Skoda Kodiaq - Schulbus, Lastesel und Luxus- Liner

Joachim Fischer

 · 01.03.2023

Skoda Kodiaq - Schulbus, Lastesel und Luxus- LinerFoto: Hardy Mutschler

Für Menschen mit hohem Platzbedarf und reger Reisetätigkeit ist der Skoda Kodiaq immer eine Option. Kann er auch mit dem 150 PS starken TSIBenziner und Frontantrieb überzeugen?

Der Skoda Kodiaq ist seit seinem Erscheinen im Jahr 2017 ein Universal-Talent – und genau deshalb auch so ungeheuer beliebt. Sein äußerst gelungenes, zeitloses Design mit hemdsärmeligem Offroad-Touch wurde auch beim Facelift 2021 nur wenig verändert. Das ist gut so. Denn auch die Ur-Kodiaq sehen heute beileibe nicht alt aus, verkauften sich auch kurz vor der Überarbeitung noch blendend. Nun steht der Kühlergrill an der Front etwas steiler, ist in der Form an die aktuelle Linie des Hauses Skoda angepasst. Ein paar Details wurden zudem behutsam retuschiert. Die umfassendsten Änderungen betrafen im Verborgenen die Elektronik.

Die Gründe für seinen Erfolg sind also durchweg erhalten geblieben: das überragende Platzangebot für Passagiere und Gepäck, die zumindest ab dem „Style“-Modell wirklich exorbitant umfangreiche Serienausstattung, die ausgezeichnete Verarbeitung und ein fairer Preis für das Gesamtpaket.

Reicht der 150 PS starke 1.5 TSI?

Seine allgemeinen Qualitäten hat der Kodiaq bereits in einigen GF-Einzeltests unter Beweis gestellt, darum soll es heute erst einmal um die Frage gehen, ob unser Testwagen mit dem 1.5-TSI-Benziner für dieses stattliche Automobil ausreichend dimensioniert ist. Der bewährte Vierzylinder aus dem VW-Konzernregal verrichtet in vielen Modellreihen des Markenverbundes seinen Dienst – vom Kleinwagen bis hin zu großen SUV. Kann das gutgehen?

Für Menschen mit hohem Platzbedarf und reger Reisetätigkeit ist der Skoda Kodiaq immer eine Option. Kann er auch mit dem 150 PS starken TSI-Benziner und Frontantrieb überzeugen?
Der riesige Kofferraum fasst 835 bis 2.065 Liter, dazu ist die Rückbank serienmäßig in Segmenten längs verschiebbar, die Lehnenneigung einstellbar
Foto: Hardy Mutschler

Mit seinen knapp 1,5 Litern Hubraum, 16-Ventil-Technik und Turboaufladung nebst Ladeluftkühlung ist er ein klassisches Downsizing-Triebwerk, leistet 150 PS von 5.000 bis 6.000 Kurbelwellenumdrehungen sowie maximal 250 Nm Drehmoment, die von 1.500 bis 3.500/min anstehen. On Top verfügt er über die Zylinderabschaltung ACT, die im Teillastbereich zwei Brennkammern unmerklich in den Kurzurlaub schickt und im Bedarfsfall blitzschnell wieder zur Arbeit ruft. Darüber hinaus ist der Motor mit Dreiwege-Kat und Otto-Partikel-Filter natürlich zeitgemäß abgasgereinigt nach Euro 6d-ISC-FCM.

Kein Handschalter, kein Allradantrieb

Die Kraftübertragung auf die Vorderräder übernimmt ein 7-Gang-Doppelkupplungs-Automat mit Sportprogramm, Tiptronic-Funktion und Schaltwippen am eleganten 2-Speichen-MF-Lenkrad. Eine Version mit Handschaltung ist nicht zu haben, ebenso wenig der 4x4-Allradantrieb, der nur in Verbindung mit dem 190 PS starken 2.0 TSI-Benziner oder den drehmomentstarken Diesel-Aggregaten erhältlich ist. Nach dem Start verfällt der Basis-Benziner sofort in einen extrem leisen, vibrationsfreien Lauf. Man hört fast nichts im gut gedämmten Kodiaq. Los geht’s. Der drehfreudige TSI nimmt sauber Gas an, scheucht den immerhin rund 1.700 Kilo schweren Kodiaq munter aus den Startlöchern. Dank des hohen Drehmoments schon ab 1.500/min lässt der Turbolader den doch kleinen Hubraum vergessen, gönnt sich nur beim Übergang von Schub- auf Lastbetrieb eine kurze Verschnaufpause. Im City-Verkehr schwimmt man dank der stimmigen Getriebeabstufung dennoch munter mit, hat immer genügend Druck auf dem Kessel.

Agil in der City, souverän über Land

Über Land zieht der Kodiaq ebenso souverän seine Bahn. Das DSG schaltet spritsparend früh hoch, die ACT legt bei geringer Lastanforderung vorübergehend zwei Zylinder still, was allein durch ein kleines Symbol in der Multifunktionsanzeige zu bemerken ist. Will man einen Zwischenspurt einlegen, genügt ein kräftiger Tritt aufs Gaspedal, das DSG schaltet einen oder gleich mehrere Gänge herunter und ab geht die Post. Möchte man sportlich unterwegs sein, empfiehlt es sich, auf die S-Stellung des Getriebes zu wechseln. Dann hält der Automat die Gänge länger und schaltet beim Anbremsen früher herunter. Dadurch ist man entweder im Bereich des höchsten Drehmoments unterwegs oder der TSI produziert Kraft via Drehzahl. Das kostet aber freilich Sprit. Ebenso verhält es sich auf der Autobahn. Wer im Verkehr gleichmäßig bei 130 km/h mitschwimmt, kann sogar ab und an sehen, dass sich die ACT einschaltet.

Wer auf der linken Spur die Pace vorgeben will, muss das rechte Pedal kräftig massieren. Und jenseits von 160 km/h braucht es etwas Geduld, um die Vmax von 208 anzupeilen. Das untermauern auch unsere GF-Messwerte: Aus dem Stand auf 100 km/h benötigt der Kodiaq 1.5 TSI 9,3 Sekunden, bis 160 km/h sind es 25,3 Sekunden. Der Überhol-Spurt von 80 auf 120 km/h gelingt in 6,5 Sekunden. Die Fahrweise bestimmt folglich auch in allererster Linie den Verbrauch. Im Schnitt auf der GF-Verbrauchsrunde genehmigte sich der 1.5 TSI 8,0 Liter pro 100 Kilometer. Streichelt man das Gaspedal eher als dass man es tritt, können auch unter sieben Liter durch die Einspritzdüsen rinnen. Tobt man auf der Autobahn herum, sind rund 10 Liter fällig. Sie haben es selbst im Fuß!

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Foto: Hardy Mutschler

Einladen wird im Kodiaq nicht zur Puzzle-Aufgabe – Platz ist in Hülle und Fülle vorhanden. Die optionale elektrische Heckklappe vereinfacht zudem das Handling

In jedem Fall gilt: Bei zurückhaltender, besonders gleichmäßiger und vorausschauender Fahrweise kann man den Kodiaq trotz der großen, hochgelegten Karosserie und seines doch stattlichen Gewichts auch mit dem kleinen 1.5 TSI ausgesprochen sparsam bewegen. Tendenziell eher sportliche Fahrernaturen sollten allerdings – auch mit Blick auf den Verbrauch – besser über den 190-PS-TSI oder einen der bulliger antretenden Diesel nachdenken, auch wenn die derzeit nicht mehr so angesagt sind.

Feines Fahrwerk, gute Dynamik

In Sachen Fahrwerk macht der Kodiaq keine Kompromisse. Mit den Serien-18-Zöllern der Style-Ausstattung ist er ausgesprochen komfortabel ausgelegt. Die Karosserie zeigt Wank- und Nickbewegungen in schnellen Kurven und beim Anbremsen, doch der Kodiaq ist ja kein Sportwagen. Das Fahrverhalten ist neutral, sticht man sehr schnell in engere Kehren, schiebt das SUV geduldig über die Vorderräder, das Heck bleibt stabil.

Dazu werkelt im Hintergrund das ESP. Die Traktion beim Herausbeschleunigen aus Kurven sowie beim Anfahren lässt keine Wünsche offen, der kleine TSI hat hier einfach nicht die Power, um die 235/55er-Reifen in Verlegenheit zu bringen. Dennoch würden wir empfehlen, das adaptive Fahrwerk DCC für 1.000 Euro mitzubestellen. Es bietet situativ mehr Stabilität und eine weite Spreizung zwischen einer noch komfortableren oder einer sportlichstraffen Abstimmung, die auf Touch-Befehl in den ergänzend mitgelieferten Fahrprofilen (einzeln 110 Euro) ausgewählt werden kann. Insbesondere wer mit größeren 19-Zoll-Rädern liebäugelt, sollte nicht vergessen, hier ein Häkchen im Konfigurator zu setzen.

Solch eine ungeheure Kopf- und Kniefreiheit auf der Rückbank ist selbst in der Luxus-Klasse nicht alltäglich
Foto: Hardy Mutschler

Die elektromechanische Servolenkung agiert zielgenau, nicht zu leichtgängig und bietet eine ordentliche Rückmeldung zu Straßenbelag sowie Fahrstabilität. Die Bremsen sind von zupackender Natur, standfest und am Pedal fein dosierbar. Auch hier: Alles bestens! Kommen wir nun zu den eingangs angesprochenen, ausgewiesenen Stärken des Kodiaq. Zunächst das Platzangebot: Fahrer und Beifahrer thronen königlich auf ausgezeichneten Sitzen, die nicht einengen. Kopfund Ellenbogenfreiheit sind fürstlich. Hinzu kommen jede Menge praktische Ablagen.

Im Fond wird es noch besser. Hier verstrubbeln sich selbst Zwei-Meter-Männer nicht das Haupthaar, können sogar locker die Beine übereinanderschlagen. Hilfreich ist hierbei die serienmäßige, auch im Verhältnis 2/3 zu 1/3 über zehn Zentimeter längsverschiebbare Rückbank mit ebenfalls verstellbarer Lehnenneigung. Wer nun glaubt, dass damit das Gepäckabteil auf Schmuckschatullen-Größe schrumpfen würde, ist auf dem Holzweg: 835 bis gewaltige 2.065 Liter Volumen stehen zur Verfügung, angereichert durch praktische seitliche Ablagen, stabile Taschenhaken und Fernentriegelungen für die Lehnensegmente. Wer den verstellbaren Ladeboden für 190 Euro extra ordert, findet ab Ladekante eine ebene Fläche bis zu den Vordersitzlehnen vor, darunter gibt es weitere Verstaumöglichkeiten für Kleinkram. Optional kann der Kodiaq für 1.250 Euro sogar als Siebensitzer geordert werden und so eine Karriere als Mini-Schulbus starten. Kurzum: Variabilität und Platzangebot sind für ein Fahrzeug mit rund 4,70 Metern Außenlänge und einem Radstand von knapp 2,80 Metern einfach gigantisch.

Luxus-Extras serienmäßig

Ein weiterer Pluspunkt für den Kodiaq Style ist seine wirklich üppige Serienausstattung. LED-Matrix-Scheinwerfer mit dynamischem Fernlichtassistent, LED-Heckleuchten mit animierten Blinkern, Nebelscheinwerfer mit Abbiegelicht, beheizte Scheibenwaschdüsen, vollelektrische, anklappbare Außenspiegel, das schlüssellose Zugangs- und Start-System „Kessy“, Parksensoren vorne und hinten, Chromleisten an Grill und Fenstern, die silbern eloxierte Dachreling – alles Serie. Drinnen sind die Vordersitze beheizbar und inklusive Lendenwirbelstütze voll elektrisch verstellbar. Sogar die Memoryfunktion ist bereits ab Werk integriert. Hinzu kommen das Digital-Cockpit, Mittelarmlehnen vorne wie hinten, das MF-Lederlenkrad mit Schaltwippen, die 2-Zonen-Climatronic, der automatisch abblendende Innenspiegel und Isofix-Kindersitzbefestigungen. Serienmäßige elektronische Helfer finden sich in Form des Spurhalte-, Berganfahr- und Frontradarassistenten inklusive City-Notbremse und Personenerkennung. Zudem gibt’s eine GRA und den Regensensor.

18-Zoll-Winter-Alus „Trinity“ mit 235/55er-Pneus kosten 1.956 Euro extra. Die schicken Alus alleine kosten 250 Euro Aufpreis
Foto: Hardy Mutschler
Wahlweise gibt es den Kodiaq auch als 7-Sitzer. So ausgestattet eignet sich das zeitlos-elegant designte SUV auch als privater Schulbus

Als Infotainmentsystem ist ab Werk die „Bolero“-Anlage mit Touchscreen, acht Lautsprechern und DAB+ integriert. Darüber hinaus an Bord: die Sprachsteuerung, USB-C-Anschlüsse vorne sowie die Komfort-Freisprecheinrichtung mit Phonebox und Qi-Lader sowie die auch kabellos funktionierende Smartphone-Einbindung Smart Link für CarPlay und Android Auto. Zuviel versprochen? Sollte dennoch etwas fehlen, hilft der Blick in die Extra-Liste. Attraktiv ist hier das Business Paket Columbus, das im Wesentlichen für 2.350 Euro die große Navigation, das Digital-Cockpit Plus, die elektrische Heck- klappe mit Fußkick-Steuerung, eine 230-Volt-Steckdose, die abgedunkelten Heck- und hinteren Seitenscheiben sowie die Gepäcknetz-Trennwand enthält. Einiges davon ist auch als Einzelposition erhältlich.

Extra-Pakete für den individuellen Touch

Wiederum in Paketen sind zusätzliche Assistenz-Systeme verfügbar. Die All-Inclusive-Lösung „Traveller Plus“ bringt für 1.490 Euro die komplette Mannschaft an den Start: den „Adaptiven Abstandsassistenten“ ACC (bis 210 km/h), die Multifunktionskamera, Notfallund Stauassistenten, den Parklenkassistenten sowie die Verkehrszeichenerkennung. Brauchen Sie alles nicht? Mag sein, aber wer oft auf Langstrecken unterwegs ist, wird die elektronischen Helferlein schätzen. Und genau dafür ist der Skoda Kodiaq konzipiert: fürs genussvolle Reisen, für entspannte Langstrecken, für den höchst komfortablen Transport von Menschen und Ladung. Und solange man es dabei geruhsam angehen lässt, reicht auch der kleine Basis-Benziner 1.5 TSI DSG (ab 40.950 Euro) vollkommen aus.


Skoda Kodiaq 1.5 TSI DSG Style

Motor

  • Reihen-Vierzylinder-Ottomotor mit Abgasturboaufladung und Ladeluftkühlung
  • vorn quer
  • 16V
  • zwei oben liegende Nockenwellen (DOHC) mit Zahnriemenantrieb
  • Zylinderabschaltung ACT, Benzin-Direkteinspritzung
  • vollelektronisches Motormanagement mit E-Gas
  • Dreiwege-Katalysator
  • OPF
  • Start/Stopp-System
  • Rekuperation
  • Abgasnorm Euro 6d-ISC-FCM

Kraftübertragung

  • Frontantrieb
  • 7-Gang-DSG

Übersetzungen: 1.-7.:

  • 3,19
  • 2,75
  • 1,90
  • 1,04
  • 0,79
  • 0,86
  • 0,66
  • R: 2,90
  • Achse 1.-5./6.,7.,R.: 5,20/3,90

Fahrwerk

  • McPherson-Federbeine mit unteren Dreiecksquerlenkern vorn
  • Mehrlenker-Hinterachse
  • Stabilisator vorn/ hinten
  • elektromechanische Servolenkung
  • Scheibenbremsen vorn (innenbel.)/hinten
  • ESP mit XDS+
  • Reifen (Serie Style): 235/55 R 18 auf 7J x 18 Zoll Alufelgen im Elbrus-Design
  • Testwagen: 235/55 R 18 M&S auf 7J x 18 Zoll Alufelgen im Trinity-Design

Jahreskosten

Kfz-Steuer = 172 Euro

Typklasse Haftpflicht/TK/VK = 14/22/19

Karosserie

  • 5-türiges SUV
  • Stahl partiell verzinkt
  • 5 Sitze (optional 7 Sitze)
  • LxBxH 4.697x1.882x1.688 mm
  • Radstand 2.788 mm
  • Spur v/h 1.585/1.575 mm
  • cW-Wert 0,32
  • Leergewicht (inkl. Fahrer, 75 kg) 1.672 kg
  • zul. Gesamtgewicht 2.280 kg
  • Zuladung 683 kg
  • Ladekante 760 mm
  • Dachlast/Stützlast 75/100 kg
  • Kofferraum 835-2.065 l
  • Anhängelast (bis 12 %, gebr.) 1.800 kg
  • Kraftstofftank 58 l

Assistenten

Serie:

  • Spurhalteassistent
  • Frontradarassistent mit City-Notbremsfunktion und Personenerkennung
  • Berganfahrassistent
  • dynamischer Fahrlichtassistent

Optional (Auswahl):

  • adaptiver Abstandsassistent ACC
  • Notfall- und Stauassistent
  • adaptiver Spurhalteassistent
  • Verkehrszeichenerkennung

Preise (in Euro)

  • Skoda Kodiaq 1.5 TSI DSG Style 40.950 €
  • Race-Blau Metallic 660 €
  • 18-Zoll-Winterräder „Trinity“ 1.956 €
  • Business-Paket Columbus 2.350 €
  • Family-Paket 320 €
  • Schlafpaket 470 €
  • 3-Zonen Climatronic 270 €
  • Adaptives Fahrwerk DCC 1.000 €
  • Assistenzpaket Traveller Plus 1.490 €
  • Variabler Ladeboden 190 €
  • Rückfahrkamera 390 €
  • Dritte Sitzreihe 1.250 €
Das Armaturenbrett präsentiert sich aufgeräumt, gut verarbeitet und haptisch liebevoll ausstaffiert. Das 2-Speichen-MF-Lenkrad mit praktischen Bedienwalzen liegt gut in der Hand, der Infotainment-Bildschirm ist blickgünstig hoch platziert
Foto: Hardy Mutschler

Foto: Hardy Mutschler

Test kompakt

Der Skoda Kodiaq ist ein höchst komfortables Reise-SUV mit unverschämt viel Platz für 5 Personen plus Gepäck. In der Style-Ausstattung bietet er zudem in Serie Oberklasse-Features wie etwa Matrix-LED-Licht. All diese Tugenden bekommt auch der Basis-Benziner 1.5 TSI DSG mit auf den Weg. Fährt man mit ihm gelassen und gleichmäßig, reicht die Leistung von 150 PS vollkommen aus.