TestVW T6.1 Doka TDI (150 PS) – Workmans Darling

Arne Olerth

 · 22.01.2021

Test: VW T6.1 Doka TDI (150 PS) – Workmans DarlingFoto: Jan Bürgermeister

Ungleich häufiger als Multivan und California verkauft sich der Bulli als Nutzfahrzeug. Besonders praktisch: die Transporter Doppelkabine mit großer Pritsche

Das der Multivan für jeden Familienvater ist der Transporter für jeden Handwerker – ein talentiertes Universalgenie, ein Problemlöser, kurz: der Bulli. Die zweigleisige Aufstellung wurde dem Hannoveraner Bestseller schon in die Wiege gelegt. Unter den vier im Sommer 1949 konstruierten Vorserien-Vorführwagen gab es neben zwei Autos mit Sonderaufbauten einen Kleinbus und einen Transporter. Heute entfallen rund drei Viertel der T6.1-Produktion auf Nutzfahrzeuge – höchste Zeit für GUTE FAHRT, neben Multivan und California auch einmal dem Transporter auf den Zahn zu fühlen. Doch nicht als schnöder Kastenwagen, vielmehr steht uns eine pfiffige Doka zum Test bereit.

Do- wie bitte? Doppelkabine! 1952, zwei Jahre nach dem Serienanlauf in Wolfsburg, brachte Volkswagen eine neue, extrem praktische Variante des Transporters auf den Markt: den Pritschenwagen, kurz: Pritsche. Sie punktet mit einer riesigen Ladefläche, die besonders gut zugänglich ist. Dafür reduziert sich die Zahl der Sitzplätze in der Kabine auf drei. Für viele Gewerbetreibende zu wenig, wie schnell erkannt wurde. Die im schwäbischen Lorch ansässige Firma Binz verkürzte die Ladefläche der Pritsche und verlängerte ihre Fahrerkabine um eine zweite Sitzreihe – fertig war die Doppelkabine. Das geschah 1953, und schon bald konnte der Interessent die Binz-Doka direkt über den VW-Händler beziehen. Fünf Jahre später, nach seinem explosionsartigen Erfolg wurde der Bulli mittlerweile in einem eigenen Werk in Hannover gefertigt, startete Volkswagen dort die Produktion einer eigenen T1-Doka. Besonderheit: Sie war als Dreitürer konzipiert, besaß nur eine, auf der Beifahrerseite angeschlagene Kabinentür hinten.

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Foto: Jan Bürgermeister

Ungleich häufiger als Multivan und California verkauft sich der Bulli als Nutzfahrzeug. Besonders praktisch: die Transporter Doppelkabine mit großer Pritsche

Heute, sieben Jahrzehnte nach dem Start des Bulli, sind wir in Generation sechs angekommen – präzise in der zweiten Phase davon (T6.1). Die Doka hat alle Bulli-Entwicklungen der vergangenen Jahrzehnte mitgemacht, logisch, kommt heute zudem mit vier Türen. Doch in ihrer Grundkonzeption, sechs Sitze und eine verkürzte Pritsche, unterscheidet sie sich nicht von ihrem Uhrahn. Wohl aber die Namensgebung, hat VW die beiden Pritschen-Bulli doch unter der Gattung Pritschenwagen in der Transporter-Familie subsumiert. Kleines, sprachliches Schmankerl am Rande: VW Nutzfahrzeuge führt heute die klassische Pritsche darunter als „Eika“ – als Pendant zum landläufig längst manifestierten Begriff der „Doka“. Doch zurück zu eben jener:

Platz für sechs und massig Bau-Material

Ging es in der Kabine der ersten Doka-Generation der fünfziger Jahre noch herrlich kuschelig zu, so liegen die Ansprüche in Sachen Raumangebot mittlerweile auf einem ganz anderen Niveau. Gleichzeitig muss die Doka auch möglichst viel Material auf der Pritsche hinten schultern können. Die Jungs von VW Nutzfahrzeuge begegnen dem Zielkonflikt bei der Karosserie-Gestaltung mit einem einfachen Kniff: Sie nutzen den langen Radstand des T von 3,40 Metern anstelle von glatten drei Metern als Basis für die Doka, wie es ihn optional auch für andere T-Derivate gibt. Damit liegt die Länge der Doka bei stattlichen 5,50 Metern, von denen 2,17 Meter der Ladefläche zufallen. Bei 1,94 Metern Breite ergibt das eine Kingsize-Pritsche von 4,2 Quadratmetern. Ihre Bordwände sind aus leichtem Aluminium gefertigt. Da kann auch bei robuster Handhabung auf lange Sicht nichts rosten. Öffnet man die großen Sicherheitsbeschläge, so klappen die drei Bordwände nach unten. Für den leichten Aufstieg haben die VW-Mannen eine klappbare Trittstufe – ebenfalls aus rostresistentem Aluminium – am Heck platziert. Die Fläche? Ist mit einer Siebdruckplatte für den harten Baustelleneinsatz gewappnet. Damit die Ladung dort auch sicher ankommt, sind sechs große Verzurr-Ösen in der Ladefläche eingelassen.

Vorne wartet die Doka – langem Radstand sei Dank – mit erstaunlich viel Platz auf. Zwei Sitzreihen nehmen je drei Passagiere auf. Der Fahrer logiert auf einem Einzelsitz, die Mitfahrer sitzen auf bequemen Bänken. Feinen Zwirn überlässt die Doka Multivan und Co. – hier hat robuste Qualität, die auch nach Jahren hartem Baustellen-Betriebs noch ihren Mann steht, oberste Priorität. Darum sind die Bezüge abwischbar, hinten besonders gut. Überhaupt vermittelt die gesamte Kabinen-Einrichtung den Eindruck, als könnte man hier einfach mal durchkärchern – was man dennoch bitte unterlassen sollte.

Praktische Talente zeigt die Doppelbank vorne: Ihre Lehne ist umlegbar, unter dem Sitz verbirgt sich ein großes Fach, das zudem verschlossen werden kann. Hier lässt sich wertvolles Werkzeug sicher unterbringen. Auch die Armaturentafel bietet Ablagen in Hülle und Fülle, Auftragsblöcke und Zollstock sind genauso leicht verstaut wie der Snack-Riegel oder die Wasserflasche. 12 Volt-Steckdosen laden manch älteres Gadget, neuere finden an USB-C-Dosen frischen Saft. Das Handy wird drahtlos über Qi geladen (Aufpreis). Und natürlich kann auch die Doka Online-Dienste: Das Touchscreen-Discover Media-Navi (Aufpreis) bietet Online-Verkehrsdaten, Sprachbedienung, Streaming-Dienste und vieles mehr. Nicht zuletzt auch die digitale Fuhrpark-Verwaltung We Connect Fleet mit digitalem Fahrtenbuch, Wartungsmanagement und vielem mehr.

Extra-günstig für Gewerbetreibende

36.789 Euro werden dafür mindestens fällig – es sei denn, man hat einen Gewerbeschein in der Tasche. Dieser eröffnet den Zugang zum aktuell ebenfalls bestellbaren Aktionsmodell EcoProfi mit reduziertem Grundpreis von 33.933 Euro (brutto). Antriebsseitig setzt die Doka auf TDI mit 90 bis 199 PS. Wir fahren den starken 150 PS-Allrounder mit bärigen 340 Nm und Handschaltung. Optional wäre der traktionsstarke Allradantrieb 4Motion zum Durchkommen auf schlammigen Baustellen lieferbar, sogar mit mechanischer Hinterachs-Quersperre.

Enorm souverän geht die Maschine ans Werk, schiebt die Doka in 11,8 Sekunden auf Tempo 100. Die Spitze? Mehr als ausstreichende 168 km/h. Wenngleich die hier verbauten progressiven Federn unbeladen etwas straffer agieren als die Pendants im Multivan, so passt der Fahrkomfort, erst recht das präzise Handling mit klasse mitteilsamer Lenkung. Damit wird jede Fahrt zur Baustelle zum Vergnügen. Freuen dürfte sich auch der Chef: Mit sparsamen 8,7 Liter Testverbrauch untermauert der TDI seinen Status als perfekter Allrounder. Fährt die Mannschaft rechtzeitig los, sind durchaus auch Schnitte unter sieben Liter möglich.

Damit empfiehlt sich die Doka als rollendes Universaltalent für Handwerker – genauso wie der Multivan für den Familienvater. Echte Bullis eben.


Test kompakt:

Wie transportiert man sechs Profis, Ausrüstung und Baumaterial möglichst effizient zur Baustelle? Am besten mit einer VW T6.1 Doka. Diese bietet robuste Nehmerqualitäten, hohe Variabilität und klasse Handling- und Komforteigenschaften. Online-Dienste sind genauso verfügbar wie LED-Scheinwerfer. Enorm sparsame und druckvolle Diesel adeln die Doka zu Handwerkers Darling – ein echter Bulli eben.