Skoda Kodiaq Style 2.0 TDI DSG (150 PS)Gut, besser, Kodiaq

Joachim Fischer

 · 08.08.2022

Skoda Kodiaq Style 2.0 TDI DSG (150 PS): Gut, besser, KodiaqFoto: Jan Bürgermeister

Skoda versteht sich auf perfekte Raum-Ökonomie. Der Kodiaq ist ein klasse Beispiel dafür. Nach dem Facelift ist er noch attraktiver. Ein erster Test mit dem 2.0 TDI DSG

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Foto: Jan Bürgermeister

Ganz schön schwer: Etwas wirklich Gutes noch besser zu machen, ist kniffelig. Eine solche Aufgabe musste Skoda beim Facelift des Kodiaq lösen, dem ersten SUV der tschechischen Traditionsmarke. 2017 kam der große Allroader auf den Markt und wurde aus dem Stand zum Verkaufsschlager. Der Grund: gelunge­nes Design, Top-Ausstattung, pfiffige Details, moderne Technik und das zu einem fairen Preis. Was will man da verbessern?

2021 rollte der behutsam überarbei­tete Kodiaq zu den Händlern. Jetzt musste sich ein Kodiaq Style mit dem Einstiegs-Diesel 2.0 TDI nebst 7-Gang-DSG und Frontantrieb im GF-Test beweisen. Die Gretchen- Frage dabei: Reichen 150 PS und 360 Nm ma­xima­les Drehmoment, um den stattli­chen SUV vernünftig an­zutreiben?

Moderne Front

Wir starten mit einem kleinen Rundgang, rekapitulieren die dezenten Änderungen an der Karosserie, die von den Abmessungen her praktisch identisch geblieben ist. Die neue Front steht dem Kodiaq ausge­zeichnet, wirkt mo­derner. Der chromgeschmückte, ak­tu­elle Skoda-Grill steht deutlich auf­rechter als zuvor und mündet harmonisch in die beim Style-Modell serienmäßig verbauten Matrix-LED- Scheinwerfer, die ihrerseits deutlich flacher ausfallen als beim Vorgänger­modell. Die Nebelscheinwerfer stecken direkt unter diesen und bilden ein Vier-Augen-Ge­sicht. Die neue Stoßfänger- Schürze erzeugt mit ihrem schwarzen Einsatz optische Breite. Ganz unten ist ein alufarbener Unterfahrschutz angedeutet, der von der „Scout“-Ausstattung des Vorgän­gers übernommen wurde. Der „Scout“ ist mit dem Modellwech­sel entfallen.

In der Silhouette hat sich der Kodiaq praktisch nicht verändert, am Heck fallen die neuen LED-Heckleuchten in Kristallglasoptik mit frischer Leuchtgrafik sowie mit animierten Blinkern (Serie Style) auf. Dazu gibt es einen prominenteren Dachspoiler in Schwarz, der sich an den Scheibenrändern in größeren Finnen fortsetzt. Das war außen bereits das Wesentliche.

Unendliche Weiten und feine Sitze

Drinnen empfangen einen neu designte Sitze. Wie beim alten Modell sind sie super gepolstert und damit uneingeschränkt langstreckentauglich. Dazu bieten sie prima Seitenhalt ohne einzuengen. Beim Style-Modell sind sie zudem serienmäßig voll elektrisch verstellbar, beheizt und mit Memory-Funktion versehen. Gera­de wenn unterschiedliche Fahrer den Kodiaq nutzen, ist das ein Segen. Hinten erwarten einen wieder unendliche Weiten. Selbst 1,90-Meter-Menschen können die Beine übereinanderschlagen, gibt es Kopf- und Kniefreiheit ohne Ende. Dazu die auch einzeln längs ver­schieb­bare, 1/3 zu 2/3 geteilte Rückbank – die Lehne mit Armauflage und Be­cherhaltern lässt sich natürlich klap­pen oder auch in der Neigung verstellen –, zudem ist sie vom Kofferraum aus entriegelbar. Alles Serien-Standard beim Style. Das Gepäckabteil fasst gewalti­ge 835 bis 2.065 Liter, hat viele geräumige Ab­lagen und praktische Taschenhaken an stabilen Schienen, die zuverlässig verhindern, dass der Großeinkauf in dieser Lagerhalle herumrollt. Dazu kann man den variablen La­deboden (190 Euro) or­dern oder die dritte Sitzreihe mit zwei Plätzen (1.250 Euro), die den Kodiaq zum Siebensitzer macht.

In Sachen Infotainment ist der große SUV mit Volkswagens MIB 3 nun auch wieder auf dem neuesten Stand und selbstverständlich immer online. Hinzu kommen das Virtual Cockpit, ein neues Zwei-Speichen-MF-Leder­lenkrad mit praktischen Bedienwalzen und Schaltpaddles, das Bolero-Infotainment, DAB+, die Komfort-Freisprecheinrichtung mit QI-ladefähiger Phonebox, USB-C- Anschlüsse vorne, sowie kabelloses CarPlay und Android Auto.

Serienausstattung ohne Ende

Mehr gefällig? Aber immer: Vollelek­trische Spiegel, Zwei-Zonen-Klima­automatik, das schlüssellose Startsystem Kessy, Dachre­ling, Lenk-, Berg­anfahr-, Fahrlicht- und dynamischer Fernlichtassistent, Parkpiepser und eine GRA. Alles Style-Standard. Zur Abrundung empfiehlt sich das Business-Paket Columbus für 2.450 Euro. Das enthält neben der Top-Navigation auch Care Connect sowie Infotainment Online für 3 Jahre, die Müdigkeitserkennung, die Gepäcknetztrennwand, USB-C-Anschluss, 230-V-Steckdose und abge­dunkelte Scheiben hinten plus Akustikverglasung seitlich, das Digital Cockpit Plus und die elektrische Heckklappe mit Komfortöffnung.

Sie stehen auf Assistenten? Dann sollte man noch das Assistenz­paket Traveler Plus (1.490 Euro) unter die Lupe nehmen. Es beinhaltet den adaptiven Abstandsassistent ACC (bis 210 km/h), Notfall- und Stauas­sistent, den adaptiven Spurhalte-, und Parklenk­assistent sowie die Verkehrs­zeichen­erkennung. Alles, was man gerade auf der Lang­strecke gerne an Bord haben würde.

Und wie fährt sich nun solch ein Kodiaq 2.0 TDI DSG – denn all das und noch ein bisschen mehr hatte unser Testwagen an Bord? Zunächst einmal ungeheuer entspannt! Der Vierzylinder agiert vernehmlich, aber leise und vibrationsfrei. 150 PS sind für einen knapp 1.800 Kilo schweren SUV nicht die Welt, aber die 360 Nm maximales Drehmoment schon ab 1.700/min verleihen ihm dennoch einen bulligen Antritt. Er reagiert spontan auf Gasbefehle, ist der VTG-Turbolader noch nicht auf Touren, braucht er eine kleine Gedenksekunde. Dann geht es jedoch flott voran. Das beweist der Direkteinspritzer auch auf der GF-Messstrecke: 9,6 Sekunden für den Sprint von 0 auf 100 km/h, 26,5 Sekunden auf 160 km/h und 6,8 Sekunden für den Überholspurt von 80 auf 120 km/h sind vollkom­men ausreichend. Die Vmax liegt bei flotten 204 km/h. Mehr braucht es nicht.

Das 7-Gang-DSG verwaltet die Gangstufen im allerbesten Wortsinn angenehm unauffällig. Das soll heißen: es schaltet blitzschnell, ruckfrei und immer zum richtigen Zeitpunkt. Im normalen Fahrbetrieb wird frühzeitig und damit spritsparend hochgeschaltet, auf Sport wer­­den die Gänge länger gehalten, früher zürückge­schal­tet. Dann sind auch sportliche Manöver möglich, denn das Fahrwerk des Kodiaq ist in Verbindung mit den serienmäßigen 18-Zoll-Rädern zwar ziemlich komfor­tabel aber keineswegs sänftenartig ausgelegt. Dadurch halten sich die Aufbaubewegungen wie Nicken beim Bremsen oder Wanken bei schnellerer Kurven­fahrt in Grenzen. Wer mehr Varianz sucht oder wegen der Optik 19-, oder gar 20-Zöller im Sinn hat, sollte in jedem Fall die adaptiven DCC-Dämpfer (1.000 Euro) bestellen. Dann steht einem die volle Bandbreite zwischen flauschig weich abfedernd und sportlich stramm abstüt­zend auf Tastendruck zur Verfügung. Eine feine Sache.

DCC für eine größere Bandbreite

Aber auch dann spürt man beim knackigen Anbremsen und Einlenken das doch hohe Fahrzeuggewicht sowie den höheren Schwerpunkt. Der Fronttriebler reagiert darauf mit gutmütigem Schieben über die Vorderräder, die Traktion beim He­rausbe­schleunigen aus engen Kehren ist gut. Allerdings: Im Ko­diaq 2.0 TDI DSG mit 4x4-Allradantrieb (2.400 Euro Aufpreis) macht Kurvenräubern mehr Spaß.

Die elektromechanische Servolenkung arbeitet höchst präzise und mit angenehmer Unterstützung, bietet zudem ordentliche Rückmeldung von der Fahrbahn. So lässt sich der Kodiaq locker und entspannt über kurvi­ge Landstraßen wie auch durch die City dirigieren. Trotz seiner Länge von knapp 4,70 Metern ist er in der Stadt durchaus wendig und gerade beim Einparken in enge Lücken auch übersichtlich. Die wahre Domäne des Kodiaq ist aber die Langstrecke, sprich die Autobahn. Hier zieht er gelassen, spurtreu, leise und angenehm komfortabel seine Bahnen. Die Sitzposition ist absolut entspannt und die Bedienung bietet einen ausgewogenen Mix aus klassischen Schaltern und Drehreglern sowie Touch-Bedienung am Info­tainment-Terminal. So reist es sich souverän und Dank des unverschämt großzügigen Platzangebots fast schon wie in der Luxusklasse.

Im Gegensatz zu dieser ist der Verbrauch des Kodiaq 2.0 TDI aber eher Kompaktklasse-würdig. 6,4 Liter Die­sel verbrauchte der Dank Oxi-Kat, DPF und SCR-Twin-Do­­sing-System mit doppelter AdBlue-Einspritzung super­saubere Selbstzünder im Testschnitt pro 100 Kilo­meter. Werte unter sechs Liter sind möglich, bei strammem Tempo können es auch gut acht Liter werden.

Ab 44.060 Euro kostet der Kodiaq Style 2.0 TDI DSG mit 150 PS. Noch immer ein faires Angebot, denn da­für gibt es eine satte Portion SUV mit einer Top-Se­rien­ausstat­tung. Skoda hat es also geschafft: aus etwas wirklich Gutem noch etwas Besseres gemacht.


Test kompakt

Der Skoda Kodiaq ist nach wie vor das perfekte Reise-SUV – behutsam modernisiert und digital auf die Höhe der Zeit gebracht. Geradezu unverschämt viel Platz, pfiffige De­tails und eine Top-Ausstattung treffen mit dem 2.0 TDI plus DSG auf einen grundsoliden, supersauberen und obendrein sparsamen Diesel-Antrieb, der mit 150 PS und 360 Nm auch genug Power für entspanntes Fahrvergnügen bietet.