Fahrbericht VW ID.4 GTXElektro-Sport

Martin Santoro

 · 01.07.2021

 | Fotos I. Barenschee (VW)

Der ID.4 GTX ist das erste rein elektrische Modell von Volkswagen mit GTI-Anpsruch. Unterschiede zum zivilen ID.4 finden sich bei Ausstattung, Preis und Antrieb. Springt der Funke über?

Während der GTI als Performance-Modell mit einem starken Turbo-Benziner die Golf-Klasse krönt, schafft Volkswagen mit dem Elektro-Äquivalent GTX ein vergleichbares Label für betont dynamische E-Mobile. Erster Ableger in der ID-Familie ist die kürzlich vorgestellte Allradversion des Elektro-SUV ID.4 GTX.

Mit je einem Elektromotor pro Achse, kommt hinten die vom zivilen ID.4 bekannte 204 PS und 310 Nm starke permanent erregte Synchron-Maschine (PSM) zum Einsatz. Die Vorderräder treibt eine asynchrone E-Maschine (ASM) mit 109 PS und 162 Nm an. Beim elektrischen Allradantrieb ohne mechanische Verbindung sorgt aus Effizienzgründen in den meisten Fahrsituationen die PSM an der Hinterhand für Vortrieb. Für mehr Grip oder eine sportliche Fahrweise schaltet sich in Millisekunden die ASM an der Vorderachse zu. Dann stehen 299 PS in der Spitze für 30 Sekunden bereit.

Als Energiequelle kommt der vom ID.4 Pro bekannte 77-kWh-Akku zum Einsatz. Die 486 Kilo schwere Batterie ist MEB-typisch im Fahrzeugboden integriert. Der Energieverbrauch beläuft sich nach WLTP auf 18 bis 19,2 kWh auf 100 Kilometer, womit praxisnahe Reichweiten bis 480 Kilometer machbar sind. Soweit die Theorie. Wie sich das Hightech-Gefährt letztlich fahrdynamisch benimmt, konnten wir bei ersten Probe-
runden im Harz erfahren.

Zuerst fühlt es sich an, wie wir es von anderen E-Autos kennen. Auf die kleinste Berührung des Strompedals schießt der GTX die ersten Meter brachial nach vorn, um dann ein wenig nachzulassen. Wobei der E-Sportler selbst bei höherem Tempo noch kräftig anschiebt – bis zur Topspeed, die mit 180 km/h den zivilen ID.4 um 20 km/h überflügelt. Dann ist Schluss, obwohl der Vortrieb vermuten lässt, beide E-Maschinen könnten gut und gern noch mehr.

Bis zur elektronisch abgeriegelten Grenze setzt der GTX sein Leistungsplus von bald 100 PS spürbar in schnellere Beschleunigung um als der zivile Bruder ID.4. Mit einem Sprintwert von 6,2 zu 8,5 Sekunden bestätigt auch die Werksangabe den Vorsprung – der ID.4 GTX ist zweifelsfrei in der Lage, dem Fahrer ein genüssliches Grinsen ins Gesicht zu zaubern.

Auch in Sachen Querdynamik. Hierbei balanciert der VW auf einer ganz eigenen Ebene. Sportlich bewegt, beeindruckt der Elektriker mit sehr guten Manieren. Die Lenkung verhält sich recht homogen, natürlich und mit gut austarierten Rückstellkräften. Der GTX fährt sich sauber und in Anbetracht seines Leergewichts von 2,2 Tonnen verblüffend agil, ohne die Insassen mit gekünstelter Sportlichkeit zu nerven. Im Vergleich zum Verbrenner benimmt sich das E-Auto völlig anders, da ein großer Teil der Masse Schwerpunkt-günstig mittig und weit unten im Fahrzeug platziert ist. Karosseriebewegungen, die in schnellen Kurven geringfügiges Schwanken hervorrufen, sind hier auf ein Minimum reduziert. Auch Traktionsprobleme sind – zumindest auf den trockenen Landstraßen im Harz – überhaupt kein Thema. Trotz seines SUV-Formats pflegt der sportliche Stromer eine sehr innige Beziehung zur Straße, erreicht beeindruckende Kurvengeschwindigkeiten, erkauft sich diese Dynamik aber nicht durch Nervosität oder hartes Abrollverhalten. Er federt satt und komfortabel, fährt rund und souverän – ohne Anzeichen übertriebener Hyperaktiviät.

Fahrdynamikmanager sorgt für satten Fahrspaß

Eine entscheidende Rolle spielt dabei die Regelung des Fahrdynamik-Managers. Das in ähnlicher Form bei Golf GTI und Golf R eingesetzte System überwacht sämtliche Bewegungen des GTX – ob Beschleunigen, Bremsen oder Kurvenfahrt. Die Elektronik arbeitet eng mit beiden E-Maschinen, deren Allradregelung, der Stabilitätskontrolle ESC sowie der Quersperre XDS+ zusammen. Letztlich sorgt diese Vernetzung für eine deutliche Steigerung der Gesamtperformance, insbesondere wenn noch das Sportpaket „Plus“ (1.150 Euro) mit adaptivem DCC-Fahrwerk und Progressivlenkung hinzu gebucht wird. Dann stehen dem Fahrer fünf Fahrprofile vollumfänglich zur Wahl. Der Pilot darf entscheiden, wie komfortabel oder sportlich der GTX fahren soll. Neben den Modi Eco, Comfort, Sport und Individual konzipierte Volkswagen speziell für den ID.4 GTX den Modus „Traction“. Hier werden bei Fahrten auf losem oder rutschigem Untergrund alle Regelvorgänge auf maximalen Grip ausgelegt. Zudem sorgt der bis Tempo 30 permanent zugeschaltete Allradantrieb für beste Traktion.

Vielseitig, sportlich und bereits in Serie verführerisch ausgestattet, bringt der neue ID.4 GTX ab 50.415 Euro (minus 7.975 Euro Förderprämie) viel Fahrspaß in die E-Mobilität.