Arne Olerth
· 13.10.2021
Mit einem opulenten Raumangebot zielt der Skoda Kamiq nicht nur auf den Einsatz in der City. Der 110-PS-TSI unterstreicht den Allround-Anspruch
Vom Buhmann zu Everbody´s Darling – SUV haben einen erstaunlichen Image-Wandel durchgemacht: Anfangs als „Spritschlucker“ oder „Stadtpanzer“ verpönt, haben sich die Hochbeiner zu echten Kassenschlagern gemausert. Das SUV-Prinzip funktioniert heute in allen Bereichen, selbst Coupé- und Cabriolet-Derivate finden reißenden Absatz.
Und: SUV sind, ausgehend vom Luxus-Segment, in mittlerweile alle Fahrzeugklassen vorgedrungen. Gerade bei den Kleinen bieten sie viele Vorteile. Durch ihre Aufbauform genießt der Fahrer einen guten Überblick über das Verkehrsgeschehen – ein enormer Vorteil in ihrem angestammten Lebensraum, der Stadt. Oft fällt zudem der Gepäckraum ausgesprochen großzügig aus. Und nicht zuletzt locken City-SUV mit dem aktuell angesagten Off- road-Look. Angst vor engen Parkplätzen oder teuren Tankstellenbesuchen muss in diesem Segment freilich kein SUV-Eigner haben.
Skoda bietet in diesem Segment mit dem Kamiq eine gleichermaßen schicke wie praktische Alternative, die bei den Interessenten enormen Zuspruch findet. Seit dem Sommer 2019 steht der kesse Tscheche bei den Händlern, knackte dieses Frühjahr die Viertel-Millionen-Marke. Besonders beliebte Motorisierung: der 1.0 TSI, den es in zwei Leistungsstufen gibt.
Zum Test kam den Kamiq in der großen Ausbaustufe, die nach der Anpassung an die neusten Abgas-Vorschriften 110 PS leistet. Damit ist der Skoda wahrlich ansprechend motorisiert, wuchtet der Dreizylinder doch bis zu 200 Newtonmeter auf die Kurbelwelle. Noch schöner wird das Ganze freilich mit dem optionalen Siebengang-DSG, das feinen Automatik-Komfort an Bord bringt. 24.950 Euro werden mindestens dafür fällig, das DSG ist erst ab der mittleren Ausstattungslinie Ambition erhältlich. Dafür sind hier unter anderem eine Klimaanlage, 16-Zoll-Alufelgen, eine Freisprechanlage, Parkpiepser am Heck, eine GRA und elektrische Fensterheber hinten bereits an Bord. Noch edler: der Kamiq Style, der auch den Test bestritt. Mit 17-Zöllern, Zwei- Zonen-Climatronic, Sitzheizung, Handyanbindung Smart-Link, schlüssellosem Start-System und Voll-LED- Rückleuchten mit kessem Wischblinker schindet das City-SUV mächtig Eindruck. Der Preissprung zu 27.080 Euro fällt dabei vertretbar aus.
Luxuriöse Style-Ausstattung
Wer den eingeschlagenen Luxus- Weg weiter gehen will, dem seien die Voll-LED-Scheinwerfer empfohlen, die im Licht-Paket mit weiteren Features für 990 Euro zu haben sind. Digital-Fans sollten in das „Business & Reise-Paket“ (2.990 Euro) investieren, das auf einen Schlag umfassende Annehmlichkeiten an Bord bringt: das große Online-Navi Amundsen mit brillantem 9,2-Zoll- Touchscreen, das digitale Cockpit, den Radartempomat ACC, eine Verkehrszeichen-Erkennung, den Spurhalte-Assitenten, eine Sprachsteuerung, ein beheiztes Multi-
Lederlenkrad, eine Phonebox und vieles mehr. Freilich sind auch Teilpakete verfügbar. Sogar Heizungen für Windschutzscheibe und Fondsitzplätze sind möglich, ebenso Rückfahrkamera oder Panorma-Glasdach – zu kommoden Preisen.
Ganz gleich, ob volle Hütte oder seriennahe Ausstattung: der Kamiq punktet stets mit seinem überdurchschnittlichen Platzangebot. Nichts zwackt oder drückt, vier Erwachsene können sich hier bequem für die Fernreise einrichten. Fond-Passagiere werden die opulente Kniefreiheit zu schätzen wissen, die manch Mittelklassen-Limousine neidisch macht. Wie das geht? Skoda reizt die Maße der A0-Plattform des MQB-Baukastens maximal aus, spendiert dem Kamiq zehn Zentimeter mehr Radstand als die Konzernbrüder VW T-Cross und Seat Arona auf der gleichen Plattform bieten (Vergleichstest: GF 3/20). Mit entsprechend nachhaltigen Auswirkungen auf das Raumangebot. Sogar der Kofferraum kann mit satten 400 Liter Volumen punkten. Dabei bleibt der flotte Tscheche mit 4,24 Metern Länge kompakt genug, um auch vor engen Parklücken nicht kapitulieren zu müssen.
Souveräner Allroundmotor
Der Zustieg für den Piloten wird durch den erhöhten Sitz genauso erleichtert wie die Aussicht auf das Verkehrsgeschehen. Die Bedien-
Elemente sind sinnvoll gruppiert, der zentrale Bildschirm zeigt sich schön hoch positioniert. Auf geht´s. Aufmerksam hängt der kultivierte Dreizylinder am Gas, geht erstaunlich druckvoll zu Werke. Sein früh einsetzendes Drehmoment-Plateau erlaubt dem DSG ein flottes Wechseln in höhere Fahrstufen, was niedrige Touren im Fahrbetrieb mit sich bringt. Der TSI zeigt sich klasse gedämmt, erhebt nur bei Volllast seine charismatische, leicht knurrige Stimme. Mit 11,1 Sekunden verfehlt der Kamiq die Werksangabe um eine Sekunde, was wohl den hochsommerlichen Außentemperaturen bei der Messung geschuldet ist.
Mit dem 110-PS-TSI ist der Kamiq wahrlich flott motorisiert. Nur ganz Eilige dürfen zum 150-PS-Spitzenmotor schielen. Wenngleich der Tscheche ein handlich-präzises Fahrverhalten liefert, so ist der ausgewiesene Federungskomfort seine große Stärke. Der Verbrauch? Fällt mit 6,3 Litern ebenfalls überzeugend aus. Vorausschauend bewegt sind sogar Schnitte unter fünf Liter möglich, das DSG unterstützt dabei fleißig mit Segeln.
Kein Panzer, erst recht kein Spritschlucker – der Kamiq beweist, wie vernünftig ein SUV heute sein kann. Womit sich der Siegeszug sicher weiter fortsetzen wird.