Skoda Karoq 1.5 TSIFrischzellenkur für den Bestseller

Martin Santoro

 · 14.09.2022

Skoda Karoq 1.5 TSI: Frischzellenkur für den BestsellerFoto: Jan Bürgermeister

Der neue Karoq fährt optisch nun in der Spur des großen Bruders Kodiaq. Dazu spendiert Skoda neue Assistenzsysteme und überarbeitete Triebwerke, wie den 1.5 TSI mit 150 PS. Ein erster Test!

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Foto: Jan Bürgermeister

Der riesige Erfolg des Karoq kommt nicht von ungefähr. Es sind die perfekten Allround-
Eigenschaften, das stimmige Design, die hochwertige Verarbeitung bei toller Material- qualität und natürlich nicht zuletzt das ausgezeichnete Image von Skoda, die den Tschechen seit Ende 2017 bei hervorragendem Preis-Leistungs-Verhältnis zum Verkaufsrenner machen. Aber Stillstand bedeutet Rückschritt, weshalb der Karoq im fünften Jahr und nach mehr als einer halben Million verkauften Einheiten eine Überarbeitung erfuhr. Neben gelungenen Retuschen an Front und Heck, die den kompakten SUV nun auf Linie zu seinem größeren Bruder Kodiaq bringen, lag der Fokus der Entwickler aber ganz gezielt auf einer effizienzsteigernden Aerodynamik; State-of-the-Art- Assistenzsysteme als auch erweitere Infotainment- und Konnektivitäts-Angebote sollen zusätzliche Kaufanreize schaffen.

Bei der Motorisierung hat man die Wahl unter fünf Triebwerken, welche allesamt die Abgasnorm Euro 6 AP erfüllen. Alle sind aufgeladene Evo-Motoren der neuesten Generation. Neben den beiden Zweiliter-Dieseln mit 116 und 150 PS, die naturgemäß bei SUV-Vielfahrern sehr beliebt sind, finden sich in der Karoq-Preisliste auch drei hochmoderne TSI-Benziner.

Motoren für viele Einsatzzwecke

Den Einstieg bildet nach wie vor der kleine Einliter-Dreizylinder-Turbo mit 110 PS, der wie sein 150 PS starker Vierzylinder-Bruder mit Frontantrieb zu haben ist. Dessen 1,5-Liter-Motor ist darüber hinaus mit Allradantrieb als auch mit komfortablem Doppelkupplungsgetriebe erhältlich. Darüber platziert Skoda weiterhin ein 190 PS starkes Zweiliter-Aggregat nebst DSG und 4x4-Allradantrieb – ein Exklusivangebot in der Ausstattung Sportline.

Tendenziell dürften – wie bisher – die meisten Kunden zum 1.5 TSI mit Frontantrieb greifen, der den Groß- teil aller anfallenden Aufgaben des Alltags abdeckt. Zwischen niedrigen 1.500 und 3.500 Umdrehungen liegen 250 Nm an, seine maximale Leistung offeriert der Turbo-Direkteinspritzer zwischen 5.000 und 6.000 Touren. Der an Frontantrieb und Handschaltung gekoppelte Motor verbraucht dabei nach WLTP-Norm im Schnitt nur 6,1 Liter Super. Die Praxis zeigt meist etwas höhere Werte. Spannung war also vor der Prüfung des Neulings gesetzt, der gleich in der neuen Sonderausstattung „Tour“ auf den Hof der Redaktion fuhr.

Und schon der erste Eindruck überzeugt. Der Auftritt ist viel markanter als bisher, gerade in der hippen Lackierung Stahl-Grau (400 Euro) kommen die Proportionen gut zur Geltung. Die schnittiger weil schmaler gezeichneten Leuchten an Front und Heck bringen den coolen SUV-Look des Kodiaq bei jedoch gefälligeren Abmessungen klasse rüber. In der Größe blieb ja alles auf dem Niveau des Vorgängers. Auf Wunsch gibt es nun auch beim Kompakt-SUV der Tschechen Frontscheinwerfer mit LED-Matrix-Licht.

Matrix-LED-Fahrlicht für noch bessere Sicht

Nach wie vor großartig ist das Raumgefühl im Karoq, das durch praktische Details wie jede Menge Ablagen abgerundet wird. Auch der Sitzkomfort geht auf allen Plätzen in Ordnung. Die bequemen Vordersitze beugen vorzeitiger Ermüdung der Muskulatur durch eine straffe Polsterung erfolgreich vor. Die üppig ausgeformten Seitenwangen geben dem Torso darüber hinaus besten Halt. Wie beim Vorgänger ist auch im neuen Karoq die Lehne der bequemen Fondbank geteilt umlegbar. Noch mehr kann das Sitzsystem Varioflex (610 Euro): Es besteht aus drei längs verschiebbaren Einzelsitzen mit einstellbarer Lehnenneigung, die mit wenigen Handgriffen ausgebaut werden können oder als Zweier-Sitz- anlage konfiguriert werden können. Eine lohnenswerte Investition für ein Plus an Variabilität, das bei komplett ausgebauten Fond-Sitzen ein Ladevolumen von bis zu 1.810 Litern zulässt. Das alles bleibt unseren Test-
wagen mit Standardbank jedoch verwehrt, dessen Kofferraumvolumen allerdings immer noch üppige 756 bis 1.598 Liter bereithält.

Vom Fahrersitz aus werden Karoq-Kenner Neuerungen wie das Zweispeichen-Lenkrad aus dem Octavia mit überarbeiteter Bedienung rasch entdecken. Zusätzlich trumpft insbesondere die Tour-Version serienmäßig mit dem 10,25 Zoll (Serie: 8 Zoll) großen Digital Cockpit Plus, einer Zwei-Zonen-Climatronic sowie LED-Ambientebeleuchtung auf.

Kräftig nachgelegt hat der Karoq auch bei der Sicherheitsausstattung: Auf Wunsch ist das Paket „Traveller Basic“ (910 Euro) an Bord, das vier Assistenzsysteme in sich vereint. Dazu gehören beispielsweise der vorausschauende adaptive Abstands- assistent ACC, der ebenfalls adaptive Spurhalteassistent sowie eine Verkehrszeichenerkennung. Für weitere 480 Euro ist der proaktive Insassenschutz zu haben, der auch den rückwärtigen Verkehr überwacht und bei einem drohenden Crash beispielsweise die Gurte strafft. Überhaupt locken viele Assistenzsysteme zum Kauf. Egal ob die neueste Generation der Einparkunterstützung „Parken Basic“ (640 Euro) oder das Komplettpaket „Parken Plus“ (1.510 Euro) samt 360-Grad Umgebungskameras – die Systeme erleichtern den Alltag enorm.

Doch nun zum TSI-Motor mit 150 PS. Ist der tatsächlich das universelle Antriebsaggregat für den Karoq? Unser Testobjekt war mit Sechsgang-Handschaltgetriebe bestückt, optional ist aber gegen knapp 2.000 Euro Aufpreis auch das Siebengang-DSG zu haben. Sauber nimmt der Vierzylinder das Gas an, dreht agil hoch und überzeugt mit seiner tollen Laufruhe. Beim Spurt aus dem Stand heraus geht es druckvoll voran, subjektiv fallen Unterschiede zum Vorgänger nicht auf. Doch das war auch nicht anders zu erwarten bei identischem Drehmoment. Ein klasse Triebwerk also, stimmig zudem die Abstufung des leicht schaltbaren Getriebes. Der Tscheche gibt längsdynamisch eine gute Figur ab und beschleunigt kraftvoll in 9,1 Sekunden auf Tempo 100.

Der TSI-Benziner der Evo-Generation hat laut Skoda einen höheren Wirkungsgrad als das Vorgängertriebwerk: Ein Einspritzdruck von bis zu 350 bar sorgt für geringere hydraulische Verluste und eine reduzierte Kraftstofffördermenge. Beim 1,5-Liter ersetzt eine innovative, nur 0,15 Millimeter dünne Plasmabeschichtung des Zylinderkurbelgehäuses gusseiserne Zylinderlaufbuchsen und reduziert damit die innere Reibung in den Zylindern. Das soll den Kraftstoffverbrauch und die Emissionen verringern und dank einer gleichmäßigeren Verteilung und Ableitung der Hitze im Brennraum die thermische Belastung reduzieren. Obendrein ist der Einsfünfer weiterhin mit aktivem Zylindermanagement ACT ausgerüstet, das bei geringer Last zwei Zylinder automatisch abschaltet, was den Verbrauch senkt.

Zur Effizienz-Technologie darf auch der aerodynamische Feinschliff Erwähnung finden. Skoda spricht von einer Verbesserung von neun Prozent durch Maßnahmen wie Air-Curtains an der Frontschürze, Räderabdeckungen sowie einen neuen Dachspoiler mit Finlets neben der Heckscheibe.

Optimierte Aerodynamik

Klar ist aber auch: Der rund 1,4 Tonnen schwere Karoq verlangt dann nach viel Gas, wenn es zügig vorwärts gehen soll. Was natürlich auch zu Lasten des Verbrauchs geht. Bei unserem gemischten Testeinsatz deraten 6,9 Litern Super. Lässt man den Karoq indes schön rollen und verzichtet auf Vollgas-Spielereien beim Beschleunigen, sind Werte unter sechs Litern problemlos darstellbar. Die Highspeed-Hatz über die Autobahn bei 180 km/h – als Spitze sind 211 km/h drin – wird aber teuer: Über einen Verbrauchsschnitt von etwa zehn Litern sollte man sich dann aber nicht wundern. Weshalb unterm Strich der 150-PS-TSI im Kompakt-SUV auch nur dann eine kostengünstige Diesel-Alternative darstellt, wenn weder Jahres- kilometerleistung noch Reisetempi allzu hoch ausfallen.

Das Fahrwerk bietet gute Reisequalitäten. Es ist mit passendem Komfort gesegnet, der durch adaptive DCC-Dämpfer (Aufpreis) noch weiter gesteigert werden kann. Das SUV überzeugt zudem mit agilem Handling und einer präzisen Lenkung. Selbst grobe Lastwechsel bringen den Fronttriebler nicht aus der Ruhe, wobei der Schleuderschutz (ASR) des Tschechen mitunter etwas übereifrig wirkt. Unabhängig davon fällt die Verzögerungsleistung hervorragend aus, mit anderen Worten: Die Bremsen sind top.

Abrunden wollen wir den ersten Test mit dem neuen Karoq beim Blick auf die Konnektivität. Eine serien-
mäßige eSIM bietet unter anderem einen Mobilitäts- und Informationsservice im Pannenfall oder zu Fragen rund ums Auto. Eine Telefon-Freisprecheinrichtung ist generell an Bord. Wer sein Smartphone per SmartLink beziehungsweise Wireless SmartLink anbinden möchte, greife zum Infotainmentpaket Bolero, das beim Tour Serie ist – ansonsten zahlt man dafür 920 Euro. Im Gegenzug erhält der Käufer damit auch eine Sprachbedienung sowie eine induktive Lademöglichkeit für das Smartphone. Ein dynamisches Navigationssystem kommt mit den Infotainmentpaketen Amundsen (590 Euro) oder Columbus (1.290 Euro) in den rundum gelungenen Karoq-Relaunch.

Preislich beginnt der Einstieg bei diesem Kompakt-SUV bei 26.320 Euro. Unser Karoq-Testwagen mit 1.5 TSI in der Sonderausstattung Tour startet mit 33.080 Euro. Mit ausgewählten Extras, wie etwa der elektrischen Heckklappe und der sinnvollen 230-Volt-Steckdose, landete er bei rund 35.200 Euro. Nicht allzu viel für das gebotene Gesamt-Paket, dessen Attraktivität einem weiteren Erfolg des Karoq ganz sicher nicht im Wege stehen sollte.

Ein tolles Auto, das mit der sanften optischen Retusche und modernisierter Digitalwelt noch etwas besser geworden ist.


Test kompakt

Auch der neue Skoda Karoq schafft es, auf einer relativ geringen Verkehrsfläche ein nahezu ungeahntes Maß an praktischem Nutzwert unterzubringen – was die nachpolierte Optik noch unterstreicht. Dazu passt der kultivierte 1,5-Liter-Benziner sowie das klasse abgestimmte, agile Fahrwerk. Und das zu einem absolut fairen Preis.