Martin Santoro
· 17.07.2021
Seats pfiffiges City-SUV gibt es auch mit CNG-Antrieb. Der Arona TGI kann besonders umweltfreundliches Biogas verwerten. Was bietet der 90-PS-Seat noch?
Erdgas als Treibstoff gibt es schon recht lange (GUTE FAHRT 1/2018) und führt hierzulande dennoch ein Schattendasein. Woran liegt das? Der alternative Kraftstoff ist wenig bekannt, Gas im Tank erzeugt zudem bei Manchem Unbehagen. Laut TÜV ist ein CNG-Auto aber mindestens genauso sicher wie ein Diesel- oder Benzin-Auto.
Compressed Natural Gas ist klimafreundlicher als Benzin und Diesel, lässt sich praktisch in jedem modifizierten Ottomotor verbrennen und ist einfach und flott zu tanken. Zudem liefern immer mehr der 850 Tankstellen in Deutschland aus Gülle, Grünschnitt oder Windstrom gewonnenes Biogas, das einen annähernd CO2-neutrale Mobilität sichert. CNG spart obendrein bares Geld: Das Kilogramm kostet nur zwischen einem und 1,15 Euro, da der Gesetzgeber bis 2026 eine Steuervergünstigung garantiert.
Wem die Vorteile von Erdgas überzeugen, findet im Portfolio des Volkswagen-Konzerns die größte Auswahl an CNG-Modellen. Im Segment der boomenden City-SUV sticht der pfiffige Seat Arona TGI hervor. Der auf dem Ibiza basierende Spanier bietet bei etwa gleichen Abmessungen eine um fünf Zentimeter höhere Sitzposition, was immer mehr Käufer zu schätzen wissen.
Angetrieben wird der nur 4,14 Meter kurze Arona vom bewährten, 90 PS starken Einliter-Dreizylinder. Der Turbo-Motor erfuhr bereits letzten Herbst – im Zuge strengerer Schadstoffregelungen ab 2021 – eine leichte Überarbeitung, wodurch er die aktuell erforderliche Abgasnorm Euro 6d-ISC-FCM erfüllt. Der 160 Newtonmeter Drehmoment liefernde Turbo-Motor passt vorzüglich zum City-Crossover, auch wenn eine Beschleunigung von null auf Tempo Hundert in 11,9 Sekunden nicht den sportlichsten Papierwert liefert. Doch dreht die kleine Maschine bis zum Schaltpunkt von 5.500/min recht munter hoch, sobald die Marke von 1.800 Umdrehungen überwunden ist. Will der Arona TGI flott bewegt werden, verlangt die obligatorische Sechsgang-Box häufiger manuelle Schaltvorgänge, die das Getriebe mustergültig flüssig und präzise umsetzt. Für den simulierten Überholvorgang von 80 auf 120 km/h vergehen bestenfalls knapp über neun Sekunden, das Spitzentempo liegt bei 178 Stundenkilometern. Der Motor reicht für den Stadtverkehr und über Land vollkommen aus, bei Autobahn-Richtgeschwindigkeit schwimmt der kleine Spanier munter mit. Das Fahrverhalten entspricht dem des konventionellen Benziners. Der Testwagen in der FR-Ausstattung kurvt locker ums Eck, ohne mit übertriebener Straffheit zu nerven. Die Lenkung gibt ausreichend Rückmeldung, die Bremsen verzögern das 1,3-Tonnen-Leichtgewicht angemessen und sicher.
Die Reichweite passt
Und der Verbrauch? Neben den drei Erdgas-Tanks im Unterboden verfügt der Arona TGI über ein neun Liter großes Benzinreservoir. Für den Fall, dass die nächste CNG-Tankstelle weiter entfernt liegt, lassen sich damit mindestens 150 Kilometer zurücklegen. Dies entspricht eher einer erweiterten Reserve – allein wegen dieser quasi monovalenten Auslegung empfiehlt es sich, so oft als möglich mit CNG zu fahren. Der Durchschnittsverbrauch fällt im Test mit 4,2 Kilogramm pro hundert gefahrener Kilometer erfreulich niedrig aus. Mit einer Nettokapazität von 13,8 Kilo ist der Gasvorrat nach 330 Kilometern aufgebraucht. Sehr behutsam und vorausschauend bewegt, verlängert sich die Reichweite auf knapp 450 Kilometer. Der Fahrer kann im übrigen nicht wählen, mit welchem Kraftstoff gefahren wird. Solange Gas im Tank ist, fährt der Arona TGI stets mit CNG. Nur bei frostigen Temperaturen wird Benzin zum Kaltstart genutzt.
Glücksmomente an der Tankstelle
Woraus ergibt sich der erwähnte Preisvorteil? Erdgas besitzt einen höheren Energiegehalt als Benzin und Diesel, bei gleichzeitig geringeren Kosten. Ein Kilogramm CNG beinhaltet die Energie von rund 1,28 Litern Diesel, respektive 1,44 Litern Benzin. Umgerechnet führt ein Kilopreis Erdgas von 1,10 Euro zu einem Super-Benzin-Preisäquivalent von unter 80 Cent. Und die einfach zu handhabende CNG-Betankung resultiert beim Seat Arona TGI in Tankquittungen von maximal 15 Euro. Lediglich das leichte Zischen beim Lösen der Füllkupplung ist für CNG-Novizen anfangs etwas ungewohnt.
Anders der Innenraum, der sich gewohnt bedienfreundlich wie bei den Modellbrüdern gibt. Einzig das modifizierte Kombiinstrument unterscheidet die Erdgas-Version. Hier wird die Temperaturanzeige des Kühlwassers gegen den Füllstand der CNG-Tanks getauscht.
Unser Testwagen markiert die kleinste Leistungsstufe in der FR-Linie (23.360 Euro). Der 110-PS-Benziner kostet hier 100 Euro weniger. Erhältlich ist der Arona TGI ab der Ausstattung Style zu 21.320 Euro. Der Mehrpreis von 755 Euro gegenüber dem konventionellen Style-Benziner mit fünf PS mehr Leistung wird durch den der Mehraufwand, den die CNG-Technologie mitbringt, gerechtfertigt. Amortisieren dürften sich diese Kosten zudem rasch. Ein geringerer Verbrauch und günstigere Erdgas-Preise sprechen unisono für das CNG-Modell. Wer zudem vorwiegend Biogas tankt und damit die Umwelt schont, kommt in der Klasse der City-SUV am Arona TGI eigentlich kaum noch vorbei.