Arne Olerth
· 25.02.2023
Ganz nah dran am T-Roc R – optisch
Winterblues? Dagegen empfehlen wir die Vorfreude auf den Sommer, etwa auf einer stimmungsvollen Ausfahrt mit dem frischen T-Roc Cabrio von Volkswagen. Steigen Sie ein!
Open Air-Vergnügen hat bei Volkswagen Tradition – und das von Anfang an: Bereits einer der ersten beiden von Porsche 1936 gezeigten Käfer-Prototypen (VW 30/Porsche Typ 60) wurde als Cabriolet gebaut. Die Serienfertigung freilich startete 1949. Und endete erst in den Achtziger Jahren, erwies sich das Käfer Cabrio doch als enorm praktisch: Dank aufwändigem Verdeck war es ganzjährig nutzbar, bot trotz kompakter Maße eine vollwertige Rückbank. Diese wichtigen Attribute transferierte Volkswagen in die Neuzeit, die für Cabrio-Fans mit der Einführung des offenen Golfs 1979 begann. Mit einer Unterbrechung zu Beginn des Jahrtausends wurde das Golf Cabrio über mehrere Generationen bis 2016 gebaut. Auch die Cabrio-Derivate von New Beetle und Beetle sowie das Coupé-Cabriolet Eos folgten als Produkte des jeweiligen Zeitgeistes stets preußisch stramm eben diesen Grundsätzen.
Doch Retro-Käfer und Metall-Faltdach-Cabrio sind längst Geschichte, genauso wie das universelle Golf-Cabrio – sehr zum Leidwesen der Fans. Doch keine Sorge: Frischluft-Anhänger werden auch im aktuellen Produkt-Portfolio von Volkswagen fündig – natürlich ganzjahrestauglich, kompakt und mit vier vollwertigen Sitzplätzen gesegnet: beim T-Roc Cabrio. Was bei der Präsentation 2019 noch exotisch anmutete – die Kombination aus SUV und Cabriolet – ist genauso folgerichtig wie erfolgreich, sägt doch etwa der geschlossene T-Roc beständig am Thron des Zulassungskönigs Golf. In der Tat zeigt sich das Kompakt-SUV als trendige Fortführung des Kompaktklassen-Konzepts des Bestsellers Golf. Der T-Roc bringt seine Passagiere auf vergleichbarer Verkehrsfläche ähnlich komfortabel unter, bietet aber nicht nur einen größeren Kofferraum und durch die hohe Sitzposition eine bessere Übersicht, sondern eben auch den hippen Offroad-Look.
Damit kann das T-Roc Cabrio ebenfalls punkten, genauso wie durch die umfassende Modellpflege, die Volkswagen der Kompakt-SUV-Familie spendiert hat. Zum Test kam das Open-Air-Vergnügen vom Mittellandkanal in Form des T-Roc Cabrio 1.5 TSI DSG in der Ausstattungslinie R-Line.
Und die macht richtig was her, insbesondere mit der aufregend geschneiderten Front, die das SUV-Cabrio optisch ganz dicht an die Sportskanone T-Roc R heranrückt – Verwechslung ist hier gewollt! Gerade die aufgerissenen seitlichen Kühlluftnüstern mit den charismatischen, senkrechten Tagfahrlichtleisten wecken Begehrlichkeiten. Dazu gibt es weitere Goodies, wie etwa die 17-Zoll-Alufelgen im Sport-Dress, – für etwa 2.300 Euro Aufpreis gegenüber der zweiten verfügbaren Ausstattungslinie Style. Das kantige Design, die großen Radhäuser sind für alle T-Roc Cabrios aber genauso Serie wie die coupéartig abfallende Dachlinie mit stämmiger „C-Säule“. Der kecke Heckspoiler, LED-Scheinwerfer mit Fernlichtassistent und LED-Rückleuchten sind ebenfalls stets an Bord.
Die wohl wichtigste Neuerung der Modellpflege betrifft das Cockpit: Hier verströmt ab sofort ein weich geschäumter Instrumententräger Wohlfühlatmosphäre. Eine Klimaanlage gehört genauso zur Serienausstattung wie das Digital Cockpit. Höher platziert wurde der zentrale Touchscreen, er ist dadurch noch leichter bedienbar. Das kann man von den Touchflächen des R-Line-Sportlenkrads nicht behaupten, die Tasten-Bedienung des Style-Volants geht jedenfalls intuitiver von der Hand. Dafür punktet die R-Line mit stärker ausgeformten Wangen der sehr komfortablen Sitze, die bei der sportlichen Hatz ein Plus an Seitenhalt bieten. Fondpassagiere müssen beim Einsteigen an einem Hebel an der Sitzlehne zupfen, schon kann diese vorgeklappt und der Vordersitz gen Bug geschoben werden – kinderleicht. Das Raumangebot der beiden hinteren Plätze passt, auch bei geschlossenem Verdeck – ausgewiesene Sitzgrößen einmal ausgenommen. Achtern schließt sich ein flacher Gepäckraum mit 280 Litern Volumen an, der durch Umklappen der geteilten Rückbanklehne in den Innenraum erweitert werden kann. Und ganz vorne? Gibt es aktuell zwei TSI-Aggregate mit 110 PS (nur Style) und 150 PS, Dieselmotoren oder der 4-Motion-Allradantrieb stehen nicht zur Wahl. Dafür ist der stärkere Motor mit DSG-Automatik-Komfort bestellbar – gerade zum lässigen Cruisen im Cabrio eine feine Sache!
Wir fahren mit dem Volkswagen-Cabrio zuerst zur GF-Messstrecke. In 9,8 Sekunden ist Tempo 100 erreicht, der Vortrieb endet bei 203 Stundenkilometern. Den simulierten Überholvorgang (80–120 km/h) hakt der VW in 6,1 Sekunden ab. Nicht schlecht, attestieren die Messwerte dem 1.5 TSI doch souveräne Allroundtalente. Überbordende Sportlichkeit freilich drücken sie nicht aus, doch geht es beim Cabrio-Fahren eher um genussvolles Cruisen denn die sportive Hatz. Wie gut das gelingt, soll eine ausgiebige Tour auf den mäandernden Nebenstraßen des Nordschwarzwalds klären. Dazu darf der T-Roc das Mützchen lüften – das geschieht auf Knopfdruck auf der Mittelkonsole komfortabel elektrohydraulisch. Sogar während der Fahrt bis Tempo 30 km/h. Sofort strömt frische Luft in den Innenraum, krault den Passagieren das Haupthaar, macht die Köpfe frei. Der Duft der Natur liegt in der Nase, durch die erhöhte Sitzposition genießt man einen klasse Ausblick auf die Umgebung. Cabrio- fahren baut die Distanz zur Umgebung ab, rückt die Passagiere mit allen Sinnen näher an sie heran.
Das serienmäßige R-Line-Sportfahrwerk wurde bei unserem Test-Cabrio durch das famose DCC-Fahrwerk mit adaptiven Dämpfern ersetzt. Quasi ein „Musthave“ – erst recht bei Wahl der riesigen 19-Zoll-Optionsfelgen. Wir möchten uns gar nicht vorstellen, wie der Fahrkomfort mit Sportfahrwerk ausfiele – doch mit DCC im Normal- oder gar Komfort-Modus passt das! Selbst lange Strecken können ohne Beschwerden der Mitfahrer absolviert werden, empfindsame Naturen wählen die Felgen eine Nummer kleiner. Die DCC beeinflusst nicht nur den Federungskomfort, sondern wirkt auch Wankbewegungen entgegen. Im Verbund mit der Serien-Progessivlenkung, die fein rückmeldend wunderbar zielgenau agiert, und der Niederquerschnittsbereifung ist es eine wahre Wonne, mit dem Volkswagen durch die Kehren zu wedeln. Nichts knackt oder knarzt, das Bild im Innenspiegel bleibt scharf – Indizien für das supersteife Chassis des T-Roc Cabrios. Der Vierzylinder-Turbo hängt aufmerksam am Gas, setzt jedes Zui cken am Pedal in Vortrieb um.
Das DSG haben wir auf Sport gestellt, sie hält die Gänge dadurch länger, ehe sie – ganz ohne Zugkraftunterbrechung – die nächste der sieben Fahrstufen einlegt. Und schon springt der Funke über: Wir straffen die Fuhre via Sportprogramm maximal, sortieren die Fahrstufen via Schaltpaddles am Volant eigenhändig. Heißa, das klasse abgestimmte Fahrwerk und die Drehfreude des Einsfünfers sorgen für Sportfeeling. Doch ist es eben das lässige Cruisen, das die Fahrfreude eines Cabrios im besonderen ausmacht, daher setzen wir jetzt alle Systeme auf Komfort. Mit dem Drehmomentplateau von 250 Newtonmetern, die der TSI knapp über Leerlaufdrehzahl bereitstellt, schiebt er lässig an, das DSG hält die Drehzahl nervenschonend niedrig. Selbst der Besuch an der Tankstelle sorgt nicht für Verdruss: Genussfahrer landen bei etwa sechs Litern, Sportpiloten eher bei deren acht. Mit 7,5 Liter Testverbrauch auf der GF-Normrunde verbraucht das Cabrio 0,4 Liter weniger als das gleich starke Vorfacelift-Modell (GF 4/21). Möglich macht dies die neue Generation von Volkswagens Weltmotor 1.5 TSI, die jetzt auf den Namen Evo2 (GF 10/22) hört.
Deutlich sparsamer
Bei identischen Leistungswerten wurde die Effizienz noch einmal signifikant verbessert. So kommt etwa der Miller-Brennzyklus zum Einsatz, der bisher dem 1.5 TSI mit 130 PS vorbehalten war. Hohe Verdichtung, ein vorzeitiges Schließen der Einlassventile und ein Turbolader mit variabler Turbinengeometrie (VTG) kennzeichnen das Verfahren. Letzterer hält die Leistung auf bekanntem Niveau. Auch die bekannte Zylinderabschaltung ACT wurde überarbeitet, hört jetzt auf den Namen ACTplus. Sie legt in einem noch weiteren Last- und Drehzahlbereich die mittleren beiden Zylinder still. Die Umschaltung von Zwei- auf Vierzylinderbetrieb und umgekehrt ist für den Fahrer nicht spürbar, wird über ein „Eco“-Icon im Display angezeigt. Zusammen mit einem auf 350 bar erhöhten Einspritzdruck, plasmabeschichteten Zylindern und Kolben mit Kühlkanälen sorgt dies für einen spürbaren Verbrauchsvorteil. Wir fahren weiter zur Autobahn, schließen dabei das Verdeck. Bis zur Auffahrt aber bleiben die Fenster unten, dirigiert mit einem zentralen Taster.
Das gewährt Frischluft ohne Sonneneinstrahlung, ist durch die fehlende B-Säule zudem eine optisch ansprechende Spielart. Auf der flotten Autobahnetappe mit geschlossenen Fenstern glänzt der T-Roc mit sattem Geradeauslauf und bissigen Bremsen. Bis mindestens 160 km/h schirmt das aufwendig gedämmte Verdeck die Passagiere vor übermäßigen Windgeräuschen ab, der Radartempomat ACC (Serie) entlastet den Fahrer wirkungsvoll. Noch besser freilich ist der optionale Travel Assist, der auch die Lenkungarbeit übernimmt. Bleibt ein Blick auf die Kosten: 40.330 Euro kostet das schicke R-Line Cabrio mit dem 150-PS-Motor und DSG. Dafür erhält man ein top verarbeitetes, enorm wandlungsfähiges Ganzjahres-Cabriolet, das entspannte Fernfahrten zu viert genauso beherrscht wie die forcierte Ausfahrt auf Nebenstrecken. Mit 110 PS und dem Verzicht auf die R-Line-Sportlichkeit startet das Cabriovergnügen schon bei etwa 33.000 Euro. Das ist zwar teurer als der geschlossene T-Roc, gleichwohl preislich für Viele erreichbar. Und gerade das ist Tradition bei Volkswagen-Cabriolets.
Test kompakt
Das T-Roc Cabrio passt mit seinem SUV-Schick wunderbar in unsere Zeit. Es bietet Frischluftvergnügen für vier, Ganzjahrestauglichkeit und die Vorteile seiner kompakten Maße. Modellgepflegt noch wertvoller – sei es durch das aufgewertete Cockpit oder den souveränen, enorm sparsamen 1.5 TSI. Zum Cruisen freilich reicht der 1.0 TSI Style, der 7.000 Euro günstiger ist als der Universalmotor in der aufregenden R-Line.