Reportage VW ID.3 CHANGEWind of Change

Peter Kluever

, Heiko P. Wacker

 · 19.04.2021

Wechsel-Akku – das ist die Erkärung für die stark getarnten ID.3-Fahrzeuge, die den Erlkönig- Jägern jetzt wieder auffallen
Foto: Jens Küster, Volkswagen

GUTE FAHRT hat – wie so oft – genauer hingeschaut. Und entdeckt: Volkswagen steht kurz davor, Wechsel-Akkus für die ID-Familie in den Markt einzuführen

Journalisten sind Kollegen und Konkurrenten zugleich. Und es ist immer wieder eine Freude, anderen voraus zu sein. Aktuell war es uns vergönnt, eine Wolfsburger Neuheit zu entdecken, die nichts weniger als eine Revolution der E-Mobilität darstellt: Der Modulare Elektro-Baukasten (MEB) ist auch für wechselbare Stromspeicher ausgelegt!

Hierfür waren vergleichsweise geringe Änderungen in der Bodengruppe notwendig, wobei hochfeste Stähle für die selbe Crashsicherheit wie bei den fest eingebauten Speichern bürgen, auch die Kapazität bleibt unverändert. Das auch zeitlich oft unwägbare Stromzapfen entfällt, der Tausch wird ungefähr so lange dauern wie das Tanken von 40 Litern Benzin. Es mieft nur weniger und aussteigen muss man auch nicht mehr – der Tausch erfolgt automatisch.

Dem Vernehmen nach sollen die betreffenden Modelle den Namenszusatz „Change“ (für Wechsel-Akku) an Flanken und Heck erhalten – auf den in jüngster Zeit in überraschender Zahl zu sehenden „Erlkönigen“ fehlt der Zusatz natürlich. An dieser Stelle dürfen wir auch verraten, dass die wieder verstärkt „abgeschossen“, stark getarnten ID.3 uns auf die Spur der Sensation brachten, wird der Wagen doch längst offiziell verkauft.

Spinnt man den Gedanken weiter, dann kann man das Wechsel-System bei allen bereits bestätigten Modellen erwarten, also ID.3, ID.4, ID.5, das Coupé des ID.4, ID.Buzz sowie Aero B und ID.Vizzion. Aber auch der Skoda Enyaq und weitere Konzernmodelle werden von etwas profitieren, was die „Generation Smartphone“ entfernt an eine Powerbank erinnern wird. Kenner der VW-Historie wiederum werden sofort an den Elektro-T2 denken, der ebenfalls mit Wechselakkus fuhr. Gezeigt wurde der Prototyp erstmals 1972, ein Original steht in der Sammlung von VW Nutzfahrzeuge. Inwiefern dort recherchierte wurde, davon wird noch zu berichten sein. Erstaunlich bei all dem ist, wie geschickt VW ein jetzt schon sehr dichtes Netz an Wechsel-Stationen zu knüpfen vermochte, ohne Aufsehen zu erregen.

Nachdem der Konzern mit seinen vielen Marken im PKW- und LKW-Bereich schon bald rund zehn Millionen Elektro-Autos bauen will, setzt er mit der zusätzlichen Stromversorgungs-Variante einen Standard, dem sich andere Hersteller kaum entziehen können, entsprechende Lizenzen sind in Vorbereitung. Gerüchten zu Folge testet VW auch den Einsatz besonders leichter Akkus aus dem E-Bike-Segment, die durch ihren Gewichtsvorteil den Verbrauch spürbar senken. Modell „Samstag-Morgen“ soll 400 Kilo einsparen, 1,0 kWh fassen und eine Reichweite von sechs Kilometern ermöglichen – ausreichend für die Fahrt zum Bäcker.