Audi Q8 E-TronLade -Performance und Reichweite verbessert

Wolfgang Schäffer

 · 24.02.2023

Audi Q8 E-Tron: Lade -Performance und Reichweite verbessertFoto: Audi

Mehr Reichweite, bessere Lade-Performance, ein überarbeitetes Fahrwerk sowie nicht zuletzt ein neuer Name verbunden mit der neuen Corporate Identity – so rollt der Audi Q8 E-Tron jetzt auf die Straße

Komplett entspannt selbst nach ausgiebigen Testfahrten über viele Kilometer mit reichlich Kurven
Foto: Audi

Es ist sicher nicht einfach, ein völlig neues Fahrzeugkonzept perfekt auf die Straße zu bekommen. Doch mit dem E-Tron hat Audi diese Aufgaben 2019 ziemlich gut gemeistert. Sowohl SUV- als auch Sportback-Version des Elektro-Pioniers konnten in Sachen Verbrauch, Platzangebot und Qualität überzeugen. Und auch an den Fahreigenschaften gab es im Prinzip nichts zu mäkeln. Aber es gab auch Kunden, denen die Lenkung bei flotter Kurvenfahrt ein wenig zu indirekt war, das Fahrwerk sich gerade im Komfortmodus eine Spur zu weich anfühlte. Auf diese Kritik haben die Audi-Entwickler bei der jetzt erfolgten Modellpflege reagiert. Aber nicht nur das.

Die Fortschritte der Technik in den vergangenen vier Jahren in Sachen E-Mobilität vor allem im Hinblick auf Lade-Performance und E-Motoren sind ebenfalls umfangreich bei der Überarbeitung der Baureihe eingeflossen. Die hat zudem, wie bereits im vergangenen Jahr in Heft 12 der GUTEN FAHRT berichtet, einen Namenszusatz erhalten. Das Q8 vor dem E-Tron soll klarstellen, dass es sich hier um das Top-Modell der elektrisch angetriebenen SUV der Marke mit den vier Ringen handelt. Denn nach dem Q4 E-Tron als bisherigem Einstieg in Audis Elektrowelt wird es in naher Zukunft auch einen Q6 E-Tron geben. Der wird erstmals auf der neuen Premium Platform Electric, kurz PPE, mit 800-Volt-Technologie stehen. Die Weltpremiere ist noch in diesem Jahr zu erwarten.

Doch jetzt geht es erstmal um den Q8 E-Tron, der außer dem veränderten Namen – wie ebenfalls berichtet – zusätzlich noch die neue Corporate Identity des Herstellers mit zweidimensionalen Audi-Ringen an der Front und dem Heck sowie einer Lasergravur auf der B-Säule als erster Vertreter der Marke in die Autowelt trägt.

In der lassen sich SUV und Sportback nun noch agiler bewegen. Außerdem haben die Techniker ihr Versprechen eingelöst, den Spagat zwischen Komfort und Sportlichkeit noch ein wenig breiter auszulegen. Das serienmäßige Luftfahrwerk mit geregelter Dämpfung wurde gemeinsam mit der Lenkung neu abgestimmt. Das zentrale Fahrwerk- Steuergerät regelt die Dämpfer im Millisekunden-Takt für jedes Rad einzeln – abhängig von der Beschaffenheit der Straße, dem Fahrstil und dem Modus, der im Fahrdynamiksystem Audi drive select eingestellt ist. Hier stehen die Modi Comfort, Dynamik, Auto und auch Offroad zur Verfügung.

Dabei ist der Q8 E-Tron in der Comfort-Einstellung keinesfalls als schwankendes Schiff in flott gefahrenen engen Kurven unterwegs. SUV und Sportback reagieren auch dann erfreulich direkt auf Lenkanweisungen, die Karosserie bleibt stabil in Position und der Wagen brav in der vorgegebenen Spur. Unebenheiten der Straße indessen werden spürbar mehr gefiltert als im Modus Dynamik. Kennlinien der Dämpfer und des Fahrpedals werden in dieser Einstellung erkennbar geschärft und die Lenkungscharakteristik verändert. Außerdem senkt die Luftfederung die Karosserie um 13 Millimeter ab. Ein hohes Maß an Komfort bleibt weiterhin bestehen.

Ein geringes Geräuschniveau betont den Komfort

Im Auto-Modus regelt der Audi Q8 E-Tron das alles selbstständig, ohne an die Grenzen der anderen Modi zu gehen. Wer sich abseits des glatten Asphalts fortbewegen will, der kann mit der Stellung Offroad die Bodenfreiheit um 35 Millimeter erhöhen. Bei besonders schwierigem, unebenem Gelände lässt sich die Karosserie um weitere 15 Millimeter anheben – praktisch. Bei unseren Testfahrten haben wir das allerdings nicht ausprobiert, sind auf festem Untergrund geblieben. Betont wird der Komfort des Autos zudem mit dem geringen Geräuschniveau. Im Innenraum bleibt es jederzeit extrem leise.

Auffällig an der Front sind unterhalb der Scheinwerfer die großen Air Curtains, die der verbesserten Aerodynamik dienenFoto: Audi
Auffällig an der Front sind unterhalb der Scheinwerfer die großen Air Curtains, die der verbesserten Aerodynamik dienen

Der in drei Leistungsvarianten angebotene Q8 E-Tron beeindruckt generell mit Agilität und Leistung. Das Basismodell (E-Tron 50) kommt auf eine Boost-Leistung von 250 kW (340 PS), der E-Tron 55 erreicht 300 kW (408 PS). Beide Antriebe haben ein Drehmoment von 664 Newtonmetern (Nm) und verfügen über einen elektrischen Allradantrieb mit je einer Asynchronmaschine an Vorder- und Hinterachse. Wir waren mit der SUV-Version des E-Tron 55 unterwegs sowie mit dem 370 kW (504 PS) starken S-Modell als Sportback mit einem Drehmoment von 973 Nm.

Der „S“ hat zwei Asynchronmotoren an der Hinter- und einen an der Vorderachse. Da die beiden hinteren Maschinen getrennt voneinander je ein Hinterrad antreiben, außer der gemeinsamen Kühlung keinerlei mechanische Verbindung haben, lassen sich die Antriebsmomente über das elektrische Torque Vectoring in Millisekunden komplett zwischen den beiden Rädern verteilen. Das hat auf kurvenreichen Straßen einen hohen Spaßfaktor zur Folge. Der SQ8 E-Tron wieselt trotz seines hohen Gewichts von etwas mehr als 2,6 Tonnen und seiner Länge von 4,92 Metern dynamisch um die Ecken. Antritt und Durchzug sind wie bei E-Autos üblich ohnehin bestens. Im Vergleich zum SQ8 wirkt der Q8 55 E-Tron trotz eines um etwa 100 Kilogramm geringeren Gewichts eine Spur schwerfälliger, trumpft aber ebenfalls mit einer gehörigen Portion Dynamik auf.

Doch wer die Performance ausreizt, der muss halt häufiger an die Ladesäule. Die WLTP-Werte von 24,6 kWh für die S-Version oder die 19,9 kWh für den Q8 55 E-Tron rücken in weite Ferne, wenn der rechte Fuß ungezügelt im Einsatz ist. Geht es zudem noch bergauf, stehen schnell mal 35 oder auch 37 kWh auf der Verbrauchsanzeige des Bordcomputers. Anders bei gleichmäßigem Tempo zwischen 80 und 100 km/h auf der Landstraße. In beiden Varianten gehen die Werte dann deutlich zurück, pendeln sich bei 24,9 (SQ8) beziehungsweise 21,8 kWh (Q8 55) ein.

Für Fahrzeuge dieser Größenordnung durchaus annehmbare Werte. Die Batterien des Q8 E-Tron haben eine Speicherkapazität von 89 kWh im Basismodell und 106 kWh bei den beiden anderen Varianten. Die WLTP-Reichweiten gibt Audi mit bis zu 505 im E-Tron 50, bis zu 600 im E-Tron 55 und bis zu 513 Kilometern im S an. Der Sportback soll bis auf die S-Version noch jeweils 20 Kilometer mehr schaffen. Unterm Strich sind das dann 32 Prozent mehr beim S und beim 55, beim Basismodell sogar 44 Prozent mehr an Reichweite als zuvor. Um in diese Bereiche zu bekommen, haben die Audi-Entwickler sowohl an der Aerodynamik als auch an der Technik der E-Maschinen gearbeitet.

Bei den an Vorder- und Hinterachse verbauten Asynchronmaschinen entsteht durch den Stromfluss in der Wicklung des Stators ein Magnetfeld, das die Achse des Rotors umläuft. Auf einen Permanentmagneten in der E-Maschine wird so verzichtet. Fließt kein Strom, produzieren die Motoren keine Schleppverluste und sind damit effizient.

Die Elektromotoren arbeiten effizienter

Für den Q8 E-Tron haben die Techniker dieses Motorkonzept an der Hinterachse modifiziert. Statt zwölf erzeugen nun 14 Windungen das elektrische Magnetfeld. Das hat laut Audi den Vorteil, dass der Motor bei gleichem Stromfluss ein stärkeres Feld und damit ein höheres Motordrehmoment erzeugt. „Wird das nicht in vollem Maße abgerufen, benötigt der E-Motor weniger Strom. Das senkt den Verbrauch und erhöht die Reichweite“, so ein Audi-Sprecher. Vor allem bei Langstreckenfahrten auf der Autobahn spielt die Aerodynamik eine wichtige Rolle. Je geringer der Luftwiderstandsbeiwert, desto besser der Verbrauch. Auffällig an der Front sind die großen Air Curtains unterhalb der Scheinwerfer, die wie viele andere Details der verbesserten Aerodynamik dienen.

Neue Radspoiler am Unterboden (SUV vorn, Sportback vorn und hinten, beim S-Modell gar nicht) sorgen für einen strömungsgünstigen Luftfluss um die Räder. Ein steuerbarer Kühllufteinlass im Grill bietet eine hohe Kühlleistung und auf der anderen Seite aerodynamische Vorteile. Zudem haben die Entwickler für die Kühlluftführung ein neues Konzept eingeführt, daß mit selbstabdichtendem Bauteil im Vorderwagen die Strömungsverluste reduziert. Alles in allem sind damit Luft-widerstandsbeiwerte von 0,24 beim Sportback und 0,26 beim SUV erreicht worden. Trotz aller Neuerungen hinsichtlich Effizienz und damit Reichweite muss geladen werden. Und da hat Audi die Performance verbessert. Im Einstiegsmodell wurde die Ladeleistung von 120 auf 150 kW erhöht. Beim 55 und beim S sind es nun 170 statt zuvor 150 kW.

Damit soll die Lithium-Ionen-Batterie in 31 Minuten von zehn auf 80 oder in 26 Minuten von 20 auf 80 Prozent geladen werden können. Die Ladekurve verläuft laut Audi lange auf einem hohen Niveau. Das AC-Laden erfolgt serienmäßig mit einer Leistung von elf kW. Ein 22-kW-Onboardlader ist auf Wunsch verfügbar. Optisch halten sich die Veränderungen in überschaubaren Grenzen. Front- und Heckdesign wurden neu gezeichnet. Im Gesicht zieht sich eine neue Maske um den Grill. Auf Wunsch ist die nicht in Wagenfarbe, sondern in Schwarz oder in Aluminium zu haben. Je nach Wahl sind dann auch die Einlagen oberhalb der Türschweller und am Heck entsprechend. Neu ist zudem eine Lichtleiste, die wie am Heck die Rücklichter in der Front die Scheinwerfer verbindet.

Das 370 kW (504 PS) starke S-Modell des Audi Q8 E-Tron Sportback ist mit zwei Asynchronmotoren an der Hinter- und einem an der Vorderachse ausgerüstetFoto: Audi
Das 370 kW (504 PS) starke S-Modell des Audi Q8 E-Tron Sportback ist mit zwei Asynchronmotoren an der Hinter- und einem an der Vorderachse ausgerüstet

Das Kofferraumvolumen beträgt wie gehabt 594 Liter beim SUV und 555 Liter beim Sportback. Beide Versionen verfügen über einen Frunk, der 62 Liter fasst. In der Basisversion wird der Audi Q8 E-Tron mit 19 Zoll großen Rädern ausgeliefert. Felgen mit einer Größe bis zu 22 Zoll sind verfügbar.

Serienmäßig verbaut sind das Audi Virtual Cockpit+ und das MMI Navigation plus. Darin enthalten ist der E-Tron-Routenplaner und die Ladeplanung. Der Einstiegspreis für den Audi Q8 E-Tron liegt bei 74.400 Euro, der 55 liegt bei mindestens 85.300 Euro. Der SQ8 E-Tron startet bei 95.800 Euro. Der Sportback kostet jeweils 2.250 Euro mehr.