Florian Neher
· 06.03.2023
Auch die vierte Generation Fabia gibt es wieder in der sportlichen Top-Ausstattung Monte Carlo. Reicht die 95-PS-Version, um dem großen Namen gerecht zu werden?
Dass Skoda auf beachtliche Rallye-Erfolge – auch bei der „Monte“ – verweisen kann, wollen wir hier nicht ein weiteres Mal auswalzen. Ebensowenig die Tatsache, dass es die sportliche Top-Ausstattung „Monte Carlo“ beim Fabia schon seit der zweiten Generation (ab 2011) gibt und auch für Scala und Kamiq verfügbar ist. Widmen wir uns lieber direkt dem Auto und wie es fährt. Da der Fabia in Länge, Breite und Höhe jeweils ein paar Zentimeter üppiger ausfällt als der Technik-Bruder Polo, können sich selbst groß Gewachsene weder vorn noch hinten über mangelnde Bewegungsfreiheit beschweren. Zudem fasst der Kofferraum ordentliche 380 bis 1.190 (bei umgelegten Rücksitzlehnen und dachhoher Beladung) Liter und lässt sich dank vollformatig öffnender Heckklape leicht beladen.
Sitzposition und Übersichtlichkeit fallen ebenfalls erfreulich aus, so dass der Fabia problemlos durch enge Altstadtgassen schlupft und sich auch ohne Einparkhilfe oder Rückfahrkamera einparken ließe. Die in der Kleinwagenklasse noch vergleichsweise unkomplexe Bedienung – abgesehen vom zentralen Touchscreen vorwiegend über Tasten – gefällt ebenso wie die gute Materialanmutung und Verarbeitung im Innenraum oder die vielen Ablagen. Die „Sport-Komfortsitze“ mit den hübschen Rallye-Streifen auf den Mittelbahnen werden ihrem Namen gerecht, denn sie verbinden tatsächlich festen Seitenhalt mit ausgezeichnetem Langstreckenkomfort.
Anders als das 110-PS-Modell muss die 95-PS-Version des sympathisch knurrenden Einliter-Turbo-Dreizylinders mit nur fünf Gängen auskommen. Der erste Gang ist recht lang übersetzt, was gefühlvolles Einkuppeln erfordert, da der Motor ein deutliches Turboloch spüren lässt. Einmal in Fahrt, lebt es sich mit dem leicht und exakt schaltbaren Fünfganggetriebe ganz gut, denn auch der oberste Gang ist lang übersetzt und sorgt so auf der Autobahn für niedrige Drehzahlen. Und so surft man mit dieser langen Gesamtübersetzung meist niedertourig und schaltfaul auf der Drehmomentwelle. Energisches Ausdrehen ist ohnehin nicht die Stärke dieses Motors, der – anders als die 110-PS-Version – ab 5.000 Umdrehungen zugeschnürt wirkt. Unterm Strich ist er ein braver Alltagsbegleiter mit ansprechendem Durchzugsvermögen.
Es dürfte also schwerfallen, das beim Testwagen montierte Sportfahrwerk (290 Euro) zu überfordern. Es ist nur maßvoll straffer als die Serienabstimmung, erspart den Insassen jedwede Härte und wirkt immer noch sehr ausgewogen. In Verbindung mit der 215/45 R17-Bereifung sind hohe Kurventempi möglich. Wer’s übertreibt, erntet leichtes Untersteuern und bei plötzlicher Gaswegnahme sanftes Eindrehen, das vom ESP jederzeit abgesichert wird. Blitzen hier etwa die Rallye-Gene durch? Nun, neben dem Platzangebot zählen das Fahrwerk sowie die direkt übersetzte, leichtgängige und präzise Lenkung jedenfalls zu den ausgeprägten Stärken des Fabia.
Großer Tank für nur 50 Euro
Auch die Bremse arbeitet sehr überzeugend, spricht fast schon bissig an und lässt sich gut dosieren. Kurios: Die hinteren Scheibenbremsen des Testwagens kosten 150 Euro Aufpreis, sonst drehen sich hier Trommeln ... Eine weitere empfehlenswerte (und völlig analoge) Option war ebenso an Bord: der 50-Liter-Tank anstelle des 40-Liter-Behälters. Bei unserem Testverbrauch sind das immerhin gut 170 Kilometer mehr Reichweite. Aufpreis: ganze 50 Euro. Davon werden E-Autos noch lange träumen. Der Testwagen trat mit vielen weiteren Optionen an, die seinen Preis auf über 30.000 Euro trieben. Sinnvolles war darunter, wie etwa die LED-Scheinwerfer mit Seiten- und Abbiegelicht zu 820 Euro, hintere Parksensoren (330 Euro) und Rückfahrkamera (450 Euro) sowie elektrisch einstell-, beheiz- und anklappbare Außenspiegel für 190 Euro. High-Tech-Assistenz gibt’s auf Wunsch freilich auch, etwa den Travel Assist (710 Euro) zum teilautonomen Fahren oder den Parkassistenten (960 Euro), der beim Ein- oder Ausparken das Lenken übernimmt. Summa summarum ist der Fabia Monte Carlo also ein edles, kleines Vollwertauto, das eher an den Flair der Riviera erinnert als an ihre rauen Rallye-Pisten.