Skoda Superb Combi vs. VW Passat VariantGroße Klappe, viel dahinter!

Martin Santoro

 · 19.02.2021

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Foto: Jan Bürgermeister

Zwei edle Mittelklasse-Kombis werben mit Ladevolumen und durchdachten Details um Familien und Platzbedürftige. Kann der Skoda Superb Combi dem Platzhirsch VW Passat Variant im direkten Vergleich gefährlich werden? Beide Raumwunder treten hier mit dem überarbeiteten und supersauberen Zweiliter-Diesel mit 150 PS an

Der Passat blickt auf eine glorreiche Karriere zurück. Mit über 30 Millionen produzierten Exemplaren seit 1973 gehört er zu den meistverkauften VW-Modellen überhaupt. Bereits seit 2014 trägt die aktuell siebte Generation ihren Teil zu dieser außergewöhnlichen Erfolgsstory bei. Nach umfassender Renovierung in 2019 ist er mit erweiterter Sicherheitsausstattung und modernisierter Konnektivität auch im gesetzten Alter in Topform. Im Vergleichstest gegen den im selben Jahr aufgefrischten Skoda Superb Combi muss der Passat Variant 2.0 TDI mit 150 PS Leistung und DSG zeigen, ob er als Platzhirsch weiterhin der Maßstab in der Kombi-Mittel- klasse bleibt.

In puncto Platzangebot, Temperament und Funktionalität spielen beide Transport-Profis in der gleichen Liga, mit ihren feinen Ausstattungslinien sowie oberklassigen Extras erweisen sie sich auch bei Komfort, Assistenz und Infotainment als vollkommen zeitgemäß.

Technisch herrscht weitgehend Einigkeit zwischen den Konzernbrüdern. Der Basispreis des Skoda liegt bei 34.590 Euro, der des VW bei 38.330 Euro. 46.425 Euro freilich ruft VW für den Passat Variant mit Siebengang-DSG in der Top-Ausstattung Elegance auf. Für die R-Line-Ausrichtung des Testwagens mit Exterieur-Akzenten, Sportpaket inklusive Progressivlenkung und elektronischer Diff-Sperre XDS, DCC-Dämpfern und 18-Zoll-Rädern kommen etwa 3.800 Euro dazu.

Der identisch angetriebene und bereifte Skoda tritt beim Duell in der mittleren Ausführung Style für 42.020 Euro an. Selbstbewusste Preise also, immerhin fällt die Ausstattung angemessen üppig aus. Matrix-LED-Scheinwerfer sind bei beiden ebenso im Grundpreis inbegriffen wie Fensterchrom, elektrische und beheizbare Vordersitze oder ein schlüsselloses Start-Stopp-System. Beim Passat sind zudem seitliche Zierleisten, Teilledersitze, Drei-Zonen-Klimaanlage, die automatische Abstandsregelung ACC und der Spurhalteassistent „Lane Assist“ an Bord. Der günstigere Superb kontert mit Außenspiegel und Fahrersitz mit Memoryfunktion, Beifahrersitzverstellung vom Fond sowie elektrisch betriebener Heckklappe.

Wie sich reichlich Platz klug gestalten lässt

Ist jene Klappe – jetzt mit groß gelettertem Markennamen – einmal offen, bekommen pragmatisch veranlagten Laderaum-Verfechtern glänzende Augen. Mit 660 bis 1.950 Litern schluckt derzeit kein Kombi mehr Gepäck wie der Superb, der Passat bietet 650 bis 1.780 Liter. Der Skoda darf 700 Kilo zuladen, der VW 655 Kilo. Auch bietet der Skoda eine etwas großzügiger geschnittene Laderaumöffnung.

Mit der dreigeteilten Rücksitzbank (40:20:40) des VW kann er (60:40) hingegen nicht punkten. Eine Durchreiche sowie Unterbodenfächer, in denen sich mit etwas Übung Rollo und Netz fest sitzend unterbringen lassen, gibt es bei beiden. Ebenso allerlei Fixiersysteme, um das Gepäck sicher zu transportieren. Allerdings passt das Abdeckrollo beim Passat nicht mehr ins Zwischenfach, wenn der auf massiven Alu-Schienen gleitende Zusatzboden zu 380 Euro eingebaut ist. Sperrige Güter von bis zu zwei Metern Länge passen bei umgelegter Fondlehne in den VW. Beim Skoda dürfen beispielsweise Holzlatten oder Gardinenstangen sieben Zentimeter länger sein. Seitens der verwendeten Verkleidungsmaterialien ist der Laderaum im Superb auch für Gröberes geeignet, während der Variant mit edlem Velours ausstaffiert ist – demnach bei handwerklichen Transportgütern schützende Auflagen gut tun.

Über das Platzangebot für die Insassen muss man wenig Worte verlieren, denn es ist jeweils sehr üppig – mit leichten Vorteilen für den VW in puncto Sitzlänge und Kopffreiheit. Die luxuriöse Beinfreiheit im Fond des Skoda (25 Zentimeter) kann er aber nicht toppen – wobei 17 Zentimeter für normal Gewachsene völlig ausreicht.

Nahezu Gleichstand herrscht auch im Bereich Unterhaltung und Fahr- erassistenz, seit dem Update durchaus auf dem Niveau von Nobelkombis á la Audi A6. Superb wie Passat sind mittels eigener SIM-Karte bestens vernetzt, lassen sich per Smartphone sogar öffnen und können auf der Autobahn teilautonom schon sehr gekonnt Fahrspur und Geschwindigkeit halten oder anpassen. Unterschiede gibt es vor allem bei der Zusammenstellung einzelner Assistenzpakete. Beispielsweise kombiniert der Passat den Anhängerrangier- und Parklenkassistenten zu 635 Euro, exklusive der 360-Grad-Umgebungsansicht mit Rückfahrkamera zu 870 Euro. Beim Skoda wiederum werden diese Systeme zu 1.710 Euro gebündelt, jedoch kostet die Rückfahrkamera dann 360 Euro extra.

Clever und nutzungsorientiert vernetzt

Beide Kombis locken mit einer komplett kabellosen Smartphone-Anbindung sowie mächtigen Infotainment-Systemen. Alles in allem schnürt der Passat mit dem Business Premium-Paket (1.295 Euro) plus Top-Navi Discover Pro inklusive „Streaming & Internet“ zu 2.990 Euro das teurere aber auch umfangreichere Gesamtangebot. Der Skoda hält sich da etwas zurück und spielt mit dem Paket Business Columbus für 2.390 Euro nicht das bunteste Betriebssystem auf die Festplatte. Jedoch gelingt beim Tschechen die Bedienung etwas intuitiver.

Der TDI als perfekter Antrieb

Gefallen hat auch die nach wie vor einwandfreie Ablesbarkeit der analogen Skoda-Instrumente. Beim Testwagen wurde auf das digitale Kombiinstrument zu 390 Euro verzichtet, während das Pendant im Passat (510 Euro) vielseitige wie messerscharfe Grafiken liefert. Dass ein Head-up-Display (565 Euro) durch Projektion diverser Infos auf die Windschutzscheibe weniger vom Verkehrsgeschehen ablenkt, bestätigte sich im Passat. Ein vergleichbares System bleibt der Superb derweil noch schuldig.

Weitaus wichtiger ist der Eindruck, den Motor und Fahrwerk hinterlassen. Die laufruhigen und gut gedämmten Vierzylinder-Diesel unter der Motorhaube sorgen für ausreichend und angenehm gleichmäßigen Schub, während das siebenstufige Doppelkupplungsgetriebe sanft und schnell die Gänge wechselt. 360 Newtonmeter Drehmoment bereits bei 1.600 Touren sind zudem Garant für flotten Vortrieb bei einem niedrigem Drehzahlniveau mit einer daraus resultierenden geringen Geräuschentwicklung. Von Seiten der Fahrleistungen besteht bei minimaler Abweichung quasi Gleichstand. Der knapp 20 Kilo leichtere Passat beschleunigt von null bis Tempo 160 kaum schneller als der Skoda. Null-Hundert mit Neuner-Werten und über 200 km/h Spitze hier wie dort – was will man mehr?

Dass der Diesel hinsichtlich seiner Effizienz für die meisten alltäglichen Fahrprofile derzeit durch nichts zu ersetzen ist, wird gerade anhand der Verbrauchswerte offensichtlich. Den gemischten Testbetrieb absolvierten die stattlichen Kombis mit nur 6,4 und 6,6 Litern Diesel. Noch beeindruckender: Mit etwas Zurückhaltung im Gasfuß und vorausschauender Fahrweise geben sich beide sogar mit Werten deutlich unter fünf Litern auf 100 Kilometer zufrieden. Die turbogeladenen Evo-Aggregate (EA288evo) entsprechen zudem den neuesten Abgas-Regeln, die eine noch stärkere Reduktion von Kohlendioxid- und Stickstoffoxid-Emissionen verlangen. Der praktische Umweltschutz gelingt unter anderem mittels doppeltem SCR-Katalysator-System samt zweifacher AdBlue-Dosierung, kurz Twindosing genannt.

Vorbildlich ist auch der Federungskomfort ihrer Adaptiv-Fahrwerke (DCC). Insbesondere der Superb spricht je nach Einstellung extra-sensibel an, geht selbst über grobe Unebenheiten gelassen hinweg. Im Direktvergleich wirkt der um 15 Millimeter tiefergelegte (R-Line Sportpaket) Passat straffer im Abrollen, bietet gleichwohl einen sehr beachtlichen Reisekomfort. Auch die Wankneigung hält sich bei beiden in Grenzen.

In Sachen Lenkung herrscht Einigkeit: Die VW-Progressivlenkung arbeitet genauso präzise und rückmeldestark wie die des Skoda (Aufpreis). Die Lademeister lassen sich herrlich entspannt dirigieren, sie durcheilen dank 18-Zoll-Bereifung Kurven präzise und sicher, der Passat mit etwas mehr Verve. Er liegt bei der Sport-Wertung leicht vorne. Beide krönen den tollen Auftritt mit fein dosierbaren und zupackenden Bremsen.

Der persönliche Geschmack entscheidet

Unterm Strich geht der Passat knapp aber überzeugend als Sieger vom Platz, wenn über den praktischen Nutzen und seine Allround-Talente hinaus besonderer Wert auf eine längere Sonderausstattungsliste gelegt wird. Andererseits ist der Skoda erste Wahl, wenn man zur Spitze der Geräumigkeitsskala tendiert und eine günstigere Kostenbilanz vor Image und höherwertigen Materialien steht. Erkaufen lässt sich dies wiederum mit den Ausstattungen Sportline oder L&K.