Wolfgang Schaeffer
· 09.06.2022
Mit zwei zusätzlichen Antriebsvarianten startet die aktuelle Generation des Porsche Panamera in die zweite Hälfte ihres Lebenszyklus. Neues Topmodell ist der Turbo S mit 630 PS
Die Zeiten ändern sich. Längst machen bei Porsche die Viertürer den Großteil der Verkäufe aus. Hier hat sich der 2009 erstmals vorgestellte Panamera inzwischen zu einer wichtigen Säule entwickelt. Wurden bis 2016 bereits 162.000 Einheiten verkauft, entschieden sich seither schon 116.000 Kunden für ein Modell aus der zweiten Generation der Baureihe. Dabei liegt der Hybridanteil inzwischen bei 60 Prozent. Für Baureihenleiter Thomas Friemuth ist damit noch längst nicht das Ende der Fahnenstange erreicht. „Die elektrische Antriebsleistung hat noch jede Menge Potenzial. Das werden wir weiter konsequent nutzen, um einerseits die Verbrauchswerte möglichst niedrig zu halten, andererseits aber auch, um die Performance der Fahrzeuge weiter zu optimieren.“ Schließlich sei der Panamera der Sportwagen, der auch auf der ganz langen Fahrstrecke richtig Spaß mache.
Im Zuge der jetzt erfolgten Überarbeitung der Baureihe wird nicht nur eine dritte Plug-in-Hybrid-Version eingeführt. Die Porsche-Entwickler haben zudem die Lithium-Ionen-Batterie mit optimierten Zellen bei gleichbleibendem Bauraum in ihrer Brutto-Speicherkapazität von 14,1 auf 17,9 Kilowattstunden (kWh) vergrößert.
Elektrische Reichweite erhöht
Damit soll eine rein elektrische Reichweite nach NEFZ-Norm von bis zu 64 Kilometern (54 Kilometer nach WLTP) möglich sein. Nach wie vor im Angebot sind der 4E-Hybrid (V6-Benziner plus E-Maschine/Systemleistung 462 PS) und der Turbo S E-Hybrid (V8-Benziner plus E-Motor/680 PS). Neu im Angebot ist der 4S E-Hybrid, der aus der Kombination eines 2,9 Liter Biturbo und der E-Maschine eine System-
leistung von 560 PS und ein maximales Drehmoment von 750 Newtonmetern (Nm) generiert.
Wenn die Kraft der zwei Herzen beim vehementen Druck aufs Gaspedal gemeinsam auf die beiden Achsen gelenkt wird, bleibt kein Auge trocken. Oder um Walter Röhrl zu zitieren, dann fließen die Tränen waagerecht nach hinten. 3,7 Sekunden – und damit zwei Zehntel schneller als der GTS – werden für den Sprint aus dem Stand auf Tempo 100 sowohl für die Limousine als auch den Sport Turismo angeben. Der Executive mit langem Radstand, der bis auf den GTS in allen Varianten angeboten wird, benötigt 3,8 Sekunden. In der Spitze sind 298 Kilometer in der Stunde machbar (Sport Turismo: 293).
Neues Topmodell der Baureihe ist der Turbo S, der den bisherigen Turbo ablöst. Der Vierliter-V8-Biturbo leistet 630 PS und liegt so 80 PS über dem Turbo. Das maximale Drehmoment steigt um 50 auf 820 Nm. Friemuth betont, für die Leistungssteigerung sei das Triebwerk sehr umfangreich angefasst worden.
Turbo S als neues Topmodell
In 3,1 Sekunden beschleunigt der Panamera Turbo S im Sport-Plus-Modus auf Tempo 100, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 315. Papierwerte, die der Turbo S mit einem neuen Rekord für Oberklasse-Fahrzeuge auf der Nordschleife eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat. 7:29,81 Minuten zeigte die offizielle Zeitmessung nach der 20,832 langen Runde durch die grüne Hölle. Eine Zeit, die vor fünf Jahren das Maß der Dinge für den GT3 war.
Nicht ganz so schnell, aber vor allem auf Fahrdynamik ausgelegt ist der GTS. Wie der Turbo S wird er von dem Vier-Liter-V8-Biturbo angetrieben. Im Vergleich zum Vorgänger hat der nun aber 480 und damit 20 PS mehr. Zudem hat Porsche dem GTS jetzt serienmäßig eine neue Sportabgasanlage mit einem schärferen Sound spendiert. Einstiegsmodelle sind der Panamera (Heckantrieb) und der Panamera 4 mit einem 2,9-Liter-V6-Biturbo und 330 PS. Generell hat Porsche Fahrwerk- und Regelsysteme der kompletten Baureihe überarbeitet. Sowohl Sportlichkeit als auch Komfort konnten so verbessert werden. So bietet das aktive Dämpfersystem (PASM) jetzt noch mehr Komfort als zuvor, die neue Regelung der elektrischen Wankstabilisierung steigert vor allem in sehr schnell gefahrenen Kurven die Aufbauruhe. Darüber hinaus hat der Panamera auch eine neue Lenkungsregelung an Bord und es kommen weiterentwickelte Reifen zum Einsatz.
Optisch hat sich hingegen nicht sehr viel getan bei der Modellpflege. Werksseitig erhalten jetzt alle Versionen der Baureihe die bislang nur optional bestellbare Sportdesign-Front mit besonders markanten Lufteinlassgittern sowie großen seitlichen Kühlluftöffnungen. Das Heck ziert nun ein durchgehendes Leuchtenband mit 3D-Effekt zwischen den LED-Rücklichtern.
Serienausstattung erweitert
Mit der Modellpflege hat Porsche auch die Serienausstattung ein wenig erweitert. So ist der Spurhalteassistent mit Verkehrszeichenerkennung jetzt werksseitig verbaut. Angeboten werden unter anderem Porsche InnoDrive samt Abstandsregeltempomat, Nachtsicht- und Spurwechselassistenten, LED-Matrix-Hauptscheinwerfer, Surround View und ein Head-up-Display. Vergrößert hat Porsche den Grad der Digitalisierung mit mehr Rechnerleistung. So wurde die Online-Sprachbedienung verbessert und Apple Car Play ist nun drahtlos nutzbar. Ebenfalls neu im Katalog ist das Risk Radar für Gefahreninformationen. Sämtliche Anzeigen sind auf Bildschirmen zu sehen, die eine deutlich höhere Auflösung als beim Vorgänger haben.
Die Preise für den Panamera mit Heckantrieb beginnen bei 91.345 Euro. Mit Allradantrieb kostet die Basis 95.289 Euro. Der GTS liegt unverändert bei 136.933 Euro, der neue 4S E-Hybrid bei 126.841 Euro. Wer sich für den Turbo S entscheidet muss mit 179.737 Euro noch deutlich tiefer in die Tasche greifen.