fährt nach kurzer Haltedauer, etwa bei Stop-and-Go, alleine wieder an.
Seit Ende 2018 arbeitet im Touran der 1,5-Liter-Benziner mit Zylinderabschaltung ACT. Er leistet 150 PS und kommt schon ab 1.500/min auf sein maximales Drehmoment von 250 Nm. Das genügt dicke, um den 1,5-Tonnen-Van zügig vorwärts zu schieben. Das DSG mit sieben Gängen harmoniert prima mit dem Antrieb, leitet die Kraft wohldosiert auf die vorderen Antriebsräder. Üppig wie unser Highline-Van ausgestattet war, verfehlte er die Werks- angabe beim Standardsprint mit 9,8 Sekunden um neun Zehntel.Dafür überzeugte der Antrieb mit einem durchschnittlichen Verbrauch von gerade einmal 7,4 Liter.
Ebenfalls gut: der Fahrkomfort, denn mit seiner Mehrlenker-Hinterachse und optionalen Adaptivdämpfern zu 1.045 Euro federt der Toran sanft, hält den Aufbau ruhig und stützt ihn prima in Kurven.
Insgesamt erhält der Touran eine klare Empfehlung, wenn es bei viel cleverer Variabilität, guter Bedienung und gehobenem Komfort nicht unbedingt ein SUV sein muss.
Test kompakt:
Es ist kein Wunder, dass der Touran der mit Abstand meistverkaufte Kompakt-Van ist. So viel Platz und Flexibilität auf so wenig Raum gibt es sonst nirgends. Dazu passt die Qualität sowie der kräftige und sparsame Antrieb, womit der VW klar stellt, dass er lange nicht zum alten Eisen zählt.